Dr. Chrystina Häuber, Universität Tübingen
6. Vorlesungssitzung
Di, 8. Juni 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
willkommen zur 6. Vorlesungssitzung !
2. Dia - WIEDERHOLUNG
C. REUSSER 1993, Schutzumschlag und S. 87, 88, Abb. 19,
Denar des A. Licinius Nerva, 47 v. Chr., London, BM, Kopf der Fides
Wir wenden uns heute der römischen Göttin Fides zu, und zwar u. a. deshalb, weil wir anhand ihres Beispiels eine genauere Vorstellung gewinnen können, wer der Gott Iuppiter Optimus Maximus war, und außerdem, weil wir am Beispiel dieser Göttin nachvollziehen können, welche Bedeutung der Kapitolshügel mit seinem Kult des Iuppiter Optimus Maximus für das Römische Weltreich besaß.
Als Wiederholung zeige ich Ihnen nochmal einen von A. Licinius Nerva im Jahre 47 v. Chr. geprägten Denar im British Museum London, der ein Profilbild der Göttin Fides nach rechts zeigt, welche anhand der Beischrift identifizierbar ist.
In der Literaturliste zur Vorlesung finden Sie, welche Publikationen zum Fidestempel ich meinen Ausführungen zu Grunde gelegt habe: die Monographie zum Fidestempel von Christoph Reusser 1993, die entsprechenden Kapitel im Buch von Adam Ziolkowski über republikanische Tempel aus dem Jahre 1992 und in dem Buch von Eric M. Orlin aus dem Jahre 1997. Das Stichwort zum Fidestempel auf dem Kapitolshügel im Lexicon Topographicum Urbis Romae hat ebenfalls Christoph Reusser verfasst, unter dem Titel "Fides Populi Romani / Publica"156, weshalb es auf Deutsch geschrieben ist, sowie meinen Aufsatz (C. Häuber 2005), in dem ich das Ganze zusammengefasst habe.
3. Dia- WIEDERHOLUNG
Eigene Karte
C. HÄUBER 2005, S. 29, Abb. 5 (verändert), Karte des Kapitolshügels mit seiner Umgebung = Eigene Karte: Kapitol_06062010
Der Tempel der Fides Populi Romani stand, wie wir aus antiken Schriftquellen wissen, auf dem Capitolium, das heißt, im heiligen Bezirk des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel, und nahe bei diesem Iuppitertempel, wir wissen aber leider nicht, wo genau. Aus diesem Grund ist der Tempel auf meiner eigenen Karte des antiken Rom nicht eingetragen, die ich nur präzise lokalisierbare antike Architekturen auf ihr verzeichne.
Die Vorstellung von der Göttin `Fides´ ist typisch römisch, es handelt sich nämlich um die personifizierte `Vertragstreue des römischen Volkes´, wobei die Römer also mit der Konzeption dieser Göttin und der Ansiedlung ihres Kultes auf dem Kapitolshügel und in unmittelbarer Nähe des Iuppitertempels für sich in Anspruch nahmen, ihre internationalen Verträge unbedingt einzuhalten - auch Iuppiter war ja als oberster Gott der Römer zuständig für Recht und Ordnung, weshalb er eigentlich schon ganz persönlich dafür zuständig war, dass seine Römer vertragstreu sein würden.
Doch eine Kultstatue der Göttin Fides, die, wie wir aus antiken Schriftquellen wissen, stehend dargestellt war, und die ihre rechte Hand ausstreckte, als wolle sie den vor ihr stehenden Besuchern (und Gläubigen) zur Bekräftigung eines soeben abgeschlossenen Vertrages die Hand schütteln157, wurde vielleicht unmittelbarer verstanden als die mehr abstrakte Vorstellung, der oberste Gott Iuppiter werde schon auf Grund seiner gewaltigen Machtfülle dafür sorgen, dass seine Römer ihre Verträge mit fremden Völkern einhielten. Dass die Macht der Römer darauf basierte, Verträge mit Bundesgenossen zu schließen, entsprach ganz offensichtlich ihrer eigenen Überzeugung, sie boten diesen Partnern ihre amicitia (Freundschaft) an, und schufen so ein Netzwerk von guten politischen Beziehungen, wobei sie sich vorbehielten, die jeweiligen Vertragspartner auch wieder fallen zu lassen und gegebenenfalls militärisch gegen sie vorzugehen, wenn es ihnen opportun erschien158.
Die Römer waren also alles andere als ungewöhnlich ehrliche und vertragstreue Politiker, wie uns nicht nur die Konzeption der Göttin Fides und der Fidestempel auf dem Kapitolshügel mit seinem Vertrauen erweckenden Kultbild, sondern z. B. auch Titus Livius (1, 53-54) glauben lassen möchte, der bezeichnenderweise die `Einfuhr´ von Tricks und Betrug in die römischen Gepflogenheiten bei der Eroberung einer fremden Stadt einem Fremden, dem König Tarquinius Superbus, zur Last legt. Bei dem von Livius erzählten Beispiel geht es um die Stadt Gabii in Latium159, die der Sohn des Tarquinius Superbus, Sextus Tarquinius - der ja auch die Lucretia vergewaltigt haben soll - nach den Anordnungen seines Vaters mit seinen betrügerischen Machenschaften `erobert´ hatte, den entsprechenden Text finden Sie im Ordner zu unserer Vorlesung. Livius stellt diese betrügerischen Verhaltensweisen als `un-römisch´ dar160.
Nach der Auffassung des Livius sind es statt dessen in der Vergangenheit immer wieder einzelne Römer gewesen, deren außergewöhnliche Tapferkeit er als Gründe für die jeweiligen militärischen Erfolge anführt161. Die amerikaniche Militärhistorikerin Rose Mary Sheldon, deren Buch über Spionageaktivitäten in Rom Intelligence Activities in Ancient Rome 2005 ich Ihnen in der Literaturliste aufgeführt habe, und deren Analyse der Eroberung der Stadt Gabii und der grundsätzlichen Einstellung des Livius zur römischen Geschichte ich Ihnen hier wiedergebe, beschäftigt sich in ihrem Buch mit dem diesbezüglichen Verhalten der Römer.
Es gibt tatsächlich auf Militärgeschichte spezialisierte Althistoriker, die glauben, wie Frau Sheldon schreibt, dass die Römer `aus Versehen´ zu ihrem Weltreich gekommen seien, da sie ihnen keine bewußt geplante imperialistische Politik unterstellen, sondern der Ansicht sind, die Römer hätten sich bei ihren Kriegen jeweils nur gegen Aggressoren von außen gewehrt, diese aber besiegt162. Das ist, wie man sich ohnehin denken kann, und bei ihr im Detail nachzulesen ist, natürlich nicht der Fall gewesen163. Ich werde darauf noch zurückkommen.
Nun also zurück zum Fidestempel. Nach den antiken Schriftquellen war es der zum 2. König der Römer gewählte Sabiner Numa Pompilius, der den Kult der Fides als Göttin eingeführt haben soll, demnach hielten die Römer selbst den Fideskult offenbar für sehr alt. Nach ihrem Urteil war Numa der beispielhafte Sakralgesetzgeber und Friedensstifter, ihm wird z. B. die Auffindung des ancile164 zugeschrieben, eines Schildes, das vom Himmel geschwebt war, und dessen Bedeutung er sogleich erkannt habe. Numa soll deshalb 11 Kopien von diesem Schild in Auftrag gegeben haben, um den echten vor Diebstahl zu schützen - es handelte sich angeblich um die Schilde der Salier, die uns später noch beschäftigen werden165.
Ob es vor dem 1. republikanischen Tempel der Fides Populi Romani bereits ein wie auch immer geartetes Heiligtum der Göttin Fides auf dem Kapitolshügel gegeben hatte, ist ungewiss. Der erste republikanische Tempel der Göttin auf dem Capitolium wurde im 3. Jh. v. Chr. von A. Atilius Caiatinus oder Calatinus geweiht, der Consul 258 und 254 v. Chr. war, einen Triumph im Jahre 257 v. Chr. feierte, sowie Dictator 249, und Censor 247 v. Chr. gewesen ist. Dieser Mann wird noch als Stifter eines weiteren Tempels, dem der Spes (Hoffnung) am Forum Holitorium166 genannt, die genauen Daten für beide Tempel sind unbekannt. Von diesem Tempel der Fides auf dem Capitolium haben sich keinerlei architektonische Reste erhalten.
Wie Sie den Büchern von Adam Ziolkowski 1992 und Eric M. Orlin 1997 im Detail entnehmen können, hatte dieser Mann genau die richtigen Ämter bekleidet, die es ihm möglich machten, dass gleich zwei Tempel mit seinem Namen verbunden sind - denn es war diese Tatsache, welche die Römer bei der Errichtung von (Sakral-)bauten am meisten interessiert hat. Interessant ist überdies, dass diese beiden Tempel Personifikationen geweiht wurden, denn die Göttin `Hoffnung´ (Spes) stellt ja, ebenso wie die Göttin `Vertragstreue´ (Fides), die Vergöttlichung einer abstrakten Idee dar (bzw. die Vergöttlichung menschlicher Eigenschaften)167. Calatinus hatte die Errichtung eines Tempels für die Göttin Spes während seines Kommandos im 1. Punischen Krieg (264-241 v. Chr., gegen Karthago) gelobt - womit er offenbar zum Ausdruck bringen wollte, dass er dieser Göttin zutraute, ihm bei der Überwindung dieses äußerst bedrohlichen Feindes helfen zu können. Das Procedere von einem Gelöbnis (votum), einen Tempel zu errichten, bis zum tatsächlichen Bau und der Weihe (dedicatio), hat Eric M. Orlin anhand der für die Republik bezeugten Tempelbauten in Rom im Detail untersucht.
Der Spestempel des Calatinus am Forum Holitorium ist noch teilweise erhalten, da er von der Kirche S. Nicola in Carcere überbaut worden ist, die sich im Südwesten des Kapitolshügels befindet. Hier standen ursprünglich 3 Tempel eng nebeneinander, der Spestempel ist offenbar der südlichste der drei, ein aus Travertin errichteter dorischer Peripteros (6 x 11 Säulen). Wie Sie immer wieder in dieser Vorlesung hören werden, gibt es typische, während der Republik in Rom verwendete Baumaterialien, dazu gehört der Travertin, ein nach seinem Vorkommen bei Tibur (Tivoli) benannter Muschelkalk.
