Römische Archäologie I - Republik - fünfte Vorlesung

Dr. Chrystina Häuber, Universität Tübingen

5. Vorlesungssitzung

Di, 1. Juni 2010


Sehr geehrte Damen und Herren,


willkommen zur 5. Vorlesungssitzung !



Nach der letzten Vorlesungssitzung bin ich nach Literatur zur Lucretiageschichte gefragt worden. Leider habe ich versäumt, diejenige, die mich ansprach nach ihrem Namen zu fragen, außerdem besitze ich nicht von allen Teilnehmern meiner Vorlesung eine Emailadresse, weshalb ich das, was ich schon einmal als Email an die BA-Studierenden verschickt habe, deren Emailadresse ich habe, hier noch einmal wiederholen möchte - inzwischen habe ich das Ganze auch noch etwas erweitert. Erschrecken Sie bitte nicht, denn Sie müssen das nun wirklich nicht alles selbst lesen, schließlich ist es meine Aufgabe, diese Forschungen für Sie zusammenzufassen.


Da wir die folgenden Werke, die in der Literaturliste zur Vorlesung aufgeführt sind, nicht in unserer Institutsbibliothek besitzen, habe ich sie nach meinen eigenen Büchern kopiert und diese Kopien inzwischen im Ordner zu unserer Vorlesung abgeheftet. Es handelt sich um:


1.) A. E. LAIOU (Hrsg.), Consent and Coercion to Sex and Marriage in Ancient and Medieval Societies (Dumbarton Oaks 1993).


Darin S. 39-81:

D. C. MOSES: "Livy's Lucretia and the Validity of Coerced Consent in Roman Law".


2.) Die Lucretiageschichte ist z.B. überliefert bei Titus Livius (ab Urbe Condita 1, 57-60).

Ich habe Ihnen die folgende deutsche Übersetzung kopiert:


Livius. Die Anfänge Roms. Römische Geschichte I-V übersetzt und mit einer Einführung und Erläuterungen versehen von Hans Jürgen Hillen (München 1991), S. 81-116 (Livius, ab Urbe Condita, I, 34-60, zu Demaratos, Tarquinius Priscus, Servius Tullius, Tarquinius Superbus und Lucretia).


Die Version der Lucretiageschichte des Livius hatte ich Ihnen ja vorgetragen und kommentiert, die Fotokopie, die ich Ihnen gemacht habe, enthält auch die Vorgeschichte zur `Lucretiageschichte´, ohne die man letztere nicht versteht. Für unsere Zwecke reicht eine deutsche Übersetzung, da man jedoch Livius grundsätzlich nicht ohne Weiteres versteht, ist ein Blick in die von mir zitierte sog. Sekundärliteratur notwendig, in welcher Sie die Kommentare finden, die ich in den entsprechenden Vorlesungssitzungen wiedergegeben habe, bzw. auf die ich in den folgenden Vorlesungssitzungen noch zu sprechen kommen werde.


Ich selbst habe zu den Tarquiniern und der `Lucretiageschichte´ noch die folgenden Werke benutzt, die zum Teil im Apparat unserer Vorlesung stehen:


S. HAYNES, "Muliebris certaminis laus: bronze documents of a changing ethos", in: Secondo congresso internazionale etrusco, Firenze 26 Maggio - 2 Giugno 1985, Atti III (Roma 1989) 1395-1405, Taf. 1-10; vgl. F. BURANELLI, ebenda S. 1657.

T. P. WISEMAN, "Ovid on Servius Tullius", in: ders., Roman Drama and Roman History (Exeter 1998) 25-34.


T. P. WISEMAN, Unwritten Rome (Exeter 2008).


Darin S. 271-292:

"The House of Tarquin".


Darin S. 293-305:

"The Legend of Lucius Brutus".


Darin S. 306-319:

"Roman Republic, Year One".


Die beste Studie zu den Tarquiniern ist die von Fausto Zevi, auch die habe ich Ihnen nun fotokopiert und im Ordner zur Vorlesung abgeheftet.

3.) A. STORCHI MARINO, L'incidenza dell'antico. Studi in memoria di Ettore Lepore, Atti del convegno internazionale: Anacapri, 24-28 marzo 1991 I (Napoli 1995).

Darin S. 291-314:

F. ZEVI, "Demarato e i re >corinzi< di Roma".


Ich habe außerdem aus dem Oxford Classical Dictionary 3. Auflage (1996) s. v. Lucretia zitiert.


Zu allen antiken Personen, von denen ich Ihnen etwas in meiner Vorlesung berichte, finden Sie im Übrigen Einträge in der Enzyklopädie Der Neue Pauly (DNP).


Der hier genannte englische Althistoriker T. P. (Timothy Peter) Wiseman hat für den Zeitraum der Republik vom 7.-3. Jh. v. Chr. sehr bedeutende Forschungen vorgelegt, welche in diesen eben genannten Aufsätzen zusammengefasst sind. Wie ich Ihnen bereits vorgetragen habe, besteht das Problem dieser Periode darin, dass die Römer nicht selbst zeitnah über diesen Zeitraum ihrer Geschichte berichtet haben - auch von griechischen Autoren besitzen wir keine zeitnahen Nachrichten zu diesem Teil der römischen Geschichte. Eine weitere gute Zusammenfassung zu dieser Problematik finden Sie in einem Aufsatz von Nicholas Purcell, von dem ich Ihnen inzwischen auch eine Fotokopie im Ordner zu unserer Vorlesung abgeheftet habe.


4.) N. PURCELL, "Becoming Historical: The Roman Case", in: D. BRAUND und C. GILL, Myth, History and Culture in Republican Rome. Studies in honour of T. P. Wiseman (Exeter 2003) 12-40.


Nun also zum aktuellen Thema unserer Vorlesung.


Wir werden uns heute mit dem Hauptstaatskult der Römer, dem des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel in Rom beschäftigen.


Um diesen Kult ansiedeln zu können, errichteten König Tarquinius Priscus und sein Sohn König Tarquinius Superbus den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel. Dieser Riesenbau ist leider in der Neuzeit so gründlich zerstört worden, dass jahrhundertelang nicht einmal mehr bekannt war, wo genau er gestanden hatte. Erfreulicherweise waren ja viele von Ihnen bereits einmal in Rom, weshalb ich annehme, dass die meisten von Ihnen auch auf dem Kapitol gewesen sind - ? [fast alle].


Ich beginne deshalb zunächst einmal mit einem Rundgang auf diesem Hügel der antiken Stadt Rom, um Ihnen in Erinnerung zu rufen, wie es heute dort aussieht.


2. Dia

Karte Soprintendenza 1985 - Soprintendenza Archeologica di Roma in collaboration with the Tourist Office of Rome (Hrsg.), Rome Archaeological Centre, 1: 2000, Rome, Edizioni Quasar di Severino Tognon, December 1985, Graphics by Cooperativa Modus.


Diese Karte besitzen wir nicht in unserer Bibliothek. Ich habe Sie in der Literaturliste Karte Soprintendenza 1985 genannt, weil diese farbige Fassung der Karte, von der Sie hier den Ausschnitt des Kapitolshügels sehen, im Jahre 1985 von der Soprintendenza Archeologica di Roma publiziert worden ist. Bei dieser Institution handelt es sich um die Staatliche Denkmalpflegebehörde in Rom. Ausschnitte derselben Karte in schwarz-weiß sind auch im Lexikon Topographicum Urbis Romae abgedruckt worden, das Sie im Apparat zu unserer Vorlesung finden. Die entsprechenden Zitate finden Sie in der Literaturliste.


Die Karte ist leider nicht genordet. Sie zeigt die neuzeitliche Bebauung des Kapitolshügels sowie die Lage des Iuppiter-Optimus-Maximus-Tempels. Von oben nach unten erscheinen auf diesem Kartenausschnitt der Altar des Vaterlandes, die Kirche S. Maria in Aracoeli, ein Gebäude der Kapitolinischen Museen, und zwar der Palazzo Nuovo, das antike sog. Tabularium, auf dem der neuzeitliche Senatorenpalast steht, in welchem Exponate der Kapitolinischen Museen ausgestellt sind, der Konservatorenpalast, der ebenfalls zu den Kapitolinischen Museen gehört, und zwischen den drei letztgenannten Gebäuden der Kapitolsplatz, mit der Kopie der Reiterstatue des Marc Aurel, und schließlich der Palazzo Caffarelli, der auch zu den Kapitolinischen Museen gehört. Wie dieser Karte entnommen werden kann, befinden sich die Fundamentmauern des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus hauptsächlich unter dem Palazzo Caffarelli, aber zum Teil auch unter dem Konservatorenpalast.


Zwischen dem Konservatorenpalast und dem Palazzo Caffarelli ist auf dieser Karte noch eine Freifläche eingezeichnet, wo sich bis vor kurzem ein Garten befunden hat, der in der Art antiker Gärten angepflanzt war, der sog. Giardino Romano. Hier hat die damalige Direktorin der Kapitolinischen Museen, Dott.ssa Anna Mura Sommella ihre spektakuläre Ausgrabung des Iuppiter-Optimus-Maximus-Tempels durchgeführt, eine Zusammenfassung ihrer Erkenntnisse finden Sie sowohl in dem Aufsatz von Frau Mura Sommella aus dem Jahre 2000, den ich Ihnen in der Literaturliste genannt habe, als auch in dem kleinen Band zum Tempel des Iuppiter Optimus Maximus von Margherita Albertoni und Isabella Damiani aus dem Jahre 2008, der im Apparat zur Vorlesung steht.


