Dr. Chrystina Häuber, Universität Tübingen
8. Vorlesungssitzung
Di, 22. Juni 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
willkommen zur 8. Vorlesungssitzung !
Heute wenden wir uns zunächst einem kleinen Tempel auf dem Kapitolshügel zu, dann berühmten Skulpturen, die der Area Capitolina auf dem Capitolium zugeschrieben werden. Als nächstes folgt dann das Forum Boarium, der Rindermarkt von Rom, und in diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns mit den folgenden Themen: der Wasserver- und Entsorgung Roms, dem Tiber und seinen Überschwemmungen, den Häfen und Speicheranlagen am Tiber, sowie der Versorgung Roms mit Lebensmitteln. Daran anschließend sollen in den beiden letzten Vorlesungssitzungen der Palatin und das Forum Romanum folgen.
Nun also zu Beginn der kleine Tempel auf dem Kapitolshügel.
2. Dia
C. HÄUBER 2005, S. 21, Abb. 3 (verändert),
Karte des antiken Kapitolshügels mit IOM-Tempel
Als kleine Entschädigung dafür, dass die vielen Kultbauten restlos verschwunden sind, die sich einst innerhalb der Area Capitolina, dem heiligen Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium, befunden haben, und die wir aus antiken Schriftquellen und Schriftzeugnissen kennen, zeige ich Ihnen nun einen kleinen Tempel auf dem Kapitolshügel, dessen Podium bis zum heutigen Tage in nennenswerten baulichen Resten überlebt hat, und dessen (kopfloses) Kultbild sogar erhalten geblieben ist. Wie allein schon sein ungewöhnlicher Grundriss zeigt - hinter dem Pronaos folgt nämlich eine quer gelagerte Cella - wurde dieser, in republikanischer Zeit errichtete Tempel einem Bauplatz angepasst, der auf Grund der bereits vorhandenen dichten Bebauung an dieser Stelle keine andere Lösung möglich machte.
Dieser Bau wurde 1938-1939 zufällig entdeckt, als man zwischen den bereits auf dem Kapitolshügel vorhandenen Architekturen der Kapitolinischen Museen einen unterirdischen Verbindungstrakt errichten wollte, die Galleria di Congiunzione, die seither als Ausstellungsraum für Inschriften dient. Die seit der Antike erfolgte Verschüttung des Geländes war nämlich so hoch, dass im Mittelalter der Senatorenpalast über dem Tempelchen errichtet werden konnte, ohne dass es komplett zerstört worden wäre, obwohl die Treppe des Senatorenpalastes genau über ihm liegt. Der Baubefund erlaubt eine relative Datierung, so ist erkennbar, dass das spätrepublikanische sog. Tabularium Rücksicht auf das Tempelchen genommen hatte, woraus ersichtlich ist, dass der Tempel älter ist als das sog. Tabularium, das nach dem großen Brand von 81 v. Chr. erbaut werden sollte. Sie sehen die Grundrisse beider Bauten auf meiner Karte. Diese Karte lässt überdies erkennen, dass Sakralbauten dieser Größenordnung problemlos in großer Anzahl auf dem Capitolium untergebracht werden könnten. Das Tempelchen war auf eine Straße ausgerichtet. Seine topographische Lage und seine Datierung, die sich auf Grund seiner Position in Bezug auf das sog. Tabularium, sowie zusätzlich anhand von Beobachtungen an seinen architektonischen Resten ableiten lässt, erlauben es, diesen Bau mit dem aus antiken Schriftquellen bekannten Tempel des Veiovis zu identifizieren. Die vor wenigen Jahren erfolgte neue Ausgrabung hat gezeigt, dass der Grundriss dieses Tempels tatsächlich älterer Bebauung angepaßt worden war, bei der es sich um republikanische Wohnhäuser gehandelt hatte.
3. Dia
Musei Capitolini 2000, S. 173, Photo: kopflose Marmorstatue, Kultstatue des Gottes Veiovis und Rekonstruktion seines Tempels auf dem Kapitolshügel (unmittelbar neben dem `Tabularium´, heute unter dem Senatorenpalast befindlich)
Wenn Sie heute die Kapitolinischen Museen besuchen, und bei Ihrem Rundgang das sog. Tabularium unter dem mittelalterlichen Senatorenpalast erreicht haben, in welchem gleichfalls Exponate dieser Museen ausgestellt sind, werden Sie auch den Tempel des Veiovis mit seinem Kultbild sehen, der in der Antike selbstverständlich unter freiem Himmel stand. Die hier gezeigte Rekonstruktion dieser Architektur macht deutlich, dass das im Hintergrund erscheinende sog. Tabularium unmittelbar an diesen Sakralbau herangerückt ist.
Versuchen Sie bitte nicht, sich anhand meiner Beschreibung die wirkliche Situation vorzustellen, an Ort und Stelle wird man Ihnen ein Modell zeigen, das sich auseinandernehmen lässt und Sie werden sich vermutlich genauso wundern wie ich, wie kompliziert die eben beschriebenen Architekturen: Veiovistempel, Tabularium und mittelalterlicher Senatorenpalast ineinander `verzahnt´ sind - ich habe immerhin 5 Jahre lang in den Kapitolinischen Museen gearbeitet und war trotzdem überrascht, als ich dieses Modell sah.
Nun also zum Tempel des Veiovis. Der Tempel steht auf einem teilweise erhaltenen Podium und ist wie alle römischen Tempel gerichtet. Eine Treppe mit 9 Stufen führte zum Pronaos mit 4 Säulen hinauf, die dahinter befindliche, quer gelagerte Cella mißt 8,90 x 15 m. Der Tempel des Veiovis wurde 196 v. Chr. vom Consul L. Furius Purpurio nach dem Sieg über die boischen Gallier bei Cremona gelobt und von Q. Marcius Ralla im Jahre 192 v. Chr. geweiht262. Die neuesten Ausgrabungsergebnisse haben mindestens drei Bauphasen des Tempels erkennen lassen, zwei republikanische und eine flavische263. Die beiden republikanischen Phasen unterschieden sich im Grundriss und man geht davon aus, dass die zweite Phase, von der noch Teile erhalten sind und von der Sie hier eine Rekonstruktion sehen, gleichzeitig mit dem sog. Tabularium errichtet worden sei. Es ist gut vorstellbar, dass der große Brand von 81 v. Chr.264 es nötig gemacht hatte, die 2. Bauphase des Veiovis-Tempels zu errichten, und dass der verheerende Brand von 69 n. Chr. Anlass für die 3., flavische Bauphase gegeben hatte.
Der Charakter dieses Ve/ Ved-Iovis, Veiovis genannten Gottes ist unbekannt265, man hat an einen jungen Iovis - Iuppiter gedacht, sogar an einen übelwollenden Gott, andere antike Quellen beschreiben ihn als wohlwollend, da er keine Blitze in den Händen gehalten habe. Plinius (nat. hist. 16.216) beschreibt eine Statue des Veiovis aus Zypressenholz auf der Arx, der nördlichen
Erhebung des Kapitolshügels, das heißt, ganz in der Nähe unseres Tempelchens, die 194 v. Chr. geweiht worden sei, von der wir aber nicht wissen, ob sie im Veiovis-Tempel aufgestellt war oder nicht.
Die hier gezeigte, leider kopflose Kultstatue hat doppelte Lebensgröße, die dargestellte Gottheit hatte langes Haar mit auf die Schultern fallenden Locken. Der Gott ist nur mit einer Chlamys bekleidet, die über die linke Schulter und den linken Arm drapiert ist und gleichzeitig die neben dem linken Bein befindliche Stütze verdeckt. Marmorstatuen, die menschliche Figuren darstellen so wie diese, benötigen ja Stützen neben ihren Beinen, weil sie ansonsten an den Knöcheln zerbrechen würden. Ehemals vielleicht vorhandene Attribute haben sich nicht erhalten, ebensowenig eine ehemals womöglich zu der Statue gehörige Inschrift, weshalb nur ihr Fundort die Möglichkeit eröffnet hat, die dargestellte Gottheit mit Veiovis zu identifizieren. Die antiken Quellen berichten, dass das Kultbild des Tempels zusammen mit einer Ziege dargestellt war, von der jedoch an dieser Statue jede Spur fehlt. Während diese Kultstatue des Gottes Veiovis früher in flavische Zeit datiert wurde, ist Eugenio La Rocca der Ansicht, dass sie bereits am Ende des 2. Jhs. v. Chr. entstanden sei; er fügt ferner hinzu, dass die Ikonographie der Statue der des Gottes Apollo gleicht, den die Griechen Apollon nannten266.
Wie erwähnt, sollen sich die Römer später ihrer altehrwürdigen Götterbilder aus Ton geschämt haben267, und beauftragten offenbar deshalb griechische Künstler, ihnen Kultbilder aus Marmor zu skulptieren. Es gab aber zweifellos während der Republik schlichtweg mehrfach die Notwendigkeit, neue Kultbilder in Auftrag geben zu müssen, weil die alten in den zahlreichen Bränden, welche die Stadt heimsuchten, untergegangen waren.
Im Folgenden wenden wir uns einigen berühmten Funden zu, die in der Forschung der Area Capitolina auf dem Capitolium zugeschrieben werden
4. Dia - WIEDERHOLUNG
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107,
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
Ich zeige Ihnen hier und im Folgenden noch mehrmals die Rekonstruktion des antiken Capitolium und der Area Capitolina von Christoph Reusser, in die er mit schwarzen Punkten und Linien die Standorte von Skulpturen und Denkmälern eingetragen hat, die entweder in antiken Quellen beschrieben werden, oder die noch vorhanden sind. Die Ziffer 1, vor der Fassade seines Fidestempels, bezeichnet seiner Ansicht nach den ursprünglichen Aufstellungsort des sog. Bocchusmonuments, das wir als nächstes betrachten wollen.
5. Dia
oben:
A. LA REGINA 2009, S. 107, S. 107, Photo:
- Reliefblock vom sog. Bocchusmonument, sullanisch, ca. 80 v. Chr., Rom, Kapitolinische Museen, Centrale Montemartini
rechts:
E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE) - Sog. Bocchusmonument, Photos
Riccardo di Cesare vertritt dagegen im Katalog Età della conquista von Eugenio La Rocca et al. 2010 die Meinung, dass das sog. Bocchusmonument `von den Abhängen des Capitolium´ stamme. Unter anderem aus diesem Grund wird das Denkmal in diesem Katalog auch als das `sog. Bocchusmonument´ bezeichnet, womit zum Ausdruck gebracht wird, dass hier der alten Forschungsmeinung, dieses Denkmal beziehe sich auf Bocchus, nicht mehr gefolgt wird268.