Ich bitte Sie, sich dieses Phänomen zu merken, dass die antiken Architekturen in Rom (und anderswo) nur dann die Jahrtausende überlebt haben, wenn sie nach dem Ende der Antike `umgenutzt´ wurden, was zumeist in Form von Kirchen geschah. Glücklicherweise wurden in Rom zahlreiche Kirchenbauten gebraucht - die anderen antiken Architekturen, an deren Wiederverwendung niemand Interesse zeigte, wurden entweder sogleich als Steinbruch ausgeraubt, oder sie verfielen allmählich. Dies geschah nicht selten als Folge der in Rom relativ häufigen Erdbeben. Außerdem müssen Sie sich vergegenwärtigen, dass die Dachstühle der antiken Architekturen natürlich bereits nach wenigen Jahrhunderten baufällig wurden.
Den 2. republikanischen Tempel der Fides auf dem Capitolium erbaute ein M. Aemilius Scaurus, der in der Forschung fast einhellig mit dem Consul des Jahres 115 v. Chr. identifiziert wird. Dass diese Frage strittig ist, hängt damit zusammen, dass in den römischen Adelsfamilien mehrere Personen exakt denselben Namen tragen konnten. Um derartige Fragen zu entscheiden, müssen deshalb zunächst weitere Fragen geklärt werden, ehe man eine Person eindeutig identifizieren kann. Um alle antiken Personen, aber besonders die gleichnamigen eindeutig identifizieren zu können, nennt die moderne Forschung die Ämter der einzelnen Individuen. Der hier genannte ist demnach `M. Aemilius Scaurus cos. 115 v. Chr.´ Außerdem wird er auch über die Abkürzung `RE I Aemilius 140´ identifiziert, das heißt in der Enzyklopädie von Pauly und Wissowa, kurz RE, ist der Text zu diesem Mann im Artikel `Aemilius´ unter der Nr. 140 verzeichnet.
Die Aemilier waren ein sehr altes und hochangesehenes patrizisches Geschlecht mit einer besonders aufwändigen Lebensweise, gemeinsam mit weiteren führenden Adelsfamilien steuerten sie in der Republik bis in die frühe Kaiserzeit die römische Politik maßgeblich und errichteten überdies bedeutende Bauten in Rom. Ich habe Ihnen in der Literaturliste zur Vorlesung einen Aufsatz von T. P. Wiseman aus dem Jahre 1993 zitiert, der den Titel trägt: "Rome and the resplendent Aemilii", `Rom und die glänzenden Aemilier´.
Der Fidestempel des M. Aemilius Scaurus cos. 115 v. Chr. wurde demnach am Ende des 2. Jhs. v. Chr. errichtet. In diesem Tempel befand sich das bereits erwähnte Kultbild der Fides, das seine rechte Hand wie zum Handschlag mit seinem Gegenüber ausstreckte.
Wie bereits in der letzten Vorlesungssitzung berichtet, schrieb der Ausgräber der archäologischen Befunde bei der Kirche S. Omobono, Antonio Maria Colini, die von ihm entdeckten Brocken aus opus caementitium und einige mitgefundene Säulen den Tempeln der Fides und der Ops auf dem Capitolium zu, da diese Funde mit Sicherheit vom Kapitolshügel herabgefallen waren. Filippo Coarelli ist, wie ich Ihnen anhand der von ihm vorgelegten Karte des antiken Capitolium gezeigt habe, dieser Vorstellung Colinis gefolgt. Inzwischen wurde jedoch von Ammerman und Terrenato das natürliche Landschaftsrelief des Kapitolshügels ganz anders rekonstruiert, weshalb diese älteren Rekonstruktionen der antiken Situation, und die darauf basierenden Schlußfolgerungen neu zu überdenken sind.
Das antike Plateau des antiken Capitolium war in Wirklichkeit wesentlich kleiner als von diesen älteren Forschungsmeinungen für selbstverständlich gehalten worden war. Deshalb können wir heute nicht mehr wie selbstverständlich annehmen, dass die Funde bei S. Omobono vom Plateau des Capitolium stammen, sie werden nämlich mit größerer Wahrscheinlichkeit von einer tiefer gelegenen Terrasse des Hügels stammen - was bereits Colini so vorgeschlagen hat. Daher ist es klüger, die architektonischen Reste und Skulpturen, welche bei S. Omobono entdeckt wurden, nicht mit den Tempeln der Fides und der Ops zu identifizieren, welche ja vermutlich auf dem Plateau des Hügels standen, sondern diese Tempel zunächst einmal für anonym zu halten.
4. Dia
C. REUSSER 1993, S. 95, Abb. 29, Photo,
- Area sacra di Sant' Omobono, Kopffragment aus Marmor eines kolossalen Akroliths, `Fides´,
hellenistisch oder spätrepublikanisch (inzwischen gestohlen)
- S. 99, Abb. 35, Photo: Area sacra di Sant' Omobono, linker Fuß von kolossalem Marmorkultbild, `Fides´, hellenistisch oder spätrepublikanisch
- S. 101, Abb. 37, rechter Fuß von kolossalem Marmorkultbild, `Fides´, späthellenistisch oder spätrepublikanisch
S. 110, Anm. 84, S. 104, Abb. 42, Photo: linker Fuß eines kolossalen Marmorkultbilds einer weiblichen Gottheit, späthellenistisch oder spätrepublikanisch
- S. 103, Abb. 40, C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung Kultbild der Fides
Christoph Reusser hat in seinem Buch über den Fidestempel 1993 die Idee Colinis weiter verfolgt und schreibt nun alle architektonischen Reste, die bei S. Omobono entdeckt wurden, einem einzigen Tempel zu, jenem der Fides auf dem Capitolium. Des Weiteren geht er davon aus, dass Fragmente eines kolossalen Akroliths aus Marmor zum Kultbild der Fides in diesem Tempel gehört haben. Diese Marmorfragmente wurden zum Teil bei der Kirche S. Omobono gefunden, teils ist ihr Fundort unbekannt. Auf Grund der unzulänglichen Funddokumentation ist leider nicht mehr zu klären, ob jene Marmorfragmente, die bei der Kirche S. Omobono angetroffen wurden, zu den Schichten gehört haben, die mit Sicherheit in nach-antiker Zeit vom Kapitolshügel herabgerollt sind. Alternativ besteht die Möglichkeit, dass diese Marmorskulptur, welche Reusser mit dem Kultbild der Fides in ihrem Tempel auf dem Capitolium identifiziert, statt dessen in dem Heiligtum aufgestellt war, in dem es angetroffen wurde, der Area sacra di Sant'Omobono168.
Die auf dem Dia rechts und links unten erscheinenden Marmorfüße und das Kopffragment oben links gehören nach Marmorart und Stil zusammen. Falls sie zu einer stehenden Statue gehörten, war diese ca. 6 m hoch, es handelte sich also um ein wahrhaft kolossales Bildwerk. Es handelte sich überdies eindeutig um ein Akrolith, welches eine weibliche Gottheit mit einem langen Gewand darstellte (dass es eine weibliche Gottheit war, beweist die Sandalenform). Dies ist deutlich an dem rechten Fuß (unten links auf dem Dia) erkennbar, der Bildhauer führte nämlich nur den Teil des Fußes aus, der unter dem bis auf den Boden reichenden Gewand hervorschaute. Das Gewand war aus anderem, weniger kostbaren Material (Holz ?) gefertigt und mittels Zapfen mit dem Gewand verbunden. Bei diesem Gewand handelte es sich vermutlich um einen Chiton.
Reusser schreibt auch das Fragment einer kolossalen linken Marmorhand diesem, seinen Kultbild der Fides zu. Wie man an den Fingern dieser Hand sieht, hielt sie mit Sicherheit ein Füllhorn. Leider ist die rechte Hand dieses Akroliths nicht erhalten. Wenn es sich bei diesem Bildwerk um das Kultbild der Fides aus ihrem Tempel auf dem Capitolium handeln sollte, müsste diese Hand, wie erwähnt, zum Handschlag ausgestreckt sein - da Reusser diese Marmorfragmente dem Kultbild der Fides zuschreibt, rekonstruiert er diese Statue entsprechend, Sie sehen seine Rekonstruktionszeichnung in der Mitte des Dias. In Ermangelung der rechten Marmorhand der bei S. Omobono gefundenen Marmorstatue kann Reusser allerdings nicht beweisen, dass es sich bei diesem Akrolith um das Kultbild der Fides handelt.
Stilistisch sehr ähnlich den beiden eben betrachteten Füßen, doch ein wenig größer proportioniert, ist ein weiterer linker Fuß, der gleichfalls von einem Akrolith einer weiblichen Gewandstatue stammt, dieser `3. Fuß´ (oben rechts im Dia), der ebenfalls aus der Umgebung der Kirche S. Omobono stammt, beweist, dass bei dieser Kirche die Überreste von zwei verschiedenen kolossalen Akrolithen gefunden wurden, die, wie erwähnt, meiner Ansicht nach nicht vom Kapitolshügel herunter gefallen sind. Wie diese beiden weiblichen Kolossalstatuen möglicherweise gedeutet werden können, und wo sie vielleicht aufgestellt waren, habe ich in meinem Aufsatz 2005 ausgeführt169.
5. Dia
C. REUSSER 1993, S. 142, Abb. 66,
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung Stiftung kleinasiatischer Städte, 2.-1. Jh. v. Chr.
Mit Sicherheit vom Kapitol herabgefallen waren Fragmente von drei Inschriften, die ebenfalls bei der Kirche S. Omobono angetroffen wurden, und die Reusser, zusammen mit zahlreichen weiteren Fragmenten, in Form des hier gezeigten Denkmals zeichnerisch rekonstruieren kann. Diese anderen Fragmente sind zum Teil seit Jahrhunderten bekannt und wurden an den verschiedensten Stellen in Rom entdeckt. Reussers Rekonstruktion ist natürlich hypothetisch, weil wir mit Sicherheit nicht alle Inschriften besitzen, die ursprünglich zu diesem Denkmal gehört haben.