3. Dia

A. LA REGINA 2009, S. 102,

Zeichnung: Kapitolshügel aus der Vogelschau, Zustand wie auf der vorigen Karte


Dieses Dia zeigt Ihnen den Kapitolshügel aus der Vogelschau im selben Zustand wie die eben gezeigte Karte aus dem Jahre 1985. Es reproduziert eine Abbildung aus dem Romführer von Adriano La Regina aus dem Jahre 2009, den ich Ihnen in der Literaturliste aufgeführt habe, wir besitzen ihn auch in dieser oder einer früheren Ausgabe in unserer Bibliothek. Diese Darstellung ist genordet. Sie erkennen den Kapitolsplatz, nördlich davon den Altar des Vaterlandes, die Kirche S. Maria in Aracoeli, und den Palazzo Nuovo der Kapitolinischen Museen. Östlich vom Kapitolsplatz den Senatorenpalast, auf diesem Dia erkennen wir nun auch den hohen Turm des Senatorenpalastes, die Torre Capitolina, und südlich vom Kapitolsplatz den Konservatorenpalast, sowie den Palazzo Caffarelli, und dazwischen wieder den Giardino Romano - die als Garten angelegte Freifläche zwischen diesen beiden Palästen.


Der Kapitolshügel gliedert sich in 3 Teile. Der nördliche Teil, der heute vom Altar der Vaterlandes, von der Kirche S. Maria in Aracoeli und vom Palazzo Nuovo der Kapitolinischen Museen überbaut ist, hieß in der Antike Arx (Burg), hierbei handelte es sich um den befestigten höchsten Teil des Kapitolshügels, die südliche Erhebung des Hügels hieß in der Antike Capitolium (Kapitol), und zwar nach dem hier befindlichen Tempel für Iuppiter Optimus Maximus. Wobei mit dem Begriff Capitolium in der Antike sowohl der Iuppitertempel auf dem Kapitolshügel, die südliche Erhebung des Kapitolshügels, als auch der gesamte Hügel bezeichnet werden konnten.


Vielleicht verstehen Sie nun, warum ich nicht einfach von dem Kapitol spreche, sondern, wenn ich den gesamten Hügel meine, von Kapitolshügel rede. Dieser heilige Hügel des antiken Rom wurde als derart beispielhaft empfunden, dass auch alle von den Römern innerhalb ihres Weltreiches gegründeten Siedlungen mit Namen Colonia ein Kapitol erhielten, komplett mit einem Tempel für die kapitolinische Trias, das heißt, für die drei Götter, die im Tempel des Iuppiter-Optimus-Maximus-Tempels in Rom verehrt wurden (Iuppiter, seine Gemahlin Iuno und seine Tochter Minerva)135 - und wenn es keinen Hügel in der jeweiligen römischen Colonia gab, wurde der Tempel für die kapitolinische Trias auf einer künstlichen Anhöhe errichtet.


Auf die mittelalterliche Kirche S. Maria in Aracoeli werde ich in dieser Vorlesung ebensowenig eingehen wie auf die hier gezeigten neuzeitlichen Paläste, nur soviel: Rom war ja bis 1870 die Hauptstadt des vom Papst regierten Kirchenstaates, die Bürger der Stadt Rom schafften es jedoch bereits im Mittelalter durchzusetzen, dass sie sich zum Teil selbst regieren konnten, wobei sie ihre entsprechenden Amtslokale auf dem Kapitolshügel errichteten. Die neuzeitlichen Konservatoren, nach denen der Konservatorenpalast benannt ist, und die neuzeitlichen Senatoren gehörten dazu, nach denen der Senatorenpalast benannt ist. Heute ist dieser neuzeitliche Senatorenpalast Sitz des Oberbürgermeisters der Stadt Rom.


4. Dia

Atlante di Roma 1996, Titelbild,

Luftaufnahme des Kapitolsplatzes (11. Juni 1990)


Auf Italienisch heißt Kapitolshügel Campidoglio. Sie sehen hier das Titelbild des Atlante di Roma (`Atlas der Stadt Rom´), in der Ausgabe von 1996, es handelt sich um eine Luftaufnahme des Kapitolsplatzes vom 11. Juli 1990. Charakteristisch für den Kapitolsplatz ist neben dem berühmten Gebäudeensemble der vorhin genannten, ihn begrenzenden Paläste, auch das Muster seiner Pflasterung, welches wir hier erkennen können. Der Entwurf für diese Pflasterung stammt, ebenso wie die Gesamtplanung des Platzes, von dem berühmten Renaissancekünstler Michelangelo Buonarroti. Auf diesem Photo erkennt man oben an den Kapitolsplatz anschließend den neuzeitlichen Senatorenpalast. In der Antike befand sich an der Stelle des heutigen Platzes eine Senke, die später aufgefüllt worden ist. Um zu verhindern, dass das an den Kapitolshügel im Osten anschließende Tal mit dem Forum Romanum von Erosionsmaterial des Kapitolshügels verschüttet werden könnte, hat man in der späten Republik das sog. Tabularium erbaut, auf welchem dann in der Neuzeit der Senatorenpalast errichtet werden sollte.


5. Dia

Musei Capitolini. Guida 2006, S. 191,

Aquarell: Constant Moyaux (19. Jh.), Das Tabularium / Senatorenpalast vom Forum Romanum aus gesehen


Auf Italienisch heißen die Kapitolinischen Museen `Musei Capitolini´. Aus dem Führer Musei Capitolini Guida 2006 stammt diese Ansicht des sog. Tabulariums, jener eben erwähnten spätrepublikanischen Architektur, mit dem darauf errichteten neuzeitlichen Senatorenpalast. Es handelt sich um ein Aquarell des französischen Künstlers Constant Moyaux (19. Jh.). Der Künstler stand, als er dieses Aquarell anfertigte, auf dem Forum Romanum und blickte von dort in westlicher Richtung auf den Kapitolshügel. Rechts sehen wir die Arx, hinter dem Tabularium / Senatorenpalast müssen Sie sich den Kapitolsplatz vorstellen und links sehen wir die südliche Erhebung des Kapitolshügels, das Capitolium.


6. Dia

Musei Capitolini 2000, S. 6, Photo,

Kapitolsplatz mit der originalen Reiterstatue des Marc Aurel und dem Senatorenpalast


Diese Aufnahme stammt aus dem Katalog der Musei Capitolini aus dem Jahre 2000, den ich Ihnen in der Literaturliste genannt habe. Es zeigt ebenfalls einen inzwischen überholten Zustand, nämlich die originale Reiterstatue des Kaisers Marc Aurel auf dem Kapitolsplatz. Dass es sich um die originale Bronzestatue handelt erkennt man daran, dass ihre ehemalige Vergoldung zum Teil noch erkennbar ist. Sie sehen hier noch einmal das Muster der Pflasterung des Kapitolsplatzes, es ist netzförmig und auf die in der Mitte des Platzes befindliche Reiterstatue bezogen. Auf Grund eines versuchten terroristischen Anschlags auf den Senatorenpalast, den Sie auf diesem Bild im Hintergrund sehen, wurde die Reiterstatue Marc Aurels inzwischen durch eine moderne Kopie ersetzt, die im Unterschied zum antiken Original eine unschöne braune Patina aufweist. Das Original wurde nach einer gründlichen Restaurierung in einem eigens neu geschaffenen Saal zwischen Konservatorenpalast und Palazzo Caffarelli aufgestellt, auf den ich gleich zurückkommen werde.


7. Dia

Photo: Italienische 50 Cent-Münze, Kapitolsplatz mit Reiterstatue des Marc Aurel


Wenn Sie schon in Rom waren, ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass die Reiterstatue Marc Aurels auf dem Kapitolsplatz auf der Rückseite der italienischen 50-Cent-Münze abgebildet ist.


8. Dia

Luftaufnahme der Arx mit dem Altar des Vaterlandes und den Kaiserfora (vor den neuen Ausgrabungen)


Diese Luftaufnahme zeigt Ihnen noch einmal die nördliche Erhebung des Kapitolshügels, die Arx, mit dem Altar des Vaterlandes, einer monströsen Architektur, welche zu Ehren des italienischen Königs Vittorio Emanuele II. erbaut worden ist. Wir sehen diese Architektur hier von Osten, sie hat eine Reihe von Spitznamen, im Deutschen z. B. `Schreibmaschine´ und im Amerikanischen `Wedding Tart´ (`Hochzeitstorte´).


9. Dia

M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 11,

3 Zeichnungen: Die Paläste auf dem Kapitolshügel und der IOM-Tempel


Aus dem Buch über den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus von Margherita Albertoni und Isabella Damiani aus dem Jahre 2008 zeige ich Ihnen 3 genordete Zeichnungen, die Ihnen nun die aktuelle Situation der beiden Paläste Konservatorenpalast und Palazzo Caffarelli zeigen, sowie die Lage des Tempels für den Tempel des Iuppiter-Optimus-Maximus, dieser ist sowohl auf der mittleren, als auch auf der unteren Zeichnung rekonstruiert.


Die beiden oberen Zeichnungen zeigen uns die Situation wieder aus der Vogelperspektive, die untere dieselbe Situation in Form eines Grundrisses, wobei der rekonstruierte Grundriss des Iuppitertempels schwarz angelegt ist. Ein Vergleich der beiden oberen Zeichnungen macht deutlich, dass der Palazzo Caffarelli an der Stelle des Tempels für den Iuppiter Optimus Maximus steht. Dies erklärt die Tatsache, warum für Jahrhunderte vergessen werden konnte, wo sich dieser riesige Tempel befunden hatte. Der Palazzo wurde aber nicht etwa in den Tempel eingebaut - wie es in Rom und an zahllosen anderen Orten des ehemaligen Römischen Weltreiches mit anderen antiken Architekturen geschah, wobei es sich bei den nach-antiken Umnutzungen hauptsächlich um Kirchen gehandelt hat, welche ja gleichfalls große Innenräume benötigen. In diesem Fall hat man statt dessen den Iuppitertempel abgetragen und sein Steinmaterial, aus dem er errichtet worden war, für den Palazzo Caffarelli, der im 16. Jh. entstand, wiederverwendet136.


