Dr. Chrystina Häuber, Universität Tübingen
9. Vorlesungssitzung
Di, 29. Juni 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
willkommen zur 9. Vorlesungssitzung !
Angesichts der Tatsache, dass nächsten Dienstag die letzte Vorlesungssitzung stattfinden wird, bitte ich diejenigen unter Ihnen, die bei mir eine Prüfung absolvieren möchten, am Ende dieser Sitzung nach vorne zu kommen, damit wir die Prüfungstermine festlegen können [...]. Ich bitte Sie außerdem um Ihr Verständnis, dass ich heute etwas länger lesen werde als sonst.
In der letzten Vorlesungssitzung war bereits von der Versorgung Roms mit Trinkwasser und vom Abwassersystem Roms die Rede, wobei ich Ihnen in diesem Zusammenhang von Zisternen, Brunnen und der Cloaca Maxima berichtet hatte. Gabriele Cifani 2008330 hat herausgearbeitet, dass die in Rom anzutreffenden Zisternentypen gleichzeitig aufkommen wie die ziegelgedeckten Häuser (und Tempel), von denen wir ja nun schon sehr oft in dieser Vorlesung gehört haben, dass der Korinther Demaratos sie aus seiner Heimat nach Mittelitalien gebracht hatte, wo sein Sohn Tarquinius Priscus die Stadt Rom als König regierten sollte.
Ich bitte Sie, sich diese Zusammenhänge zu merken: während der Archaik kommen in Rom und in Mittelitalien zusammen mit den Häusern/ Tempeln mit Ziegeldächern Zisternen auf. Nicht erwähnt wurden bislang die zahlreichen Süßwasserquellen, die im Stadtgebiet Roms reichlich vorhanden waren, und die nicht unwesentlich dazu beitrugen, dass sich hier schon sehr früh Menschen ansiedelten. Wie allgemein üblich in der Antike glaubten auch die Römer, dass diese Quellen Wassergöttinnen heilig waren, welche sie später nach griechischem Vorbild Nymphen nannten.
Heute schließen wir dieses Thema `Wasser in Rom´ ab, weshalb wir uns zunächst einen jener typisch römischen Aquädukte anschauen. Danach wenden wir uns den Tempeln am Forum Boarium und dem Palatin zu.
Tatsächlich ist die teuerste während der römischen Republik errichtete Architektur das Aquädukt mit Namen Aqua Marcia gewesen, von dem ein Zweig bis auf den Kapitolshügel geführt wurde. Um die Steigung zu überwinden musste allerdings ein Siphon eingebaut werden (von diesem Teil der Aqua Marcia haben sich leider keine baulichen Reste erhalten). Dies wissen wir aus antiken Schriftquellen, wobei wir erfahren, dass man dem Erbauer der Wasserleitung, dem Praetor Q. Marcius Rex, zur Belohnung für diese große Tat nicht nur erlaubte, dass die Aqua Marcia nach ihm benannt werden durfte, sondern ihm obendrein noch eine Ehrenstatue hinter dem IOM-Tempel auf dem Capitolium errichtet hat. Diese für die antike Topographie des Hügels überaus wichtige Information erfahren wir von einem Militärdiplom, das, wie diese Inschrift besagt, an der Basis dieser Statue befestigt war (!)331.
2. Dia - WIEDERHOLUNG
links:
C. REUSSER 1993, S. 199, Abb. 107, Nr. 16
C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung, Capitolium mit Verteilung des Statuenschmucks
rechts:
- Eigene Karte mit IOM-Tempel
Auf Grund dieser Nachricht, dass es hinter dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus noch ein Areal gegeben haben muss - da man hier ja eine Ehrenstatue für Q. Marcius Rex hatte aufstellen können, hat Christoph Reusser 1993 in seiner Rekonstruktion der Area Capitolina mit der Verteilung des Statuenschmucks zu Recht Platz hinter dem Tempel des IOM gelassen und mit dem Punkt Nr. 16 einen Standort für diese Statue vorgeschlagen. Wobei Reusser mit der gestrichelten Linie seiner Area Capitolina zum Ausdruck bringt, dass ihre Ausdehnung an dieser Stelle wegen der Erosion des Hügels nur versuchsweise angegeben werden kann.
Zum Vergleich zeige ich Ihnen noch einmal meine eigene Karte. Wir erfahren ja aus antiken Schriftquellen, dass die Area Capitolina, der heilige Bezirk des Iuppiter Optimus Maximus, mit einer Mauer umgeben war. Da von dieser Mauer nichts erhalten ist, habe ich die Area Capitolina auf meiner Karte nicht rekonstruiert. Wir hören aus antiken Schriftquellen von den ludi Romani332, den Spielen zu Ehren des Iuppiter Optimus Maximus im Circus Maximus. Dabei handelte es sich um Wagenrennen, wobei die Prozessionen, mit denen die ludi Romani ihren Anfang nahmen, auf dem Capitolium, vor dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, begannen. Und zwar deshalb, weil man vom Capitolium in besonderen Fahrzeugen die zu diesem Zweck geschaffenen leichten Götterbilder mitnahm, damit diese Götter `persönlich´ an den ludi Romani teilnehmen konnten; Annalisa Lo Monaco hat sich im Katalog Trionfi Romani 2008, der im Apparat zu unserer Vorlesung steht, mit diesen Götterbildern beschäftigt333.
Das siegreiche Gespann der ludi Romani durfte dann am Ende der Veranstaltung vom Circus Maximus zum Capitolium zurückfahren und dort dreimal den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus umrunden. Dies erfahren wir von Plinius dem Älteren (nat. hist. 8,161): er erwähnt die Klugheit von Pferden und erzählt in diesem Zusammenhang folgende Geschichte. Als einmal das siegreiche Gespann bei den ludi Romani seinen Wagenlenker verloren hatte, liefen die Pferde dennoch vom Circus Maximus zurück auf das Capitolium und umrundeten, wie es für das siegreiche Gespann üblich war, dreimal den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus. Aus dieser Geschichte wird deutlich, dass hinter dem Tempel des IOM nicht nur Platz gewesen sein muss für die Ehrenstatue des Q. Marcius Rex, sondern auch noch für eine Fahrstraße, auf der das erwähnte Pferdegespann entlanglief. Außerdem erfahren wir von Tacitus (hist. 3,71,4), dass hinter dem Tempel des IOM auch noch Portiken standen334. All dies ist heute nicht mehr erhalten, sondern der Erosion zum Opfer gefallen.
3. Dia -
K.-W. WEEBER 2008, S. 130, Abb. (mit irrtümlicher Bildunterschrift: "Im Südosten von Rom kreuzen sich die Wasserleitungen Aqua Anio novus und Aqua Claudia"),
- Das kaiserzeitliche Doppelaquädukt Aqua Anio Novus/ Aqua Claudia kreuzt bei Tor Fiscale im SO von Rom zweimal die republikanische Aqua Marcia (erbaut 144-140/ 139 v. Chr.)335
Das hier gezeigte Dia habe ich schon einmal in meiner Vorlesung zur römischen Kaiserzeit im Sommer 2009 gezeigt und wiederhole im Folgenden auch einen Teil des dazugehörigen Textes. Den Beitrag von Zaccaria Mari 1993 zur Aqua Marcia im Lexicon Topographicum Urbis Romae und von Doriana Cattalini 1993 zur Aqua Claudia, ebenfalls im LTUR, habe ich in der Literaturliste zur Vorlesung aufgeführt.
Das hier gezeigte Dia stammt aus dem populären Romführer von Karl-Wilhelm Weeber 2008. Die dargestellten Wasserleitungen Aqua Claudia und Aqua Anio Novus wurden 38 n. Chr. von Kaiser Caligula begonnen und 52 n. Chr. von Kaiser Claudius vollendet (vgl. Suet., Claud. 20). Beide Aquädukte zapften verschiedene Quellgebiete im Osten von Rom an, an einem Punkt im Südosten Roms trafen sie zusammen und wurden fortan auf denselben Bögen transportiert, wobei wir hier einen Abschnitt dieses Doppelaquädukts sehen336. Bei Tor Fiscale im Südosten von Rom überquerte das Doppelaquädukt Aqua Claudia/ Aqua Anio Novus zweimal die in den Jahren 144-140/ 139 v. Chr. erbaute Wasserleitung Aqua Marcia, was hier sichtbar ist. Die Tor(re) Fiscale - der `Turm der Steuern´ - ist in der Mitte des Bildes erkennbar. Die römischen Aquädukte wurden außerhalb Roms grundsätzlich so erbaut, dass sich das Wasser allein durch die Schwerkraft bewegte, weshalb die wasserführenden Kanäle der Aquädukte ein leichtes Gefälle hatten. Um zu gewährleisten, dass das Wasser im wasserführenden Kanal der Aqua Marcia, der auf den Bögen liegt, weiterhin das übliche Gefälle hatte um nach Rom fließen zu können, wurde die Aqua Marcia an dieser Stelle in einem weiten Bogen um eine Bodenerhebung herumgeführt337.
Die Aqua Marcia war, wie erwähnt, das teuerste Bauwerk, das die Römer während der Republik errichten sollten (180 Mio HS = 180 Millionen Sesterzen = 180 x das erforderliche Barvermögen, das ein römischer Senator nachweislich besitzen mußte, um bei einem Census, der Steuerschätzung durch den Censor, nicht womöglich seines Status als Senator verlustig zu gehen). Die Aqua Marcia war mit 91 km das längste Aquädukt, das die Stadt Rom versorgte, und beförderte das beste Wasser in die Stadt, die maximale Kapazität der Aqua Marcia war 190.000 Kubikmeter Schüttung Quellwasser am Tag. Soweit also die Wiederholung aus meiner Vorlesung zur römischen Kaiserzeit.
Für die zahlreichen Besucher des Iuppiter Optimus Maximus-Tempels ist zu sagen, dass die Inbetriebnahme der Aqua Marcia mit ihrem Abzweig auf das Capitolium eine enorme Verbesserung bedeutet haben muss, da nun über dieses Aquädukt frisches Quellwasser aus 91 km Entfernung direkt in das Heiligtum floss, um die Besucher und ihre Zugtiere zu versorgen.