Sie sehen eine sehr lange Basis, auf deren Oberseite Statuen stehen. Unter jeder dieser Statuen steht ein Text. Die Basis ist aus Travertinblöcken gefertigt, die Statuen sind nicht erhalten. Es handelt sich um eine `mehrteilige Statuenstiftung kleinasiatischer Städte und Fürsten´, die in der späten Republik und der frühen Kaiserzeit dem Iuppiter Optimus Maximus und der Dea Roma, oder dem Iuppiter Optimus Maximus und dem Populus Romanus (dem römischen Volk) geweiht worden sind. Während Christoph Reusser jenen Autoren, wie z. B. Colini und Coarelli, folgt, die dieses Denkmal mit dem Tempel der Fides auf dem Capitolium in Verbindung gebracht haben, folge ich Theodor Mommsen und anderen170, die Bezug nehmen auf den Inhalt der Inschriften, die ja deutlich besagen, wem diese Statuen geweiht waren.
Die drei Autoren Mary Beard, John North und Simon Price, die das Buch Religions of Rome, `Die Religionen im [antiken] Rom´ 1998 verfasst haben, teilen eine wichtige Beobachtung mit: Weihungen an die Göttin Roma und an den Populus Romanus waren dort üblich, woher die Dedikanten dieser hier besprochenen Weihung auf dem Capitolium stammten, den Staaten und Städten in Kleinasien171.
6. Dia
C. REUSSER 1993, S. 149, Abb. 73, Photo und Zeichnung,
Inschriftblock der Stadt Tabai in Karien aus der Stiftung der kleinasiatischen Städte
Die eben gezeigte `mehrteilige Statuenstiftung kleinasiatischer Städte und Fürsten´ besteht, wie gesagt, aus vielen einzelnen Blöcken aus Travertin mit Inschriften, die nicht alle gleichzeitig und von demselben Steinmetzen eingemeißelt worden sind, weshalb der Duktus der Inschriften sehr verschieden ist. Die Form der Inschriftenblöcke zeigt jedoch an, dass sie zweifellos zusammengehören, was an dem an ihrem oberen Rand befindlichen Profil erkennbar ist. Bislang ist leider nicht nachvollziehbar, wie genau dieses Projekt auf den einzelnen Steinblöcken umgesetzt worden ist. Denkbar wäre z. B., dass in der Republik verschiedene Dedikanten gemeinsam beschlossen hatten, ihre einzelnen Weihungen auf gleichartigen Travertinblöcken einmeißeln zu lassen, und diese zusammen auf dem Capitolium aufzustellen. Die übrigen Dedikanten der frühen Kaiserzeit hatten sich vielleicht nachträglich diesem ursprünglichen Projekt republikanischer Zeit angeschlossen - ansonsten wäre die Wahl des Inschriftenträgers in der frühen Kaiserzeit mit einiger Sicherheit auf Marmor gefallen.
Ich zeige Ihnen hier auf diesem Dia unten einen dieser Inschriftenblöcke und darüber eine Umzeichnung derselben Inschrift. Es handelt sich um die Weihung der Stadt Tabai in Karien.
Unsere hier betrachtete `mehrteilige Statuenstiftung kleinasiatischer Städte und Fürsten´ ist sowohl ein schöner Beweis dafür, dass das Konzept der Römer von ihrer Göttin Fides keineswegs nur Propaganda war, und dass auch der Gott Iuppiter Optimus Maximus von den Dedikanten der einzelnen Weihungen, die aus einem weit entfernten Teil des Römischen Weltreiches stammten, verehrt worden ist. Da diese Weihungen ein Ergebnis guter römischer Politik in Kleinasien waren - die unter dem besonderen Schutz des Iuppiter Optimus Maximus stand - konnte womöglich sogar ein antiker Betrachter dieses Gruppen-Denkmals nicht nur an die amicitia des römischen Volkes mit seinen Bundesgenossen (die sich hier ja auch selbst ein Denkmal setzten), an dessen obersten Gott, Iuppiter Optimus Maximus, oder an die Göttin Roma denken, sondern vielleicht auch an die Göttin Fides, die das ja (nach antiker Vorstellung) in gewisser Hinsicht alles zustande gebracht haben musste.
7. Dia
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107,
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
Diese `mehrteilige Statuenstiftung kleinasiatischer Städte und Fürsten´ leitet über zu dem Thema, dem wir uns jetzt zuwenden werden, den zahlreichen kleinen Tempeln, Denkmälern und Statuen - zu denen auch Kolossalstatuen zählten - die sich ursprünglich im heiligen Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel befunden haben, von deren Existenz wir aus antiken Schriftquellen und anderen Schriftzeugnissen (Inschriften) wissen. Während wir von dem soeben betrachteten Denkmal keine Nachricht aus der Antike besitzen, haben sich die in antiken Schriftquellen beschriebenen Denkmäler nicht erhalten, in vielen Fällen sicherlich deshalb, weil diese Statuen, ebenso wie jene der `mehrteilige Statuenstiftung kleinasiatischer Städte und Fürsten´ aus Metall bestanden, nicht selten sogar aus Edelmetall. Bezüglich der Behauptung, dass sich keine einzige der für das Capitolium überlieferten Skulpturenweihungen erhalten hätten, sind andere Forscher allerdings anderer Meinung, wie ich Ihnen noch vorführen werde.
Ich zeige Ihnen hier noch einmal die Rekonstruktion des Capitolium von Christoph Reusser 1993, und zwar hat er in diese Version seiner Karte die Standorte einiger der für das Capitolium überlieferten Statuenweihungen in Form von Punkten eingetragen. Wie ich Ihnen in der vergangenen Vorlesungssitzung gezeigt hatte, wird gegenwärtig die Größe des Capitolium sehr viel kleiner rekonstruiert als Reusser es hier tut - seine Area Capitolina ist die von einer Mauer umgebene Fläche - doch obwohl seine Rekonstruktion somit überholt ist, zeige ich Ihnen seine Zeichnung trotzdem, weil ich Ihnen im Folgenden vortragen werde, was alles in diesem heiligen Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus gestanden hat. Damit hoffe ich, Ihnen demonstrieren zu können, dass die Area Capitolina nicht nur eine Art `Freilichtmuseum´ war, sondern, dass es dort auch sehr eng gewesen sein muss.
Neben Tempeln, Altären, Denkmälern und Weihestatuen waren hier auch Tausende von Inschriften öffentlich ausgestellt, und zwar handelte es sich zum einen um Dokumente, die im Original auf Wachs oder anderes vergängliches Material geschrieben waren. Für die Ausstellung auf der Area Capitolina hatte man sie in Bronze gegossen, es handelte sich um Verträge des römischen Volkes mit ausländischen Mächten, ihre Ausstellung an dieser Stelle entsprach einer auch in vielen griechischen Heiligtümern anzutreffenden Veröffentlichung ihres Inhaltes. Somit wurden natürlich auch die Inhalte dieser Texte unter den Schutz des Iuppiter Optimus Maximus gestellt. Eine zweite große Gruppe von in Bronze gegossenen, ehemals in der Area Capitolina befindlichen Inschriften stellten die sog. Militärdiplome172 dar. Diese wurden auf Veranlassung jener Auxiliarsoldaten auf der Area Capitolina an jeder nur möglichen freien Stelle angebracht, da diese Soldaten auf diese Weise beweisen konnten, tatsächlich nach Ableistung ihres Militärdienstes von immerhin 25 Jahren in einer römischen Legion das begehrte römische Bürgerrecht erhalten zu haben.
Somit stellten sich auch diese Soldaten mit diesem für sie und ihre Familien so lebenswichtigen Dokument in den unmittelbaren Schutz des Iuppiter Optimus Maximus. Die diesen bronzenen Militärdiplomen entsprechenden originalen Dokumente waren wiederum auf vergängliches Material geschrieben und haben sich in keinem einzigen Fall erhalten. Doch einige dieser in Ehren entlassenen Soldaten und nun frisch gebackenen römischen Bürger ließen voll Stolz jeweils zwei Exemplare des originalen Dokuments in Form von Bronzeinschriften kopieren. Das eine hängten sie innerhalb der Area Capitolina auf, das andere nahmen sie mit in ihre ursprüngliche Heimat, weshalb immer mehr dieser wertvollen Dokumente im Gebiet der ehemaligen römischen Provinzen auftauchen.
Während auf dem Capitolium leider keine dieser Militärdiplome mehr gefunden werden, enthalten die Dubletten dieser Inschriften, die in den Provinzen auftauchen, wertvolle Hinweise, mit deren Hilfe das antike Capitolium im Detail rekonstruiert werden kann, da am Ende dieser beiden gleichlautenden Bronzeinschriften jedesmal ausdrücklich vermerkt ist, wo genau das Exemplar innerhalb der Area Capitolina aufgehängt worden war.