Wie die 2. und 3. Zeichnung zeigen, reichte der Iuppitertempel über die im Norden befindliche Fassade des Palazzo Caffarelli hinaus - was damit zusammenhängt, dass dieser Teil des Tempels bei Baubeginn des Palazzo Caffarelli bereits so stark zerstört war, dass die Fassade des Palazzo nicht einfach auf die Rückwand des Tempels gesetzt werden konnte. Die Fertigstellung des Iuppitertempels ist umstritten, wenn wir der römischen Geschichtsschreibung glauben wollen, wurde er erst vom 1. Consul137 der Republik geweiht, doch einige moderne Forscher nehmen an, dass bereits sein Erbauer, König Tarquinius Superbus, den Tempel dediziert habe, weil sie annehmen, während der Republik habe man den Tarquiniern die Tatsache mißgönnt, diesen, ihren Hauptstaatstempel, geweiht zu haben. Ganz gleich, welcher Meinung man folgen möchte, eins steht fest: beide Daten fallen an das Ende des 6. Jhs. v. Chr. und vermutlich ins Jahr 509 v. Chr. Besser bekannt ist die Tatsache, dass der Tempel nur bis zum 5. Jh. n. Chr.138 aufrecht gestanden hat, wir wissen aber natürlich kein genaues Datum. Die wertvolle Ausstattung des Tempels wurde nach dessen Profanierung sogleich ausgeraubt und seine Architekturteile systematisch als Steinbruch genutzt.


Alles Wissenswerte zu diesem Iuppitertempel sowie zu allen übrigen antiken Bauten, Denkmälern und Statuen, die sich ehemals auf dem Kapitolshügel befunden haben, finden Sie im Lexicon Topographicum Urbis Romae, sowie in der weiteren Literatur zum Kapitol, die ich Ihnen in der Literaturliste angegeben habe, die wir in unserer Bibliothek besitzen, und die zum Teil ebenfalls im Apparat zur Vorlesung steht. Als Beispiel nenne ich Ihnen das Buch von Christoph Reusser über den Fidestempel aus dem Jahre 1993, und die unter der Überschrift Quaestiones Capitolinae (`kapitolinische Fragen´) erschienenen 3 Artikel im BullCom von 2005, denen sie die meiste hier von mir zusammengefasste Literatur entnehmen können. Beachten Sie bitte, dass auf diesen hier gezeigten 3 Zeichnungen an der Stelle des ehemaligen Giardino Romano, des Gartens zwischen dem Konservatorenpalast und dem Palazzo Caffarelli, eine halbrunde Glaskonstruktion erscheint - das ist der eben erwähnte neue Ausstellungsraum, der eigens für die Aufstellung der originalen Reiterstatue Marc Aurels geschaffen worden ist. Sie sehen auf der oberen Zeichnung des Dias noch einmal den Kapitolsplatz, in dessen Mitte die Kopie der Reiterstatue Marc Aurels steht, sowie auf allen drei Zeichnungen den neuen Ausstellungsraum, in welchem Sie die originale Reiterstatue Marc Aurels bewundern können.


10. Dia

1. Ausschnitt eines Posters,

Photo des Modells der antiken Stadt Rom zur Zeit Kaiser Konstantins des Großen von Italo Gismondi (1937), Rom, EUR, Museo della Civiltà Romana


Es gibt inzwischen zahlreiche Rekonstruktionen der antiken Stadt Rom, das hier gezeigte Modell des antiken Rom zur Zeit Konstantins des Großen des italienischen Architekten Italo Gismondi (Maßstab 1: 250) ist dennoch nach wie vor zu Recht die berühmteste Rekonstruktion. Dieses Modell wurde zum ersten Mal in der Mostra Augustea della Romanità ausgestellt, einer Ausstellung, die aus Anlaß des 2000jährigen Geburtstages des Kaisers Augustus im September 1937 in Rom eröffnet worden war. Später wurde das Modell noch überarbeitet und befindet sich heute im Museo della Civiltà Romana in Rom (`Museum der römischen Kultur´). Wie Sie vielleicht schon einmal gehört haben, hing dieses große Ausstellungsprojekt des Jahres 1937 damit zusammen, dass sich der sog. Duce, Benito Mussolini, den Kaiser Augustus zum Vorbild genommen hatte. Obwohl im Zusammenhang von Mussolinis Propaganda entstanden, kann man Gismondis Modell der antiken Stadt Rom hohen wissenschaftlichen Wert keineswegs absprechen. Gismondi schuf sein Modell auf der Basis der berühmten Karte des antiken Rom von Rodolfo Lanciani, Forma Urbis Romae (1893-1901, fols. 1-46, Maßstab 1: 1000)139. Diese Informationen habe ich dem Katalog des Museums der römischen Kultur von Matilde Burri Rossi aus dem Jahre 1980 entnommen.


Auf dem hier wiedergegebenen Ausschnitt eines Posters, welches das Modell Gismondis wiedergibt, erscheint der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus in der unteren Bildmitte. Seine Fassade ist dem Betrachter zugewandt: wir erkennen 6 Säulen in der Front, darüber den Dreiecksgiebel und das rote, mit Ziegeln gedeckte Dach. Unten links befindet sich das Tiberknie, außerdem zeigt uns dieser Ausschnitt des Modells, dass dieser Iuppitertempel wesentlich größer ist als alle übrigen hier sichtbaren stadtrömischen Tempel. Gismondi gibt die Abhänge des Kapitolshügels als schroffe Felsen wieder und der Iuppitertempel beansprucht den größten Teil des Hügelplateaus, auf dem jedoch, dicht gedrängt an den Iuppitertempel, noch zahlreiche weitere kleinere Tempel stehen. Darüber hinaus erkennen wir, dass in der Nähe des Tempels auch Statuen aufgestellt sind - auf all dies werde ich noch zurückkommen.


11. Dia

2. Ausschnitt eines Posters (andere Ansicht)

Photo des Modells der antiken Stadt Rom zur Zeit Kaiser Konstantins des Großen von Italo Gismondi (1937), Rom, EUR, Museo della Civiltà Romana


Auf einem anderen Poster, das gleichfalls das Modell Gismondis der antiken Stadt Rom wiedergibt, sehen wir im hier gezeigten Ausschnitt wiederum den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, dieses Mal jedoch von der Seite - im Vordergrund wieder der Tiber. Erkennbar ist die westliche Langseite des Tempels, die Gismondi mit 8 Säulen rekonstruiert. Außerdem nahm Gismondi, wie damals üblich an, dass es sich um einen Tempel mit annähernd quadratischem Grundriss gehandelt habe - wir werden später noch andere Rekonstruktionen des Iuppitertempels kennenlernen. Diese Ansicht von Gismondis Modell zeigt besonders deutlich, dass er einen großen Teil der antiken Gebäude nur andeuten konnte, weil lediglich ihre Grundrisse, aber keine weiteren Informationen bezüglich ihrer aufgehenden Teile zur Verfügung standen. Dank dieser Verfahrensweise ist es Gismondi jedoch überzeugend gelungen, die große Dichte der antiken Bebauung in Rom wiederzugeben.


Worauf basiert nun, was den Kapitolshügel betrifft, dieses bedeutende Modell Italo Gismondis ?


12. Dia

A. AMMERMAN, N. TERRENATO 1996, S. 37, Abb. 2,

Rekonstruktion des antiken Kapitolshügels (nach G. B. Piranesi 1756, Taf. 44)


Albert Ammerman und Nicola Terrenato kommen in ihrem Aufsatz aus dem Jahre 1996, den Sie in der Literaturliste finden, zu dem überraschenden Schluß, dass alle Rekonstruktionen des antiken Kapitolshügels vor ihrer eigenen bewußt oder unbewußt von dieser hier gezeigten Rekonstruktion des Künstlers Giovanni Battista Piranesi abhängig sind, die dieser in einem Buch im Jahre 1756 publiziert hat. Wir sehen einen Tafelberg mit schroffen Abhängen, eine Form also, wie der aus verschiedenen Tuffen aufgebaute Kapitolshügel niemals gehabt haben kann, da Tuff in weichen Formen verwittert. Der Grund für diesen folgenschweren Irrtum Piranesis besteht darin, dass der Hügel zu seiner Zeit komplett überbaut gewesen ist, eine Tatsache, die bis in die Zeit Mussolinis andauern sollte, welcher den Hügel hat `freilegen´ lassen. Die Forschungsergebnisse von Ammerman und Terrenato basieren auf geologischen Tiefenbohrungen, die wir uns gleich anschauen werden und ich bitte Sie, sich diese bedeutenden neuen Erkenntnisse zu merken.


13. Dia

A. AMMERMAN, N. TERRENATO 1996, S. 39, Abb. 3,

unterirdischer Steinbruch im Kapitolshügel (nach G. B. PIRANESI 1762, Taf. 26)


Wie erwähnt, sind die Hügel der Stadt Rom aus Tuff aufgebaut, das heißt aus den verfestigten Aschenregen, die aus den westlich und östlich gelegenen Vulkanregionen auf das spätere Stadtgebiet Roms herniedergegangen waren.