Die Idee, in diesem Denkmal die Basis des Bocchusmonuments zu sehen, wie zuerst Heinz Kähler vorschlug269, hing in der älteren Forschung damit zusammen, dass man dieses Denkmal ins 1. Jh. v. Chr. datierte, in dem das Bocchusmonument entstanden war, seine Darstellungen als zu einem Siegesmonument gehörig erkannt hatte, sowie für selbstverständlich hielt, dass es ursprünglich auf der Area Capitolina gestanden habe. Das aus antiken Schriftquellen bekannte Bocchusmonument270 gehört nämlich zu jenen Denkmälern, die für die Area Capitolina bezeugt sind. Dabei besteht eine weitere Schwierigkeit darin, dass es sich bei dem Bocchusmonument um eine Gruppe vergoldeter (Bronze-)Statuen gehandelt hatte, die nicht erhalten sind, und deren Statuenbasis in den Schriftquellen, die es erwähnen, nicht beschrieben wird. Das hier gezeigte Denkmal wird von den Autoren, die es dem Bocchusmonument zuweisen, für dessen Statuenbasis gehalten - doch ist zu bedenken, dass die Zweckbestimmung des Monumentes nach wie vor umstritten ist.
Auf eine ehemals möglicherweise an diesem Denkmal vorhandene gemalte Inschrift werde ich später noch zurückkommen.
Auf der Karte Mauretania und Numidia zeigen
Bocchus I. (um 110-80 v. Chr.), der König von Mauretanien, war im Jugurthinischen Krieg gegen Rom zunächst neutral, dann Verbündeter seines Schwiegersohnes Iugurtha, des Herrschers von Numidien. Im Jahre 105 v. Chr. schloß Bocchus einen Freundschaftsvertrag mit Rom, verriet Iugurtha, und lieferte ihn an Sulla aus - daraufhin konnte er vermutlich sein Gebiet vergrößern271. Bocchus feierte das Ganze mit einer im Jahre 91 v. Chr. aufgestellten Statuengruppe auf dem Capitolium272. Dieses Bocchusmonument ist leider nur von der Darstellung auf einem Denar bekannt, den Sullas Sohn Faustus 56 v. Chr. prägen ließ, und welcher das Denkmal vereinfacht wiedergibt273. Zum Bocchusmonument schreibt Markus Sehlmeyer im Lexicon Topographicum Urbis Romae IV, S. 360 unter dem Stichwort Statuae: C. Cornelius Sulla, Bocchus, Iugurtha: "Die Gruppe vergoldeter Statuen aus der Zeit vor Beginn des Bundesgenossenkrieges (91 v. Chr.) stellte Sulla ... als Quaestor, den verbündeten Bocchus ... sowie den ausgelieferten Jugurtha ... dar ... Die Auslieferung erfolgte im Jahre 105 v. Chr. ... Eine Statuenbasis, die in der Literatur oft als Bocchus-Monument ... bezeichnet wird ..., gehört nicht mit Sicherheit zu der Statuengruppe, sondern möglicherweise bereits in die Zeit des Scipio Africanus maior ...".
Die Tatsache, dass Bocchus im Jahre 105 einen Freundschaftsvertrag mit Rom schloß, und in diesem Zusammenhang seinen Schwiegersohn Iugurtha an Sulla auslieferte, ist der Grund dafür, dass Reusser annimmt, das hier gezeigte Denkmal (das er an anderer Stelle zu Recht für anonym hält274) habe unmittelbar vor seinem Fidestempel gestanden. Denn Fides ist ja zuständig für die Verträge der Römer mit ausländischen Mächten.
Dabei ist die Herkunft dieses Denkmals von der Area Capitolina gar nicht sicher. Wie man an der Auswahl275 der hier gezeigten Blöcke des Denkmals erkennen kann, ist es in mehrere Teile zerbrochen. Da einige der Blöcke aneinanderpassen und die auf ihnen befindlichen Darstellungen symmetrisch angelegt sind, kann man das Denkmal versuchsweise rekonstruieren (s. nächstes Dia). Die bekannten, zu diesem Denkmal gehörigen Blöcke wurden an verschiedenen Orten rund um das Capitolium entdeckt, und zwar in Fundlagen, die nicht einmal ausschließen, dass das Denkmal ursprünglich am Fuße des Capitolium stand. Wie wir noch sehen werden, verlief hier der Prozessionsweg der Triumphzüge, weshalb gut vorstellbar ist, dass auch ein derartiges Siegesmonument an dieser Straße aufgestellt gewesen sein könnte.
6. Dia
E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE),
Sog. Bocchusmonument, zeichnerische Rekonstruktion (nach: T. HÖLSCHER 1988; um 80 v. Chr.)
Leider fehlen nicht nur eine womöglich zu dem Denkmal ursprünglich gehörige Inschrift, sondern ein großer Teil des Denkmals selbst, weshalb die zahlreichen Versuche, seine Ikonographie auf eine bestimmte Person zu beziehen, nach unserem aktuellen Kenntnisstand nicht überzeugen können. Außerdem ist die Gestaltung der Reliefs dieses Denkmals einer rigiden Symmetrie unterworfen, weshalb man nicht einmal weiß, ob die beiden dargestellten Tropaia (auf dem Block, der im Dia unten links erscheint) auf zwei Siege deuten, oder womöglich aus gestalterischen Gründen ein zweites Tropaion auf diesem Relief erscheint276. Die Tropaia weisen auf Siege hin, die für Rom erfochten wurden - wie man dem Schild mit Darstellung einer Büste der Göttin Roma ablesen kann, der zwischen den beiden Tropaia erscheint.
Hinzu kommt, dass bislang das graue Material (Kalkstein), aus dem das Denkmal skulptiert ist, nicht petrologisch untersucht wurde, weshalb verschiedene Provenienzen für das Material, und somit für das ganze Denkmal vorgeschlagen wurden, passend zu den Theorien der jeweiligen Autoren. So ist von einem Autor, der das Werk für das Bocchusmonument hält, eine Identifizierung des Materials mit einem grauen Marmor aus Numidien vorgeschlagen worden (bei dem Material handelt es sich jedoch um Kalkstein)277, andere Forscher, die der Ansicht sind, der Stil des Denkmals sei pergamenisch (Pergamon), glauben an eine Provenienz aus Kleinasien, auch Griechenland ist vorgeschlagen worden278, doch dieses Gestein könnte theoretisch sogar aus der Nähe von Rom stammen279.
Da das Denkmal nur bruchstückhaft erhalten ist, gibt es keinen Konsens bezüglich seiner ursprünglichen Gestalt und Zweckbestimmung, und die vorgeschlagenen Datierungen schwanken zwischen dem 2. und 1. Jh. v. Chr., wobei die meisten Autoren das Werk in sullanische Zeit um 80 v. Chr. datieren. Es ist an dieser Stelle völlig unmöglich, die verschiedenen Forschungsmeinungen im Detail vor Ihnen auszubreiten, ich habe mich aber dennoch entschlossen, Ihnen dieses Werk hier zumindest kurz vorzustellen, weil es 1.) von vielen Forschern der Area Capitolina zugeschrieben wird, weil es 2.) theoretisch auf der Area Capitolina oder an den Abhängen des Capitolium aufgestellt gewesen sein kann, vor allem aber 3.), weil es unstrittig ein Siegesmonument ist.
Und derartige Denkmäler haben, wie wir wissen, tatsächlich auf dem Capitolium innerhalb der Area Capitolina gestanden. Dass es sich zweifellos um ein Siegesmonument handelt, erkennt man an den geflügelten weiblichen Gestalten, sog. Viktorien (Siegesgöttinnen), die einen runden Schild mit einem Lorbeerkranz schmücken, den bereits erwähnten Tropaia, sowie an weiteren Rüstungsteilen, wie Muskelpanzern, einem weiteren Schild und Beinschienen, die aber bislang keine eindeutige Bestimmung erlauben, um welchen Sieg, und damit um welche Person es sich handelt, die mit dem Denkmal geehrt werden sollte. Dass hier ein Triumphator geehrt werden sollte, sieht man im Übrigen an den Darstellungen einiger Details des Ornates eines römischen Triumphators, auf die wir in der nächsten Vorlesungssitzung im Zusammenhang der Triumphzüge noch einmal zurückkommen werden.
7. Dia - WIEDERHOLUNG
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107, Buchstabe x
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
Der Buchstabe "x" innerhalb einer antiken Architektur im Westen des Capitolium bezeichnet den Fundort des mutmaßlichen Herculeskopfes, den wir uns im Folgenden anschauen werden. Bitte beachten Sie auch die beiden Tempel unmittelbar westlich von Reussers Fidestempel. Sie sind nur vom severischen Marmorplan bekannt, können an dieser Stelle lokalisiert werden280, und beide sind in der Forschung von verschiedenen Autoren mit dem Tempel der Ops identifiziert worden, auf den wir gleich zu sprechen kommen werden.
8. Dia
E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 179, 266-267, Kat. Nr. I.24 (N. GIUSTOZZI),
- Kolossaler Marmorkopf des Hercules, Rom, Kapitolinische Museen, Centrale Montemartini
Dieser 60 cm hohe Kopf in den Kapitolinischen Museen, Centrale Montemartini, gehörte ursprünglich zu einer kolossalen Statue, wird von den meisten Gelehrten als Darstellung des griechischen Heros Herakles (Hercules) angesehen, und gilt als ein griechisches Original des 2. Jhs. v. Chr. Da der Kopf am Fuße der Westseite des Capitolium in einer mittelalterlichen Mauer entdeckt wurde, nehmen einige Forscher an, dass es sich um den Herakles des Polykles, eines Künstlers aus Athen, handele, dessen Heraklesstatue beim Tempel der Ops auf dem Capitolium stand, wie wir aus einer antiken Schriftquelle erfahren281.
Nunzio Giustozzi, der seine Forschungen zu dem hier betrachteten Kopf im Katalog Eugenio La Rocca et al. 2010 zusammengefasst hat, geht davon aus, dass er zu einem ca. 4,50 m hohen Akrolith gehört habe, andere Forscher bestreiten dies. Ich selbst bin nicht der Ansicht, dass die Zuschreibung dieses Kopfes an jene Statue des Polykles möglich ist, von der wir aus Schriftquellen erfahren, sie habe innerhalb der Area Capitolina beim Tempel der Ops gestanden. Andere Forscher bezweifeln sogar, dass es sich bei diesem Kopf um eine Darstellung des Herakles handele. Ich habe die diesbezüglichen Forschungen in meinem Aufsatz aus dem Jahre 2005 (C. Häuber 2005) zusammengefasst282. Obwohl also nicht nur die Identifizierung dieses Kopfes als Herakles, die ursprüngliche Gestalt der zugehörigen Statue, die Zuschreibung an den Künstler Polykles, noch die Aufstellung auf dem Capitolium sicher sind, zeige ich Ihnen diesen Kopf hier dennoch. Und zwar deshalb, weil er mit Sicherheit zu einer kolossalen griechischen Statue gehört hat und theoretisch die Möglichkeit besteht, dass diese Statue auf dem Capitolium innerhalb der Area Capitolina stand, wo, wie wir aus antiken Quellen wissen, derartige Statuen als Weihgeschenke aufgestellt worden waren.