Die folgende Zusammenstellung habe ich dem Werk von Otto Richter 1901 entnommen, wobei ich die zahlreichen antiken Schriftquellen, auf die er sich stützt, weglasse und in vielen Fällen erklärende Bemerkungen einfüge:
"Vor dem Jupitertempel lag die Area [Capitolina] ... deren ursprüngliche Grösse und Gestalt nicht mehr nachweisbar ist. Sie scheint durch die gleich zu erwähnenden Bauten immer mehr eingeengt zu sein ... in der Mitte derselben stand die Ara [der Opferaltar], an der sowohl die grossen Staatsopfer am Anfang des Jahres, bei Triumphen u. s. w. dargebracht wurden, als auch die von einzelnen. Namentlich opferten hier die jungen Römer nach Anlegen der Toga virilis ... Auf der Area feierte das Collegium Capitolinorum seine Spiele, auch Versammlungen wurden dort gehalten, wie z. B. die der Tribus zum Zwecke der Aushebungen [von Soldaten], und Volksversammlungen, wie jene berühmte, die zur Katastrophe des Ti. Gracchus führte ... Unter der Area befanden sich ... "Favisae", unterirdische Kammern, in welchen man altes Tempelgerät aufbewahrte ... Von Gebäuden standen auf der Area die Aedes thensarum ..., in welchen die Götterwagen und der sonstige Apparat für die Prozessionen aufbewahrt wurden, die Curia calabra, vor der an den Kalenden [dem 1. Tag] jedes Monats von dem Pontifex minor [einem Priester] der Eintritt der Nonen173 verkündet wurde ... , und unmittelbar daneben eine Casa Romuli [ein Haus des Romulus] ..., endlich das Häuschen des Thürhüters, in welchem verborgen [Kaiser] Domitian [im Dezember 69 n. Chr.] sich beim Sturme der Vitellianer [der Anhänger des Kaisers Vitellius] rettete ... Zum Dank dafür setzte er an die Stelle erst ein Sacellum [ein kleines Heiligtum] des Jupiter Conservator [`Iuppiter des Retters´] und einen Altar, dann, nachdem er zur Regierung gekommen war, einen Tempel des Jupiter Custos [beides wird neuerdings allerdings auf der Arx lokalisiert] ... Zahlreich waren die Götterbilder und die Standbilder berühmter Männer. Unter ersteren ist das hervorragendste ein Bild des Jupiter ... Als dasselbe im Jahre 65 v. Chr. vom Blitz getroffen worden war, wurde es auf Anordnung der Haruspices [Priestern, die in der Blitzlehre bewandert waren] durch ein grösseres, auf einer Säule stehendes ersetzt ... und mit dem Antlitz nach Osten gewendet, damit es das Forum [Romanum] und Comitium [dem Ort der Volksversammlung auf dem Forum Romanum] anschaue. Erwähnt werden ferner u. a. ... [Statuen eines] Jupiter Africus, ... [Statuen] des Hercules, des Liber [Dionysos], der Nemesis, des Bonus Eventus und der Bona Fortuna, doch erschöpfen die zufälligen Erwähnungen die Sache bei weitem nicht. Mit Recht sagt wohl Serv.[ius: `auf dem Capitolium werden die Kultbilder sämtlicher Götter verehrt´].
Unter den Standbildern berühmter Männer befanden sich die der [sieben] römischen Könige und daneben die des [L. Iunius] Brutus [der die Tarquinier vertrieben haben soll]; sie standen vor der Thür des [Iuppiter-]Tempels. Bei ihnen wurde Ti. Gracchus erschlagen, neben ihnen erhielt Caesar eine Statue ... Ferner befand sich auf der Area die Statue des Q. Marcius Rex, des Erbauers der Aqua Marcia [einem nach ihm selbst benannten Aquädukt], die das Kapitol mit Wasser versorgte, die des Q. Fabius Maximus, des L. Scipio, während die Portraitstatue des Scipio Africanus maior, des Besiegers Hannibals ... in der Cella des Jupiter stand, [desgleichen standen auf der Area Capitolina Statuen eines] M. Aemilius Lepidus174, des T. Seius und des Augustus ... Auch Trophäen befanden sich hier, die von Caesar wieder aufgestellten des Marius ... [sowie das Bocchusmonument]. Bis zur Zeit des Augustus war die Menge der Statuen derartig angewachsen, dass dieser, um Raum zu gewinnen, sie zum Teil auf das Marsfeld schaffte und dort von neuem aufstellen liess ... Auch Altäre befanden sich hier, z. B. eine Ara gentis Juliae.
... [vor dem Tempel für Iuppiter Optimus Maximus], aber noch innerhalb der das Capitolium umschließenden Mauer, entstand eine Anzahl von Göttertempeln. Als ältester galt des des Jupiter Feretrius, der Sage nach schon von Romulus gegründet ... zu den ältesten gehört ferner der Tempel der Fides ... Er war gross und übertraf nächst dem Jupitertempel alle anderen auf dem Kapitol befindlichen Heiligtümer an Bedeutung. Selbst für eine Senatssitzung bot er genügend Raum ... Bei demselben standen die Tropaia Germanici - Kleinere Heiligtümer waren die dicht nebeneinander liegenden Tempel der Mens ... und der Venus Erycina ... beide nach der Schlacht am Trasimenischen See gelobt ... Topographisch gar nicht verwendbar sind die zweifelhaften Nachrichten über einen Tempel der Fortuna [Primigenia], der auf dem Kapitol gestanden haben soll [dies ist inzwischen geklärt175] ... Ein Tempel der Ops "in Capitolio" [auf dem Capitolium] wird [ebenfalls] erwähnt ... Bei demselben stand eine Statue des älteren Africanus [Scipio Africanus maior], Caesar hinterlegte einen Schatz in diesem Tempel, auch Augustus erbaute hier noch zwei Tempel, einen für Mars Ultor [an dessen Existenz die neuere Forschung zweifelt] - und einen zweiten für Iuppiter Tonans] ...
Auf dem Capitolium waren die bronzenen Tafeln mit den Staatsverträgen, die das römische Volk über Bündnis und Freundschaft mit anderen Staaten geschlossen hatte, öffentlich ausgehängt ... desgleichen die Militärdiplome bis zum Jahre 90 n. Chr. Die erhaltenen Inschriften resp. Berichte nennen als Aufstellungsort entweder einfach das Capitolium oder genauer den kapitolinischen Jupitertempel oder Gebäude etc., die sich auf der Area befanden ... Namentlich scheinen die Statuenbasen zum Anheften der Tafeln gedient zu haben. Denn bei dem Gewitter des Jahres 65 v. Chr., bei dem so viele ... [Götterbilder und alte Portaits verdienter Männer] vom Blitz getroffen wurden, wurden ... [vom Blitz auch bronzene Gesetzestafeln eingeschmolzen]. Bei dem Brande des Tempels [für Iuppiter Optimus Maximus] im Jahre 69 n. Chr. sind ... dreitausend solcher Tafeln mit zu Grunde gegangen ...".
Ich kann Ihnen hier aus Zeitgründen keine detaillierten Erklärungen zu dieser überquellenden Fülle von Denkmälern bieten, die sich alle einst innerhalb der Area Capitolina befunden haben (aber vermutlich nicht alle gleichzeitig !). Es ist wirklich ein Jammer, dass so wenig davon erhalten geblieben sind. Kommentare zu diesen Tempeln, Denkmälern und Statuen finden Sie auch bei Reusser 1993 und unter den entsprechenden Stichworten im Lexikon Topographicum Urbis Romae.
8. Dia
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, Titelbild, S. 16, Abb. 5,
Rekonstruktionszeichnung: der IOM-Tempel in archaischer Zeit (Grafica Inklink, Firenze)
Das hier gezeigte Dia gibt die neueste Rekonstruktion des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium wieder, die Margherita Albertoni und Isabella Damiani im Jahre 2008 publiziert haben, und zwar den ersten, archaischen Zustand (Ende 6. Jh.) dieses Tempels. In diese Rekonstruktion sind die Erkenntnisse der neuen Ausgrabungen des Iuppitertempels unter der Leitung von Anna Mura Sommella noch nicht integriert, die diese im Jahre 2000 publiziert hat, und die ich Ihnen in der vergangenen Vorlesungssitzung gezeigt habe. Der Tempel hat 6 Säulen in der Front, und nur 6 Säulen an der westlichen Langseite und keinen rückwärtigen Raum, er ist also wie in der alten Rekonstruktion als Tempel mit nahezu quadratischem Grundriß dargestellt. Vor dem Tempel befinden sich drei Altäre, in der Mitte für Iuppiter, rechts für Minerva, links für Iuno. Richtig ist, dass die hier gezeigte erste Phase des Tempels in der Art eines etruskischen Tempels keine Rückwand hinter dem Giebeldreieck besitzt, und somit keine Reliefs oder Statuen dieses Giebelfeld zieren, es gibt lediglich eine Terrakottaverkleidung der Stirnseite des Firstziegels, das Columen Antepagment. Auf dem Dach erkennen wir ein farbig gefasstes Mittelakroter aus Terrakotta. Auch das in dem hier gezeigten archaischen Iuppitertempel befindliche Kultbild des Iuppiter war eine farbig gefasste Terrakottaplastik.
Neben der Publikation von Albertoni und Damiani 2008, sowie von Reusser 1993 und den entsprechenden Artikeln im Lexicon Topographicum Urbis Romae, habe ich meine Ausführungen zum Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auch auf das Buch von Otto Richter 1901 gestützt. Hören wir wieder die Ausführungen von Otto Richter (1901)176, der den Tempel für Iuppiter Optimus Maximus wie folgt beschrieben hat, ich lasse wieder die Nennung der zahlreichen antiken Schriftquellen, die er aufführt, weg:
"Die Überlieferung schreibt Anlage und Bau des Tempels den Tarquiniern zu ..., setzt seine Vollendung aber in das erste Jahr der Republik: der Konsul [M.] Horatius177 dedizierte ihn an den Iden des September [15. September] im Jahre 509 [v. Chr.] ... [ich werde noch darauf zurückkommen]. Zahlreiche Legenden verherrlichten den Ursprung dieses berühmtesten aller römischen Tempel. Topographisch wichtig ist darunter die Notiz, dass die Kuppe des Capitoliums schon vor Gründung desselben eine Anzahl von "sacella" ... getragen habe, die zum Zweck des Tempelbaus exauguriert werden mussten. Nur Terminus [der Gott, der die Grenzen beschützte], heisst es, liess sich nicht verdrängen ..., und sein Sacellum musste daher in den Tempel eingeschlossen werden ... Spätere ... Legenden fügen auch noch die Juventas und den Mars hinzu .... [Der unbearbeitete Stein auf dem Capitolium, in dem man den Gott Terminus verehrte, wich nicht vom Platz, als man den Iuppitertempel erbaute und wurde unter einer Öffnung im Dach in diesen einbezogen178].
Die drei Cellen waren für Jupiter (in der Mitte), Minerva (zur Rechten ...), Juno (zur Linken) bestimmt. Die Cella des Jupiter diente auch zu Senatssitzungen; namentlich wurde ... die erste feierliche Sitzung am Anfang des Jahres [am 1. Januar] hier abgehalten. Ausserdem fanden hier die Sitzungen statt, in denen über Krieg beraten wurde ....