Diejenigen von Ihnen, die in der letzten Woche (am 23.6.2010) den Vortrag von Herrn Prof. Klaus Rheidt über Baalbeck gehört haben [das waren einige], werden sich vielleicht erinnern: dort befindet sich ein kaiserzeitliches Heiligtum des Iuppiter Optimus Maximus Heliopolitanus338, für dessen Versorgung mit Wasser ein 7 km langes Aquädukt errichtet wurde. Es diente dazu, die im Hof des Heiligtums befindlichen Wasserbecken zu versorgen.
Das wirklich Bemerkenswerte, und tatsächlich im besten Sinne auf die gesamte Bevölkerung Roms Abzielende am Aquädukt Aqua Marcia waren der Anlass seiner Errichtung und die Verteilung dieses Wassers innerhalb der Stadt. Der Anlass, die Aqua Marcia zu errichten war folgender: Als man sich entschloß, die Aqua Marcia zu bauen, reichten die beiden bereits vorhandenen Aquädukte Aqua Anio Vetus und Aqua Appia für die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr aus, `weil der Bevölkerungszuwachs wesentlich dramatischer gestiegen war als man vorausgesehen hatte´339. Dies impliziert zweierlei, 1.) dass der Senat und das römische Volk einen bestimmten Bevölkerungszuwachs prognostiziert hatten, aber keinerlei Maßnahmen getroffen hatten, die Zuwanderung nach Rom entsprechend zu drosseln, 2.) dass man auch jetzt nicht etwa daran dachte, die Zuwanderung nach Rom zu stoppen oder zu drosseln, sondern es sich statt dessen zur Aufgabe machte, die in der Stadt Rom lebenden Menschen (und Tiere) in ausreichendem Umfang mit Wasser zu versorgen (!).
Zur Verteilung des Wassers der Aqua Marcia innerhalb der Stadt Rom ist zu sagen, dass sie 10 von den späteren augusteischen Regionen, in welche die Stadt im Jahre 7/ 6 v. Chr. eingeteilt werden sollte, mit Wasser versorgt hat340. Vermutlich war dies zur Zeit der Erbauung der Aqua Marcia sogar das gesamte Stadtgebiet gewesen. Im Übrigen wurde das meiste Wasser, das Rom über alle seine Aquädukte erreicht hat, an die öffentlichen Laufbrunnen in der Stadt verteilt, die es überall gab, weshalb alle in Rom lebenden Menschen (und Tiere) von dem frischen Quellwasser profitiert haben, das von den Aquädukten in die Stadt geleitet wurde.
4. Dia
Eigene Karte: Forum Boarium - Hafen - 20062010
Am Ende meiner Ausführungen zum Thema `Wasser in Rom´ möchte ich noch auf ein sehr leidiges Thema der antiken Stadt eingehen, das erst in den 1880er Jahren gelöst werden sollte - die ständigen Überschwemmungen des Tibers. Allerdings muss man sagen, dass die Römer selbst daran schuld waren, wenn dies ihr Leben immer wieder gravierend beeinträchtigt hat - heutzutage verhalten sich Menschen, die an Flüssen oder am Meer leben, aber auch nicht `vernünftiger´341.
Wie Albert Ammermann 2006342 feststellen konnte, war das ursprüngliche Flussbett des Tibers allein an seinem linken Ufer im Bereich des Forum Boarium eigentlich 100 m breiter gewesen als die antike Bebauung vermuten lässt, weshalb es natürlich sehr häufig zu Überflutungen jener Bauten kam, die zu nahe am Tiber errichtet worden waren. Die antike Straße, die auf meiner Karte von Norden nach Süden zwischen dem heutigen Tiberufer und dem Forum Boarium verläuft, ist ca. 100 m vom Tiber entfernt, was nach dem eben Gesagten vielleicht kein Zufall ist, denn diese Straße war gepflastert und sollte sicher das ganze Jahr über benutzbar sein.
5. Dia
links:
G. GENTILI 2008, S. 50, Abb. 9 (P. LIVERANI),
Karte: Caesars Projekt, im Bereich des Marsfeldes in Rom den Tiberlauf zu verändern
rechts:
R. FUNICIELLO 1995 I, S. 162, Abb. 24,
Kartierung des Tiberhochwassers in Rom von 1870 (Zeichnung: S. PASCOLINI)
Es bedurfte eines ungewöhnlich energischen und gleichzeitig ungewöhnlich rücksichtslosen Politikers, wie C. Iulius Caesar, um diesbezüglich auf Abhilfe zu sinnen: er plante nämlich, das Flussbett des Tibers zu verlegen - wir sehen hier eine Rekonstruktion des von Caesar geplanten Tiberverlaufs im Bereich des Marsfeldes von Paolo Liverani 2008, die er in einem Beitrag im Ausstellungskatalog über Caesar veröffentlicht hat, den Sie im Apparat unserer Vorlesung finden. Man hat vermutet, dass Caesar hierbei nur seine eigenen Interessen im Auge hatte343, doch ganz offensichtlich wollte er auch die Lebensbedingungen derjenigen Bewohner Roms verbessern, die auf dem Marsfeld lebten und die unter den dauernden Überschwemmungen zu leiden hatten. Im Übrigen befanden sich zahlreiche Luxusvillen der römischen Oberschicht genau in dem Bereich am rechten Tiberufer - dem Marsfeld gegenüber - wo Caesar den Tiberverlauf drastisch verändern wollte. Bei Durchführung von Caesars Projekt hätten nun ausgerechnet diese Villen nicht mehr an dem so heiß begehrten Flussufer gelegen (!). Allein dieses Ansinnen beweist, dass Caesar ausgesprochen gute Nerven besaß.
Dass die Behauptung, das Marsfeld sei bei den Überschwemmungen des Tibers besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden, der Wahrheit entspricht, sehen Sie an dieser Kartierung des Tiberhochwassers aus dem Jahre 1870 - das letztendlich dazu geführt hat, dass in den 1880er Jahren die heute noch existierende Befestigung des Tibers erbaut worden ist, welche ja leider dazu geführt hat, dass die heute in Rom lebenden Menschen radikal von ihrem Fluss getrennt sind. Die beiden hier nebeneinander gestellten Karten zeigen nicht denselben Kartenausschnitt, aber Sie sehen auf beiden die Engelsburg am Tiber und können hoffentlich in Gedanken beide Kartenbilder in Relation setzen - die Kartierung der Überschwemmung des Jahres 1870 zeigt nämlich an, dass Caesars Berater ihm mehr oder weniger genau dieselbe Fläche angegeben hatten, die üblicherweise bei Tiberhochwässern überflutet worden ist.
Als nächstes wenden wir uns der Area sacra di Sant'Omobono und ihren Tempeln zu.
6. Dia - WIEDERHOLUNG
Eigene Karte: Forum Boarium_20062010
Ich zeige Ihnen hier nochmals meine eigene Karte, in welche die beiden `Zwillingstempel´ am Forum Boarium eingetragen sind. Diese Tempel sind republikanisch344; sie wurden auf einem gemeinsamen, 5 m hohen Podium über zwei archaischen Tempeln errichtet, offenbar deshalb, weil die regelmäßigen Tiberhochwässer den Zugang zu diesem Areal häufig unmöglich gemacht hatten. Wie wir aus antiken Schriftquellen wissen, waren die beiden Vorgängerbauten denselben Göttinnen Fortuna und Mater Matuta (Aurora) geweiht. Von den beiden archaischen Tempeln ist bislang aber nur ein Tempel in Ausgrabungen dokumentiert worden345.
Die Area sacra di Sant'Omobono - wie dieses antike Heiligtum mit den Tempeln der Fortuna und der Mater Matuta in der wissenschaftlichen Literatur unseres Faches häufig bezeichnet wird - ist in jener Tiefgrabung freigelegt worden, die Antonio Maria Colini 1936-1938 bei der Kirche S. Omobono durchgeführt hat, von der in dieser Vorlesung schon sehr oft die Rede gewesen ist. Anlass hatten Zufallsfunde an dieser Stelle gegeben, die bei der `Freilegung´ des Capitolium durch Mussolini zu Tage getreten waren. Später (ab 1962) konnte Colini noch einmal an dieser Stelle graben. Die italienische Archäologin Giuseppina Pisani Sartorio, die mit Colini in seiner späteren Grabung zusammengearbeitet hatte, ist die beste Kennerin der Area sacra di Sant' Omobono; die komplexe diesbezügliche Forschungsgeschichte hat sie im LTUR II (1995) im Stichwort "Fortuna et Mater Matuta, aedes", S. 281-285, zusammengefasst.
Heute könnte man auch in Rom Ausgrabungen dieser Art, das heißt, mit sehr tiefen Bodeneingriffen, nicht mehr finanzieren, weshalb es zwar bedauerlich ist, dass nur ein sehr kleiner Bruchteil des heiligen Bezirks, der zu diesen beiden Tempeln gehört hat, ausgegraben werden konnte, doch für die nahe Zukunft nicht damit zu rechnen ist, dass die anschließenden Flächen untersucht werden können, die gegenwärtig modern überbaut sind.
Beachten Sie bitte die Lage dieses Heiligtums in unmittelbarer Nähe zum Tiber und zum Hafen am Tiber, zu den Fernstraßen, die der Transhumanz dienten, und die sich an dieser Stelle trafen, sowie zur sog. Servianischen Stadtmauer mit dem Stadttor Porta Carmentalis und der Porta Triumphalis. Das Tor in der Servianischen Stadtmauer namens Porta Carmentalis war nach der latinischen Göttin Carmenta346 benannt, die zu den ältesten in Rom verehrten Göttinnen zählte und später als Nymphe aufgefasst wurde. Sie wurde hier, am Fuße des Capitolium, am saxum Carmentae (`Felsen der Carmenta´), in einem Fanum (Tempel) verehrt, offenbar deshalb, weil sich hier Süßwasserquellen befanden. Der Name der Carmenta leitet sich von carmen (Lied) ab, da sie wie viele andere Nymphen auch, Prophezeiungen aussprach (oder sang); die topographischen Forschungen zu diesem Gebiet habe ich in meinem Aufsatz 2005 zusammengefasst (C. Häuber 2005), Paolo Mazzei 2005 hat die Forschungen zum Kult der Göttin Carmenta zusammengefasst. Carmenta und die beiden Göttinnen, deren Tempel in der Area sacra di Sant' Omobono standen, Fortuna und Mater Matuta347 (Aurora), waren eng miteinander verbunden und wurden gemeinsam verehrt. Die Göttin Fortuna gehört nicht zum ursprünglichen Pantheon der römischen Götter, sondern wurde erst in der Königszeit in Rom eingeführt348 - worüber wir gleich noch mehr hören werden. Fortuna war die Vorläuferin der griechischen Liebesgöttin Aphrodite, die bei den Römern Venus hieß, und sollte schließlich von dieser verdrängt werden. Neben dieser Funktion als Liebesgöttin war Fortuna, ebenso wie Mater Matuta und Carmenta, zuständig für die Initiation von Mädchen, für schwangere Frauen und Kindersegen und gab überdies Orakel349.