9. Dia -
E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 205, 287-288, Kat. Nr. II.20 (M. PAPINI),
- Römische Marmorkopie des Aristogeiton aus der sog. Tyrannenmördergruppe, Kapitolinische Museen, Centrale Montemartini (1. Jh. v. Chr.), Kopie des Bronzeoriginals der Künstler Kritios und Nesiotes (477-476 v. Chr.)
Die Statue des Aristogeiton wurde bei der Kirche S. Omobono zusammen mit den Caementitium-Brocken und zahlreichen Fragmenten von Bauornamentik gefunden, die auf Grund der Schicht, aus der sie stammen, mit Sicherheit vom Capitolium herabgestürzt sind283. All dies ist von Christoph Reusser 1993 behandelt worden und ich hatte Ihnen diese Befunde bei S. Omobono gezeigt. Wie erwähnt, wurden diese Caementitium-Brocken und die Bauornamentik vom Ausgräber dieser Funde, Antonio Maria Colini, den Tempeln der Fides und der Ops auf dem Capitolium zugeschrieben, von Christoph Reusser dagegen nur einem Tempel, dem der Fides, während ich der Ansicht bin, dass es sich um 2 Tempel handelte, welche meiner Ansicht nach anonym sind.
Der prominenteste Statuenfund aus der eben genannten Fundschicht bei der Kirche S. Omobono ist der im Folgenden besprochene Aristogeiton, den wir hier sehen. Die Abbildung stammt aus dem Ausstellungskatalog von Eugenio La Rocca et al. 2010, der im Apparat der Vorlesung steht. Reusser schreibt, der gute Erhaltungszustand der Oberfläche dieser Statue erlaube den Schluss, dass sie sich im Innern des Fidestempels befunden habe. Für die Beurteilung der Statue sei ferner wichtig, dass sich auf dem Rest ihrer Plinthe Kritzeleien befinden, was den Schluss erlaube, dass die Statue öffentlich zugänglich gewesen sei. Wegen einiger Besonderheiten der Plinthe der Harmodiosstatue geht Reusser überzeugend davon aus, dass an dieser Stelle auch eine Statue des Harmodios, des anderen Tyrannenmörders, aufgestellt gewesen sei284. Die römischen Kopien dieser Tyrannenmördergruppe stammen alle aus Rom, Latium und Kampanien und werden in den Zeitraum vom 1. Jh. v. Chr. bis in die Kaiserzeit datiert, alle übrigen Repliken der Gruppe, von denen der Fundort bekannt ist, stammen aus Villen, das heißt, sie waren also offenbar nicht öffentlich aufgestellt.
10. Dia - WIEDERHOLUNG
C. HÄUBER 2005, S. 21, Abb. 3 (verändert)
Karte des antiken Kapitolshügels (nur das Capitolium) mit IOM-Tempel
Ich zeige Ihnen noch einmal meine Karte, in welche die Lage der vom Capitolium herabgerollten, und von der Kirche S. Omobono gestoppten Caementitium-Brocken in Form von orangefarbenen Umrißlinien eingezeichnet sind, hier wurde also auch die Statue des Aristogeiton entdeckt.
11. Dia- WIEDERHOLUNG
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107, Ziffer 2
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
Da Reusser die eben genannten Architekturfunde bei der Kirche S. Omobono dem Fidestempel zuschreibt, bezeichnet die Ziffer 2 auf seiner Karte, die sich vor der Fassade seines Fidestempels befindet, seiner Ansicht nach den ursprünglichen Aufstellungsort des Aristogeiton. Da jedoch Reussers Rekonstruktion des antiken Plateaus des Capitolium viel zu groß ist, `hängen´ nun in Wirklichkeit nicht nur sein Fidestempel, sondern auch die meisten der bei ihm mit Standorten versehenen Funde gleichsam `in der Luft´, was bedeutet, dass sie keinesfalls auf dem Plateau des Capitolium (= der Area Capitolina), sondern an anderen Orten als den von ihm postulierten gestanden haben müssen.
12. Dia - WIEDERHOLUNG
- Marmorstatue des Aristogeiton aus der Gruppe der sog. Tyrannenmörder, Kapitolinische Museen, Centrale Montemartini
Wer sind die sog. Tyrannenmörder, warum befanden sich diese Statuen auf dem Capitolium, und wer könnte sie dort aufgestellt haben ? Aus der Tatsache, dass ich diese Fragen hier stelle, müssten Sie eigentlich schon unmißverständlich ableiten können, dass diese Statue nicht zu jenen gehört, von denen wir aus antiken Schriftquellen oder Schriftzeugnissen wissen, dass sie sich in der Area Capitolina befunden hatten und warum sie sich dort befanden - jede Liste dieser Funde, ob die von Otto Richter aus dem Jahre 1901, die ich Ihnen vorgetragen hatte, oder irgendeine der vielen anderen kann Ihnen dies bestätigen.
Da eine Inschrift, die vermutlich zu der Aristogeitonstatue bzw. zu der Tyrannenmördergruppe gehört hatte, heute nicht mehr vorhanden ist, müssen wir versuchen, diese Fragen selbst zu klären. Im Übrigen ist, nach den neuen Erkenntnissen zum natürlichen Landschaftsrelief des Capitolium, auf keinen Fall sicher, dass diese Statue und ihr mutmassliches Pendant, der andere Tyrannenmörder, tatsächlich innerhalb der Area Capitolina, im heiligen Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus aufgestellt gewesen sind (s. o.). Es kommen, wie auch schon von früheren Forschern vermutet285, auch tiefer gelegene Terrassen des antiken Capitolium in Frage, über deren Gestaltung - z. B. mit Weihgeschenken, das heißt, u. a. Statuenschmuck - wir keinerlei Nachrichten besitzen. Auch Massimiliano Papini286, der den Katalobeitrag in Eugenio La Rocca et al. 2010 zur Aristogeitonstatue verfasst hat, schreibt, dass die Statue von den `Abhängen´ des Capitolium stamme.
Glücklicherweise ist das Sujet dieser Statue bekannt, es handelt sich um einen der beiden sog. Tyrannenmörder, und zwar um den älteren, eine historische Person namens Aristogeiton, der andere sog. Tyrannenmörder, ein jüngerer Mann, hieß Harmodios. Als diese Statue bei S. Omobono entdeckt wurde, fehlte ihr Kopf, den bereits zuvor Walter Amelung im Magazin der Vatikanischen Museen als Kopf des Aristogeiton erkannt hatte - der Fundort des Kopfes ist aber leider unbekannt. Die hier gezeigte Marmorstatue ist eine römische Kopie, die in der Forschung einmütig ins 1. Jh. v. Chr. datiert wird. Sie gilt als die beste Replik dieses Statuentyps.
13. Dia
links:
A. STEWART 1990 II,
Abb. 227, sog. `Tyrannenmördergruppe´, Harmodios und Aristogeiton, römische Marmorkopie, Neapel, Museo Archeologico Nazionale, Künstler des Bronzeoriginals: Kritios und Nesiotes (477/476 v. Chr.), aufgestellt auf der Agora in Athen
rechts:
A. DE FRANCISCIS 1976
Abb. 4, sog. `Tyrannenmördergruppe´, Harmodios und Aristogeiton, römische Marmorkopie, Neapel, Museo Archeologico Nazionale
Die hier gezeigte Marmorgruppe der Tyrannenmörder befindet sich in Neapel, im Museo Archeologico Nazionale. Der Kopf des Aristogeiton ist ein Gipsabguss vom Kopf der eben gezeigten Aristogeitonstatue in den Kapitolinischen Museen, Centrale Montemartini.
Das Original dieser Marmorgruppe bestand aus zwei Bronzeplastiken, deren Füße mit der Basis fest verbunden waren, bei Bronzeplastiken sind Stützen neben den Beinen nicht nötig. Die Umsetzung des Denkmals in Marmor machte es erforderlich, die beiden Einzelstatuen aus zwei verschiedenen Marmorblöcken zu skulptieren, und beide Statuen haben aus den bereits im Zusammenhang der marmornen Kultstatue des Veiovis erwähnten Gründen eine Stütze, die Sie sich bei den originalen Bronzefiguren von Harmodios und Aristogeiton also wegdenken müssen. Auf Grund der Umsetzung der Gruppe in zwei einzelne Marmorstatuen könnte man diese nun theoretisch auf unterschiedliche Weise zu einer Gruppe `zusammenstellen´, doch die Forschung hat sich auf das hier gezeigte Arrangement geeinigt - die Besonderheit der Plinthenausführung der eben gezeigten Aristogeitonstatue in den Kapitolinischen Museen zeigt, dass zumindest diese Tyrannenmördergruppe in der Antike genauso aufgestellt war wie die hier gezeigte, mit Harmodios und Aristogeiton `Rücken an Rücken´ kämpfend.
Daraus ergibt sich nun, dass der ältere, Aristogeiton, mit seinem vorgestreckten linken Arm, über den seine Chlamys gebreitet ist (nach Andrew Stewart agiert er in der Art eines `Stierkämpfers´), seinem jüngeren Partner Harmodios Deckung gibt, während er gleichzeitig in der rechten Hand, zum Kampf bereit, sein Schwert hält. Dagegen stürmt Harmodios ungestüm - und, was seine linke Flanke betrifft, ohne jede Deckung - voran, sein Schwert in der erhobenen Rechten schwingend287. Andrew Stewart interpretiert die Aktion des Harmodios als Unbesonnenheit288, die den Plan vereitelt habe, beide Tyrannen, Hippias und Hipparch, bei dem Attentat zu beseitigen289 - was überdies dazu führte, dass Harmodios noch am Tatort den Tod fand.
Die hier gezeigte Tyrannenmördergruppe gehört dem Strengen Stil an und ist so konzipiert, dass die beiden Opfer, um die es geht, nicht dargestellt sind290. Statt dessen sind gleichsam wir Betrachter die Opfer, dem das Attentat des Harmodios und Aristogeiton gelten soll.