Die ... [im Tempel] befindlichen Kellerräume ... dienten zur Aufbewahrung heiliger Gegenstände, wie das direkt ... von den Sibyllinischen Büchern [Ritualvorschriften] bezeugt [ist]. - Das ... [Kultbild] in der Cella des Jupiter ... stammte der Sage nach aus Etrurien ... [ein Werk des Künstlers Vulca aus Veji] ... und war thönern. Ebenfalls thönern waren die ... Bildwerke, die auf dem Giebel standen, in der Mitte Jupiter auf einer Quadriga [dem mit vier Pferden bespannten Wagen, der auch dem Triumphator zustand] ... Das Antlitz des Jupiterbildes in der Cella wurde mit ... Mennige ... rot gefärbt; der Körper war mit einer mit Palmenzweigen und Viktorien geschmückten Tunika und einer purpurnen, goldgestickten Toga bekleidet. Es ist dies die Kleidung, welche die Triumphatoren am Tage des Triumphes, dessen Ziel das Capitolium war, anzulegen pflegten ...
In und an dem Tempel häuften sich durch die glücklichen Ausgänge so vieler siegreicher Kriege die von Triumphatoren und auswärtigen Herrschern gestifteten Beutestücke und Weihgeschenke derartig, dass im Jahre 179 v. Chr. der Tempel von ihnen gesäubert werden musste. Damals erhielten die Wände und Säulen auch einen neuen Stucküberzug ... Nach Beendigung des dritten punischen Krieges [149-146 v. Chr.] wurde das Deckengebälk des Tempels ... vergoldet und das Tempelhaus erhielt einen Mosaikfußboden ... So stand der Tempel bis zum Jahre 83 v. Chr., als er ... ein Raub der Flammen wurde ... Der Brand hat ihn bis auf die Fundamente zerstört; selbst die in den Kellerräumen aufbewahrten Sibyllinischen Bücher verbrannten ... Sulla begann den Wiederaufbau ... und ließ dazu die Säulen vom Olympieion in Athen nach Rom bringen ... , aber er starb darüber fort. Erst im Jahre 69 [v. Chr.] wurde der Tempel von Q. Lutatius Catulus ... dediziert. Er war genau so wieder aufgebaut worden, wie der alte gewesen war, und unterschied sich von diesem nur ...durch die grössere Pracht der Ausführung ... [die Säulen, nicht die von Sulla in Athen geraubten !] waren aber höher als die alten ... Nach Vollendung des Tempels stellte sich heraus, dass der Unterbau zu niedrig war und in keinem Verhältnis zur Höhe des Oberbaus stand. Catulus wollte, um diesem Übelstande abzuhelfen, die Area [Capitolina] des Tempels niedriger legen, doch hinderten dies die Favisae ...
Von welchem Material (Travertin ?) dieser Neubau war, wissen wir nicht. Das Dach wurde non hölzernen Adlern getragen ... und war mit vergoldeter Bronze gedeckt ... An Stelle des thönernen Jupiterbildes war ein griechisches Kunstwerk von Gold und Elfenbein getreten, von [dem Künstler] Apollonius nach dem Vorbilde des Olympischen Zeus [des Künstlers Phidias] angefertigt ... Von dem Giebelbilde [das der Iuppitertempel nun erstmals besaß] gibt ein Denar eine Vorstellung [den wir uns nachher ansehen werden]. Er zeigt in der Mitte desselben eine auf Schilden thronende [Göttin] Roma. Dieselbe Münze zeigt auf der Spitze des Giebels Jupiter auf einer Quadriga, an den Ecken Adler. Auch im Vestibulum [des Tempels] standen Quadrigen ... - Auch dieser Tempel füllte sich mit Weihgeschenken und Kostbarkeiten; durch feierliche Gesandtschaft nach Erythrae wurden die Sibyllinischen Bücher wiedergewonnen und am alten Ort geborgen .... Einer Wiederherstellung bedurfte es zur Zeit des Augustus, wahrscheinlich 28 v. Chr. ...".
Otto Richter schildert im Folgenden noch die mehrfachen Zerstörungen des Tempels während der Kaiserzeit, die uns hier nicht interessieren. Zum Kult des Iuppiter Optimus Maximus179 und zu allen anderen religiösen und politischen Einrichtungen der Republik, die sämtlich aus der Königszeit stammten, äußern sich Mary Beard, John North und Simon Price 1998.
Was wissen wir über den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium in Rom ?
Wer ist Iuppiter ? Der oberste latinische Gott.
Wer sind die Bauherren des IOM-Tempels ? Die etruskischen Könige von Rom, Tarquinius Priscus und sein Sohn Tarquinius Superbus
Wer hat den IOM-Tempel geweiht ? Angeblich ist der Tempel erst nach der Vertreibung des Tarquinius Superbus vom 1. Consul der römischen Republik, M. Horatius, geweiht worden (am 15. September 509 v. Chr.).
Wie ist die Architektur des IOM -Tempels zu definieren ? Es handelt sich um einen Tempel etruskischer Bauart
Wer hat die Kultstatue im IOM-Tempel gemacht ? Der Künstler Vulca aus der Etruskerstadt Veji
Wer waren die Bauleute, die den IOM-Tempel errichtet haben ? Die Bewohner der Stadt Rom
Welche Funktion erfüllt der IOM-Tempel ? Er dient den Belangen des Königs des Stadtstaates Rom und seiner Bürger.
Was ist demnach der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus ? Wenn man für diese Definition die Auftraggeber heranzieht, ganz klar ein römischer Tempel. Dass es sich bei den in Rom herrschenden Tarquiniern, genealogisch gesehen, um eine korinthisch-etruskische Familie handelt, und dass Architektur und Ausstattung des von ihnen erbauten archaischen Tempels etruskisch sind, ändert nichts an der Tatsache, dass die Auftraggeber des Tempels in ihrer Eigenschaft als Könige von Rom agiert haben.
9. Dia
A. SCHMIDT-COLINET, G. A. PLATTNER 2004, S. 19, Abb. 11,
Rom, Kapitolshügel, IOM-Tempel, italischer Tempel (templum sine postico)
Ich zeige Ihnen hier den Grundriss des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus aus dem Buch von Andreas Schmidt Colinet und Georg A. Plattner aus dem Jahre 2004, das Sie im Apparat zu unserer Vorlesung finden. Sie bezeichnen ihn als italischen Tempel (templum sine postico) und geben die inzwischen veraltete Rekonstruktion seines Grundrisses wieder, die aktuelle finden Sie dagegen im Aufsatz von Anna Mura Sommella aus dem Jahre 2000 - diese hatte ich Ihnen in der letzten Vorlesungssitzung gezeigt.
10. Dia
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 18, Abb. 10,
Rekonstruktionszeichnung: die Baustelle des IOM-Tempels (Grafica Inklink, Firenze)
Dieses Dia gibt eine Rekonstruktionszeichnung aus dem Buch von Albertoni und Damiani 2008 wieder: wir blicken aus der Vogelschau auf die Baustelle des archaischen Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium. Erkennbar sind die Bauleute und die in den gewachsenen Felsen eingetieften Streifenfundamente des Tempels.
11. Dia
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, Frontispiz,
Photo: Fundamentmauer des IOM-Tempels - in den Musei Capitolini, Palazzo Caffarelli
Dieses Bild stammt auch aus dem Buch von Albertoni und Damiani 2008, wir sehen einen Teil des Fundamentes vom Tempel für Iuppiter Optimus Maximus, der sich heute innerhalb der Kapitolinischen Museen, und zwar im Palazzo Caffarelli, befindet; es handelt sich um die östliche Begrenzung des Fundaments.
12. Dia
Musei Capitolini 2000, S. 125,
Gemälde: Jacques CARLU, Ansicht des Kapitolshügels in antiker Zeit von SO, mit dem IOM-Tempel (1924)
- Grundriss des IOM-Tempels, integriert in die Grundrisszeichnungen des Palazzo Caffarelli und des Konservatorenpalastes
Dieses Dia stammt aus dem Führer Musei Capitolini 2000, wir sehen oben die Rekonstruktion des Künstlers Jacques Carlu (1924) des Tempels für IOM, und zwar von Süden gesehen, und unten einen annähernd von Norden gesehenen Grundriss des Konservatorenpalastes und des Palazzo Caffarelli, in den der Grundriss des Iuppitertempels integriert ist.
13. Dia
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008,
S. 31, Abb. 29, Jacques Carlu, Plan des Capitolium mit IOM-Tempel (1924) - Grundriss
Jacques Carlu, von dem die eben gesehene Rekonstruktion des Iuppitertempels stammt, hat auch den Grundriss des Tempels und seine unmittelbare Umgebung gezeichnet - sie sehen sein Werk hier, wir haben es im Buch von Albertoni und Damiani 2008 gefunden. Obwohl man die vielen kleinen Heiligtümer und Statuen auf dem Capitolium eigentlich nicht lokalisieren kann, gewinnt man immerhin anhand dieser Rekonstruktion in zutreffender Weise einen Eindruck der großen Fülle an diesen Denkmälern, die es hier ja nachweislich gegeben hat.
14. Dia
P. CONNOLLY, H. DODGE 1998, S. 108, Abb.,
Das Forum Romanum und das Kapitol mit dem IOM-Tempel am Ende des 2. Jhs. v. Chr.
Diese Rekonstruktion des gesamten Kapitolshügels stammt von Peter Connolly, Sie finden es im Buch von Connolly und Hazel Dodge 1998.
15. Dia
C. HÄUBER 2005, S. 21, Abb. 3 (verändert)
Karte des antiken Kapitolshügels (nur das Capitolium) mit IOM-Tempel
Auf diesem Dia erscheint eine meiner in meinem Aufsatz 2005 publizierten eigenen Karten, die genordet ist. Sie sehen den Grundriss des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus und unmittelbar östlich davon das Gelände des Giardino Romano genannten Gartens. Die von Anna Mura Sommella im Jahre 2000 publizierten Ausgrabungen fanden auch in diesem Garten statt. Dabei wurde festgestellt, dass dieses Areal bereits in der Bronzezeit besiedelt gewesen war, u. a. wurde hier eine metallverarbeitende Werkstatt dieser Zeit gefunden. Des Weiteren wurden hier Architekturteile aus Terrakotta entdeckt, die zu kleinen Sakralbauten (oder Wohnhäusern ?180) gehört haben.
16. Dia
links:
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 60, Abb. 68,
Photo: Giardino Romano (IOM-Tempel), archaischer Brunnen
rechts:
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 61, Abb. 69,
Photo: Terrakottaverkleidung aus dem Giardino Romano (IOM-Tempel), 540-520 v. Chr.