7. Dia
M. TORELLI et al. 2008, S. 248, Abb. 2,
Plan: Rom, Area sacra di Sant'Omobono, die republikanischen Tempel der Fortuna und der Mater Matuta, mit Integration der Lage des archaischen Tempels
Auf dieser Planskizze sehen Sie die Lage des bislang einzigen archaischen Tempels, den Colini unter dem östlichen der beiden republikanischen Tempel dokumentieren konnte. Dieser wird allgemein mit dem Tempel der Mater Matuta identifiziert. Der Plan zeigt, dass der (oder die) archaischen Tempel eine vollkommen andere Orientierung aufwies als die beiden republikanischen Tempel. Vor den beiden republikanischen Tempeln wurden Altäre gefunden, an denen die Priester nach Osten blickend geopfert haben.
8. Dia
P. MAZZEI 2005, S. 63, Abb. 1,
Karte des Kapitols in der Antike von G. JOPPOLO (Detail): mögliche Lage des Fanum (Tempel) der Carmenta in der Nähe der Porta Carmentalis der Servianischen Stadtmauer und bei den Tempeln der Fortuna und der Mater Matuta (Aurora) der Area sacra di Sant'Omobono (nach A. M. COLINI 1965)
Diesen Kartenausschnitt von Antonio Maria Colinis Karte des Capitolium (1965) hat Paola Mazzei 2005 in jenem Aufsatz publiziert, in welchem sie sich mit dem Tempel der Carmenta und ihrem Kult am Fuße des Capitolium beschäftigt hat. Sie sehen, dass auf Colinis Karte der Tarpeische Felsen ("RUPES TARPEIA") irrtümlicherweise oberhalb der Kirche S. Omobono eingetragen ist. Nach Ansicht von Colini befanden sich der `Felsen der Carmenta´ und der Tempel der Carmenta innerhalb der Servianischen Stadtmauer und unmittelbar in der Nähe des nach Carmenta benannten Stadttores350. Paola Mazzei glaubt dagegen, dass Carmenta zusammen mit den Göttinnen Fortuna und Mater Matuta im Heiligtum der Area sacra di Sant'Omobono verehrt worden sei351 - eine Entscheidung zwischen diesen beiden sich gegenseitig ausschließenden Meinungen ist nach unserem gegenwärtigen Kenntnisstand unmöglich. Doch da das gesamte, in der Ausgrabung der Area sacra di Sant'Omobono geborgene Fundmaterial noch längst nicht wissenschaftlich aufgearbeitet ist, kann man gespannt sein, was die italienischen Kollegen diesbezüglich in Zukunft herausfinden werden. Als ich anfing Archäologie zu studieren, galt die Ausgrabung von S. Omobono als einer der neueren Sensationsfunde in Rom, und nach 40 Jahren intensiver Forschung ist noch kein Ende der möglichen Erkenntnisse abzusehen - dies erzähle ich Ihnen deshalb, um Ihnen klar zu machen wie schwierig es sein kann Ausgrabungsbefunde zu deuten.
9. Dia
B. ANDREAE et al. 2004
S. 21, Abb. 8, Rekonstruktionsmodell: Veji, Tempel des Portonaccio-Heiligtum, Dat.: Ende 6. Jh. v. Chr.
Hier folgt noch einmal das Rekonstruktionsmodell des Tempels vom Portonaccio-Heiligtum der Etruskerstadt Veji, das Bernard Andreae et al. 2004 veröffentlicht haben. Es handelt sich, wie gesagt, um einen etruskischen Tempel, zu dessen Besonderheiten die Tatsache zählt, dass sein dreieckiges Giebelfeld hinten offen ist. Deshalb haben Tempel dieses Typs keine Reliefs im Giebel und keine Giebelfiguren, statt dessen ist die Vorderseite des Firstgiebels mit einem Columen Antepagment aus farbig gefasster Terrakotta versehen. Der hier gezeigte Tempel in Veji ist eine Holzkonstruktion und hat 4 Säulen in der Front, er wird an das Ende des 6. Jhs. v. Chr. datiert.
10. Dia
A. Mura Sommella 2000, S. 9, 13-15, Abb. 1,
Farbige Rekonstruktion der Fassade des archaischen Tempels der Mater Matuta (Aurora), Rom, Area sacra di Sant'Omobono (Forum Boarium), 1. Bauphase, Dat.: die ersten Jahrzehnte des 6. Jhs. v. Chr. - der erste und bislang einzige archaische Tempel des etruskisch-italischen Typs mit `geschlossenem´ Giebel und `korinthischen´ Reliefs, die das Giebelfeld dekorieren
Anna Mura Sommella war ebenfalls als Studentin an der zweiten Ausgrabung beteiligt, die Antonio Maria Colini bei der Kirche S. Omobono durchgeführt hat. Sie hat in ihrem nun schon oft zitierten Aufsatz Anna Mura Sommella 2000 eine Rekonstruktion der 1. Bauphase des archaischen Tempels vorgelegt, die Sie auf diesem Dia sehen. Dieser Tempel wies große Ähnlichkeiten mit dem soeben noch einmal betrachteten etruskischen Tempel in Veji auf, mit einem signifikanten Unterschied: Bei der hier gezeigten 1. Phase des archaischen Tempels der Area sacra di Sant'Omobono in Rom handelt es sich um den ersten und bislang einzigen archaischen Tempel des etruskisch-italischen Typs mit `geschlossenem´ Giebel und `korinthischen´ Reliefs, die das Giebelfeld dekorieren. Der Tempel lässt sich anhand der Ausgrabungsbefunde in die ersten Jahrzehnte des 6. Jhs. v. Chr. datieren und wurde offenbar durch einen Brand zerstört352.
11. Dia
A. Mura Sommella 2000, S. 10, Abb. 2,
Detail des Giebels
Eine Detailaufnahme des Giebels der 1. Phase des archaischen Tempels der Area sacra di Sant' Omobono, zeigt Ihnen, wie viel von diesem Giebelrelief noch erhalten ist. Wir erkennen in der Mitte eine Gorgo-Medusa im archaischen Knielaufschema, die von antithetischen Leoparden353 flankiert wird. Diese Giebelreliefs zeigen, dass Vorbilder aus Korinth bzw. Korkyra (Korfu), einer der bedeutendsten Kolonien von Korinth354, für diese Ikonographie Pate gestanden haben. Nach Anna Mura Sommella stellt dies einen weiteren Beweis für die schriftliche Überlieferung dar. Derzufolge war ja der Gründer der Tarquinischen Dynastie in Rom, Demaratos, aus Korinth nach Tarquinis ausgewandert und von dort kam sein Sohn nach Rom, der als König von Rom Tarquinius Priscus genannt wird - wobei Demaratos nach der Tradition zahlreiche Künstler und Kunsthandwerker aus Korinth mitgebracht hatte.
Soweit also der archäologische Befund zu diesem archaischen Tempel der Area sacra di Sant' Omobono, die antiken Schriftquellen schreiben ihn dagegen dem Nachfolger des Tarquinius Priscus, König Servius Tullius, zu, der die beiden hier (ehemals) befindlichen archaischen Tempel (für Fortuna und Mater Matuta) gestiftet haben soll355.
12. Dia
M. BERTOLETTI, M. CIMA, E. TALAMO 1999, S. 40, Abb., vgl. bis S. 43,
links:
Fragmentarische Akrotergruppe aus farbig gefasster Terrakotta: Herakles und Athena vom Tempel der Mater Matuta (Aurora), Rom, Area sacra di Sant'Omobono (Forum Boarium), 2. Bauphase des archaischen Tempels, ca. Mitte des 6. Jhs. v. Chr., oder um 530 v. Chr.
rechts:
G. CIFANI 2008, S. 302, Abb. 257,
Zeichnung der fragmentarischen Akrotergruppe aus farbig gefasster Terrakotta: Herakles und Athena vom Tempel der Mater Matuta (Aurora), Rom, Area sacra di Sant' Omobono (Forum Boarium), 2. Bauphase des archaischen Tempels (Mitte des 6. Jhs. v. Chr. oder um 530 v. Chr.; nach: A. MURA SOMMELLA 1993)
Dieser archaische Tempel der Area sacra di Sant' Omobono hatte 2 Bauphasen, wobei das Mittelakroter dieses Tempels, das Sie hier im Original und in einer teilweise rekonstruierenden Umzeichnung vor sich sehen, das berühmteste Fundstück der 2. Bauphase darstellt, bezüglich dessen es bereits eine sehr umfangreiche Forschungsgeschichte gibt. Diese zweite Bauphase des archaischen Tempels der Area sacra di Sant'Omobono wird in die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. oder um 530 v. Chr. datiert.
Man glaubte lange Zeit, diese farbig gefasste Terrakottagruppe, die Herakles (links) und seine Beschützerin, die Göttin Athena, darstellt, einzigartig sei, doch die Forschung war uneins, ob es sich bei diesem Werk um ein Akroter der 2. Bauphase des archaischen Tempels356 der Mater Matuta357, oder statt dessen lediglich um ein Weihgeschenk358 handele.
Patricia S. Lulof 2000 hat nun Fragmente von ähnlichen Terrakottagruppen publiziert, die alle im gleichen Zeitraum entstanden sind. Nach ihrer Ansicht handelt es sich in allen diesen Fällen um Mittelakrotere von Tempeln, die359 `Göttinnen des Lichtes, der Morgenröte und Geburt´ geweiht waren, und zwar in Rom (die hier betrachtete 2. Bauphase des archaischen Tempels der Mater Matuta bei S. Omobono) und in vier benachbarten Städten (Veji, Caere/ Cerveteri, Pyrgi und Satricum), eine Tatsache, die einer Erklärung bedarf.