Karte des Römischen Weltreiches - Lago Bracciano und Colli Albani zeigen


Die Vulkane, aus deren Asche die Tuffhügel in Rom entstanden sind, befinden sich einerseits in der Gegend des heutigen Lago Bracciano, andererseits handelt es sich um die Albaner Berge, die Colli Albani. Die Informationen zur Geologie der Stadt Rom, die ich Ihnen mitteile, stammen aus dem Buch von Renato Funiciello, welches Sie in der Literaturliste finden.

Um Baumaterial zu gewinnen, haben die Römer zu allen Zeiten dieses Tuffmaterial innerhalb des Zentrums der Stadt Rom leider auch in Steinbrüchen abgebaut, so wurde z. B. der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus aus dem anstehenden Tuff errichtet. Wir wissen, dass sich auf der Ostseite und der Südseite des Kapitolshügels ausgedehnte Steinbrüche befunden haben, was bedeutet, dass dieser Hügel ursprünglich wesentlich größer gewesen ist als heute, wir kennen jedoch leider nicht seine ehemalige Ausdehnung.


Unglücklicherweise bauten die Römer in der Antike und in der Neuzeit den Tuff sogar unter ihren eigenen Häusern ab, offenbar voll Gottvertrauen, dass ihre eigenen Häuser damit nicht zum Einsturz gebracht werden könnten. Den heutigen Stadtvätern Roms und den Vertreter der Denkmalpflegebehörden bereitet dies große Sorgen. Sie sehen hier einen Stich Giovanni Battista Piranesis, den dieser in einem anderen Buch im Jahre 1762 publizierte, und den Sie ebenfalls in dem Aufsatz von Albert Ammerman und Nicola Terrenato aus dem Jahre 1996 finden. Dargestellt sind Hohlräume innerhalb des Kapitolshügels, welche durch Steinbrucharbeiten entstanden sind, die sich heute aber leider nicht lokalisieren lassen. Ich werde darauf noch zurückkommen.


14. Dia

A. AMMERMAN, N. TERRENATO 1996, S. 40, Abb. 4,

Archäologische Karte des Kapitolshügels von G. JOPPOLO (nach A. M. COLINI 1965)


Als nächstes werde ich Ihnen eine Folge von archäologischen Karten des Kapitolshügels zeigen, die alle ohne Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse zur wahren Gestalt des Hügels entstanden sind, auf die ich später eingehen werde. Beginnen will ich mit einer Dokumentation der archäologischen Reste, die Antonio Maria Colini zusammengetragen und 1965 publiziert hat, die Zeichnung stammt von dem Architekten Giovanni Joppolo, die Karte ist nicht genordet. Diese Karte wird sehr häufig abgebildet, wir haben das hier gezeigte Dia wieder nach dem Aufsatz von Ammerman und Terrenato aus dem Jahre 1996 gescannt. Sie sehen den Kapitolshügel, oben erscheint wieder die Arx mit dem charakteristischen Grundriss des Altars des Vaterlandes, unten müssen Sie sich, in kurzer Entfernung zum Hügel, den Tiber vorstellen.


Achten Sie bitte auf die Angabe des Plateaus der südlichen Erhebung des Kapitolshügels mit den eingetragenen Resten des Iuppitertempels, die damals bereits bekannt waren. Das Hügelplateau ist hier viel größer angegeben als es in Wirklichkeit ist, deshalb steht der komplette Tempel auf dem Hügelplateau und hinter ihm ist sogar noch etwas Platz, eine Besonderheit des Iuppitertempels, die wir aus antiken Schriftquellen erfahren. Die bedeutendste Erkenntnis Colinis bestand darin, dass das Fundament des Iuppitertempels rechteckig war, nicht nahezu quadratisch, wie es nach Angabe antiker Schriftquellen gewesen sein soll.


15. Dia

Romkarte: F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979, Kartenausschnitt: Kapitolshügel


Der hier gezeigte Kartenausschnitt mit dem Kapitolshügel entstammt der Romkarte von Francesco Scagnetti und Giuseppe Grande (1979), von der Sie Exemplare im Büro von Herrn Dr. Faust und in meinem Büro bewundern können. Sie zeigt Rom in der Kaiserzeit. Wir erkennen das Tiberknie und den nordöstlich davon gelegenen Kapitolshügel. An diesen schließt im Nordwesten das Marsfeld an, im Südosten das Forum Romanum und im Nordosten die Kaiserfora, diese Karte ist genordet. Auch auf dieser Karte ist das Hügelplateau der südlichen Erhebung des Kapitolshügels größer wiedergegeben als in Wirklichkeit, außerdem geben die Autoren der Karte mit einer gestrichelten roten Linie an, dass sie glauben, das Hügelplateau sei von der Servianischen Stadtmauer befestigt gewesen - was, wie man heute weiß, nicht der Fall war. Auf Grund des zu groß dimensionierten Plateaus der südlichen Erhebung des Kapitolshügels steht auch auf dieser Karte der komplette Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Hügelplateau und hinter ihm ist noch ein wenig Platz.


16. Dia

F. COARELLI 2003, S. 37,

Plan des antiken Kapitolshügels


Diese Rekonstruktion des Kapitolshügels in der Antike stammt aus dem Romführer Filippo Coarellis des Jahres 2003. Für unsere hier angestellten Vergleiche ist es etwas unglücklich, dass die Karte `auf dem Kopf steht´, aber Sie erkennen sicher wieder den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, der auf einem sehr geräumigen Hügelplateau steht, welches von einer Mauer umgeben ist. Coarelli folgt mit seiner langrechteckigen Grundrißform des Tempels der Rekonstruktion Colinis140, sie sehen oben die Treppe, die zum Tempel hinaufführt, sowie die 3 Cellae des Tempels, in welchen sich die Kultbilder befanden, in der Mitte die etwas breitere Cella für Iuppiter, flankiert von den etwas kleineren Cellae für Iuno und Minerva. Coarelli nimmt wie die gesamte ältere Forschung an, dass es sich bei dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus um einen Tempelbau ohne Räume hinter den 3 Cellae gehandelt habe. Sie können Coarellis Grundrißzeichnung des Iuppitertempels noch eine weitere Besonderheit des römischen Tempels ablesen: im Unterschied zum griechischen Tempel ist der römische Tempel gerichtet, wie man das nennt, das heißt, er steht im Unterschied zum griechischen Tempel auf einem hohen Podium, das nur von der Frontseite über eine Freitreppe zu begehen ist141 - hier also oben.


Mit der Mauer, die den Iuppitertempel auf der Rekonstruktion Coarellis weiträumig umschließt, wird eine Fläche begrenzt, deren Bedeutung und Ausdehnung gegenwärtig umstritten ist. Coarelli bezeichnet sie als Area Capitolina; innerhalb seiner Area Capitolina nimmt Coarelli die Tempel der Fides und der Ops an (ZEIGEN), worauf ich noch zurückkommen werde. Die meisten Autoren gehen davon aus, dass es sich hierbei um die Area Capitolina handele, andere glauben, dass diese Mauer schlichtweg das Hügelplateau befestigte142. Mit dem Begriff Area Capitolina wird in den antiken Schriftquellen der heilige Bezirk des Iuppitertempels bezeichnet (auf Griechisch heißen derartige Areale Temenos). Wie wir aus antiken Quellen wissen, war der heilige Bezirk des Iuppitertempels ummauert und mit verschließbaren Toren versehen, diese Area Capitolina wurde zusätzlich von Hunden und Gänsen bewacht.


Auf der südlichen Erhebung des Kapitolshügels sind an verschiedenen Stellen Mauerreste gefunden worden, doch diese sind so spärlich, dass nicht zweifelsfrei zu klären ist, ob sie Teile derselben Architektur, und somit vielleicht einer Umfassungsmauer gewesen sind - außerdem sind diese Mauerreste heute nicht mehr erhalten, weshalb sie nicht mehr untersucht werden können. Viele Autoren gehen dennoch wie selbstverständlich davon aus, dass diese Mauerreste Teil der geschlossenen Umfassungsmauer waren, doch diese Autoren rekonstruieren die von dieser mutmaßlichen Umfassungsmauer eingeschlossene Fläche in sehr unterschiedlicher Lage und Größe. Wie erwähnt, und wie auch auf dem Modell der antiken Stadt Rom von Italo Gismondi und zahlreichen anderen Rekonstruktionen wiedergegeben, war der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus von einer Vielzahl von kleineren Tempeln, Denkmälern und Statuen umgeben. Diese sind aus antiken Schriftquellen und zahlreichen Inschriften bekannt, was später noch zu besprechen sein wird.


Um eine wirklich verlässliche archäologische Karte des Kapitolshügels zeichnen zu können, müssten wir zunächst einmal wissen, wo genau sich diese Area Capitolina, der heilige Bezirk des Tempels des Iuppiter Optimus Maximus, befunden hatte, und welche Ausdehnung sie besass. Dabei müsste natürlich berücksichtigt werden, dass sich die Größe der Area Capitolina im Laufe ihres Bestehens verändert haben kann. Ich persönlich schließe mich jenen Forschern an, die der Meinung sind, man könne die Lage und Größe der Area Capitolina auf der Basis dieser vorhin erwähnten Mauerreste nicht rekonstruieren143.