Das griechische Original der sog. Tyrannenmörder, Harmodios und Aristogeiton der Künstler Kritios und Nesiotes, von dem Sie hier eine römische Kopie sehen, war, wie erwähnt, eine Bronzegruppe. Sie war auf der Athener Agora (`Markt´), an der Panathenäischen Straße aufgestellt und ist sowohl aus antiken Schriftquellen, als auch von zeitnahen griechischen und späteren römischen bildlichen Darstellungen bekannt. Die am besten erhaltene römische Kopie dieser Gruppe sehen sie hier. Sie befindet sich im Archäologischen Nationalmuseum von Neapel, leider ist ihr Fundort unbekannt, weil sie aus einer alten Sammlung in Rom stammt (Palazzo Medici Madama291), was bedeutet, dass sie zu Zeiten entdeckt wurde, als man sich für die ursprünglichen Kontexte antiker Statuen noch nicht so brennend interessierte wie heute.
Ursprünglich hatte es allerdings zwei verschiedene griechische Tyrannenmördergruppen gegeben, welche dieselben beiden Männer, Harmodios und Aristogeiton, darstellten, die erste, ältere, archaische Gruppe, war von dem Künstler Antenor geschaffen worden, die spätere zweite, die dem Strengen Stil angehört, von den Künstlern Kritios und Nesiotes. Die einschlägigen antiken Schriftquellen zu den beiden verschiedenen griechischen Tyrannenmördergruppen finden Sie in dem zweibändigen Werk von Andrew Stewart 1990 im Index unter Antenor, Tyrannicides, und unter Kritios und Nesiotes, Tyrannicides, und zwar ins Englische übertragen. Des Weiteren habe ich meinen Ausführungen die Erkenntnisse von Christoph Reusser 1993, Aileen Ajootian 1998, Massimiliano Papini in Eugenio La Rocca et al. 2010, sowie einigen Beiträgen in Der Kleine Pauly und im Oxford Classical Dictionary zu Grunde gelegt.
Die sog. Tyrannenmörder, Harmodios und Aristogeiton, nach denen die beiden Tyrannenmördergruppen benannt sind, gehörten zum kadmeischen Geschlecht der Gephyraier292. Die Tyrannen, um die es ging, waren der in Athen herrschende Hippias, der ältere Sohn des Peisistratos und sein jüngerer Bruder Hipparch. Ich hatte Ihnen bereits in der 1. Vorlesungsstunde berichtet, dass oft behauptet wird, die Vertreibung der Könige Roms, der Tarquinier, am Ende des 6. Jhs. v. Chr., mit anschließendem Beginn der römischen Republik, sei gleichzeitig geschehen wie die Vertreibung der Peisistratiden aus Athen, ein Vorgang, der seinerseits die Errichtung der attischen Demokratie zur Folge gehabt habe. Peisistratos, der 546 v. Chr. (permanent) Tyrann von Athen geworden war, versuchte sich mit den übrigen ortsansässigen Adelsfamilien zu arrangieren, seine Söhne, Hippias und Hipparch, die ihm nach seinem Tode 527 v. Chr. in der Herrschaft gefolgt waren, verfolgten dieselbe Politik, doch da Hipparch einen dieser Clans, nämlich jenem, dem Harmodios und Aristogeiton angehörten, beleidigt hatte, führte dies zu den im Folgenden geschilderten Ereignissen.
Der sog. Tyrannenmord fand in Athen bei den Panathenäen des Jahres 514 v. Chr. statt. Dieses Fest wurde jeweils am 28. Hekatombaion (Juli/ August) zu Ehren der Stadtgöttin Athena gefeiert293. Harmodios und Aristogeiton planten ursprünglich, gemeinsam mit weiteren Verschwörern, bei dieser Gelegenheit den Tyrannen von Athen, Hippias, zu ermorden, doch aus Furcht vor Verrat kam es nur zu einem improvisierten Überfall auf dessen Bruder Hipparch, bei dem dieser und Harmodios getötet wurden. Aristogeiton wurde festgenommen und exekutiert, denunzierte jedoch zuvor auf der Folter viele Adelige, darunter auch Anhänger der Tyrannen294. Hippias, der von 527-510 v. Chr. herrschen sollte, reagierte mit Repressionen und wurde 510 durch die konzertierte Aktion der Adelsfamilie der Alkmeoniden295 - die zuvor von den Peisistratiden vertrieben worden waren - mit Sparta aus Athen verjagt. Kurz nach Vertreibung des Hippias wurden nun Harmodios und Aristogeiton als Tyrannenmörder gefeiert und mit der 1. Tyrannenmördergruppe öffentlich geehrt, die der Künstler Antenor schuf, und die 510/ 509 v. Chr. auf der Agora (`Markt) in Athen aufgestellt wurde - diese Statuengruppe hatten die Alkmeoniden in Auftrag gegeben296. Des Weiteren wurde an den Gräbern von Harmodios und Aristogeiton Opfer dargebracht, sie wurden also von den Athenern wie Heroen verehrt297. Von dieser 1. Tyrannenmördergruppe des Antenor gibt es keine Kopien und keinerlei Reflexe in anderen Medien, wie z. B. der zeitgenössischen Vasenmalerei.
KARTE - GRIECHENLAND: Athen und Marathon zeigen
Der vertriebene Tyrann Hippias versuchte natürlich, seine Herrschaft wiederzuerlangen, so gelang es ihm beim persischen Großkönig Darius I. (gest. 486)298 für seine Sache zu werben und er war auf persischer Seite dabei, als die Perser beim 1. Feldzug gegen Griechenland unter dem Meder Datis die Schlacht von Marathon (490 v. Chr.) gegen Athen nicht, wie erwartet, gewonnen, sondern verloren haben299. Im 2., vom Großkönig Xerxes I. (486-465 v. Chr.)300 persönlich geführten Feldzug gegen Griechenland, kam Xerxes (480 v. Chr.) in das von den Athenern verlassene Athen, wo er die Tyrannenmördergruppe des Antenor als Kriegsbeute raubte und in seine Residenz Susa in Persien mitnahm. Später sollte Antiochos301 die Tyrannenmördergruppe des Antenor den Athenern zurückerstatten.
Kurz nachdem Xerxes im Jahre 480 v. Chr. die 1. Tyrannenmördergruppe stahl, gab die attische Demokratie jedoch schon eine 2. Tyrannenmördergruppe in Auftrag: wie die erste war auch dieses Original eine Bronzegruppe. Die Künstler waren Kritios und Nesiotes, und die Gruppe wurde 477/ 476 v. Chr. auf der Agora in Athen, und wiederum an der Panathenäenstraße aufgestellt. Auf der Basis der Gruppe war ein Epigramm des Simonides angebracht, das die Vorzüge der Freiheit pries302.
Nach dieser 2. Tyrannenmördergruppe entstand die römische Marmorkopie in Neapel, die hier vor Ihnen steht. Sobald Antiochos den Athenern die 1. Tyrannenmördergruppe des Antenor zurückerstattet hatte, standen nun also die beiden originalen Tyrannenmördergruppen nebeneinander auf der Agora in Athen, wie Pausanias (1,8,5303) im 2. Jh. n. Chr. berichtet hat.
Plinius dem Älteren (nat. hist. 34,70304) verdanken wir die wertvolle Information, dass es sich bei den Ehrenstatuen für Harmodios und Aristogeiton um die ersten in Athen öffentlich aufgestellten Bildnisse gehandelt habe - er meint die 1. Tyrannenmördergruppe des Antenor. Dazu ist zu bemerken, dass es sich weder bei den Köpfen der 1., noch bei den Köpfen der 2. Tyrannenmördergruppe um ikonographische Portraits der beiden Protagonisten Harmodios und Aristogeiton gehandelt hat305, was zu der Zeit, als beide Gruppen entstanden waren, auch gar nicht zu erwarten gewesen wäre. Plinius fügt hinzu, dass dies im selben Jahr geschehen sei, als die Könige aus Rom vertrieben wurden. Antike Autoren, die über die frühe Phase der römischen Republik berichten, behaupten häufig, dass bestimmte historische Ereignisse in Griechenland und Rom gleichzeitig stattgefunden hätten. Moderne Historiker bestreiten in vielen Fällen, so auch in diesem, den Wahrheitsgehalt derartiger Behauptungen. So hat T. P. Wiseman 2008, 136-139, 234 das hier genannte Beispiel analysiert und begründet, warum er es für eine Erfindung hält.
Wie ich Ihnen berichtet hatte, wurde von sehr viel später schreibenden Autoren, wie z. B. Livius, die Lucretiageschichte als Anlass dafür hingestellt, dass die Römer, angeführt von L. Iunius Brutus, ihren König Tarquinius Superbus vertrieben hätten. Die Vertreibung des Hippias aus Athen wurde gleichfalls mit privater Rache motiviert. Thukydides (6,54,3) schreibt im 5. Jh. v. Chr. in seiner Geschichte des Peloponnesischen Krieges, dass der Tyrann Hipparch dem jungen Harmodios Avancen gemacht habe306. Um den Vorgang verstehen zu können, muss man wissen, dass homosexuelle Verhältnisse von Männern mit Partnern im Teenageralter - würden wir heute sagen - typisch für die Adelsgesellschaften in Athen (und Sparta) waren, wobei der ältere Partner (Erastes) zum Erzieher des jüngeren stilisiert wurde. Mit einem derartigen Verhältnis mussten nicht nur die Eltern des jüngeren Partners (Eromenos, im Deutschen oft als `Liebling´ übersetzt) einverstanden sein, sondern, wie man hier sieht, auch der jüngere Partner selbst.
Da Harmodios dem Liebeswerben des Hippias nicht nachgab, rächte sich dieser (Thuk. 6,54,3)307. Hippias wies nämlich die Schwester des Harmodios ab, die sich darum beworben hatte, bei den Panathenäen eine der Kanephoren (`Korbträgerinnen´308) zu sein, ein heftig umstrittenes Ehrenamt für junge Mädchen des Adels, die, um für die Kanephorie wählbar zu sein, einen untadeligen Lebenswandel führen mussten309. Dies war ein Akt der Willkür des Hippias, denn er behauptete wohlwissend fälschlicherweise, das Mädchen sei nicht mehr Jungfrau, wie Thukydides (6,56,1310) berichtet, eine Behauptung, die an sich schon, auf Grund der Gesetzgebung des Solon311, katastrophale Folgen für das Mädchen und seine Familie haben konnte312. Thukydides fügt hinzu, dass es eine schwerwiegende Beleidigung war, eine Kandidatin für das Amt der Kanephorie abzulehnen313 - dies machte ihren Bruder Harmodios zum `Tyrannenmörder´. Dass Harmodios zu diesem Zeitpunkt im Übrigen bereits der `Liebling´ des Aristogeiton war, also ein Verhältnis mit ihm hatte, dürfte dem Tyrannen Hipparch nicht entgangen sein, weshalb man auch seine Avancen gegenüber Harmodios (und gegenüber Aristogeiton !) als Arroganz werten kann. Wir hatten ja bereits im Zusammenhang von Tarquinius Superbus gehört, dass Arroganz als typische Eigenschaft von Tyrannen galt. Nach Thukydides (6,54,3) war deshalb das Tatmotiv für den `Tyrannenmord´ die Eifersucht des Aristogeiton auf den Tyrannen Hipparch.