Die beiden Bilder dieses Dias stammen aus dem Buch von Albertoni und Damiani 2008. Sie sehen links einen der spätarchaischen Brunnen, in welchen das Wasser vom Dach des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus gesammelt, und in eine unter dem Tempel befindliche Zisterne geleitet wurde. Zisternen befanden sich in der Antike in allen großen Heiligtümern, da die vielen Besucher und ihre Pferde ja mit Wasser versorgt werden mussten. Rechts daneben sehen Sie das Fragment einer farbig gefassten Terrakottaverkleidung, die im Giardino Romano gefunden wurde: sie gehörte zu einem kleinen Sakralbau, der 540-520 v. Chr. datierbar ist, dargestellt ist ein Umzug mit Menschen (erkennbar ist ein Mann mit archaischer Frisur, der eine Lanze181 hält) und einem Pferdegespann.
17. Dia
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 28, Abb. 25,
Photo: Antefix, Terrakotta, farbig gefasst, Giardino Romano (IOM-Tempel), 2. H. 6. Jh. v. Chr.
Gleichfalls aus dem Giardino Romano stammt diese farbig gefasste Terrakotta. Es handelt sich um ein Antefix, das in Form eines Mädchenkopfes gebildet ist. Antefixe aus Terrakotta schützten die Holzsparren des Dachstuhles vor eindringender Nässe. Diese Terrakotte gehörte ursprünglich ebenfalls zu einem kleinen Sakralbau und wird in die 2. Hälfte des 6. Jhs v. Chr. datiert. Mit den hier gezeigten Architekturterrakotten des 6. Jhs. v. Chr. lässt sich also beweisen, dass, wie die antiken Schriftquellen behaupten, bereits eine ganze Reihe von kleinen Heiligtümern auf dem Capitolium gestanden hatten, als sich König Tarquinius Priscus dazu entschloß, hier seinen Tempel für Iuppiter Optimus Maximus zu errichten.
18. Dia
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 26, Abb. 23,
Denar des Paetilius Capitolinus: die Fassade des IOM-Tempels (43 v. Chr.)
19. Dia
LTUR I (1993), Abb. 3,
Marmorrelief (sog. Pietas Augusti) von einem Triumphbogen des Marc Aurel mit Opfer des Kaisers vor dem IOM-Tempel, dessen Giebel sichtbar ist182
[zu diesem Dia habe ich frei gesprochen]183.
20. Dia - WIEDERHOLUNG
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, Titelbild, S. 16, Abb. 5,
Rekonstruktionszeichnung: der IOM-Tempel in archaischer Zeit (Grafica Inklink, Firenze)
Was findet vor und im Tempel des Iuppiter Optimus Capitolinus statt ?
- Die Initiation der jungen Römer, der Tirones
- nach dem Ablegen ihrer bislang getragenen Toga praetexta und der Weihe der Bulla, und nachdem sie die Toga virilis angelegt haben, opfern sie hier der Iuventas, dem Liber (Dionysos) oder dem IOM184
- Amtseinführung der Consuln am 1. Januar
- Endphase der Triumphe
Die Initiation der jungen Männer hat nach Torelli 1990 und 2004 verschiedene Phasen: Den Jungen werden die Haare geschnitten, sie legen die Toga praetexta ab, und die Toga virilis an, nach Plinius trugen sie, wie wir bereits gehört hatten, bei ihrer Initiation die Tunica recta, außerdem werden die jungen Männer `Proben´185 unterworfen, sie werden aufs Capitolium und aufs Forum geführt, weil dies die Wirkungsstätten ihres zukünftigen Lebens sein werden. Denn die erwachsenen Römer sollen nicht nur ausgezeichnete Militärs sein, sondern in Friedenszeiten auch die Regierungsgeschäfte der Republik führen, einschließlich aller religiösen Belange. Die Söhne der Senatoren werden später mit ihren Lehrern vor den geöffneten Türen der Curia stehen, um den debattierenden Senatoren zuzuhören. Torelli 1990 weist zu Recht darauf hin, dass, im Unterschied zur reichen bildlichen Überlieferung der Initiation junger Römerinnen, die wir uns ja bereits in Lavinium angeschaut haben, die Initiation der jungen Römer im Denkmälerbestand nur spärlich vertreten ist.
Im Zusammenhang jener `Proben´ der jungen Römer anlässlich ihrer Initiation werfen wir zunächst einmal einen Blick nach Griechenland, in der Literaturliste zur Vorlesung habe ich Ihnen aufgeführt, auf welchen Publikationen ich meine folgenden Ausführungen stütze. Es handelt sich um Andrew Stewart 1997, Johanna Fabricius 2001, Martin Maischberger 2002 und Walter Burkert 2004. Stewart beschäftigt sich mit klassischen Spiegelstützen aus Bronze, die junge Mädchen im heiratsfähigen Alter von ca. 14 Jahren darstellen und u. a. aus Sparta stammen. Sie sind unbekleidet dargestellt, wobei wir auch von den jungen Römerinnen wissen, dass sie bei besonderen Ritualen in Heiligtümern, die mit ihrer Initiation zusammenhingen, gleichfalls nackt auftraten. Für die Römerinnen hat dies T. P. Wiseman in seinem Buch 2008 im Kapitel "The Kalends of April" untersucht, wobei er auch im Kapitel "Unwritten Rome" auf die Initiation der jungen Römerinnen eingeht.
Die Torsen einiger dieser griechischen Mädchenplastiken, die heiratsfähige Mädchen wiedergeben, wirken so jungenhaft, dass sie, wie Stewart bemerkt186, von der modernen Forschung mitunter für Knaben, aber auch für die mythische Heroine Atalante gehalten worden seien, ein junges Mädchen im heiratsfähigen Alter, das wie ein Mann kämpfen kann, und das den Griechen als Inbegriff einer Braut galt187. Andere dieser von Stewart untersuchten Mädchenplastiken, zeigen ihre Brüste in wenig entwickelter Form und weit auseinander stehend. Zur Erklärung dieser merkwürdig androgynen Wiedergabe der Mädchen, schreibt Stewart188 - ich übertrage seinen Text ins Deutsche: `Jungen und Mädchen in vorpubertärem Alter sind körperlich sehr ähnlich, und griechische Medizin - also in Wirklichkeit griechisches Volkswissen - war derselben Ansicht, indem sie davon ausging, dass körperliche Unterschiede [zwischen den Geschlechtern] erst ungefähr im 14. Lebensjahr sichtbar wurden (im 4. Jh. [v. Chr.] behauptete Aristoteles sogar, dass der Körper einer Frau sehr ähnlich dem Körper eines Knaben sei). Mädchen waren dann [mit 14 Jahren] im heiratsfähigen Alter und daher auch sozial reif, und in Städten wie Athen wurden sie dann so schnell wie möglich verheiratet ...". Stewart189 äußert sich überdies zu der bekannten Tatsache, dass es in Griechenland an verschiedenen Orten im Zuge der Initiationsriten von Mädchen zu einem Transvestismus kam, ein Phänomen, zu dem sich auch Walter Burkert 2004 und Martin Maischberger 2002 äußern.
21. Dia
M. MAISCHBERGER 2002, S. 276-277, 282-283, Kat. Nr. 172,
- Farbig gefasste Terrakottastatuette eines Epheben mit Hahn aus dem Kabirenheiligtum bei Theben (Böotien), Athen, Nationalmuseum, 2. H. 5. Jh. v. Chr.
S. 276-277, 282-283, Kat. Nr. 175,
- Farbig gefasste Terrakottastatuette eines Epheben mit Hahn und reicher Frisur
aus Böotien, Athen, Nationalmuseum, 2. V. 4. Jh. v. Chr.
S. 276-277, 282-284, Kat. Nr. 176,
- Farbig gefasste Terrakottastatuette einer Frau mit reicher Frisur aus Böotien,
Paris, Louvre, Ende 5. / Anfang 4. Jh. v. Chr.
S. 276-277, 282-283, Kat. Nr. 174,
- Oberkörperfragment einer farbig gefassten Terrakottastatuette eines Epheben mit reicher Frisur aus dem Kabirenheiligtum bei Theben, Athen, Nationalmuseum,
1. Viertel 4. Jh. v. Chr.
Gleichsam `umgekehrt´ wurden Epheben (das heißt, junge Männer) in der griechischen Klassik, gemessen an heutigen Vorstellungen, mitunter auch merkwürdig `verweiblicht´190 dargestellt. Wobei sich zu griechischen Darstellungen von `Verweiblichung´ und `Verweichlichung´ von Männern z. B. Johanna Fabricius 2001 geäußert hat; ich folge ihr darin, dass der moderne Begriff `Jüngling´, welcher in der deutschsprachigen archäologischen Literatur für junge Männer des hier betrachteten Alters verwendet wird, ungeeignet ist191. Martin Maischberger192, der sich mit einer Gruppe von Terrakottastatuetten aus Böotien in Griechenland beschäftigt, welche androgyne junge Männer wiedergeben, betont, dass diese Darstellungen unmöglich pejorativ gemeint gewesen sein können, und zwar deshalb, weil einer Gottheit grundsätzlich nichts Negatives geweiht wurde. Zwei der von Maischberger vorgestellten Terrakotten stammen aus dem Heiligtum der Kabiren in der Nähe von Theben (in Griechenland), andere aus unbekannten Kontexten und einige aus Gräbern. Sie geben aufrecht und bildparallel vor dem Betrachter stehende Epheben wieder, die nur mit einem Mantel bekleidet sind. Dieser ist locker um die Schultern gelegt und hinterfängt die Gestalten wie eine Folie, so dass ihre Nacktheit nicht etwa verhüllt, sondern vielmehr unterstrichen wird. In der linken Hand tragen diese Jugendlichen jeweils ein Attribut, meistens einen Hahn. Eine Gruppe dieser Statuetten, die Maischberger in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. datiert, besitzt aufwändige, aus mehreren übereinandergetürmten Lockenreihen bestehende perückenartige Haartrachten, für die nachweislich Frauenfrisuren zum Vorbild gedient hatten. Diese Frisuren, die weichen Körperformen und die zuweilen breiten Hüften lassen diese Statuetten trotz ihrer männlichen Genitalien eher weiblich als männlich erscheinen. Maischberger hält es für "verlockend", sich diese Statuetten im Kontext von männlichen Initiationsriten vorzustellen.