17. Dia

C. REUSSER 1993, S. 34, Abb. 4,

Rekonstruktionszeichnung: die südliche Kuppe des Kapitolshügels (das Capitolium) in der Antike


Die hier gezeigte Rekonstruktion der südlichen Erhebung des Kapitolshügels, des Capitolium, stammt von Christoph Reusser aus seiner 1993 veröffentlichten Dissertation zum Fidestempel, die Sie im Apparat unserer Vorlesung finden. Auf dieser Karte ist der Nordpfeil angegeben. Sie erkennen wieder den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, der an seinen 6 Säulen in der Front und an seinen 3 Cellae immer eindeutig erkennbar ist. Auch Reusser folgt Colinis Rekonstruktion des langrechteckigen Tempelbaus, doch Reusser nimmt im Unterschied zu seinen Vorgängern an, dass es im Iuppitertempel sehr wohl einen hinter den 3 Cellae befindlichen rückwärtigen Raum gab. Reusser hält das ummauerte Hügelplateau für gleichbedeutend mit der Area Capitolina, die er in nördöstlicher Richtung gegenüber früheren Rekonstruktionen des Kapitolshügels sogar noch erheblich erweitert, weil er in diesem Bereich den von Kaiser Domitian erbauten Tempel des Iuppiter Custos annimmt. Auch bei Reusser ist das Hügelplateau viel zu groß angenommen, weshalb sein Iuppitertempel komplett auf dem Hügelplateau steht. Auch bei ihm gibt es noch etwas Platz hinter dem Iuppitertempel und er gibt an dieser Stelle mit einer gestrichelten Linie an, dass wir hier die ursprüngliche Ausdehnung seines Hügelplateaus nicht wissen, weil bekannt ist, dass an dieser Stelle in nach-antiker Zeit große Teile des Kapitolshügels erodiert sind.


18. Dia

L. HASELBERGER et al. 2002

Ausschnitt der Karte Central area of Rome, M 1: 3000, Kapitolshügel mit IOM-Tempel


Der hier gezeigte Kartenausschnitt stammt aus dem von Lothar Haselberger et al. herausgegebenen Werk "Mapping Augustan Rom" (2002). Wie Sie hoffentlich gleich bemerkt haben, wurden für die Zeichnung der Area Capitolina und den Grundriss des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus die entsprechenden Erkenntnisse von der eben gezeigten Karte von Christoph Reusser (in etwas veränderter Form) übernommen. Und das, obwohl die hier gezeigte Karte das augusteische Rom zeigen soll - also Rom zur Zeit des Kaisers Augustus - und Reussers Karte den Zustand der Area Capitolina in der Zeit Kaiser Domitians wiedergeben soll. Dieses Kartenbild war bereits bei Erscheinen veraltet, weil 1996 die neuen Erkenntnisse zur wahren Größe des Hügelplateaus von Ammerman und Terrenato erschienen waren, die wir uns später ansehen werden.


19. Dia

O. RICHTER 1901, S. 122, Abb. 9,

Zeichnung: Grundrissrekonstruktion des IOM-Tempels, unter Berücksichtigung der diesbezüglichen antiken Schriftquellen


Die ältere, nahezu quadratische Grundrissform des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus, die auch heute noch ihre Anhänger in der Forschung hat, finden Sie z. B. im Handbuch der Klassischen Altertumswissenschaften, und zwar in dem von Otto Richter verfassten Band zur Topographie der Stadt Rom, der in der 2. Auflage im Jahre 1901 erschienen ist, und den ich in der Literaturliste aufgeführt habe.


Auch Richter rekonstruiert den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus mit 6 Säulen in der Front. Dabei ist bei ihm das mittlere Intercolumnium etwas breiter, weil die mittlere Cella des Tempels, in der sich das Kultbild Iuppiters befand, breiter ist als die beiden Cellae für Iuno und Minerva. An den beiden Langseiten ergänzt Richter 7 Säulen (bei Gismondi waren es 8), und genau wie bei Gismondi und in vielen anderen Rekonstruktionen des Grundrisses des Iuppitertempels glaubte auch Richter, es habe sich um einen Tempelbau ohne rückwärtigen Raum hinter den 3 Cellae gehandelt. Weiterhin ist auffällig, dass Richter, wie im Übrigen alle anderen modernen Forscher, einen erweiterten Pronaos mit einem `Wald´ von 3 x 4 Säulen´ rekonstruieren.


20. Dia

links:

O. RICHTER 1901, S. 122, Abb. 9,

Zeichnung: Grundrissrekonstruktion des IOM-Tempels, unter Berücksichtigung der diesbezüglichen antiken Schriftquellen


rechts:

A. Mura Sommella 2000, S. 25, Abb. 26,

A. Mura Sommella: Grundriss des IOM-Tempels144


Interessant ist nun ein Vergleich der älteren Rekonstruktion des Grundrisses des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel mit dem Grundriss, den Anna Mura Sommella nach ihrer neuen Ausgrabung in jenem Aufsatz aus dem Jahre 2000 veröffentlicht hat, den ich Ihnen in der Literaturliste genannt habe. Sie haben bestimmt schon einmal gehört, dass die Klassische Archäologie früher sehr viel stärker als heute von der Altphilologie geprägt gewesen ist. Der Grundriss des Iuppitertempels von Otto Richter, der hier noch einmal links erscheint, ist ein gutes Beispiel für diese Arbeitsweise. Die ähnlichen Partien beider Grundrisse zeigen, wie viel ausgegrabene Reste des Tempels bereits zur Zeit Richters bekannt gewesen sind, und man kann mutmaßen, dass (theoretisch) schon zu Richters Zeiten die rechts wiedergegebene Grundrissrekonstruktion anhand von baulichen Resten des Tempels möglich gewesen wäre.


Allein das Primat der Schriftquellen hat dies wohl verhindert: denn anhand der antiken Schriftquellen, in denen, was äußerst selten bei einer antiken Architektur ist, die genauen Maße des Grundfläche des Tempelpodiums mitgeteilt werden, war Richter überzeugt, dass der Grundriss des Iuppitertempels nahezu quadratisch gewesen sein müsse, und zwar genau so, wie er ihn rekonstruiert hat.


Wie Anna Mura Sommellas Rekonstruktion des Grundrisses des Tempels des Iuppiter Optimus Maximus zeigt, hatte Colini (1965) mit seiner Rekonstruktion eines langrechteckigen Tempels vollkommen Recht, außerdem besaß dieser Tempel sehr wohl (zwei) rückwärtige Räume. Warum hat man das alles nicht viel früher gewußt, werden Sie vielleicht fragen. Ganz einfach, die Ausgrabungen im Palazzo Caffarelli, auf denen die alte Rekonstruktion des Iuppitertempels basierte, war wohl nicht großflächig genug gewesen um diesbezügliche Zweifel auszuräumen, denn wie Sie an dem von Mura Sommella vorgelegten Grundriss des Tempels erkennen können, auf dem alle physisch angetroffenen aufgehenden Bauteile rot angelegt sind, wurden bei dieser neuen Ausgrabung wesentlich mehr Säulen angetroffen. Außerdem sind in diese Grundsrissrekonstruktion mit Hilfe der grauen Flächen jene Teile des Fundamentes eingetragen, die man in den Ausgrabungen angetroffen hat - wie die Rekonstruktion angibt, besaß dieser Tempel ein sog. Streifenfundament. Es handelt sich beim IOM-Tempel um einen peripteros sine postico (A. Mura Sommella)145.


Möglich wurde diese neue Ausgrabung des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus nur auf Grund der prekären Statik des gesamten Kapitolshügels. Von den unterirdischen Steinbrüchen im Kapitolshügel hatte ich Ihnen bereits berichtet, sowie, dass unter Mussolini der Hügel `freigelegt´ worden war, was seine Statik weiterhin gefährdet hat. Da überdies täglich zahlreiche Menschen in den Gebäuden auf dem Kapitolshügel zur Arbeit gehen, und obendrein Jahr für Jahr Hunderttausende von Touristen die hier befindlichen Kapitolinischen Museen aufsuchen, gaben die Stadtväter und die zuständige Städtische Denkmalpflegebehörde eine gründliche geologische Untersuchung des Kapitolshügels in Auftrag, welche den Zustand der Statik des Hügels klären sollte.


Zu diesem Zweck wurden zunächst einmal zahlreiche antike Statuen aus dem Konservatorenpalast und aus dem Palazzo Caffarelli entfernt und vorübergehend in einem ehemaligen Elektrizitätswerk, der Centrale Montemartini an der Via Ostiense in Rom aufgestellt. Die Eröffnung dieses weiteren Gebäudes, das zu den Kapitolinischen Musen gehört, erfolgte am 1. Dezember 1997. Erst danach wurden auf dem Kapitolshügel geologische Tiefenbohrungen durchgeführt, deren Ergebnisse von einem interdisziplinär ausgerichteten Forscherteam ausgewertet worden sind. Im Jahre 1998146 konnte dann Anna Mura Sommella mit ihrer Ausgrabung des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus beginnen, dessen Fundament sie unmittelbar unter dem Fußboden des Palazzo Caffarelli angetroffen hat. Ich bitte Sie, sich diese Ausgrabung zu merken, denn Sie gehört zu den bedeutendsten, die in den letzten Jahren in Rom stattgefunden haben.


Erst nachdem die geologischen Untersuchungen des Kapitolshügels zu dem Ergebnis gekommen waren, dass die Statik des Hügels gewährleistet sei, wurde ein großer Teil der antiken Statuen aus der Centrale Montemartini wieder zurück in den Konservatorenpalast gebracht. Den verschiedenen Katalogen der Centrale Montemartini, die von Marina Bertoletti, Maddalena Cima und Emilia Talamo (1997, 1999, 2006) herausgegeben worden sind, und von denen Sie den letztgenannten im Apparat der Vorlesung finden, legen Zeugnis ab von diesen `Wanderungen´, welche ein großer Teil der antiken Statuen der Kapitolinischen Museen in den letzten Jahren absolviert haben.