Nancy A. Winter 2009 studiert in ihrem Buch, das wir in unserer Bibliothek besitzen, die Terrakottadekorationssysteme von Tempeldächern in Etrurien und Mittelitalien, z. B. die Akrotere des `Veji-Rom-Velletri-Dekorationssystems´. Sie ist überzeugt, dass es sich bei den hier betrachteten Gruppen von Herakles mit Athena um Akrotere handelt360. Nach Ansicht von Lulof ist es viel einfacher, die Bedeutung dieser Gruppen zu verstehen, wenn man sie allein betrachte, als wenn man versucht, ihre Bedeutung im Kontext der jeweiligen Tempel zu verstehen, zu denen sie gehören. Lulof schreibt, ich übersetze: `Es wird allgemein angenommen, dass die Gruppe Herakles und Athena die Apotheose des Herakles wiedergibt, und zwar genau den Moment, in dem seine Beschützerin Athena ihn ihrem Vater Zeus (im Olymp) vorstellt; das ist der Moment, in dem er seine Unsterblichkeit erreicht, der totale Sieg des Herakles, des menschlichen Heros, über den Tod. Dieses Bild kann sich aber auch auf den hieros gamos beziehen, die (`heilige Hochzeit´) von einem Mann mit einer Göttin´361; diese sog. heiligen Hochzeiten sind aus den Schriftquellen des antiken Mesopotamien (und Griechenlands362) bekannt und wurden im Orient jeweils von einem Herrscher mit einer Göttin vollzogen.
Nach diesen Vorstellungen war es jeweils diese Göttin, die dem Herrscher, der mit ihr die heilige Hochzeit vollzog, die Herrschaft gab363 - mit der Frage, ob die hier betrachtete Terrakottagruppe möglicherweise so zu interpretieren sei, haben sich Monika Verzar 1980, Filippo Coarelli 1988 und Massimiliano Papini 2006 intensiv beschäftigt. Wenn diese inzwischen fünf (oder sechs) archaischen Terrakottagruppen aus Rom und den umliegenden Städten, die Herakles und Athena darstellen, so zu verstehen sind, dann hatten die lokalen Herrscher, die diese Tempel stifteten, möglicherweise ähnliche Vorstellungen bezüglich ihrer, von einer Göttin gewährten, Herrschaft, wie sie König Servius Tullius gehabt haben soll. Wir hatten ja gehört, dass die antiken Schriftquellen beide für das Heiligtum der Area sacra di Sant'Omobono überlieferten archaischen Tempel diesem König zuschreiben (die archaischen Tempel der Fortuna und der Mater Matuta). Interessanterweise beschreiben diese antiken Schriftquellen auch, dass König Servius Tullius ein Verhältnis mit der Göttin Fortuna gehabt habe, und dass sie ihm die Herrschaft gegeben, aber auch wieder genommen hat - Fortuna war ja, wie gesagt, die Göttin der Liebe, aber auch die Göttin des Schicksals, des guten wie des bösen.
Wie dem König Servius Tullius die Herrschaft wieder genommen worden war, hatten wir bereits gehört: sein Schwiegersohn Tarquinius Superbus ermordete Servius Tullius und wurde auf diese Weise unrechtmäßig sein Nachfolger. Da dieses, dem König Servius Tullius angedichtete Verhältnis mit der Göttin Fortuna offensichtlich die erwähnten orientalischen Vorbilder hat, identifiziert Filippo Coarelli 1988364 die Athena der hier betrachteten Terrakottagruppe mit der syro-phönizischen Göttin Astarte, deren Parhedros (Kultpartner) Baal, mit Herakles identifiziert werden konnte365. Auch Mater Matuta konnte mit Astarte identifiziert werden und Herakles mit dem phönizischen Gott Melkart, wobei Mater Matuta und Melkart in einigen Häfen an der thyrrenischen Küste zusammen verehrt worden sind366.
Wenn diese Theorie korrekt sein sollte, würde dies bedeuten, dass sich die 5 (oder 6) Herrscher in Rom und den umliegenden Stadtstaaten, die jeweils einen Tempel mit diesen Akroteren des Herakles mit Athena stifteten, sich selbst mit der Figur des Herakles identifiziert hätten367. Wobei Herakles ja, wie gesagt, mit Hilfe seiner Schutzgöttin Athena die Apotheose/ Unsterblichkeit erreicht, weil sie ihn in den Kreis der unsterblichen Götter des Olymp einführt.
13. Dia
M. BERTOLETTI, M. CIMA, E. TALAMO 1999, S. 42, Abb.
Archaischer Tempel von Sant'Omobono, 2. Bauphase, rekonstruiertes Dach: Mittelakroter (Herakles und Athena), seitliche Akrotere in Form von Voluten, ca. Mitte des 6. Jhs. v. Chr., oder um 530 v. Chr.
Auch die Wissenschaftler der Kapitolinischen Museen halten die eben gezeigte Terrakottagruppe von Herakles mit Athena für das Mittelakroter der 2. Bauphase des archaischen Tempels der Mater Matuta von S. Omobono, den sie in die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. oder um 530 v. Chr. datieren. Sie sehen hier ihre Rekonstruktion in der Centrale Montemartini, die großen Eckvoluten sind die seitlichen Akrotere dieses Tempels.
14. Dia
links:
A. Mura Sommella 2000, S. 16, Abb. 15,
Area sacra di Sant'Omobono, Tempelschatz: Etruskische Tessera hospitalis aus Elfenbein in Form eines Löwen mit Namen eines Spurianas einer etruskischen Adelsfamilie aus Tarquinia oder Orvieto
rechts:
M. BERTOLETT, M. CIMA, E. TALAMO 1997, S. 39-41, Area sacra di Sant'Omobono, Tempelschatz, Etruskische Tessera hospitalis aus Elfenbein in Form eines Löwen mit Namen eines Spurianas einer etruskischen Adelsfamilie aus Tarquinia oder Orvieto
Die Area sacra di Sant'Omobono mit ihren Tempeln wurde nun, auf Grund ihrer unmittelbaren Nähe zum Hafen von Rom, im Laufe ihres langen Bestehens von Menschen aus allen damals bekannten Ländern frequentiert, weshalb der Tempelschatz, den man ausgegraben hat, z. B. Terrakottagefäße aus verschiedenen Orten in Griechenland und Etrurien, sowie alabastra (Parfümfläschchen) aus Ägypten enthielt, und die Schriftquellen, die über dieses Heiligtum berichten, zahlreiche kostbare Weihgeschenke beschreiben. Ich zeige Ihnen hier nur ein Beispiel. Es handelt sich um eine Tessera hospitalis aus Elfenbein in Form eines Löwen mit einer etruskischen Inschrift auf seiner planen Rückseite, die den Namen eines Spurianas einer etruskischen Adelsfamilie aus Tarquinia oder Orvieto nennt368.
Hierbei handelt es sich offenbar um eine Art Empfehlungsschreiben an eine Adelsfamilie in Rom (oder an einem anderen Ort ?), die dem Überreicher dieser `Visitenkarte´ Zugang zu dieser Familie und somit zu ihrer Gastfreundschaft gab. In der Antike gab es ja nicht überall Hotels, in denen sich ein Fremder ein Zimmer hätte mieten können.
15. Dia
M. TORELLI 2000, S. 222-223, 586, Kat. 137,
Kopf eines Mannes (nach F. PRAYON 2006, 49 ff. von einer Frau), Holz, aus Vulci, vergoldet, Mailand, Civiche Raccolte Archeologiche e Numismatiche, Dat.: 2. H. 7. Jh. v. Chr.
Das Kultbild der Fortuna im archaischen Tempel der Göttin in der Area sacra di Sant'Omobono wird in einer Reihe von antiken Schriftquellen geschildert. König Servius Tullius, der angeblich diesen Tempel erbaut hatte, wird darin auch als Stifter des Kultbildes genannt369. Dieses Kultbild der Fortuna bestand aus vergoldetem Holz und war sitzend dargestellt, das Gesicht war mit zwei togae undulatae/ praetextae bedeckt. Ich hatte Ihnen schon in einer früheren Vorlesungssitzung etwas über dieses Kultbild berichtet, als es um die verschiedenen Formen der Toga ging.
Plinius (nat. hist. 8,194) schreibt: "Marcus Varro behauptet, mit eigenen Augen gesehen zu haben, dass auf dem Spinnrocken und der Spindel der Tanaquil - die auch Gaia Caecilia genannt wird - noch etwas von der Wolle erhalten war". Es geht um die Statue der Tanaquil im Tempel des Semo Sancus auf dem Quirinal. Sie erinnern sich, Tanaquil war die etruskische Gemahlin des Königs Tarquinius Priscus.
Plinius fährt fort: "Diese Frau [Tanaquil] hatte [zwei] Gewänder des Kultbildes der Fortuna gewebt [gemeint ist das archaische Kultbild der Fortuna in ihrem Tempel am Forum Boarium; bei diesen Gewändern handelte es sich um togae undulatae, auch praetextae genannt]. Daher rührt bei uns die Sitte, dass die Mädchen bei der Hochzeit einen Spinnrocken und eine Spindel mit Faden mit sich führen. Tanaquil/ Gaia Caecilia war die erste, die eine tunica recta gewebt hat, ein Kleidungsstück, das die Knaben bei den Initiationsriten tragen und die Mädchen bei ihrer Hochzeit".
Bislang hat man noch keine Reste des archaischen Tempels der Fortuna innerhalb der Area sacra di Sant'Omobono gefunden. Doch das fragliche archaische Kultbild der Fortuna müsste man, wenn überhaupt, dann in ihrem am selben Ort befindlichen republikanischen Tempel finden können, denn wir erfahren aus antiken Schriftquellen, dass es den Brand des republikanischen Fortunatempels der Area sacra di Sant'Omobono im Jahre 213 v. Chr. unversehrt überstanden hatte370, und dass es (offenbar im Neubau dieses Tempels) noch in augusteischer Zeit sehr verehrt worden war. Leider wissen wir nicht, wie dieses archaische Kultbild der Fortuna des 6. Jhs. v. Chr. ausgesehen haben mag.