Nach der Vertreibung des Hippias aus Athen im Jahre 510 v. Chr., hatte nun aber bekanntlich nicht, gleichsam `automatisch´, die attische Demokratie eingesetzt, denn zunächst hatte es, wie zuvor, Kämpfe der einzelnen Adelsclans untereinander gegeben. Die attische Demokratie sollte erst eine Folge der Reformen des Kleisthenes (508/ 507 v. Chr.)314 sein, des führenden Kopfes des Adelsclans der Alkmeoniden315.
Warum ist es im Zusammenhang unserer Vorlesung wichtig, dass wir uns mit diesen politischen Vorgängen des späten 6. Jhs. v. Chr. in Athen beschäftigen ? - unabhängig davon, dass wir hier die Statue des Aristogeiton betrachten, die im 1. Jh. v. Chr. zusammen mit einer Statue des Harmodios auf dem Capitolium in Rom aufgestellt worden ist - weil, wie T. P. Wiseman in seinem Buch Unwritten Rome (2008) S. 136-139, 234, darlegt, diese historischen Ereignisse in Athen Vorbild waren für die Legenden rund um die Lucretiageschichte, in der die Gründung der römischen Republik erzählt werden, und die nach wie vor von vielen Altertumswissenschaftlern irrtümlich als (zumindest zum Teil) verbürgte Fakten angesehen werden.
Wenden wir uns noch einmal der Tyrannenmördergruppe selbst zu.
Denken Sie bitte nicht, dass in historischer Zeit irgendein erwachsener Grieche, der einigermaßen bei Verstand war, unbekleidet in der Öffentlichkeit erschien316. Noch dazu, wenn er sich wie Harmodios und Aristogeiton vornahm, von Leibwächtern geschützte Tyrannen zu ermorden. Dass diese beiden Männer trotzdem nackt dargestellt worden sind, wie im Übrigen auch zahllose Krieger auf attischen Darstellungen der Klassik, kann damit erklärt werden, dass ihre καλοκαγαθια [kalokagathia, die Verhaltensweise des vorbildlichen Bürgers] auf diese Weise zum Ausdruck gebracht werden sollte317. Mit dieser Thematik hat sich unser Institutsdirektor, Prof. Thomas Schäfer in seiner Habilitationsschrift 1997 beschäftigt, die ich Ihnen in der Literaturliste aufgeführt habe.
14. Dia
links:
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107, Ziffer 2
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
rechts:
- Marmorstatue des Aristogeiton aus der Gruppe der sog. Tyrannenmörder, Kapitolinische Museen, Centrale Montemartini
Wenden wir uns noch einmal der Tyrannenmördergruppe auf dem Capitolium zu: es gibt mehrere Vorschläge, wer diese Gruppe auf dem Capitolium aufgestellt haben könnte. Die früheren Vorschläge hat Reusser 1993 widerlegt, er selbst schlug vor, die Athener hätten diese Kopie der Tyrannenmördergruppe zu Ehren von Sulla auf dem Capitolium aufstellen lassen. Dies klingt zunächst plausibler als die früheren Vorschläge, doch Massimiliano Papini in E. La Rocca et al. 2010 lehnt dies überzeugend mit dem Argument ab, dass diese Annahme ganz unwahrscheinlich sei, da Sulla kurz zuvor seinen Soldaten befohlen habe, die Stadt Athen zu plündern.
Wenn Sie diesbezüglich selbst auf eine Idee kommen, wäre dies ein ideales Thema für eine Abschlußarbeit.
15. Dia
Eigene Karte 2005, Abb. 3
FO Marktfrau zeigen
16. Dia - WIEDERHOLUNG
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107, Ziffer 5
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
Die Ziffer 5 östlich seines Fidestempels bezeichnet nach Ansicht Reussers den ursprünglichen Aufstellungsort der `New Yorker Marktfrau´, seiner Priesterin des Liber (Dionysos/ Bacchus).
17. Dia
J. R. MERTENS 1987, S. 74, Abb. 54,
Weibliche Gewandstatue, `New Yorker Marktfrau´, Marmor, New York, Metropolitan Museum of Art (vor-kaiserzeitliches Originalwerk oder augusteisch)
Die sog. New Yorker Marktfrau ist eine weibliche Gewandstatue, die einerseits als vor-kaiserzeitliches Originalwerk angesprochen wurde, und andererseits in augusteische Zeit318 datiert worden ist. Ich zeige Ihnen hier eine Farbaufnahme dieser Statue aus dem Museumskatalog von Joan R. Mertens 1987.
Es wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass diese Statue auf dem Capitolium innerhalb der Area Capitolina aufgestellt gewesen sei, obwohl diese Annahme widerlegt werden kann. Die Fundnachrichten legen nämlich vielmehr den Schluss nahe, dass sie am Fuße des Capitolium aufgestellt war. Als `Marktfrau´ wird sie deshalb bezeichnet, weil man die Hühner, welche die gebeugte Frau schleppt, für tot hielt, in Wirklichkeit handelt es sich jedoch um lebende Vögel319. Somit bewahrheitet sich die Annahme anderer Forscher, dass sie als Opfertiere zu verstehen sind, was bedeutet, dass die Frau zu einem Heiligtum unterwegs ist, in welchem sie die Vögel opfern will. Dazu passt auch, dass sie einen Efeukranz auf dem Kopf trägt, da die Römer bei kultischen Begehungen bekränzt waren. Es ist auch schon vorgeschlagen worden, dass diese Statue als Weihgeschenk in den Tempel der Ops innerhalb der Area Capitolina auf dem Capitolium gestiftet worden sei, was wegen der Fundsituation der Statue jedoch gleichfalls unmöglich ist. Die diesbezüglichen Forschungen habe ich in meinem Aufsatz 2005 zusammengefasst. Obwohl auch diese berühmte Statue nicht, wie allgemein angenommen, auf dem Capitolium innerhalb der Area Capitolina gestanden hat, zeige ich Sie Ihnen trotzdem. Und zwar deshalb, um Ihnen wenigstens eine gewisse Vorstellung von der hohen Qualität zu vermitteln, welche die im heiligen Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus aufgestellten Weihgeschenke gehabt haben können - immerhin stammt diese Statue ja aus der unmittelbaren Umgebung des Capitolium320, wobei die Zeitgenossen die Aufgänge zum Heiligtum des Iuppiter womöglich auch schon in gewisser Weise als zu diesem gehörig empfunden haben.
Als nächstes wenden wir uns nun dem Forum Boarium zu. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns mit folgenden Themen: der Wasserver- und Entsorgung Roms, dem Tiber und seinen Überschwemmungen, den Häfen und Speicheranlagen am Tiber, sowie der Versorgung Roms mit Lebensmitteln.
18. Dia - WIEDERHOLUNG
F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979, Kartenausschnitt: "VRBS ANTIQVISSIMA", mit der Servianischen Stadtmauer
Das Forum Boarium, der Rindermarkt, dem wir uns nun zuwenden, ist wesentlich älter als die Stadt Rom selbst, wie Sie den zahlreichen Ausgaben des Romführers von Filippo Coarelli und seiner Monographie über das Forum Boarium aus dem Jahre 1988 (F. Coarelli 1988) im Detail entnehmen können, die ich in der Literaturliste zur Vorlesung angegeben habe. Apropos Literaturliste: ich bin nach der letzten Vorlesungssitzung gefragt worden, ob es ausreicht, wenn Sie nach Ihren Mitschriften für die Prüfung lernen, und was es mit der Literaturliste auf sich hat. Selbstverständlich reichen Ihre Mitschriften. Die Literaturliste ist mit der Überschrift versehen "Benutzte Literatur". Womit gemeint ist: "Von mir benutzte Literatur", es handelt sich, zusammengerechnet, um soviel Text, dass Sie dies beim besten Willen nicht mehr alles bis zu Ihrer Prüfung lesen könnten.
Es gibt jedoch, wie erwähnt, zu dieser Vorlesung noch kein Grundlagenwerk, auf dessen Bibliographie ich Sie verweisen könnte, weshalb ich mich gezwungen sehe, Ihnen den Nachweis für die mitgeteilten Informationen auf diese Weise zu erbringen. Ich gehe im Übrigen davon aus, dass Sie alle in unserem Fach eine ordentlich bezahlte Beschäftigung finden werden [allgemeine Heiterkeit], und dann haben Sie mit dieser Literaturliste in Zukunft etwas Fundiertes, worauf Sie bei Bedarf zurückgreifen können. Wie schon zu Anfang mehrerer Vorlesungssitzungen gesagt, benötigen Sie für die Vorbereitung Ihrer Prüfung aber nicht nur Ihre Mitschriften, sondern auch die Abbildungen aus der Literatur, nach denen ich die Bilder meiner Power-Point-Präsentationen gemacht habe. Die Dialiste finden Sie im Ordner zu unserer Vorlesung. Wissen Sie alle, wo sich der Apparat zur Vorlesung mit den entsprechenden Büchern und der Ordner mit Material zur Vorlesung befinden ? [offensichtlich ja]. Anhand der ebenfalls in diesem Ordner abgehefteten Literaturliste können Sie entweder im Apparat zu dieser Vorlesung, oder in unserer Bibliothek die Werke heraussuchen, in denen Sie die von mir gezeigten archäologischen Denkmäler und Karten finden.