21. Dia

A. AMMERMAN, N. TERRENATO 1996, S. 41, Abb. 5,

Rekonstruktionszeichnung des natürlichen Landschaftsreliefs des Kapitolshügels


Ohne dass dies zunächst beabsichtigt gewesen wäre, hatten die erwähnten geologischen Tiefenbohrungen auf dem Kapitolshügel nun auch bedeutende Folgen für die Rekonstruktion seines natürlichen Landschaftsreliefs, das zuvor unbekannt war. Diese Karte ist genordet und die schwarzen Punkte geben an, wo die geologischen Tiefenbohrungen vorgenommen worden sind. Außerdem ist mit einer Linie die Position des senkrechten Schnittes durch den Kapitolshügel vom Südwesten nach Nordosten angegeben, den ich Ihnen im nächsten Dia zeigen werde.


Sie sehen hier die einschlägige Rekonstruktion von Albert Ammerman und Nicola Terrenato, die sie in ihrem bereits mehrfach erwähnten Aufsatz aus dem Jahre 1996 publiziert haben. Sie erkennen auf dieser Karte 3 Höhenschichtlinien, 20 m, 30 m und 40 m. Die 40 m Höhenlinie zeigt die Plateaus der beiden Erhebungen des Kapitolshügels an, das heißt also im Norden das Plateau der Arx, und im Süden das Plateau des Capitolium. In diese Karte ist ferner der moderne Stadtgrundriss, das heißt, die aktuellen Straßen und die Bebauung eingetragen, und obendrein die baulichen Reste des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus. Die Plateaus beider Erhebungen des Kapitolshügels erweisen sich auf dieser neuen Rekonstruktion des natürlichen Landschaftsreliefs als wesentlich kleiner als zuvor angenommen.

Wobei die bedeutendste neue Erkenntnis der Forschungen von Ammerman und Terrenato darin besteht, dass der Iuppitertempel keineswegs komplett auf dem Hügelplateau gestanden hat, wie die Forschung immer für selbstverständlich gehalten hatte - die Rekonstruktionen, die ich Ihnen heute gezeigt habe, beweisen es - sondern, dass der rückwärtige Teil des Tempels partiell `in der Luft zu hängen´ scheint. Diesen Befund kann man nur so deuten, dass dieser Teil des Tempels auf Substruktionen gestanden haben muss. Damit wird sofort verständlich, warum König Tarquinius Priscus, der mit dem Bau des Iuppitertempels begonnen hatte, wie wir aus Schriftquellen wissen, es lediglich schaffen konnte, die Fundamente für diesen Tempel zu legen, und dass es erst seinem Sohn König Tarquinius Superbus vorbehalten sein sollte, den Iuppitertempel auf dieses Fundament zu setzen.


Genau das behaupten die antiken Schriftquellen, man konnte sich zu diesen Informationen jedoch keine reale Situation vorstellen, ehe die hier zusammengefassten neuen Entdeckungen gemacht worden waren. Der Blick auf diese Karte zeigt außerdem, warum sich Tarquinius Priscus entschied, für den rückwärtigen Teil des Tempels Substruktionen zu errichten: 1.) offenbar sollte der Tempel große Ausmaße haben, 2.) sollten vor dem Tempel Zeremonien unter der Beteiligung vieler Menschen stattfinden, weshalb eine Vergrößerung des Hügelplateaus nach Norden zu unumgänglich erschienen sein muss. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass sich die Tarquinier mit dem Bau dieses Iuppitertempels auf dem Kapitolshügel vorgenommen hatten, den Kult des Latinischen Bundes, des Iuppiter Latiaris auf dem Mons Albanus (Monte Cavo) in Latium, zu übertrumpfen. Dieses Vorhaben ist ihnen auch wunschgemäß gelungen.


22. Dia

W. ALVAREZ et al. 1996, S. 753, Abb. 2,

Zeichnung: Schnitt durch den Kapitolshügel von SW nach NO, mit Eintrag von geologischen Tiefenbohrungen


Dieses Dia zeigt Ihnen nun die Grundlage für Ammerman und Terrenatos bedeutende neue Erkenntnis bezüglich der wahren Größe der Plateaus des Kapitolshügels. Es handelt sich um einen Schnitt durch den Kapitolshügel von Südwesten nach Nordosten. Diese Abbildung ist dem Beitrag von Walter Alvarez et al. 1996 entnommen, den ich in der Literaturliste aufgeführt habe. Sie erkennen, dass der Kapitolshügel aus verschiedenen Tuffen aufgeschichtet ist, die senkrechten Doppellinien geben die geologischen Tiefenbohrungen wieder.


23. Dia

D. FILIPPI 2000, S. 323, Abb. a,

Rekonstruktionsszeichnung: Kapitolshügel mit IOM-Tempel


Aus dem Beitrag von Dunia Filippi aus dem Jahre 2000, den ich in der Literaturliste verzeichnet habe, stammt diese Rekonstruktion des Kapitolshügels. Sie erkennen hoffentlich gleich, dass Filippi der Rekonstruktion des natürlichen Landschaftsreliefs von Ammerman und Terrenato aus dem Jahre 1996 folgt. Diese Karte ist genordet. Auf der südlichen Erhebung des Kapitolshügels erkennen wir wieder, dunkelgrau angelegt, den Grundriss des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus: Filippi folgt der alten, nahezu quadratischen Grundrissrekonstruktion des Tempels. Die rechteckige Fläche, in deren Zentrum sich der Tempel befindet, gibt die Area Capitolina wieder, wobei Filippi selbst schreibt, dass diese Rekonstruktion der Area Capitolina, des heiligen, zum Tempel gehörigen Bezirks, natürlich hypothetisch ist.


24. Dia

C. HÄUBER 2005, S. 21, Abb. 3 (Ausschnitt, verändert),

Karte des antiken Kapitolshügels (nur das Capitolium) mit IOM-Tempel


Auch ich selbst bin in meinem Beitrag aus dem Jahre 2005, der in der Literaturliste angegeben ist, der Rekonstruktion des natürlichen Landschaftsreliefs von Ammerman und Terrenato aus dem Jahre 1996 gefolgt. Außerdem folge ich der rechteckigen Grundrissrekonstruktion des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus. Diese Karte ist genordet und zeigt auch die unmittelbare Umgebung der südlichen Erhebung des Kapitolshügels, des Capitolium. Dort befinden sich z. B. die republikanischen Doppeltempel für die Göttinnen Fortuna und Mater Matuta (Aurora) innerhalb der sog. Area sacra di Sant' Omobono (`dem Heiligtum bei der Kirche S. Omobono´), das wir uns später anschauen werden. Worauf ich Sie jetzt schon hinweisen möchte, ist das Tal zwischen den antiken Straßen Vicus Iugarius und Vicus Tuscus (der `etruskischen Straße´). Der Name der letzteren wird damit erklärt, dass hier die etruskischen Werkleute lebten, die den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus errichtet hätten. Zwischen den beiden hier genannten antiken Straßen hat Albert Ammerman wiederum bei geologischen Tiefenbohrungen mächtige Tonlagerstätten entdeckt. Er hat deshalb sicher zu Recht in seinem Beitrag aus dem Jahre 2006 vorgeschlagen, der in der Literaturliste aufgeführt, und in unserer Bibliothek vorhanden ist, dass hier im Tal unterhalb des Kapitolshügels die bemalten Terrakotten hergestellt worden sind, welche das Dach des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus geziert haben.


Die Baustelle für die Errichtung des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus muss sehr gross gewesen sein, denn Bauholz und viele andere Materialien mussten ja auf dem Tiber herbeigeschafft werden. Die Voraussetzungen hierfür fehlten als König Tarquinius Priscus sich dieses Bauprojekt in den Kopf setzte: so musste er zunächst einmal einen Hafen am Tiber erbauen.


25. Dia

C. HÄUBER 2005, S. 21, Abb. 3 (verändert) - andere Karte !

Karte des antiken Kapitolshügels (nur das Capitolium) mit IOM-Tempel


Nahezu alles, was die Archäologie und die Topographie der Stadt Rom betrifft, ist gegenwärtig heftig umstritten. So natürlich auch die Ergebnisse der neuen Ausgrabung des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel, und vor allem die Grundrissrekonstruktion von Anna Mura Sommella aus dem Jahre 2000, die Sie vorhin gesehen haben.


Ich zeige Ihnen hier noch einmal eine Karte aus meinem Aufsatz aus dem Jahre 2005, die inzwischen verändert ist, mit dem Grundriss des Iuppitertempels in roter Farbe (rot bedeutet antike Architektur), in den ich die Rekonstruktion der 3 Cellae des Iuppitertempels nach der Rekonstruktion von Anna Mura Sommella in Form von schwarzen Linien eingetragen habe. Das Kartenprojekt, aus dem die hier gezeigten Karten stammen, wird permanent weitergeführt und ich habe diesen Grundriss der 3 Cellae inzwischen wieder entfernt, und zwar aus Gründen, die von Ronald T. Ridley in seinem Beitrag aus dem Jahre 2005, den Sie in der Literaturliste finden, zusammengefasst worden sind147.


Ich hatte Ihnen in den vergangenen Vorlesungssitzungen ja berichtet, dass die Architektur des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel in Rom aus der etruskischen Hausarchitektur abgeleitet werden kann, und zwar aus jener Form der Hausarchitektur mit einem Satteldach aus bemalten Ziegeln und weiteren farbig gefassten Terrakotten. Deren Einführung in Mittelitalien wird mit dem Wirken des Korinthers Demaratos erklärt, des Vaters des Königs Tarquinius Priscus, welcher den Bau des hier betrachteten Iuppitertempels in Rom begonnen hat.