Um Ihnen zumindest eine vage Vorstellung zu vermitteln, wie ein archaisches Kultbild aus vergoldetem Holz ausgesehen haben könnte, zeige ich Ihnen einen vergoldeten Holzkopf, den Mario Torelli 2000 im Katalog zu seiner Etruskerausstellung abbildet. Dieser Kopf stammt aus einem Grab in der Etruskerstadt Vulci und befindet sich in Mailand, in den Civiche Raccolte Archeologiche e Numismatiche. Er wird in die 2. Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. datiert und ist somit noch früher entstanden als des Kultbild der Fortuna in ihrem archaischen Tempel der Area sacra di Sant'Omobono, das König Servius Tullius im 6. Jh. v. Chr. geweiht haben soll.
In dem genannten Katalog von Mario Torelli wird der hier gezeigte Kopf als der eines Mannes bezeichnet. Dem an unserem Institut tätigen Prof. Friedhelm Prayon 1998, 2006 und 2010 wird die Rekonstruktion der Fundumstände371 dieses Kopfes verdankt. Er hat sich eingehend mit ihm beschäftigt und gesehen, dass es sich statt dessen um die Darstellung einer Frau handelt. Prayon erkannte dies an den durchbohrten Ohrläppchen (auf dem Dia ist nur eins sichtbar), da Männer in Etrurien keinen Ohrschmuck trugen, Frauen aber sehr wohl. Ferner hat Prayon an den Spuren von Klebstoff auf der Kalotte dieses Kopfes feststellen können, dass ihm ursprünglich Haare aufgeklebt waren.
16. Dia
F. PRAYON 2006, S. 51, Abb. 56,
Rekonstruktionsskizze des ursprünglichen Aussehens der Grabstatue der Ati Velarunas (Zeichnung: H.-L. LIU372).
Hier sehen Sie nun eine Rekonstruktionszeichnung aus dem Buch von Friedhelm Prayon 2006. Wir blicken in das Grab in Vulci, in dem der eben gesehene vergoldete Holzkopf entdeckt worden ist, wobei sich die hier gezeigte Rekonstruktion der gesamten Statue auf Reste stützt, die in dem Grab angetroffen wurden. Auf Grund einer in diesem Grab gefundenen goldenen Fibel (Gewandschließe), die den Namen der Grabherrin, Ati Velarunas, nennt, nimmt Prayon an, dass der vergoldete Holzkopf gleichfalls diese Grabherrin meint - wobei es sich, im Fall Prayon sollte Recht behalten, natürlich nicht um ein ikonographisches Portrait der wiedergegebenen Person handelt, da diese in dieser frühen Zeit gar nicht zu erwarten sind. Der Holzkopf ist in dieser Rekonstruktionszeichnung mit (angeklebt zu denkendem) Haar ergänzt und die dargestellte Frau trägt Ohrringe. Ihr Körper ist mit Gewändern umhüllt - so wie es offensichtlich auch die archaische Kultstatue der Fortuna in ihrem Tempel der Area sacra di Sant'Omobono war (wie es die antiken Schriftquellen beschreiben).
Prayon weist zu Recht darauf hin, dass der hier gezeigte Kopf aus Vulci "das erste annähernd lebensgroße und vermutlich sogar benennbare Bildwerk eines mit Goldfolie überzogenen Frauenkopfes in Italien [ist], der dazu noch gegen die Mitte des 7. Jhs. datiert werden kann. Auch das Material Holz verdient Beachtung, tritt es hier doch erstmals auf ..."373.
Wie wir soeben gesehen haben, kann man anhand dieses etruskischen Kopfes und seiner Installation in dem Grab in Vulci, wo er unter Zuhilfenahme von Gewändern wie eine bekleidete Statue wirkte, auch eine Vorstellung von archaischen Kultbildern in Rom gewinnen.
17. Dia - Wiederholung
Eigene Karte - Forum Boarium_20062010
Ich zeige Ihnen hier noch einmal meine eigene Karte des Forum Boarium. Bitte beachten Sie auf dieser Karte den kleinen runden Tempel374, der nah am heutigen Tiberufer steht, sowie den nördlich davon befindlichen Tempel des Portunus375 (des Gottes am Eingang zum Hafen Roms), dessen Kultbild (deshalb) einen Schlüssel in der Hand trug; Portunus wurde später mit Palaimon-Melikertes (Melkart) gleichgesetzt376. Beide Sakralbauten haben sich nur deshalb bis heute erhalten, weil sie in den nach-antiken Zeiten, als andere antike Architekturen abgerissen wurden um Baumaterial zu gewinnen, in Kirchenbesitz gewesen sind377. Der kleine runde Tempel stand in der Antike, wie man hier sieht, außerhalb des Forum Boarium. Er wurde auf einer künstlichen Plattform errichtet, die sich 12 m über dem damaligen Niveau des Tibers, und 2-3 m über dem damaligen Niveau des Forum Boarium erhob378. Deshalb muss dieser Tempel, vergleichbar dem auf hohem Podium errichteten Tempel des Portunus, sowie den beiden auf hohem Podium errichteten republikanischen Zwillingstempeln der Area sacra di Sant' Omobono, bei Tiberhochwässern wie auf einer Insel stehend gewirkt haben379. Diesen runden Tempel werden wir uns noch anschauen. Sie sehen hier noch einmal das Forum Boarium und die im Norden daran angrenzende Area sacra di Sant'Omobono mit den eben gezeigten archaischen und republikanischen Tempeln, die sich auch noch in der römischen Kaiserzeit großer Beliebtheit erfreut haben. Wie gesagt, waren auf das Gelände dieses Heiligtums der Area sacra di Sant'Omobono bei einem Unwetter im 15. Jh. Architekturteile von einem oder von zwei Tempeln, sowie eine Reihe von Marmorstatuen herabgefallen, die vom Capitolium stammten, mit denen wir uns in den vergangenen Vorlesungssitzungen beschäftigt haben. Hier wurden aber auch Statuen und Skulpturen entdeckt, von denen keineswegs sicher ist, dass sie ursprünglich auf dem Plateau des Capitolium, und dort in der Area Capitolina aufgestellt waren.
18. Dia - WIEDERHOLUNG
C. REUSSER 1993, S. 95, Abb. 29, Photo,
- Area sacra di Sant' Omobono, Kopffragment aus Marmor eines kolossalen Akroliths, `Fides´,
hellenistisch oder spätrepublikanisch (inzwischen gestohlen)
- S. 99, Abb. 35, Photo: Area sacra di Sant' Omobono, linker Fuß von kolossalem Marmorkultbild,
`Fides´, hellenistisch oder spätrepublikanisch
- S. 101, Abb. 37, rechter Fuß von kolossalem Marmorkultbild, `Fides´, späthellenistisch
oder spätrepublikanisch
S. 110, Anm. 84, S. 104, Abb. 42, Photo: linker Fuß eines kolossalen Marmorkultbilds einer
weiblichen Gottheit, späthellenistisch oder spätrepublikanisch
- S. 103, Abb. 40, C. Reusser: Rekonstruktionszeichnung Kultbild der Fides
Dies ist meines Erachtens bei den hier noch einmal gezeigten Marmorfragmenten der Fall, die bei der Kirche S. Omobono und in ihrer Umgebung entdeckt wurden und zu zwei kolossalen Akrolithen gehört haben, die Göttinnen darstellten. Wie erwähnt, schreibt Christoph Reusser 1993 einige dieser Fragmente seinem Kultbild der Fides in ihrem Tempel innerhalb der Area Capitolina auf dem Capitolium zu. Ich glaube dagegen, dass diese beiden Statuen von Göttinnen, die späthellenistisch oder spätrepublikanisch datiert werden können, dort aufgestellt waren, wo man sie gefunden hat, nämlich innerhalb des hier betrachteten Heiligtums der Fortuna und der Mater Matuta, der Area sacra di Sant'Omobono.
19. Dia
Photo: F. X. SCHÜTZ: Der republikanische runde Tempel am Tiber
Dieses Dia zeigt Ihnen den republikanischen runden Tempel am Tiber, der außerhalb des Forum Boarium stand. Bis auf die Tatsache, dass sein Gebälk fehlt, ist er sehr gut erhalten. Es handelt sich um einen Tempel korinthischer Ordnung mit einer Peristase aus 20, die runde Cella umschließenden Säulen. Er wird in das frühe 1. Jh. v. Chr. datiert und wurde ursprünglich mit Baugliedern aus pentelischem Marmor (vom Pentelikon in Athen)380 errichtet, ein außerordentlicher Luxus für diese Zeit. In der frühen Kaiserzeit wurden Reparaturen nötig, die in einheimischem Marmor aus Luni (Carrara) ausgeführt wurden. Es ist gut möglich, aber nicht beweisbar, dass es sich bei diesem Tempel um einen der insgesamt drei für diesen Stadtteil in antiken Schriftquellen überlieferten Tempel für Hercules381 gehandelt hat, der außerdem am Forum Boarium einen großen Altar hatte (die Ara Maxima des Hercules382), und auch im Mythos in besonderer Weise mit dieser Gegend verbunden war383.
20. Dia
Musei Capitolini. Guida 2006, S. 130,
Vergoldete Bronzestatue des Hercules vom Forum Boarium in Rom (Kultbild), 2. Jh. v.
Chr.
Diese vergoldete Bronzestatue stellt den griechischen Heros Herakles dar, der bei den Römern Hercules hieß. Erkennbar ist er an seinen Attributen, der in der Rechten gehaltenen Keule, und den mit der Linken vorgewiesenen Äpfeln. Letztere, die Äpfel der Hesperiden, weisen auf seine letzte und schwerste jener 12 Arbeiten hin, die er vollenden musste, wobei er sich mit den Äpfeln der Hesperiden die Unsterblichkeit verdient hat. Diese Statue wurde innerhalb des Geländes des Forum Boarium gefunden, und zwar nördlich der Kirche S. Maria in Cosmedin, wo sich die Ara Maxima des Hercules befand, und wo in der Renaissance ein runder Tempel entdeckt wurde, den viele Forscher mit einem der drei in dieser Gegend befindlichen Tempeln für Hercules identifizieren. Leider haben sich von diesem Rundtempel des Hercules keinerlei Baureste erhalten. Diese Statue wird ins 2. Jh. v. Chr. datiert und orientiert sich offenbar an griechischen Vorbildern des 4. Jhs. v. Chr.384, wobei manche Forscher glauben, die Plastik sei nach Gipsabgüssen des Lysipp, des Hofbildhauers Alexanders des Großen, geschaffen worden.