Die Dialiste, die Literaturliste und die Liste mit den Begriffen wachsen permanent von Woche zu Woche an und ich empfehle Ihnen, sich am Ende der Vorlesung, das heißt, nach der Sitzung am 6. Juli, die jeweils letzten Stände dieser Listen, die Sie im Ordner zur Vorlesung finden, zu kopieren - dann haben Sie von allem eine korrigierte Fassung. Sie erinnern sich, für den Dienstag, den 13. Juli, sind ja Ihre Prüfungen zu dieser Vorlesung anberaumt. Und da ich Sie nicht alle auf einmal in nur in 1 1/2 Stunden prüfen kann, hatte ich Ihnen angeboten, dass Sie sich sowohl bereits nach der Vorlesungssitzung am 6. Juli prüfen lassen könnten, als auch noch nach dem 13. Juli, weil nämlich an diesem Tag eine Graecums-Prüfung stattfinden soll, die einer von Ihnen absolvieren möchte [nein, hat er aufs nächste Semester verschoben]. Ich biete Ihnen daher an, das ich Sie auch noch am 14. Juli prüfen könnte - ab dem 15. Juli werde ich allerdings auf Dienstreise sein. Wie bereits erwähnt, befinden sich in diesem Ordner zur Vorlesung auch Fotokopien einiger Texte, die in der Literaturliste angegeben sind - letzteres können Sie der Liste mit dem Titel "Apparat zur Vorlesung" entnehmen. Diese Liste liegt am Apparat (da sie zwischendurch `verschwunden´ war, habe ich sie heute wieder ersetzt), und ein Exemplar dieser Liste ist ebenfalls im Ordner zur Vorlesung abgeheftet.
Nun also zurück zum Forum Boarium. Innerhalb der großen Romkarte von Francesco Scagnetti und Giuseppe Grande aus dem Jahre 1979 gibt es eine Nebenkarte mit dem Titel: "VRBS ANTIQVISSIMA" (wie in einer lateinischen Inschrift geschrieben, mit "V" anstatt "U"), `das älteste Rom´, die Römer haben ihre Stadt ja selbst `Urbs Roma´ genannt. Sie sehen den Tiber, den Kapitolshügel mit den beiden Erhebungen Arx und Capitolium, die beide eine eigene Ummauerung aufweisen, sowie den Palatin. Das Forum Boarium (auf dieser Karte mit der Ziffer 8 gekennzeichnet), lag unmittelbar östlich vom Tiberknie, wo sich auch die Tiberinsel befindet. An dieser Stelle befand sich die einzige Furt, die es am Unterlauf des Tibers gab, weshalb sich an der Stelle des Forum Boarium zahlreiche Fernstraßen trafen, die Sie sich in prähistorischer Straße natürlich noch nicht gepflastert vorstellen dürfen.
19. Dia -
Eigene Karte: Forum Boarium_20062010
Diese Fernstraßen verbanden z. B. Süd- und Norditalien miteinander und wurden für die Transhumanz, dass heißt, für die Bewegung von Viehherden von der Sommerweide zur Winterweide, sowie zu jenen Märkten angelegt, wo das Vieh letztendlich verkauft wurde. Eine andere Straße, die Via Salaria (`Salzstraße´)321 führte von den Salinen an der Mündung des Tibers ins Tyrrhenische Meer zum Land der Sabiner und berührte auf dem Weg dorthin das Gebiet des Stadtstaates Rom.
20. Dia - WIEDERHOLUNG
Karte: DNP 6 (Stuttgart 1999) 1167-1168, Latinische Städtebünde (bis zum 4. Jh. v. Chr.)
Die Salinen, die sich in der Nähe der heutigen Stadt Ostia befanden, lagen auf dem Gebiet der Etruskerstadt Veji. Ihr Besitz war daher einer der Anreize für die Römer, die Stadt Veji zu bekriegen, nach langem Ringen im Jahre 399 v. Chr. zu bezwingen, und sich ihres Gebietes zu bemächtigen. Salz wird in großen Mengen für die Viehhaltung benötigt und Roms Reichtum gründete sich ja zunächst ausschließlich auf die Landwirtschaft. Die hier noch einmal gezeigte Karte aus der Enzyklopädie Der Neue Pauly zeigt das Areal der Latinischen Städtebünde. Weil die Stadt Ostia nicht auf dieser Karte erscheint, haben wir selbst das Wort "Ostia" auf diese Karte geschrieben. Diese Karte gibt leider den heutigen Küstenverlauf wieder, weshalb nicht eingetragen ist, dass der Tiber im fraglichen Zeitraum ein Delta gebildet hatte.
21. Dia
D. COSENTINO, M. PAROZZO, A. PRATURION 1993
S. 107, Abb. 2.2, Karte: Die Veränderung des Küstenverlauf im Bereich des Tiberdeltas von vor 12.000 Jahren bis heute
Ich zeige Ihnen hier Karten aus dem Geologischen Führer Latium von Domenico Cosentino, Maurizio Parotto und Antonio Praturion 1993. Sie zeigen den heutigen Küstenverlauf und darin eingetragen die Entwicklung des Tiberdeltas. Beachten Sie bitte, dass zusätzlich der Küstenverlauf der jeweiligen Epoche als Umrißlinie eingetragen ist. Die Streifensignatur heißt `sumpfiges Areal´. Man erkennt deutlich, dass der Küstenverlauf in früheren Zeiten wesentlich weiter östlich verlief als heute.
22. Dia - WIEDERHOLUNG
F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979, Kartenausschnitt: "VRBS ANTIQVISSIMA", mit der Servianischen Stadtmauer
Nun also zurück zum Forum Boarium. Das lateinische Wort für Reichtum, pecunia, leitet sich nicht zufällig von pecu, `Vermögen an Vieh´, ab. Man kann also mit einiger Berechtigung sagen, dass das Forum Boarium in gewisser Hinsicht in der Frühzeit Roms das Wirtschaftszentrum der Stadt gewesen ist. Aber auf der hier gezeigten Karte ist es noch lange nicht so weit. Auf dieser Karte ist im Tal zwischen Kapitolshügel und Palatin nämlich noch ein relativ breiter Wasserlauf eingezeichnet, der in den Tiber mündet. Wir wissen aus Schriftquellen und Tiefenbohrungen322, dass dieses gesamte Areal, das sich nach Nordosten zu im Tal des späteren Forum Romanum fortsetzt, regelmäßig von diesem Wasserlauf und vom Tiber überschwemmt worden ist. Nun wissen diejenigen unter Ihnen, die sich bereits mit den Etruskern beschäftigt haben, oder die in meiner Vorlesung zur römischen Kaiserzeit gewesen sind, dass die Etrusker auf dem Gebiet von Ingenieurbauten, die zur Regulierung von Wasser dienten, die unerreichten Meister ihrer Zeit in Italien waren. So auch in Rom. Denn die Trockenlegung des Tals des Forum Romanum und die Kanalisierung des auf dieser Karte gezeigten Wasserlaufs wurde von niemand anderem als den Tarquiniern in Angriff genommen und fertiggestellt. Der von ihnen erbaute Kanal hieß Cloaca Maxima (Drainage- und Abwasserkanal)323 und ist auch heute noch in Betrieb. Zunächst vermutlich als offener Kanal errichtet, wurde er erst später in der heute bekannten Form überwölbt und befindet sich heute unterirdisch324.
23. Dia
C. HÄUBER 2005, S. 29, Abb. 5 (verändert), Karte des Kapitolshügels mit seiner Umgebung - Kapitol 06062010
Das Vorhandensein der beiden, sehr alten parallelen Straßen Vicus Iugarius und Vicus Tuscus, die wir bereits kennengelernt haben, ist ein weiterer Hinweis auf die Tatsache, dass es hier im Tal zwischen Kapitolshügel und Palatin ursprünglich - vor dem Bau der Cloaca Maxima - ein saisonales Feuchtgebiet gegeben hatte. Derartige, parallel an den Abhängen gegenüberliegender Hügel angelegte Straßen, gibt es in Rom häufig: ihr Zweck ist evident, sie vermeiden den zeitweilig feuchten Talgrund. Diese beiden Straßen verbanden das Forum Boarium und den Hafen am Tiber, von dem wir gleich hören werden, mit dem Forum Romanum und entwickelten sich zu den Hauptverkehrsadern in einem blühenden Geschäftsviertel, wo man alles, was die damalige Welt an Luxusgütern zu bieten hatte, kaufen konnte.
24. Dia
Romkarte von F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979,
- Kartenausschnitt: Cloaca Maxima
Auf der Karte von Francesco Scagnetti und Giuseppe Grande 1979 ist der Verlauf der Cloaca Maxima eingezeichnet. Ihr Verlauf ist nicht etwa schnurgerade, was die moderne Forschung überzeugend so deutet, dass bereits vorhandene Architekturen eine gerade Anlage dieses Entwässerungs- und Abwasserkanals verhindert haben.
25. Dia
Eigene Karte : Kapitol bis Lucus Streniae, Prozession der Salii 06062010
= C. HÄUBER 2005, S. 29, Abb. 5 (verändert), Karte Kapitolshügel mit seiner Umgebung
Auch das Tal zwischen Palatin und Aventin war ursprünglich ein Feuchtgebiet, weshalb der Aventin vom Zentrum Roms aus während der Wintermonate schwer erreichbar war. Auch hier gab es wieder zwei parallele Straßen, die den feuchten Talgrund vermieden haben. In der letzten Vorlesungsstunde hatte ich im Zusammenhang des Circus Maximus berichtet, dass auch dieser von den Tarquiniern erbaut worden sei. Dies impliziert natürlich, dass sie dieses Gelände zunächst einmal erschlossen haben müssen. Und zwar geschah dies wiederum durch den Bau eines Kanals, der dieses Tal endgültig entwässert hat und noch in der Kaiserzeit beschrieben werden sollte. Leider hat man bislang noch keine Reste dieses Kanals entdeckt.
26. Dia
Eigene Karte: Forum Boarium - Hafen - 20062010
Aber damit nicht genug, erbaute Tarquinius Priscus obendrein am Tiberknie, das heißt, unmittelbar anschließend an des Forum Boarium, auch den ersten Hafen in Rom325. Der Anlass war sein ehrgeiziges Projekt, den Tempel für IOM zu errichten, für den viel Bauholz usw. auf dem Tiber herangeschafft werden musste. Außer der Cloaca Maxima, durch die Sie heute noch mit dem Schlauchboot fahren können, haben sich von all den gigantischen Baumaßnahmen dieses korinthisch-etruskischen Königs nur wenig Architekturreste erhalten.
27. Dia
Eigene Karte : Kapitol bis Lucus Streniae, Prozession der Salii 06062010
= C. HÄUBER 2005, S. 29, Abb. 5 (verändert), Karte Kapitolshügel mit seiner Umgebung
Prägend für alle nachfolgenden antiken Zeiten und bis heute sind allerdings die städtebaulichen Entscheidungen des Tarquinius Priscus, obwohl sich mit Sicherheit viele heutige Besucher Roms dieser Tatsachen gar nicht bewußt sind. Doch wenn man sich vergegenwärtigt, wie Rom aussah, ehe Tarquinius Priscus an die Macht kam, dann wird man seine städtebaulichen Entscheidungen und die damit erzielten Erfolge nur bewundern: Durch die Trockenlegung des Forumstales erhielt Rom sein politisches Zentrum.