Dieser erste, archaische Tempel für Iuppiter Optimus Maximus, der an dieser Stelle auf dem Capitolium stand, war natürlich ebenfalls eine Holzarchitektur mit farbig gefassten Dachterrakotten, woraus sich die Besonderheit dieses Tempels erklärt, sehr weite Intercolumnien zu besitzen: wie bereits erwähnt, können Holzsäulen sehr viel längere Architrave tragen als Steinsäulen. Im Laufe seines ca. 900jährigen Bestehens sollte nun dieser Iuppitertempel mehrfach bis auf die Grundmauern abbrennen. Er wurde, wie wir aus Schriftquellen erfahren, jedoch jedes Mal wieder auf den alten Fundamenten und in derselben Form wieder aufgebaut148. Die sichtbaren Bauglieder dieser Neubauten bestanden aus Marmor. Da sich für den hier gezeigten Grundriss der 3 Cellae errechnen lässt, dass der mittlere Marmorarchitrav zwischen den beiden Säulen vor der Cella des Iuppiter mindestens 9 m lang gewesen sein muss, bezweifeln einige Forscher, dass die beiden, dieses mittlere Joch begrenzenden Marmorsäulen das resultierende hohe Gewicht des auf ihnen ruhenden Tempeldaches getragen haben können. Gabriele Cifani 2008, der den von Anna Mura Sommella ausgegrabenen Befund für das Tempelpodium hält, und der eine eigene Rekonstruktion des Tempelgrundrisses und seiner Fassade vorlegt, geht sogar von einem mittleren Intercolumnium von 12,68 m aus149.


Es gibt daher nach wie vor Zweifel, dass es sich bei der hier rot angelegten roten Fläche um den Tempelgrundriss bzw. um den Grundriss des Tempelpodiums handelt (sondern statt dessen um das Tempelfundament)150, was bedeuten würde, dass das eigentliche Tempelpodium und somit der Tempel wesentlich kleiner gewesen wären - u. a. deshalb, weil diese Forscher nicht glauben wollen, dass es im 6. Jh. v. Chr. einen derart großen Tempel in Rom gegeben haben kann151.


Sogar die Zuordnung der beiden seitlichen Cellae im Tempel für Iuppiter Optimus Maximus an die beiden Göttinnen Iuno und Minerva ist umstritten: so nimmt die deutschsprachige Forschung (meines Erachtens irrtümlich) an, dass sich die Cella der Minerva auf der linken Seite befand (links für einen Betrachter, der vor dem Tempel stand), während die angelsächsische Forschung, der ich auf dieser Karte Folge, meines Erachtens zu Recht annimmt, dass sich die Cella mit dem Kultbild der Minerva auf der rechten Seite des Tempels befand. Diese Verwechselung der Seite, auf der sich das Kultbild der Minerva befand, sollte verheerende Folgen für die Erforschung der Topographie des Kapitolshügels haben, die nur mit Mühe wieder behoben werden konnten152.


26. Dia

A. Mura Sommella 2000, S. 18, Abb. 17, Photo,

Kapitol, Steilabfall auf der W-Seite, Palazzo Caffarelli (erbaut auf dem IOM-Tempel)


Im Übrigen hat Anna Sommella Mura ihre große, langrechteckige Rekonstruktion des Grundrisses des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus in ihrem Artikel aus dem Jahre 2000 schon selbst bewiesen153. Dass sich der Tempel weiter nach Süden erstreckt hat, als zuvor angenommen worden war, kann man anhand der weiteren Säulen in diesem Bereich nachvollziehen - wie ich Ihnen bereits gezeigt habe - entsprechendes gilt auch für die von Mura Sommella postulierte größere Ausdehnung des Iuppitertempels in nördlicher Richtung, wie wir gleich sehen werden.


Ich zeige Ihnen hier nacheinander zwei alte, von Mura Sommella publizierte schwarz-weiß Photographien des westlichen Steilabfalls des Capitolium. Sie blicken von der heutigen Via del Teatro di Marcello in östlicher Richtung auf das Belvedere vor dem Palazzo Caffarelli und sehen auch den Palazzo Caffarelli selbst, der ja buchstäblich auf dem Fundament des Iuppitertempels errichtet worden ist. Wie erwähnt, wird in Schriftquellen nach-antiker Zeit häufig darüber berichtet, dass sich nach Starkregenereignissen antike Baureste, Statuen und Felsen des Kapitolshügels gelöst und ins Tal gestürzt sind. Es ist daher kein Wunder, dass man an dieser Flanke des Hügels Teile des in den gewachsenen Felsen eingetieften Fundaments des Iuppitertempels erkennen kann. Somit dehnte sich das Fundament des Tempels tatsächlich so weit nach Nordwesten aus, wie Mura Sommella es auf ihrer Rekonstruktion angegeben hat.


Die hier gezeigte Aufnahme ist zwar undatiert, sie zeigt den Hügel aber nach der `Freilegung´ des Kapitolshügels durch Mussolini, der diese großflächige Zerstörung eines eng bebauten mittelalterlichen Stadtviertels nur deshalb in Auftrag gab, um Besuchern der Stadt Rom die Bedeutung des antiken Kapitols deutlicher vor Augen führen zu können.


Dies war eigentlich eine typische Idee des 19. Jhs. Sie kennen vielleicht ähnliches hierzulande von den Domen in Worms und Speyer, Köln und Regensburg. Im Fall der `Freilegung´ des Kapitols wurde sogleich klar, dass die zerstörten Architekturen, die ausnahmslos bis an den gewachsenen Felsen des Hügels herangebaut worden waren, auf antiken Vorgängerbauten standen, die ihrerseits dem Hügel Stabilität verliehen hatten. Weshalb nach ihrer flächendeckenden Zerstörung sogleich Maßnahmen ergriffen werden mussten, um die gefährdete Stabilität des Kapitolshügels wieder zu konsolidieren. Die Maßnahmen bestanden darin, diese Westflanke des Hügels mit einer meterdicken Erdschicht zu bedecken - die Sie hier erkennen können. Somit war genau das Gegenteil von dem erreicht, was Mussolini eigentlich bezweckt hatte, denn nun wirkt der Kapitolshügel wesentlich unspektakulärer, da scheinbar flacher, als er in der Antike nachweislich gewesen ist. Die von Mussolini im Zuge der `Freilegung´ des Kapitolshügels zerstörte mittelalterliche Bebauung, und die ihrerseits darunter befindliche antike Bebauung befinden sich mehrere Meter unter der hier sichtbaren Straße und mehrere Meter unter der hier sichtbaren Erdanschüttung, jener Erdschicht, mit deren Hilfe die Architekten Mussolinis die gefährdete Statik des Kapitolshügels an dieser Stelle wieder konsolidiert haben.


27. Dia

A. Mura Sommella 2000, S. 19, Abb. 18,

Fundamentblöcke des IOM-Tempels am Steilabfall der W-Seite des Capitolium


Diese alte Aufnahme des Steilabhangs des Kapitolshügels unterhalb des Palazzo Caffarelli zeigt Ihnen nun die bereits erwähnten Fundamentblöcke des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus. Auch diese Aufnahme finden Sie im Aufsatz von Anna Mura Sommella aus dem Jahre 2000.


28. Dia

C. HÄUBER 2005, S. 21, Abb. 3 (verändert)

Karte des antiken Kapitolshügels (nur das Capitolium) mit IOM-Tempel


Meine vorhin bereits schon einmal gezeigte Karte zeigt Ihnen nun auf andere Weise das Ausmaß der Zerstörungen an antiker Bebauung im Laufe der von Mussolini befohlenen `Freilegung´ des Kapitolshügels. Sie erkennen wieder die Trasse der heute Via del Teatro di Marcello genannten Straße, sowie das an diese Straße anschließende Areal an der Westflanke des Kapitolshügels, das heute von der gezeigten Erdanschüttung bedeckt ist. Die von dieser Straße und der Erdschicht überdeckten antiken Architekturen waren glücklicherweise sofort bei ihre Entdeckung im Grundriss dokumentiert worden, ehe sie zerstört, und meterdick zugeschüttet wurden. Diese antiken Architekturen umziehen den Kapitolshügel wie ein breiter Streifen und sind auf meiner Karte als rote Flächen, das heißt, als antike Bebauung gekennzeichnet.


Als nächstes werden wir uns von der Südseite des Kapitolshügels herabgefallene Brocken von einer oder von zwei Architekturen ansehen, deren Lage bei Auffindung (1936-1938) auf meiner Karte mit orangefarbenen Umrißlinien wiedergegeben ist: sie prallten an die an dieser Stelle stehende Kirche S. Omobono und wurden auf diese Weise daran gehindert weiter zu rollen.


29. Dia

C. REUSSER 1993, S. 67, Abb. 7, Photo,

Rom, Area sacra di Sant' Omobono, zerbrochener Caementicium Block


Auch von der Südseite des Kapitolshügels hören wir in zahlreichen nach-antiken Schriftquellen davon, dass antike Architekturteile, antike Skulpturen und Felsbrocken nach Unwettern vom Kapitolshügel herab, und ins Tal gestürzt sind. Diese alte schwarz-weiße Photographie finden Sie im Buch von Christoph Reusser aus dem Jahre 1993, sie ist in der 1936-1938 von Antonio Maria Colini durchgeführten Ausgrabung bei der Kirche S. Omobono aufgenommen worden.