Man kann es als Ironie des Schicksals betrachten, dass wir diese Statue des Herakles/ Hercules vom Forum Boarium besitzen, die vermutlich ein Kultbild gewesen ist, dass wir aus Schriftquellen von drei Tempeln für Hercules in dieser Gegend erfahren, dass wir den eben gezeigten runden Tempel besitzen, der vermutlich dem Hercules geweiht war - dass aber dieser runde Tempel und diese Kultstatue nicht zusammengehören.
Herakles/ Hercules wurde natürlich nicht zufällig am Forum Boarium und dem angrenzenden Hafen am Tiber verehrt, denn er war für das Wohlergehen der Menschen zuständig, sorgte für `Landfrieden´ und das Gedeihen von Handel und Wandel, indem er die Welt mit seinen berühmten 12 Taten von allerlei Gefahren und Untieren befreit hatte.
21. Dia
Romkarte von F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979 - Kartenausschnitt: Aventin
Zum Abschluss dieser Überlegungen zur Versorgung der Stadt Rom machen wir einen Ausflug vom Forum Boarium nach Süden zum Aventin, wo, gleichfalls am linken Tiberufer, die curulischen Ädilen M. Aemilius Lepidus und M. Aemilius Paullus im Jahre 193 v. Chr. die Porticus Aemilia erbaut haben. Sie wurde in opus incertum errichtet und mit Strafgeldern finanziert. Es handelte sich um Lebensmittelspeicher in einer auch für heutige Verhältnisse gigantischen Größe. Die Grundfläche der Porticus Aemilia hatte die Maße 487 x 90 m, was ca. 4,5 Hektar entspricht, sie war in 50 gleich große Räume eingeteilt und hatte Fußböden aus gestampftem Lehm. Die Anlage ist vom severischen Marmorplan bekannt, dessen Darstellung in die hier gezeigte Karte integriert wurde, archäologische Reste bestätigen dies. Vor diesem Speicher befand sich das Emporium, eine Platzanlage, und beides bildete zusammen mit weiteren Horrea (Speichern) die Infrastruktur des neuen Hafens am Tiber, der nach verheerenden Überflutungskatastrophen des Tibers und einem großen Brand in dieser Gegend neu errichtet wurde.
Nötig wurde der Bau der Porticus Aemilia wegen des rapiden Bevölkerungszuwachses nach den Punischen Kriegen385 - (1. Punischer Krieg 264-241 v. Chr., gemeint ist der 2. Punische Krieg, 218-201 v. Chr.). In der Gegend zwischen dem Forum Boarium und der Porticus Aemilia müssen sich auch noch die Navalia, der Kriegshafen Roms, befunden haben, der vermutlich ebenfalls schon in der Königszeit angelegt worden war386. Die Porticus Aemilia wurde erbaut, als, um die Bevölkerung Roms mit Lebensmitteln zu versorgen, der Handel mit Pozzuoli (im Golf von Neapel) in Gang kam. Lucilla Anselmino 2006, deren Aufsatz ich Ihnen in der Literaturliste aufgeführt habe, hat diese Anlage und eine weitere am Ostabhang des Palatins, die wir uns noch anschauen werden, untersucht. Sie kommt zu dem überzeugenden Schluß, dass diese Bauten von Bauleuten aus Kampanien errichtet worden sind387.
Pozzuoli war 194 v. Chr. als römische Colonia gegründet worden, wobei diese Hafenstadt und Ostia nun die Versorgung Roms garantieren sollten. Bereits im Jahre 123 v. Chr. hatte ja C. Gracchus dafür gesorgt, dass ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung Roms Getreide zu verbilligtem Preis kaufen konnte - ab dem Jahre 58 v. Chr. sollte diesem Personenkreis das Getreide kostenlos überlassen werden. Es handelte sich immerhin um 320.000 Personen, die auf diese Weise versorgt wurden, wobei Caesar die Anzahl der `Bezugsberechtigten´ auf 150.000 Personen reduziert hat. Pro Person erhielten sie 50 modii Getreide im Monat (= ca. 35 kg). Die hier mitgeteilten Informationen habe ich dem Beitrag von Domenico Palombi388 im Ausstellungskatalog E. La Rocca et al. 2010 entnommen. Bezugsberechtigt waren nur Männer und wenn man bedenkt, dass diese sicherlich nicht zölibatär lebten, dann gab es theoretisch mindestens die doppelte Anzahl (= 620.000) amtlich registrierte `Arme´ in Rom, deren Kinder noch gar nicht gerechnet, die der Staat ernährt hat.
Bitte merken Sie sich bezüglich des bislang Gesagten, dass es dem Senat und dem römischen Volk während der römischen Republik gelungen ist, die Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Auch die Abwässer wurden auf zufriedenstellende Weise entsorgt. Was ihnen dagegen nicht gelang, war eine erfolgreiche Strategie zu finden, um die Bevölkerung vor den Hochwässern des Tibers zu schützen. Erst Caesar hatte diesbezüglich eine großartige Idee, wie wir gesehen haben, aber er wurde ermordet, ehe er sie in die Tat umsetzen konnte.
Ein noch traurigeres Kapitel (als die ständig wiederkehrenden Überschwemmungen des Tibers) ist die Versorgung der antiken Stadt Rom mit Lebensmitteln, so kam es nicht nur während der Republik, sondern sogar während der römischen Kaiserzeit wiederholt zu Hungersnöten in der Stadt, die nur mit den äußersten Kraftanstrengungen der zuständigen Magistrate, bzw. durch den persönlichen Einsatz der Kaiser beendet werden konnten. Eines der überraschenden Ergebnisse moderner anthropologischer Forschung findet sich in dem von Vincent Jolivet, Carlo Pavolini, Maria Antonietta Tomei und Rita Volpe 2009 herausgegebenen Band Suburbium II, der im Apparat zu unserer Vorlesung steht. So haben die an diesem Symposium beteiligten Wissenschaftler Gräberfelder außerhalb der Aurelianischen Stadtmauer in Rom untersucht und dabei festgestellt, dass die von ihnen (anhand der Überreste ihrer Skelette) untersuchten Menschen, die während der römischen Republik gelebt hatten, wesentlich besser ernährt gewesen waren und sich einer besseren Gesundheit erfreuten als die Menschen der Kaiserzeit (!).
Der Speisezettel der in Rom lebenden Bevölkerung sah im Übrigen ganz anders aus als heute: nahezu alles, was wir mit der typischen italienischer Küche in Verbindung bringen, gab es damals noch nicht in Mittelitalien, aber das wissen Sie vermutlich selbst. Fleisch gab es auch sehr selten, weshalb die großen Götterfeste und häufigen öffentlichen Speisungen in Rom von so großer Bedeutung für die `einfache Bevölkerung´ gewesen sind. Was anstatt Tomaten, Nudeln, Apfelsinen und Zitronen bei den Bewohnern der antiken Stadt Rom an Gemüse und Obst auf den Tisch kam, hat die Althistorikerin Monika Frass 2006 in ihrer Habilitationsschrift im Detail untersucht, welche ich in der Literaturliste aufgeführt habe. Frau Frass hat sich auch mit den Arbeitsbedingungen der Erzeuger dieser Lebensmittel beschäftigt. Es gab allerdings bereits Olivenöl und Wein, wobei Rita Volpe 2009 den Weinanbau und Weinkonsum in Rom zur Zeit der Republik untersucht hat. Auch hier gibt es wieder Überraschungen. Wein war ja außer Wasser das einzige Getränk, das die Römer kannten, weshalb ihr Weinkonsum enorm groß war. Üblicherweise hält man ja die schweren Amphoren aus gebranntem Ton für ein Leitfossil der römischen Kultur. Sie kamen jedoch ausschließlich beim Transport von Wein (und Öl usw.) über das Meer zum Einsatz. Ein prozentual wesentlich größerer Prozentsatz des in Rom konsumierten Weines wurde in Schläuchen aus Leder befördert (wie in den Geschichten aus 1001 Nacht !), von denen sich archäologisch aber keinerlei Reste erhalten haben. Dieser z. T. wenig qualitätvolle Wein wurde in der Umgebung Roms und in anderen Teilen Italiens produziert und in großen Mengen Tiberabwärts aus dem Inland nach Rom transportiert.
22. Dia - WIEDERHOLUNG
F. SCAGNETTI, G. GRANDE 1979, Kartenausschnitt: "VRBS ANTIQVISSIMA", mit der Servianischen Stadtmauer
Im Folgenden beschäftigen wir uns mit dem Palatin. Nach den antiken Schriftquellen gründete Romulus die Stadt Rom auf dem Palatin, die Urbs quadrata, die auf dieser Karte eingezeichnet ist. Die genaue Lage der Urbs quadrata ist gegenwärtig heiß umstritten, wozu ich Ihnen in der Literaturliste zur Vorlesung keine Angaben gemacht habe, denn das, was ich Ihnen zu diesem Thema mitteilen möchte, kann man dieser Kartenskizze entnehmen.
23. Dia
A. CARANDINI und R. CAPELLI 2000,
links:
- S. 242, Farbige Rekonstruktionszeichnung des Palatins zur Zeit der Ankunft von Romulus und Remus
rechts:
- S. 115, Farbige Rekonstruktionszeichnung: Romulus und Remus landen am Palatin
Wie wir aus antiken Schriftquellen erfahren, war Romulus kurz nach seiner Geburt, zusammen mit seinem Zwillingsbruder Remus, ausgesetzt worden und hatte in einem Körbchen auf dem Tiber schwimmend jenen Platz am Fuße der Südwestecke des Palatins erreicht, den wir rechts in einer Rekonstruktionszeichnung sehen, die Andrea Carandini und Rosanna Capelli in ihrem Ausstellungskatalog 2000 veröffentlicht haben. Wir hatten schon gehört, dass die antiken Schriftquellen uneins sind, ob der Vater des Romulus der Gott Mars war, oder ob er statt dessen mit dem Troianer Aeneas verwandt gewesen ist.