28. Dia
Eigene Karte: Forum Romanum_20062010
29. Dia - WIEDERHOLUNG
Eigene Karte : Kapitol bis Lucus Streniae, Prozession der Salii 06062010
= C. HÄUBER 2005, S. 29, Abb. 5 (verändert), Karte Kapitolshügel mit seiner Umgebung
Durch den Bau des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium wurde der Kapitolshügel das sakrale Zentrum Roms, durch die Trockenlegung des Forum Boarium und des anschließenden Areals zwischen Vicus Iugarius und Vicus Tuscus, sowie auf Grund der gleichzeitigen Anlage eines Hafens am Tiber entstand dort das Wirtschafts- und Geschäftszentrum Roms, und durch die Trockenlegung des Tals zwischen Aventin und Palatin erhielten die Römer ihre heißgeliebte Rennbahn, den Circus Maximus, das heißt, ein riesengroßes `Freizeitzentrum´. Auch für alle Belange, die mit dem römischen Heer zusammenhingen, war gesorgt, und zwar auf dem Marsfeld.
30. Dia - WIEDERHOLUNG
F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979, Kartenausschnitt: "VRBS ANTIQVISSIMA", mit der Servianischen Stadtmauer
Das Marsfeld lag im Norden der Stadt Rom und außerhalb der Servianischen Stadtmauer - hier hatte das Volk des Stadtstaates Rom als Ganzes Platz ("CAMPVS MARTIVS"), wie sein Name sagt, war es dem Kriegsgott Mars heilig, der hier einen Altar hatte. Das Marsfeld diente seit alters her dem römischen Heer als `Truppenübungsplatz´. Hier wurde das Heer nach einem Feldzug entsühnt und hier sammelten sich die Soldaten vor den Triumphzügen. Ferner war das Marsfeld der Schauplatz des Census, von Volksversammlungen und vielfältigen Freizeitvergnügen. Im Übrigen gehörte in der Königszeit ein großer Teil des Marsfeldes den Tarquiniern als Privatbesitz, die hier Getreide anbauten326.
Wie Sie in den antiken Schriftquellen nachlesen können, mussten die Bewohner Roms (die Plebs), die ja ohnehin schon zu Kriegsdienst verpflichtet waren, obendrein noch für die ambitionierten Bauprogramme des Tarquinius Superbus Frondienst (Zwangsarbeit) leisten, so schildert es Livius (1,56327) in dem Textausschnitt, den Sie im Ordner zu unserer Vorlesung in Kopie finden, sowie andere antike Autoren. Gabriele Cifani 2008, der dieses Thema im Detail untersucht, zieht Parallelen mit den Bauprojekten der Peisistratiden. Außerdem analysiert er den Arbeitsablauf für den Bau des Tempels für Iuppiter Optimus Maximus und den der sog. Servianischen Stadtmauer, und führt auf, wie viele spezialisierte Arbeitskräfte bei diesen Bauvorhaben außer den `ungelernten´ jeweils nötig gewesen sind328.
Unbezahlte Schwerstarbeit zu leisten wird jeder vernünftige Mensch ablehnen, weshalb die Art und Weise, wie diese letztendlich guten, und ausgesprochen zukunftsweisenden Projekte der Tarquinier verwirklicht wurden, bzw. verwirklicht werden sollten, natürlich abzulehnen sind. Spektakuläre Baupolitik ist ja ohnehin ein Kennzeichen von Gewaltherrschern aller Zeiten, weshalb wir Livius gern glauben, dass es die Unzufriedenheit mit diesem Aspekt der Herrschaft der Tarquinier war, die mit Anlass gegeben hatte, dieses Herrscherhaus zu vertreiben, und statt dessen eine Republik zu errichten. Wenn ich hier von "spektakulärer Baupolitik" spreche, dann bewerte ich die eben genannten Bauten der römischen Königszeit dahingehend, dass sie auch der Repräsentation der Könige selbst dienen sollten und gedient haben - ähnlich spektakulär wäre das Projekt Caesars geworden, der ja vorhatte, den Verlauf des Tibers innerhalb des Stadtgebietes von Rom zu verändern, ein Projekt, das wir uns später ansehen werden.
31. Dia
G. CIFANI 2008, S. 78, Abb. 67,
Zisterne unter dem Konservatorenpalast (nach: A. M. COLINI 1941, 85, Abb. 2; archaisch)
Einen anderen Aspekt der Baupolitik der römischen Königszeit hat Gabriele Cifani in seinem Buch aus dem Jahre 2008 herausgearbeitet, in welchem er sich mit der archaischen Architektur in Rom beschäftigt: die Könige hätten Zisternen gebaut, die nur sie selbst und die reiche Oberschicht Roms mit Wasser versorgt hätten, während erst in der römischen Republik (und in der Kaiserzeit !) die für die römische Kultur so charakteristischen Aquädukte erbaut worden seien329. Mit der hier gezeigten Zisterne haben sich auch Antonio Maria Colini 1941, Ulrike Egelhaaf-Gaiser 2000 und Alessandro Cassatella 2005 beschäftigt. Sie wurde zufällig im Jahre 1940 unter dem Konservatorenpalast entdeckt, und von Antonio Maria Colini 1941 publiziert. Sie beweist nun eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was Gabriele Cifani bezüglich der in der Königszeit erbauten Zisternen behauptet.
Sie wurde nämlich offenbar zusammen mit dem Tempel für Iuppiter Optimus Maximus errichtet und diente demnach der Versorgung der Besucher des Tempels mit Wasser. Diesbezüglich hat Ulrike Egelhaaf-Gaiser 2000 festgestellt, dass es in allen bedeutenden römischen Heiligtümern große Zisternen gab, sowie dass diese Zisternen Favisae hießen, ein Begriff der etruskischen Ursprungs sei. Alessandro Cassatella 2005 ist der überzeugenden Ansicht, dass die Zisterne unter dem Konservatorenpalast von etruskischen Werkleuten errichtet worden sei, und dass es sich bei dieser Anlage um die genannten Favisae handele. Er verweist auf die bekannte Tatsache, dass eine Zisterne desselben Bautyps in der Etruskerstadt Veji, beim Tempel der Piazza d'Armi ausgegraben worden ist. Sie erinnern Sich vielleicht an die Liste von Otto Richter, in der die Bauten, Denkmäler und Statuen der Area Capitolina zusammengefasst sind, und die ich Ihnen vorgetragen hatte. In dieser Liste erscheint der Begriff Favisae ebenfalls. Und zwar wurden in den sog. Favisae Capitolinae das schadhaft gewordene Tempelgerät des Iuppiter Optimus Maximustempels, sowie zerbrochene Weihgeschenke und vieles mehr aufbewahrt. Dies war auch in anderen Heiligtümern üblich und man nutzte häufig ausgediente hydraulische Anlagen, um die genannten Gegenstände in ihnen unterzubringen.
Nach Ansicht von Egelhaaf-Gaiser und Cassatella haben wir hier also die Favisae Capitoliane - oder einen Teil von ihnen vor uns. Leider war diese Anlage vollkommen fundleer, als Colini sie ausgrub. Colini war der Ansicht, dass man diese hydraulische Anlage aufgegeben hatte, sobald im Jahre 140/ 139 v. Chr. das Aquädukt Aqua Marcia begann, das Capitolium mit frischem Quellwasser zu versorgen. Wie die Schnittzeichnung zeigt, wurde die gesamte hydraulische Anlage in den gewachsenen Boden und Felsen eingetieft. Sie besteht aus 3 Teilen, wobei vom obersten, kreisrunden Teil, der 2,80 m im Durchmesser maß, nur noch 3 Steinlagen erhalten waren, von dort führte ein Pozzo (`Brunnen´) mit gleichfalls rundem Querschnitt zu drei sog. Gallerien, die, vom unteren Ende des Pozzo ausgehend, in waagerechten Stollen sternförmig in den gewachsenen Felsen geschlagen sind, und die jeweils zwischen 8,60 und 9,30 lang sind. Diese Gallerien sind mit einem wasserdichten Putz (opus signinum) abgedichtet und dienten als Zisterne. Wie bei vielen anderen derartigen Anlagen hat der Pozzo einen Durchmesser von 70 cm (er war 3,70 m tief) - wobei diese Größe so bemessen ist, dass ein erwachsener Mann in ihn einsteigen kann, um die Anlage konstruieren und später warten zu können. In der Stadt Rom und anderswo sind diese archaischen Anlagen häufig noch heute in Betrieb. Andere, vergleichbare Anlagen sind z. T. noch sehr viel tiefer als diese, deren oberer Teil ja zerstört ist.
32. Dia
links: Eigene Karte: Capitolium 06062010
rechts: Eigene Karte: Capitolium_Zisterne_20062010
Ich habe auf meiner Karte diese Zisterne maßstäblich eingezeichnet, Sie sehen, dass sie (mit Bedacht) am Abhang des Plateaus des Capitolium angelegt worden war.
33. Dia - WIEDERHOLUNG
links:
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, Titelbild, S. 16, Abb. 5,
Rekonstruktionszeichnung: der IOM-Tempel in archaischer Zeit
rechts:
M. Albertoni, I. DAMIANI 2008, S. 60, Abb. 68,
Photo: Giardino Romano (IOM-Tempel), archaischer Brunnen
Hier zeige ich Ihnen noch einmal die Rekonstruktion des archaischen Tempels des Iuppiter Optimus Maximus. An seiner Südostecke wurde der hier noch einmal gezeigte archaische Brunnen entdeckt, der zusammen mit dieser Phase des Tempels errichtet worden war. In ihm wurde offenbar das Wasser vom Dach des Tempels gesammelt und in ein Zisternensystem geleitet, das möglicherweise dasselbe war, von dem wir eben den Teil mit den drei sternförmig angeordneten Gallerien gesehen haben.
34. Dia - W
Karte: DNP 6 (Stuttgart 1999) 1167-1168, Latinische Städtebünde (bis zum 4. Jh. v. Chr.)
Ich zeige Ihnen noch einmal diese Karte von Latium mit dem Mons Albanus (Monte Cavo), wo sich der Tempel des Iuppiter Latiaris befand, den die Tarquinier mit dem Bau ihres Iuppiter Optimus Maximustempels übertrumpfen wollten. Auch hier hat man eine gigantisch große Zisterne gefunden, mit deren Wasser nicht nur die Besucher des Heiligtums und ihre Zugtiere, sondern auch die umliegenden Felder versorgt werden konnten.
[Bis hierhin in der 8. Vorlesungssitzung gelesen].
262 Musei Capitolini 2000, 169.
263 M. ALBERTONI, "Veiovis, Aedes (in Capitolio)", in: LTUR V (1999) 99-100.
264 meint Margherita Albertoni a. O. den Brand von 83 v. Chr., dem der IOM-Tempel zum Opfer fiel ?