Wir erkennen einen von der Südseite des Kapitolshügels herabgefallenen, in zwei Hälften zerbrochenen Architekturbrocken, der bei der Kirche S. Omobono liegen geblieben ist, und dessen ehemalige Lage ich Ihnen auf dem letzten Dia gezeigt habe. Diese gewaltigen Architekturteile (von denen in der genannten Ausgrabung mehrere freigelegt worden waren), bestanden aus opus caementicium (`Zement´), dem von den Römern erfundenen Beton, die im hier betrachteten Fall zu demselben Tempelpodium gehört haben. Die neben diesen beiden Brocken liegenden Fragmente von Marmorsäulen verschiedener Form und Größe und weitere, in dieser Ausgrabung entdeckte Brocken aus opus caementicium zeigen an, dass bei dem entsprechenden Unwetter ein oder zwei Tempel mit ihren Ausstattungen vom Kapitolshügel herabgerutscht waren. Da diese riesigen Architekturteile aus opus caementicium nach der Ausgrabung `entsorgt´ wurden, lässt sich leider nicht mehr verifizieren, ob sie tatsächlich von zwei verschiedenen Tempelpodien stammten.


Diese meterdicken Brocken aus opus caementicium, die vor der Ausgrabung Colinis in den 1930er Jahren nicht im Gelände sichtbar gewesen waren, demonstrieren besser als viele Worte, wie tief die Bauarbeiter auf Veranlassung Mussolinis gegraben hatten, um den Kapitolshügel auch auf seiner Südseite `freizulegen´. Man weiß inzwischen, dass die hier gezeigten Funde bei einem Unwetter des 15. Jhs. vom Kapitolshügel herabgedonnert waren, und man hatte sie damals offenbar an Ort und Stelle liegen lassen. Sie waren jedoch, wie das gesamte Gelände um den Kapitolshügel herum, inzwischen in der 8-9 m hohen Verschüttung verschwunden, die rund um den Hügel im Zuge seiner `Freilegung´ beobachtet worden ist. Weshalb erst Mussolinis `Freilegung´ des Kapitolshügels, und, dadurch veranlasst, die im Jahre 1936 einsetzende Ausgrabung von Antonio Maria Colini, diese Funde wieder zu Tage förderte. Colini, der alle hier angetroffenen Brocken aus opus caementicium bei ihrer Wiederauffindung untersucht hat, schrieb sie zwei verschiedenen Tempeln zu, denen der Ops und der Fides. Aus antiken Schriftquellen wissen wir, dass der Fidestempel "in Capitolio" und in der Nähe des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus gestanden hatte, und dass auch der Tempel der Ops "in Capitolio"154 stand.


Die verschiedenen Forschungsmeinungen zu diesem höchst problematischen Fund habe ich in meinem Aufsatz des Jahres 2005 zusammengefasst. Ich trage Ihnen dies hier in sehr abgekürzter Form vor, weil der Fidestempel von größter Bedeutung ist, wenn wir 1.) den Charakter des Gottes Iuppiter Optimus Maximus verstehen wollen, und 2.), wenn wir uns die Bedeutung des Kapitolshügels für das Römische Weltreich vergegenwärtigen möchten.


30. Dia

C. REUSSER 1993, S. 34, Abb. 4,

Rekonstruktionszeichnung: die südliche Kuppe des Kapitolshügels (Capitolium) in der Antike


Ich zeige Ihnen hier noch einmal die Rekonstruktionszeichnung der südlichen Kuppe des Kapitolshügels von Christoph Reusser aus seinem Buch (1993). Sie erkennen seine von einer Mauer umgebene Area Capitolina mit den Grundrissen des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus, sowie den Grundrissen der Tempel für Ops und Fides, welche er oberhalb jener Brocken aus opus caementicium annimmt, die bei S. Omobono entdeckt worden sind. Wie bereits demonstriert, hat Reusser seine Area Capitolina jedoch sehr viel größer angenommen als sie in Wirklichkeit gewesen ist, weshalb die Reste eines Tempels, der bei S. Omobono, wie Reusser behauptet (sein Fidestempel), oder vielleicht eher die Reste von zwei Tempeln, wie der Ausgräber Colini annahm, nicht vom Plateau des Capitoliums stammen werden, sondern eher von einer tiefer gelegenen Terrasse des Hügels, wie im Übrigen bereits Colini geglaubt hatte - seine Dokumentation der Fundsituation finden Sie im Buch von Christoph Reusser155. Wenn Colini Recht hatte, dass die bei S. Omobono entdeckten Reste zu zwei verschiedenen Tempeln gehörten, die ursprünglich auf dem Kapitolshügel gestanden hatten - und dieser Meinung habe ich mich angeschlossen - dann sind diese zwei Tempel zunächst einmal anonym, das heißt, wir können sie nach dem Stand unserer aktuellen Kenntnis keiner einzigen jener Gottheiten zuordnen, von denen wir wissen, dass ihnen auf dem Kapitolshügel Tempel errichtet worden waren. Um so erstaunlicher ist dann die Tatsache, dass die zusammen mit den Blöcken aus opus caementicium bei der Kirche S. Omobono angetroffenen Fragmente aus Marmor, die wir uns noch anschauen werden, von so hervorragender Qualität sind - sie können nämlich in jedem Fall vortrefflich demonstrieren, dass die Römer ein Weltreich besitzen mussten, um derartige Tempel samt ihren kostbaren Kultbildern überhaupt errichten zu können.


31. Dia

C. REUSSER 1993, Schutzumschlag und S. 87, 88, Abb. 19,

Denar des A. Licinius Nerva, 47 v. Chr., London, BM, Kopf der Fides


Wir wenden uns nun der Göttin Fides zu, weil wir an ihrem Beispiel eine genauere Vorstellung gewinnen können, wer der Gott Iuppiter Optimus Maximus war, und außerdem, weil wir am Beispiel dieser Göttin nachvollziehen können, welche Bedeutung der Kapitolshügel mit seinem Kult des Iuppiter Optimus Maximus für das Römische Weltreich besaß.


[Bis hierhin in der 5. Vorlesungssitzung gelesen].



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Fussnoten:


135 s. für Capitolia außerhalb von Rom, M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998 I, 3 mit Anm. 5, S. 334-337, II, S. 244-245, Nr. 10.2c, 10.2c(i).

136 so M. ALBERTONI und I. DAMIANI 2008.

137 s. u. zur 10. Vorlesungssitzung.

138 R. T. RIDLEY 2005, 83.

139 M. BURRI ROSSI 1980, 5, 87-88.

140 sowie der Rekonstruktion von E. GJERSTAD 1960, s. R.T. RIDLEY 2005, 95, Abb. 6; S. 98 mit Anm. 84, zu F. COARELLIS Rekonstruktion in seinem Romführer 1974.

141 A. SCHMIDT-COLINET und G. A. PLATTNER 2004, 18, "Der römische Tempel".

142 C. HÄUBER 2005, 23 mit Anm. 80.

143 C. HÄUBER 2005, 22, vgl. S. 18-23, 38-49, 49-50.

144 M. TORELLI, M. MENICHETTI, G. L. GRASSIGLI 2008, 59.

145 R. T. RIDLEY 2005, 101 mit Anm. 102 (der sich diesbezüglich auf A. SOMMELLA MURA 2000 stützt).

146 R. T. RIDLEY 2005, 101 mit Anm. 101, 102.

147 R. T. Ridley 2005.

148 R. T. Ridley 2005, passim, bezweifelt dies und hält einen Tempel dieser Größenordnung erst im 4. Jh. v. Chr. für möglich. Er schrieb seinen Aufsatz in Unkenntnis von F. ZEVI 1995.

149 G. CIFANI 2008, 80-109, Nr.30, Abb. 85, 86, bes. S. 105.

150 R. T. Ridley 2005, passim, bemerkt zu Recht, dass viele Autoren nicht deutlich sagen, ob sie die ausgegrabenen Befunde für das Fundament oder für das Podium des Tempels halten. Er selbst gibt Vergleichsbeispiele für viele wichtige Einzelfragen, führt aber leider nicht aus, ob seine stillschweigende Annahme, es müsse sich um das Fundament gehandelt haben, auf welchem ein wesentlich kleineres Tempelpodium gestanden habe, Vergleiche gibt.

151 vgl. die maßstäblich gezeichneten Grundrisse von archaischen Tempeln in Mittelitalien, aus denen der IOM-Tempel wegen seiner enormen Ausmaße hervorsticht: G. CIFANI 2008, 291, Abb. 254.

152 s. C. HÄUBER 2005. Auf dem Relief, das Marc Aurel vor dem IOM-Tempel opfernd zeigt, ist Minerva (vom Beschauer aus) rechts dargestellt (s. C. HÄUBER 2005, 18 mit Anm. 45, S. 40 Anm. 259), so auch auf einer Campana-Platte, E. LA ROCCA und S. TORTORELLA 2008, 222, Kat. Nr. II.4.16 (S. TORTORELLA); s. u. zur 10. Vorlesungssitzung.

153 ihrer Auffassung, dass sie das Tempelpodium ausgegraben habe, folgt G. CIFANI 2008, der seinerseits eine eigene Rekonstruktion des Tempelgrundrisses vorlegt, G. CIFANI 2008, 80-109, Nr.30, Abb. 85, 86.

154 C. HÄUBER 2005, 9, 23, 24 mit Anm. 98, 101, S. 40 mit Anm. 259, S. 45 mit Anm. 300.

155 C. REUSSER 1993, 65 mit Anm. 3, S. 68, Abb. 9 (Schnittzeichnung Collinis durch das Capitolium, in die er das Plateau einzeichnete, auf welchem der IOM-Tempel stand, sowie eine wesentlich tiefer gelegene Terrasse mit dem Fidestempel). Noch deutlicher ist dies erkennbar auf einer weiteren Schnittzeichnung Collinis, aus der u. a. hervorgeht, dass der antike Vicus Iugarius und der moderne Vico Jugario nicht nur, wie auf `2D´-Karten erkennbar, z. T. voneinander verschiedene Trassenführungen in der Fläche aufweisen, sondern auch unterschiedlichen Höhenschichten angehören, s. C. HÄUBER 2005, 52 mit Anm. 369 (Lit.)


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