Auf dem hier gezeigten Bild wird als Vater (natürlich) Mars angenommen, da dessen Attribut, der Buntspecht, zu dem `Empfangskomitee´ gehört, das die Kinder freundlich begrüßt: die zukünftige `Pflegemutter´, die Wölfin, und der zukünftige Pflegevater, der Hirt Faustulus, dessen Frau auf der Treppe soeben in Richtung ihrer Hütte auf dem Palatin enteilt, einen Krug mit Wasser auf dem Kopf tragend. Links sehen wir eine im selben Katalog veröffentlichte Rekonstruktionszeichnung des Palatins zur Zeit der Ankunft von Romulus und Remus. Richtig getroffen ist die Tatsache, dass das Gelände zwischen Palatin und Aventin ein saisonales Feuchtgebiet war. Wir erkennen wieder die Rauchfahnen der (prähistorischen) Hütten auf dem Palatin.
24. Dia
Eigene Karte: Palatin und Circus Maximus
Die soeben gezeigten Rekonstruktionszeichnungen basieren auf Ausgrabungsergebnissen an der Südwestseite des Palatins, die auch in meine Karte integriert sind, wobei ich die entsprechenden kartographischen Informationen der Publikation von Patrizio Pensabene 2007 entnommen habe, die Sie in der Literaturliste finden. Bitte beachten Sie die Lage der Kirche S. Teodoro am Vicus Tuscus, wir werden Sie noch zweimal wiedersehen.
So wurden in dieser Gegend, auf dem Plateau des Palatins, an mehreren Stellen prähistorische Hütten gefunden, deren erste, die schon sehr lange bekannt ist, die Bezeichnung Casa Romuli (`Haus des Romulus´) erhielt - und zwar deshalb, weil wir aus kaiserzeitlichen Schriftquellen wissen, dass eine in dieser Gegend befindliche Hütte, die angebliche Behausung des Romulus, noch in der Kaiserzeit besichtigt werden konnte. Kaiser Augustus, der sich als `neuer Romulus´ (das heißt, als neuer Gründer Roms) stilisiert hat, wählte mit Vorbedacht die Nähe zu dieser angeblichen Hütte des Romulus, als er sich anschickte, eine neue Domus (sein Wohnhaus) auf dem Palatin zu beziehen.
Ebenso wichtig war für Augustus bei dieser Standortwahl seines eigenen Domizils die Tatsache, dass sich hier die republikanischen Tempel der Magna Mater und der Victoria befanden, denen wir uns als nächstes zuwenden wollen. Das ganze Areal wird nunmehr seit mehr als 30 Jahren389 von Prof. Patrizio Pensabene ausgegraben, der zusätzlich zu den genannten Tempeln und deren Vorgängerbauten weitere, zuvor unbekannte, prähistorische Hütten entdeckt hat, weshalb man sagen kann, dass sich hier ursprünglich `zur Zeit des Romulus´ ein ganzes prähistorisches `Dorf´ befunden hat.
25. Dia
P. PENSABENE 2006, S. 330, Abb. 1,
Luftbild der Südwestseite des Palatins mit den Ausgrabungen
Diese Luftaufnahme der Südwestseite des Palatins, von Süden gesehen, stammt, wie einige der folgenden Dias, aus der Publikation Patrizio Pensabene 2006. Sie erkennen das überdachte Ausgrabungsareal, wo das Heiligtum der Magna Mater ausgegraben wird, sowie zahlreiche antike Mauerzüge. Es handelt sich um die Ruinen der bis zu 5 Stockwerke hohen Substruktionen, mit deren Hilfe das Plateau des Palatins an dieser Stelle vergrößert worden ist. Bereits der in republikanischer Zeit errichtete Tempel der Magna Mater war zum Teil auf diesen Substruktionen erbaut.
26. Dia
P. PENSABENE 2006, Taf. B,
Zeichnung: Ansicht vom Südwestabhang des Palatins mit der Kirche S. Teodoro (M. FASOLO 1991/ 2003)
Um Ihnen wenigstens eine vage Vorstellung von der Komplexität der sich an der Südwestseite des Palatins über Jahrhunderte hinweg überlagernden Bauphasen zu geben, zeige ich Ihnen diese Zeichnung aus der Publikation Patrizio Pensabene 2006. Zur Orientierung, wo Sie sich befinden, ist im Vordergrund links die Kirche S. Teodoro am Vicus Tuscus eingezeichnet. Diese Bestandsaufnahme der antiken Befunde stammt aus dem Jahre 1991 und wurde 2003 ergänzt. Falls Sie jemals selbst auf einer Ausgrabung derartige Zeichnungen anfertigen sollten - oder zumindest an einem komplexen Werk dieser Art beteiligt sind - werden Sie verstehen, warum es Jahrzehnte dauern muss, eine derartige Ausgrabung durchzuführen und zu dokumentieren, anschließend die gefundenen Ergebnisse zu analysieren und letztendlich zu veröffentlichen.
Im hier betrachteten Beispiel handelt es sich nun nicht um irgend eine beliebige Ausgrabung, sondern um eine Stätte im Herzen des antiken Rom, wo es nicht nur zahllose Bauphasen der einzelnen Architekturen zu dokumentieren und zu deuten gibt, sondern um einen Ort, zu dem sich zahlreiche antike Autoren geäußert haben. Hinzu kommt, dass an dieser Stelle die natürliche Landschaft auf sehr komplexe Weise verändert worden ist. Prof. Patrizio Pensabene lehrt an der Università di Roma "La Sapienza" und führt diese Ausgrabung als Lehrgrabung mit Studenten durch - auch mit ausländischen Studenten (in diesem Jahr sogar mit zwei Studentinnen aus Tübingen !).
27. Dia
links:
P. PENSABENE 2006, S. 324, Taf. X,
Heiligtum der Magna Mater (Kybele), V. Phase, Rekonstruktion des Grundrisses (A. D'ALESSIO)
rechts:
P. PENSABENE 2006, S. 324, Taf. Y,
Heiligtum der Magna Mater (Kybele), V. Phase, axionometrische Rekonstruktion (ST. LITHOS)
Sie sehen auf diesem Dia wieder zwei Abbildungen aus der Publikation Patrizio Pensabene 2006. Oben links eine Rekonstruktion der Grundrisse der Tempel der Magna Mater und der Victoria, sowie der sie umgebenden Nebengebäude, und auf der rechten Seite eine axionometrische Rekonstruktion der Südwestseite des Palatins mit den beiden Tempeln. Die axionometrische Darstellung baut auf der oben links wiedergegebenen Zeichnung auf und beide zeigen die Phase V dieses Heiligtums. Sie erkennen im Vordergrund die umfänglichen Substruktionen, die, wie gesagt, von der Republik bis in die Kaiserzeit errichtet worden sind, und die nicht etwa auf gleiches Niveau gebracht wurden, sondern Terrassen unterschiedlicher Höhe bildeten. Die auf diese Weise erzeugte Freifläche vor dem Tempel der Magna Mater war notwendig, um ihren Kult vollziehen zu können, so wurden ihr zu Ehren Spiele, die Ludi Megalenses, durchgeführt, aus deren Anlass vor dem Tempel ein Theater aus Holz errichtet wurde: hier wurden z. B. berühmt gewordene Stücke des Plautus und des Terenz uraufgeführt390.
Derartige Substruktionen, mit denen die Bewohner Roms die Plateaus ihrer Hügel erweitert haben, begegnen uns schon in archaischer Zeit, wie wir bereits vom Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium gehört haben, die von König Tarquinius Priscus in Auftrag gegeben worden waren - doch diese Substruktionen lassen sich leider nicht rekonstruieren. Die hier gezeigten Substruktionen an der Südwestecke des Palatins hatten noch die Besonderheit, dass sich unter ihnen Strassen befunden haben (!). Patrizio Pensabene 2007 weist zu Recht darauf hin, dass der Kult der Magna Mater mit der römischen `Theologie des Sieges´ verbunden sei391. Dies hing mit der Übertragung ihres Kultes aus Pessinus in Kleinasien nach Rom, auf den Palatin, zusammen. Dies geschah in den letzten Jahren des 2. Punischen Krieges. Im Jahre 205 v. Chr. kam in Rom das anikonische Bild der Göttin (ein schwarzer Stein) an, der, da noch kein Tempel für die Göttin vorhanden war, im nebenan stehenden Tempel der Victoria (!) aufbewahrt wurde, im folgenden Jahr (204 v. Chr.) erfolgte der Baubeginn ihres Tempels auf dem Palatin, den die Censoren M. Livius und C. Claudius auf den Weg brachten392. Bekanntlich sollte Scipio Africanus maior seine Entscheidungsschlacht gegen Hannibal bei Zama im Jahre 202 v. Chr. schlagen. Damit konnte der 2. Punische Krieg im Jahre 201 v. Chr. siegreich für Rom beendet werden.
28. Dia
A. LA REGINA 2009, S. 65, Photos,
links und unten:
2 fragmentarische, farbig gefasste Terrakottaantefixe: Iuno Sospita, vom Tempel der Magna Mater auf dem Palatin, aus dem Gelände des Tempels der Magna Mater (Kybele), 485-480 v. Chr.393
rechts:
P. PENSABENE 2006, S. 334, Abb. 7,
Rekonstruktionszeichnung eines Antefixes mit Darstellung der Iuno Sospita, aus dem Gelände des Tempels der Magna Mater (Kybele), 485-480 v. Chr.
Bei der Untersuchung des Areals der Tempel des Magna Mater fand der Ausgräber, Patrizio Pensabene, farbig gefasste Terrakottaplastiken von Sakralbauten, die sich zuvor an dieser Stelle befunden hatten, z. B. Antefixe, welche die latinische Göttin Iuno Sospita darstellen, die man sich mit Hörnern auf dem Kopf vorstellte, und die 485-480 v. Chr. datierbar sind.
29. Dia
P. PENSABENE 2006, S. 334, Abb. 10,
Rekonstruktionszeichnung eines Akroters aus farbig gefasster Terrakotta: Silen, der mit einer Mänade tanzt (T. SEMERARO), aus dem Gelände des Tempels der Magna Mater (Kybele), 485-480 v. Chr.