265 M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998 II, 17, Nr. 16a, sind der Ansicht, dass Vediovis die vergöttlichte Form der Dynastiegründers der Iulii, Iulus/ Askanios, sein könne.
266 M. ALBERTONI, "Veiovis, Aedes (in Capitolio)", in: LTUR V (1999) 99-100; E. LA ROCCA 2010, 103-104, 107 Abb. 16: Er ist der Ansicht, dass das Bild des Veiovis aus Zedernholz, von dem Plinius berichtet, das alte Kultbild des Veiovis gewesen sei, das zusammen mit dem neuen Marmorkultbild verehrt wurde (!).
267 E. LA ROCCA et al. 2010, 99.
268 nicht berücksichtigt habe ich M. TORELLI, M. MENICHETTI, G. L. GRASSIGLI 2008, 106.
269 so E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE).
270 s. T. HÖLSCHER 2008, 99, 101 mit Anm. 43; T. SCHÄFER 2008, 206-207, Kat. Nr. II.4.3, der einräumt, dass die früher von T. Hölscher und ihm ausgesprochene Identifizierung des hier betrachteten Denkmals als Basis des Bocchusmonuments nicht gesichert werden kann.
271 KlPauly 1 (München 1979) 914 s. v. Bocchus (H. G. GUNDEL).
272 KlPauly 2 (München 1979) 1513-1514 s. v. Iugurtha (H. VOLKMANN).
273 E. LA ROCCA und S. TORTORELLA 2008, 192-193, Kat. Nr. II.3.2 (U. IACULI); T. SCHÄFER 2008, 206-207, Kat. Nr. II.4.3.
274 C. REUSSER 1993, 137 mit Anm. 91.
275 alle zu diesem Denkmal gehörigen Blöcke werden abgebildet und besprochen von: C. REUSSER 1993, 121-137, zu 2. Republikanisches Siegesmonument (Kat. 3 a-f; Abb. 51-65); sowie E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE).
276 so E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE).
277 so E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE).
278 vgl. C. REUSSER 1993, 136; T. SCHÄFER 2008, 206-207, Kat. Nr. II.4.3.
279 so E. LA ROCCA, C. PARISI PRESICCE, A. LO MONACO 2010, S. 202-203, 285-287, Kat. Nr. II.19 (R. DI CESARE).
280 sie standen allerdings mit Sicherheit nicht innerhalb der Area Capitolina, sondern auf einer tiefer gelegenen Terrasse des Capitolium, weshalb keiner von beiden der Opstempel sein kann, sondern beide anonym sind, C. HÄUBER 2005, 9, 24, 26, 44-45, 50.
281 nicht berücksichtigt habe ich M. TORELLI, M. MENICHETTI, G. L. GRASSIGLI 2008, 99.
282 C. HÄUBER 2005, 9-10, 24, 40, 45, 50.
283 C. HÄUBER 2005, 9-10, 23, 50.
284 C. REUSSER 1993, 113, 12, Abb. 50.
285 vgl. C. REUSSER 1993, 113 mit Anm. 1.
286 M. PAPINI, in: E. LA ROCCA 2010, Bildunterschrift zu S. 205, Kat. Nr. II.20: "dalle pendici del Campidoglio".
287 dass beide Attentäter Schwerter in den Händen hielten, zeigt eine Darstellung der Tyrannenmördergruppe des Kritias und Nesiotes auf einer fragmentarisch erhaltenen rotfigurigen Olpe in Boston, Museum of Fine Arts, A. AJOOTIAN 1998, 8, Abb. 1.6.
288 dies ist wohl Stewarts Interpretation dem der Gruppe (in dieser Aufstellung) ablesbaren unterschiedlichen `Temperament´ der beiden Männer - wobei das zu Grunde liegende concetto sich offenbar von den Informationen unterscheidet, die Thukydides (1,20; 6,53ff.) zitiert. Demnach ließen sich nämlich beide Männer zu einer unbedachten Aktion hinreißen. Sie hatten gesehen, dass einer ihrer Mitverschworenen ganz vertraut mit Hippias sprach, dachten irrtümlicherweise ihr Komplott sei verraten, und schlugen, um überhaupt noch etwas zu erreichen, völlig unkoordiniert auf Hipparch ein; OCD3 (1996) 162-163 s. v. Aristogiton (R. THOMAS).
289 A. STEWART 1990 I, 135-136: "... the two heroes storm forward back to back, the older and steadier Aristogeiton using his cloak bullfighter style as a shield and keeping his sword low, while the young, rash Harmodios heedlessly exposes himself as he raises his sword for the killing blow: it was this impetuosity that caused the plot to misfire and one tyrant to escape".
290 nach A. AJOOTIAN 1998 war Brunilde Sismondo Ridgway die erste, die das thematisiert hat.
291 C. REUSSER 1993, 117 Anm. 25, Replikenliste: A 1.
292 OCD3 (1996) 162-163 s. v. Aristogiton (R. THOMAS).
293 KlPauly 4 (München 1979) 449-450 s. v. Panathenaia (K. ZIEGLER).
294 KlPauly 1 (München 1979) 566-567 s. v. Aristogeiton (FR. KIECHLE).
295 OCD3 (1996) 55 s. v. Alcmaeonidae (R. THOMAS).
296 A. STEWART 1990 I, 125.
297 A. STEWART 1990 I, 51; OCD3 (1996) 162-163 s. v. Aristogiton (R. THOMAS).
298 OCD3 (1996) 430 s. v. Darius I. (P. BRIANT).
299 OCD3 (1996) 921; 1145-1146 s. v. Marathon, battle of; Persian Wars (J. F. LAZENBY).
300 OCD3 (1996) 1631-1632 s. v. Xerxes I (H. SANCISI-WEERDENBURG).
301 so Pausanias 1,8,5; A. STEWART 1990 I, 249, T. 31. Ich dachte immer, Alexander der Große habe dies veranlasst (Verwechslung mit der Statue der Penelope ?) PRÜFEN.
302 A. STEWART 1990 I, 135-136.
303 A. STEWART 1990 I, 249, T. 31.
304 A. STEWART 1990 I, 249-250, T. 32.
305 zu den Gründen, A. STEWART 1990 I, 135.
306 vgl. den guten Kommentar von A. STEWART 1990 , 10.
307 KlPauly 2 (München 1979) 940-941 s. v. Harmodios (H. v. GEISAU).
308 Thykydides wählt den Begriff kanoun, wobei die moderne Forschung das Kanoun mit einem Opferkorb ganz spezifischer Form identifiziert, s. C. HÄUBER, Manuskript `Venus vom Esquilin´, unveröffentlicht.
309 so OCD3 (1996) 806 s. v. kanephoroi (J. E. FONTENROSE; J. ROY; I. MALKIN).
310 so OCD3 (1996) 806 s. v. kanephoroi (J. E. FONTENROSE; J. ROY; I. MALKIN); die Loeb-Übersetzung schreibt hier `unwürdig´.
311 OCD3 (1996) 1421-1422 s. v. Solon (A. W. GOMME; T. J. CADOUX; P. J. RHODES).
312 C. HÄUBER, Manuskript `Venus vom Esquilin´, unveröffentlicht; OCD3 (1996) 14-15 s.v. adultery (u. a. Solon) (A. BERGER; B. NICHOLAS; S. M. TREGGIARI): "... As for unmarried women, Solon supposedly permitted a κυριος [kýrios] (`controller´, male representative at law) to sell a daughter or sister into slavery if he discovered she was not a virgin. No instances are known, however ... , so avoiding public dishonour".
313 OCD3 (1996) 806 s. v. kanephoroi (J. E. FONTENROSE; J. ROY; I. MALKIN).
314 KlPauly 3 (München 1979) 234 s. v. Kleisthenes 2.; OCD3 (1996) 344 s. v. Cleisthenes (2) (T. J. CADOUX; P. J. RHODES).
315 A. STEWART 1990 I, 7.
316 T. SCHÄFER 1997, 3-4: "... einem Griechen des 5. Jhs. war natürlich klar, daß die vielfach übliche Darstellung des nackten männlichen Körpers kein wirklichkeitsgetreues Bild von seiner tatsächlichen Lebenswirklichkeit gibt ..."
317 so T. SCHÄFER 1997, 10 mit Anm. 41.
318 s. C. HÄUBER 2005, 30, Anm. 148: C. KUNZE 2002: "vor-kaiserzeitliches Originalwerk", M. FLASHAR 1996: augusteisch.
319 Herr Dr. Seán Hemingway vom Metropolitan Museum of Art hat freundlicherweise diese Statue, die sich zu diesem Zeitpunkt im Magazin befand und verpackt war, auf meine Bitte hin zusammen mit seinen Kollegen untersucht, und mir das Ergebnis am 20.01.2006 geschrieben, C. HÄUBER 2005, 9-10, 10, 28, 30 mit Anm. 147, 148.
320 s. C. HÄUBER 2005, 30, Anm. 148, wo ich, falls die Statue augusteisch sein sollte (ich kenne das Stück nicht aus Autopsie), einen Vorschlag zu ihrer ursprünglichen Funktion gemacht habe.
321 J. R. PATTERSON, "Via Salaria", in: LTUR V (1999) 144-145.
322 A. AMMERMANN 2006.
323 G. CIFANI 2008, 309 (mit Schriftquellen).
324 G. CIFANI 2008, 323, glaubt, dass sie von Anfang an eingewölbt war und somit unterirdisch verlief, er schlägt vor, dass die ersten Einwölbungen dieser Art von Tarquinius Priscus errichtet wurden. Heinrich Bauer hatte gesehen, dass die seiner Ansicht nach ältesten Teile der von ihm selbst begangenen und mit einem Schlauchboot befahrenen Cloaca Maxima aus falschem Gewölbe bestehen. Auch Bauer war der Ansicht, dass diese Teile der Cloaca Maxima möglicherweise bereits der Königszeit angehören; ders. "Cloaca Maxima", in: LTUR I (1993) 288-290.
325 L. HASELBERGER, in: L. HASELBERGER et al. 2002, 210 s. v. Portus Tiberinus; C. HÄUBER 2005, 36, Anm. 223.
326 T. P. WISEMAN, "Campus Martius", in: LTUR I (1993) 220-224, Abb. 118-126.
327 ausdrücklich genannt werden: IOM-Tempel, Cloaca Maxima, Circus Maximus.
328 G. CIFANI 2008, 326-333, Abb. 271 (Organigramm der Arbeiten am IOM-Tempel).
329 G. CIFANI 2008, 319.
Datenschutzerklärung | Impressum