22. Dia
Roma medio repubblicana 1973, S. 186-187, Kat. Nr. 279,
- Farbig gefasste Terrakottastatuette eines Epheben (Hercules ?), Rom, Kapitolinische Museen, Antiquarium Comunale, vom Esquilin, vielleicht aus dem sog. Heiligtum der Minerva Medica, 3. Jh. v. Chr.
- S. 280, Kat. Nr. 280, farbig gefasste Terrakottastatuette eines Epheben), Rom, Kapitolinische Museen, Antiquarium Comunale, vom Esquilin, vielleicht aus dem sog. Heiligtum der Minerva Medica, 3. Jh. v. Chr.
Im Fall des sowohl in Griechenland als auch in Rom bezeugten nackten Auftretens von heiratsfähigen jungen Mädchen in Heiligtümern (z. T. vor männlichem Publikum), sowie den von Maischberger gesammelten Darstellungen von jungen Griechen, die sich ostentativ unbekleidet vor dem Betrachter präsentieren - und die auch Maischberger selbst mit männlichen Initiationsriten in Verbindung bringt - kann man diese Rituale wohl unbedenklich u. a. auch als eine physische `Musterung´ durch die bereits Erwachsenen begreifen.
Und zwar `mustern´ die bereits Erwachsenen der jeweiligen Gesellschaft die auf Grund ihrer Initiation neu in diese Gesellschaft aufgenommenen weiblichen und männlichen Jugendlichen. Ich glaube deshalb, dass auch die beiden androgynen Darstellungen von jungen Männern aus Rom, die ich Ihnen soeben gezeigt habe, in diesem Sinne verstanden werden müssen.
23. Dia
Eigene Karte: Salier 06062010
Diese beiden Terrakottastatuetten sollen aus dem sog. Heiligtum der Minerva Medica stammen, wo nach meiner Ansicht Initiationsriten für junge Männer und junge Frauen stattgefunden haben193. Diese `Musterungen´ ihrer Physis betrafen demnach sowohl die Jungen als auch die Mädchen, die sich Initiationsriten unterziehen mussten. Wir hören noch von weiteren `Proben´ im Zusammenhang der Initiationsriten, die, im Unterschied zu dieser `Musterung´ ihrer Körper geschlechtsspezifisch verschieden waren, und die bei den jungen Männern darauf abzielten, ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten als zukünftige Soldaten abzuprüfen - diesbezüglich erfahren wir aus antiken Schriftquellen sehr viel mehr über die sehr unterschiedlichen Gebräuche in verschiedenen griechischen Städten (Poleis) als über entsprechende Sitten in Rom, leider gibt es diesbezüglich in Rom auch keinerlei bildliche Darstellungen.
Die geschlechtsspezifischen `Proben´ bezüglich der Fertigkeiten, welche die jungen Römerinnen im Zusammenhang ihrer Initiationsriten erbringen mussten, haben wir bereits kennen gelernt: sie mussten ihr Können im Bereich des Spinnens von Wolle und Flachs und dem Weben von Kleidungsstücken unter Beweis stellen - in Griechenland war das ganz genauso194. Die von Sybille Haynes diskutierten Bronzestatuetten von spinnenden Mädchen, welche als Weihgeschenke in Heiligtümer gestiftet worden waren, und die ich Ihnen in früheren Vorlesungssitzungen gezeigt habe, können durchaus auch derartige `Proben´ wiedergeben.
Wie bereits erwähnt, ist mit der Initiation, die den Wechsel des Status `Kind´ zum `Erwachsenen´ markiert, sowohl bei den Jungen als auch den Mädchen ein auffälliger Wechsel des gesamten äußeren Erscheinungsbildes verbunden: die langen Haare werden abgeschnitten, denn die Erwachsenen tragen im Unterschied zu Kindern Kurzhaarfrisuren, und einige der abgeschnittenen Locken werden der jeweils zuständigen Gottheit geweiht, zuzüglich kommt es zu einem deutlichen Wechsel der Trachten. Anläßlich dieser römischen Zeremonie tauschten die Knaben, die zuvor die Toga praetexta getragen hatten, dieses mit Purpurstreifen geschmückte Kleidungsstück gegen die Toga virilis, ein rein weißes Gewand (Toga pura) und legten auch die Bulla ab.
Die Bulla war eine um den Hals getragene Amulettkapsel, die apotropäisch (übelabwehrend) wirken sollte, sie wurde in Rom von frei geborenen Kindern getragen, und konnte aus Leder oder Metall gefertigt, und bei entsprechend vermögenden Familien aus Gold getrieben sein. Die Bulla wurde bis zum Ablegen der Toga praetexta bzw. bis zur Ehe getragen und konnte sehr unterschiedliche Formen haben195. In bildlichen Darstellungen kommt die Bulla meines Wissens nur bei Knaben vor. Die Toga pura oder candida trug auch der Amtsbewerber, der Candidatus (`Kandidat´) - während dem Magistrat nach seiner Wahl wiederum die Toga praetexta als vestis forensis zustand - das Amtsgewand, das er auf dem Forum (Romanum) trug. Denn dieser Purpurstreifen der Toga praetexta kennzeichnete als eines der römischen Amtsinsignien den Beamten. Die Toga praetexta der Knaben ist auch als eine `Erwartungstracht´ zu interpretieren, da die Eltern eines Knaben damit die Hoffnung und den Anspruch ausdrückten, dass auch ihr Sohn einmal in höchste Ämter vordringen und dann - gleichsam verdientermaßen - wieder die Toga praetexta tragen werde. Die hier noch einmal wiederholten Erkenntnisse zu den verschiedenen Formen der römischen Toga habe ich dem Buch von Hans Rupprecht Goette 1990 entnommen196.
24. Dia - WIEDERHOLUNG
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, Titelbild, S. 16, Abb. 5,
Rekonstruktionszeichnung: der IOM-Tempel in archaischer Zeit (Grafica Inklink, Firenze)
Die frei geboren römischen Knaben wurden, wie gesagt, anläßlich ihrer Initiationsriten an die Stätten ihres zukünftigen politischen Wirkens geführt, auf das Capitolium und das Forum Romanum, und im Zusammenhang dieser Riten opferten sie vor dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, außerdem wurde ihre Bulla geweiht. Das heißt somit, dass alle frei geborenen (männlichen) Römer aus Anlaß dieser Zeremonien auf den Kapitolshügel in den heiligen Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus kamen. Dabei führte man ihnen vor Augen, was die Gemeinschaft der Erwachsenen, in die sie nun aufgenommen wurden, von Ihnen erwartete: `Du trägst von nun an die weiße Toga der erwachsenen Männer, doch wenn Du Dich anstrengst und es schaffst, vom Volk zur Bekleidung einer Magistratur gewählt zu werden, erhältst Du als Amtstracht wieder die Toga praetexta, die Du heute abgelegt hast, und wenn Du es am Ende Deiner Ämterlaufbahn (cursus honorum) schaffst, als Consul im Auftrag des Volkes einen großen militärischen Sieg zu erringen, schaffst Du es vielleicht auch, hier eines Tages als Triumphator vor den Gott Iuppiter Optimus Maximus zu treten, um ihm einen Teil Deiner Kriegsbeute zu weihen´.
Den mentalen Hintergrund, den ich hier einem römischen Vater in den Mund lege, der seinen Sohn bei dessen Initiationsriten auf den Kapitolshügel begleitet, habe ich bereits schon einmal in meiner Vorlesung zur Kaiserzeit vorgetragen. Während der Republik wurden diese Magistraturen ebenso wie militärische Kommandos von den Adeligen, die sich um sie bewerben konnten, mit allen Mitteln erkämpft. Voraussetzung für dieses besondere Klima in Rom war zweierlei: zum einen kennzeichnete diese Gruppe von Personen der Ehrgeiz, sich politisch zu engagieren, zum anderen wollte jeder nicht nur die Leistungen der eigenen Vorfahren auf diesem Gebiet, sondern auch die aller anderen Mitbewerber und deren Vorfahren in den Schatten stellen. Das heiß, jeder versuchte möglichst auf allen Gebieten des Lebens primus, maximus und optimus zu sein, der erste, größte und beste. Neben der vorgeschriebenen Reihenfolge der Magistraturen, dem cursus honorum, gab es für alle diese Ämter auch ein vorgeschriebenes Mindestalter. Beides sollte in der lex Villia annalis aus dem Jahre 180 v. Chr. festgelegt werden: Quaestur, Quaestor (30 Jahre), Aedilität, Aedil (37 Jahre), Praetur, Praetor (40 Jahre), Konsulat, Consul (43 Jahre), danach die Censur, Censor.
Die Obsession von vielen Angehörigen des stadtrömischen Adels primus, maximus und optimus zu sein, hat wiederum T. P. Wiseman in einem Aufsatz des Jahres 1985 untersucht, den Sie in der Literaturliste finden. Kein Wunder, dass auch der oberste römische Staatsgott Iuppiter auf dem Kapitolshügel die Epitheta optimus und maximus besaß.
Die römischen Magistrate wurden für ihre Dienste nicht entlohnt und der Aufwand, der bei den Wahlen für einzelne Ämter getrieben werden musste, war so enorm, dass ganze Familien daran bankrott gehen konnten. Dabei wurden bei den Wahlen zu diesen Ämtern die Entscheidungsträger mit einer Schamlosigkeit und mit Summen in Größenordnungen bestochen, die, wie Rose Mary Sheldon bemerkt - ich übertrage 'mal ins Deutsche: `gemessen an gegenwärtigen westlichen Standards unerträglich erscheinen [würden]´197.
In einer solchen Situation konnte einem derartig finanziell gebeutelten Amtsträger nur ein militärisches Kommando Abhilfe schaffen, das Beute in größerer Höhe als sein Schuldenkonto versprach, womit bereits gesagt ist, dass keineswegs alle Kriege, welche die Römer während ihrer 1000jährigen Herrschaft führten, einer `gerechten Sache´ gedient haben. Alternativ bestand für einen Amtsinhaber, der nach erfolgter Wahl zu dieser Magistratur fast oder ganz bankrott war, anzustreben, in offizieller Mission in eine Provinz entsandt zu werden, wo sich nicht wenige dieser Personen rücksichtslos bereichert haben. Nicht alle Römer verhielten sich so, aber die Bürger der römischen Provinzen hatten leider sehr häufig Grund, sich beim Senat in Rom über die schwarzen Schafe unter den Amtsträgern zu beschweren, und ihre Aufstände gegen die römische Herrschaft waren in allen Fällen berechtigt.