Gleichfalls aus dem Areal des Tempels der Magna Mater stammen Fragmente eines Mittelakroters aus farbig gefasster Terrakotta, das ebenfalls 485-480 v. Chr. datierbar ist. Wir sehen hier seine zeichnerische Rekonstruktion: dargestellt ist ein Silen, der mit einer Mänade tanzt.
30. Dia
A. LA REGINA 2009, S. 64, Photo,
Kopflose Marmorstatue der thronenden Magna Mater (Kybele) aus ihrem Tempel auf dem Palatin, Rom, Palatinmuseum
Sogar eine kopflose Marmorstatue der thronenden Magna Mater (Kybele) wurde im Areal ihres Tempels auf dem Palatin entdeckt - ihr leider kopflos erhaltenes, kaiserzeitliches Kultbild (?), das sich heute Im Palatinmuseum auf dem Palatin befindet. Das Dia stammt aus dem Romführer von Adriano La Regina 2009. Die Göttin hat matronale Formen und trägt einen gegürteten Chiton und ein Himation. Ihr Thron ist von Löwen flankiert. Der Kopf war separat gearbeitet und in die hier sichtbare Einarbeitung in ihrem Torso eingesetzt. Das Kultbild der Göttin ist auch von römischen Münzen bekannt, wo ihr jeweils Löwen beigesellt ist394.
[Bis hierhin in der 9. Vorlesungssitzung gelesen].
330 G. CIFANI 2008, 316.
331 C. HÄUBER 2005, 22 mit Anm. 77.
332 T. P. WISEMAN 169-170 mit Anm. 20, 21.
333 A. LO MONACO 2008.
334 C. HÄUBER 2005, 22.
335 K.-W. WEEBER 2008, 128-134, Abb. S. 130 (mit irrtümlicher Identifizierung der sich kreuzenden Wasserleitungen); richtig: Z. MARI 1993; Ph. Matyszak, Rom für 5 Denar am Tag. Ein Reiseführer in die Antike (München 2008) 21.
336 K.-W. WEEBER 2008, 19-22.
337 Z. MARI, "Aqua Claudia", in: LTUR I (Roma 1993) 63-64; ebenda S. 67-69 s. v. Aqua Marcia (D. Cattalini).
338 vgl. hierzu, M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998 I, 334 mit Anm. 61: "... the name of the main deity, Jupiter Optimus Maximus Heliopolitanus, shows clearly how even the Capitoline god could absorb and display the influence of local culture and conditions".
339 D. Cattalini, "Aqua Marcia", in: LTUR I (Roma 1993) 67-69.
340 D. Cattalini, "Aqua Marcia", in: LTUR I (Roma 1993) 67-69.
341 vgl. meine eigenen, insgesamt mehr als 50jährigen Erfahrungen in Köln, Remagen und Regensburg mit einigen angeblichen `Jahrhunderthochwässern´ des Rheins und der Donau, die sich in Wirklichkeit viel öfter wiederholt haben: die jeweils dort lebenden Eigentümer von Immobilien innerhalb der Überflutungsgebiete wollten sich in keinem Fall auf die evidenten diesbezüglichen Fakten einstellen.
342 A. AMMERMANN 2006.
343 vgl. T. HÖLSCHER 2008, 104.
344 G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285.
345 G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285.
346 s. o. Anm. 107; G. PISANI SARTORIO, "Carmentis, Carmenta", in: LTUR I (1993) 240-242, Abb. 129, 135.
347 s. M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998 I, 50-51 mit Anm. 157; II, 18-21, 1.6b-1.7a(i); Mater Matuta wurde mit Ino identifiziert, der Schwester der Semele und ist somit die Tante des Liber/ Dionysos, s. T. P. WISEMAN 2008, 139 mit Anm. 153.
348 G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285.
349 P. MAZZEI 2005.
350 das erfahren wir aus den betreffenden antiken Schriftquellen, s. C. HÄUBER 2005, 38 mit Anm. 249, S. 51 mit An. 363, 364.
351 auch diese Auffassung ist nach den betreffenden Schriftquellen möglich, s. vorherige Anm.
352 G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285.
353 A. MURA SOMMELLA 2000, 13, schreibt: "felini".
354 KlPauly 3 (München 1979) 306-307 s. v. Korkyra (E. MEYER).
355 G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285; M. BEARD, J. NORTH und S. PRICE 1998 II, 19, Nr. 1.7.a.
356 M. BERTOLETTI, M. CIMA and E. TALAMO 1999, 43; N. A. WINTER 2009, 379.
357 so P. S. Lulof 2000, 208, Abb. 1.
358 vgl. P. S. Lulof 2000, 216 mit Anm. 34; N. E. WINTER 2009, 379-380 (Roof 5-4).
359 P. S. Lulof 2000, 207, 211: "goddesses of light, dawn and birth".
360 das "Veii-Rome-Velletri decorative system"; sie schlägt vor, dass auch der Tempel "delle Stimmate" in Velletri ein Mittelakroter in Form einer Gruppe Herakles und Athena gehabt haben kann, s. N. A. WINTER 2009, 376, 380-381 (Roof 5-7).
361 P. S. Lulof 2000, 214-215 mit Anm. 26.
362 KlPauly 2 (München 1979) 1139-1141 s. v. Hieros Gamos (H. SAUER).
363 `la dea che dà il regno´; vgl. M. Verzar 1980, 75; M. PAPINI 2006, 68 Anm. 7: "faiseuse de rois secondo la felice definizione coniata da J. Heurgon, poi diventata pressoché canonica" (ohne Zitat an dieser Stelle); er zitiert allerdings J. HEURGON 1942 in seiner Bibliographie.
364 F. COARELLI 1988, 23.
365 KlPauly 1 (München 1979) 791-795 s. v. Baal (W. FAUTH).
366 G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285.
367 so G. PISANI SARTORIO, "Fortuna et Mater Matuta, aedes", in: LTUR II (1995) 281-285, für die hier betrachtete Gruppe von S. Omobono.
368 nicht berücksichtigt habe ich: M. TORELLI, M. MENICHETTI, G. L. GRASSIGLI 2008, 52.
369 F. COARELLI 1988 hat alle diesbezüglichen Schriftquellen gesammelt und kommentiert. Da das Gesicht der Statue von zwei Togen `bedeckt´ war, konnten sich die antiken Autoren (die aus Autopsie berichteten) nicht einigen, ob die Statue den König Servius Tullius oder Fortuna darstellte. M. PAPINI 2006, 58 mit Anm. 3, S. 60 (Synopsis der Informationen, die in den relevanten Schriftquellen enthalten sind; S. 80-81 Appendix mit den zitierten Quellen im Wortlaut) und passim, hat nun eindeutig klären können, dass es sich um eine Darstellung der Fortuna gehandelt hat; vgl. C. HÄUBER, Isis et Serapis, unveröffentlichtes Manuskript.
370 F. COARELLI 1988, 265-269, mit Anm. 33-35.
371 anhand einer Skizze, die der Tombarolo, welcher das Grab ausraubte, selbst publiziert hat.
372 ich habe am 21.6.2010 mit Prof. Prayon telefoniert: "Liu" ist richtig, wie im Vorwort seines Buches geschrieben, in der Bildunterschrift heißt es irrtümlich "Lin".
373 F. PRAYON 1998, 339.
374 D. BORBONUS und L. HASELBERGER, in: L. HASELBERGER et al. 2002, 216-217 s. v. Round Temple: Forum Bovarium, map index 195; dies. ebenda, S. 217, s. v. Round Temple: Tiberis, map index 188; C. HÄUBER 2005, 36, Anm. 223.
375 L. Haselberger, in: L. HASELBERGER et al. 2002, 208-210 s. v. Portunus, Aedes, map index 187; C. HÄUBER 2005, 36, Anm. 223.
376 KlPauly 4 (München 1979) 1073-1074 s. v. Portunus (G. RADKE).
377 s. die Romkarte von G. B. Nolli (1748).
378 D. BORBONUS und L. HASELBERGER, in: L. HASELBERGER et al. 2002, 217, s. v. Round Temple: Tiberis, map index 188.
379 so Albert Ammermann in seinem Vortrag beim Symposium "Imaging ancient Rome" 2004 in Rom, dies ist leider nicht im gedruckten Text seines Beitrags, A. AMMERMAN 2006, enthalten.
380 A. CLARIDGE 1998, 39.
381 vgl. D. BORBONUS und L. HASELBERGER, in: L. HASELBERGER et al. 2002, 217, s. v. Round Temple: Tiberis, map index 188.
382 F. COARELLI, "Hercules Invictus, Ara Maxima", in: LTUR III (1996) 15-17, Abb. 12-14, II,123.125; V (1999) 263.
383 s. o. Anm. 107.
384 nicht berücksichtigt habe ich M. TORELLI, M. MENICHETTI, G. L. GRASSIGLI 2008, 105.
385 so F. COARELLI, "Porticus Aemilia", in: LTUR IV (1999) 116-117, Abb. II,69, III, 29, 44, 45.
386 D. PALOMBI 2010, 73-74. Dagegen identifiziert A. D'ALESSIO 2010, 56 mit Abb. 2, die hier als Porticus Aemilia bezeichnete Architektur versuchsweise mit den Navalia.
387 L. ANSELMINO 2006, 235, 236, Abb. 15, 16.
388 D. PALOMBI 2010, 73-74.
389 s. P. PENSABENE 2002, 65: die Ausgrabung begann 1977.
390 A. CLARIDGE 1998, 127; A. LO MONACO 2010, 37, die von "l'Acropoli palatina" (!) spricht; so auch T. P. WISEMAN 2008, 57-58 mit Anm. 32, 33, S. 138 mit Anm. 152.
391 P. PENSABENE 2007.
392 P. PENSABENE, "Magna Mater, Aedes", in: LTUR III (1996) 206-208, Abb. 139-143. Der Tempel der Magna Mater hatte nach Ausweis einer Münze (Abb. 141) einen gerundeten Giebel und eine tonnengewölbte Cella.
393 die Datierung habe ich P. PENSABENE 2006, 334, zu den Abb. 7 und 8 entnommen.
394 P. PENSABENE, "Magna Mater, Aedes", in: LTUR III (1996) 206-208, Abb. 141-142.
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