Neben diesen Magistraturen und militärischen Kommandos stritten sich die römischen Adeligen obendrein noch um die Mitgliedschaften in den vorhandenen Priesterschaften, dabei galt das Priesteramt des Pontifex Maximus als das am meisten begehrte. Von diesen heftigen Rangeleien um die vorhandenen Priesterämter war natürlich das einzige weibliche Priesteramt der vestalischen Jungfrauen ausgenommen, denn ob die betroffenen 5jährigen Mädchen, die zur vestalischen Jungfrau bestimmt wurden, dies wollten oder nicht, hat niemand gefragt.
Andere Forscher, deren Auffassungen Rose Mary Sheldon198 zusammenfasst, haben Folgendes beobachtet: 1.) Vom Beginn ihrer Geschichte an hätten die Römer nahezu ohne Pause Kriege geführt, 2.) Das Streben des römischen Adels nach dem obersten Amt, das die Republik zu vergeben hatte, dem Konsulat, welches die Möglichkeit eröffnete in einer kriegerischen Auseinandersetzung den Oberbefehl zu übernehmen, sei die eigentliche Ursache der für die Römer typischen aggressiven Eroberungspolitik gewesen. Sheldon fragt sich, was die Beweggründe hierfür gewesen sein mögen, doch mir scheint, dass der soziale Druck, den Wiseman beschreibt, ständig `der erste, größte und beste´ innerhalb der eigenen Gruppe des stadtrömischen Adels sein zu wollen - also Werte, die der Adel zu allen Zeiten und in allen Völkern als Ziele für sich formuliert hat - diese Frage zufriedenstellend beantworten kann.
Nun also zurück zu den jungen Römern, die im Begriff stehen, ihre Initiationsriten zu erleben, welche ja die Voraussetzung dafür waren, dass sie in diese verheißungsvolle Welt der römischen Politik aufsteigen konnten. Leider besitzen wir keine republikanischen Darstellungen aus Rom, die junge Männer bei ihren Initiationsriten zeigen. Wir müssen uns also, wie bereits im Fall der Initiationsriten der jungen Römerinnen, in Gedanken nach Latium in die Stadt Lavinium begeben.
[Zu den folgenden Dias habe ich frei gesprochen].
25. Dia - Wiederholung
Karte: DNP 6 (Stuttgart 1999) 1167-1168, Latinische Städtebünde (bis zum 4. Jh. v. Chr.)
26. Dia
Enea nel Lazio 1981
Farbig gefasste Terrakottastatuen junger Männer aus dem Heiligtum der `Athena Troiana / Athena Ilias´ in Lavinium / Lavinio (Pratica di Mare), Pratica di Mare, Museo Archeologico Lavinium
- S. 228-229, Kat. Nr. D 206, Statue eines jungen Mannes mit Tunica, Mantel und doppelter Bulla, 5. Jh. v. Chr.
27. Dia
Enea nel Lazio 1981, S. 242, Kat. Nr. 225,
- kopflose Statue eines jungen Mannes mit Tunica und Bulla, Mitte 4. Jh. v. Chr.
- S. 236-237, Kat. Nr. 218, Oberkörperfragment eines betenden jungen Mannes mit Mantel; vgl. S. 237-238, Kat. Nr. 219, 220, 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr.
28. Dia
T. SCHÄFER 1980, S. 343, Abb. 1 und passim,
Reiterrelief Ludovisi: Grabrelief eines Saliers, Marmor, severisch
29. Dia
oben:
T. SCHÄFER 1980, S. 350, Abb. 5 und 6,
Reiterrelief Ludovisi, Details
unten:
T. SCHÄFER 1980, S. 354, 355, Abb. 8,
Girlandenrelief mit apex im Pantheon, Marmor
30. Dia
T. SCHÄFER 1980,
S. 364, 368, Abb. 21,
- Umzeichnung: Gemme (Karneol) mit Salierumzug, verschollen
[Bis hierhin in der 6. Vorlesungssitzung gelesen].
156 C. REUSSER, "Fides Populi Romani / Publica", in: LTUR II (1995) 249-252.
157 C. REUSSER, "Fides Populi Romani / Publica", in: LTUR II (1995) 249-252.
158 R. M. SHELDON 2005, 32.
159 wie bereits erwähnt, gibt es für die Geschichte, die Livius über das Verhalten des Sextus Tarquinius in Gabii erzählt, griechische Vorbilder; vgl. T. P. Wiseman 2008, 137.
160 R. M. SHELDON 2005, 20 mit Anm. 43.
161 R. M. SHELDON 2005, 19.
162 Dazu, dass die Römer selbst ihren militärischen Erfolg mit ihrer Pietas erklärt haben, M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998 II, 349-355, 359.
163 R. M. SHELDON 2005, 33-34.
164 KlPauly 1 (München 1979) Sp. 342-343 s. v. Ancile (W. EISENHUT): Numa wurde die Erkenntnis zugeschrieben, das es sich bei dem vom Himmel geschwebten Schild um ein pignus imperii handele.
165 KlPauly 4 (München 1979) Sp. 185-186 (H. FLIEDNER).
166 F. COARELLI, "Spes, Aedes", in: LTUR IV (1999) 336-337, Abb. II, 124, 126-128.
167 vgl. T. HÖLSCHER 2008, 100.
168 C. HÄUBER 2005, 27-28, 37-38, 50, Nr. 9, mit Anm. 358. 359.
169 C. HÄUBER 2005, 27-28, 37-38, 50, Nr. 9, mit Anm. 358. 359.
170 C. HÄUBER 2005, 27.
171 M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998, I, 158-160; C. HÄUBER 2005, 27 mit Anm. 126; vgl. die "Karte der bekannten Stifter" von C. REUSSER 1993, 157, Abb. 87.
172 KlPauly 3 (München 1979) Sp. 1300-1301 s. v. Militärdiplome (A. NEUMANN).
173 KlPauly 4 (München 1979) Sp. 204-206 s. v. Nundinae (W. SONTHEIMER).
174 s. u. zur 10. Vorlesungsstunde.
175 vgl. P. MAZZEI 2007.
176 O. RICHTER 1901, 123-126.
177 zu einer in der Renaissance gefälschten Bauinschrift des IOM-Tempels, die ihn als Dedikanten des Tempels nennt (bezieht sich Richter auf diese Inschrift ?), R. T. RIDLEY 2005, 84; S. 99 mit Anm. 90, nach einer überzeugenderen Tradition war er nicht Consul, sondern Pontifex Maximus; S. 100, es gibt einen Consul Horatius im Jahre 387 v. Chr.
178 KlPauly 5 (München 1979) Sp. 608-609 s. v. Terminus (G. RADKE).
179 M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998, I, 60.
180 s. u. zur 10. Vorlesungssitzung
181 wohl nicht, es ist kein Soldat, sondern ein Herold, s. u. zur 10. Vorlesungssitzung.
182 Auf diesem Relief ist Minerva rechts (vom Beschauer aus) dargestellt (s. C. HÄUBER 2005, 18 mit Anm. 45, S. 40 Anm. 259), so auch auf einer Campana-Platte, E. LA ROCCA und S. TORTORELLA 2008, 222, Kat. Nr. II.4.16 (S. TORTORELLA); s. u. zur 10. Vorlesungssitzung.
183 s. C. HÄUBER 2005, 53 zu Nr. 3., Anm. 388 (Lit.).
184 KlPauly 3 (München 1979) 28-29 s. v. Iuventas (-us) (W. EISENHUT).
185 M. TORELLI 1990, 100 ("preparazione" und "esebizione pubblica delle >prove<").
186 A. STEWART 1997, 111.
187 C. HÄUBER, Manuskript `Venus vom Esquilin´, unveröffentlicht.
188 A. STEWART 1997, 115: "Prepubescent boys and girls are physically much alike, and Greek medicine - that is, Greek folk wisdom - agreed, putting the age when real differences began to appear at around fourteen. (In the fourth century, Aristotle even declared that a woman's body is much like a boy's). Girls were then ready to marry and thus became socially mature, and in cities like Athens did so as soon as possible ..."
189 A. STEWART 1997.
190 vgl. zum Phänomen J. FABRICIUS 2001; die jedoch nicht die hier genannten Beispiele diskutiert.
191 auch wenn ich den Begriff `barock´ sogar im hier vorliegenden Text benutze. Den deutschen Begriff Jüngling, der in der Vergangenheit eine präzise rechtliche Bedeutung hatte, analog in gnomische Zeichen zu setzen, halte ich dagegen für eine unbefriedigende Lösung. Nicht nur, weil seine Anwendung auf antike Verhältnisse aus grundsätzlichen Erwägungen falsch, da anachronistisch ist, sondern, weil in diesem Fall, anders als bei `barock´, kein
allgemeiner Konsens bezüglich der Bedeutung des Begriffs Jüngling bei archäologischen Kollegen vorausgesetzt werden kann - semantisch hat er eben eine wesentlich komplexere Bedeutung als `junger Mann von x Jahren´.
192 vgl. M. MAISCHBERGER 2002, 276-277, zu Kat.Nr. 172-175; bei ebenda Kat. Nr. 176 handelt es sich um eine Statuette, die eine Frau wiedergibt. Diese trägt eine Frisur, die denen der erwähnten Epheben entspricht.
193 C. HÄUBER, Manuskript Isis et Serapis, unveröffentlicht.
194 C. HÄUBER, Manuskript `Venus vom Esquilin´.
195 KlPauly 1 (München 1979) Sp. 969-970 s. v. Bulla (W. H. GROß).
196 z. T. wörtliches Zitat von H. R. GOETTE 1990, 4-5.
197 R. M. SHELDON 2005, xvi: ".. and the amount of corruption that went on seems unbearable by modern western standards"; vgl. zu der im Zusammenhang der Ämtervergabe üblichen Korruption auch C. PARISI PRESICCE 2010.
198 R. M. SHELDON 2005, 33-34.
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