Raumanalysen und regionale Planungsprozesse (MGrp) Sommersemester 2020

Master Geomatik - Hochschule München



4. Lehrbrief vom 12.5.2020


Sehr geehrte, liebe Damen und Herren,


herzlichen Dank für Ihre bisherigen uploads in moodle zum dritten Lehrbrief!

In der Bewertung haben Sie damit bereits ein zweites "yes"!


Zusätzlich zur letzten Theoriestunde folgen heute noch weitere Grundlagen und dann die dritte "Übungsaufgabe".




Weiterhin alles Gute, bleiben Sie gesund und

mit vielen freundlichen Grüßen,


franz xaver schütz


========================= Theorie- und Übungsteil ========================


Nachdem Sie sich bereits mit interdisziplinären Methoden in der räumlichen Planung beschäftigt haben, folgt hier noch etwas Theorie und im Anschluß Ihre dritte Aufgabe.


Franz Xaver Schütz, Raumanalysen und regionale Planungsprozesse, Teil Schütz, Sommersemester 2020, Master Geomatik, Hochschule München, 4. Lehrbrief vom 12.5.2020

Abb. 1: Wiederholung - "dimensionale Unterschiede" - Methoden.


In den Fragen A.1 und A.2 (vgl. unten) sollen Sie "dimensionale Unterschiede" und mögliche Methoden kurz erläutern.


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Abb. 2: "Geoinformation Technologies for Geocultural Landscapes".


Bezüglich der digitalen Analyse von Grundrissstrukturen existieren inzwischen viele Forschungsprojekte. Ein Beispiel findet sich im EU-Projekt "Landmarks", dessen Ergebnisse im Buch "Geoinformation Technologies for Geocultural Landscapes" (vgl. Abb. 2) publiziert sind und bezüglich dessen ich Mitglied im "external reviewer board" (ebd. p. XIII) gewesen bin. In diesem Buch findet sich auch ein Beitrag von Christian Gugl zur Zenturiation. Er hatte sich bereits in seiner Masterarbeit damit beschäftigt, vgl. Abb. 3.


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Abb. 3: Master Thesis von Christian Gugl.


Darin geht es um die Analyse von Spuren antiker römischer Vermesser, die teilweise auch heute noch in der (Kultur)Landschaft sichtbar sind. Damit sind wir in der "ländlichen Planung" in der Antike und auch heute, denn diese Strukturen könnten schützenswerte (Boden)Denkmäler sein und müssten so in die räumliche Gesamtplanung einbezogen werden. Das kennen Sie bereits aus Ihrer zweiten Aufgabe. Parzellenscharfe (Persistenz)Analysen und deren Methoden sind also nicht nur in aktuell städtisch geprägten Räumen von Interesse, sondern auch im ländlichen Raum. Vielleicht finden sich derartige Strukturen ja auch in Ihrer Umgebung, ehemalige "Römerstraßen", keltische und römische Anlagen und Landvermessungen. Christian Gugl hat dazu insbesonders die "Richtungsverläufe" von Parzellarstrukturen untersucht, vgl. Abb. 4 und 5.



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Abb. 4: Gliederung der Arbeit von Gugl und Luftbild.



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Abb. 5: Richtungsverteilung von Parzellengrenzen und Hinweis auf den Persistenzindex.



Abb. 6: Toolset "Zonal" in ArcGIS. Quelle: "Hilfe" in ArcMap 10.3


Über das Toolset "Zonal" ist inzwischen die Programmierung des Persistenzindex / Orientierungsindex mit ArcGIS möglich, vgl. Abb. 6. Für die Analyse der Orientierung existiert inzwischen sogar ein QGIS Plugin, das "Line direction histogram", vgl. Abb. 7.


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Abb. 7: Line direction histogram von Havard Tveite.


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Abb. 8: Functionality Line Direction Histogram Plugin.


Ich hatte 1995 die erste Idee zum Persistenzindex und für die Stadt Rom und in meiner Diplomarbeit dann für die Stadt Köln ausprobiert. Man/Frau sieht an Havad Tveite (2015), dass Forschungsgedanken und Arbeiten an verschiedenen Orten der Welt zu unterschiedlichen Zeit unabhängig voneinander entstehen können. Forschung ist sehr langwierig, nach meinen bisherigen Erfahrungen werden die Ergebnisse von Grundlagenforschung erst nach fünf bis zehn Jahren "aufgenommen" bzw. allgemein bekannt und anerkannt, oft dauert es auch länger, selten kürzer. Dann sind Ergebnisse aber auch sehr langlebig - wenn sie veröffentlicht (publiziert) wurden. Daher ist es wichtig, seine Ideen auch zu veröffentlichen!


Auf Abb. 8 sehen Sie die Funktionalitäten des QGIS Line Direction Plugins. Es erzeugt "rose diagrams", mit denen die Häufigkeitsverteilung der Richtung von Linien visualisiert wird, also deren Orientierung.


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Abb. 9: Installation des QGIS Plugin und Test mit OSM Daten.


Die Orientierung von Parzellen-, Bebauungs- und/oder Straßenstrukturen kann bereits Hinweise auf planmäßige und womöglich "schützenswerte Strukturen" geben, vgl. Abb. 10.


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Abb. 10: Analyse der aktuellen Bebauungsstrukturen am Karolinenplatz.




Abb. 11: Deutliche Ausrichtung von aktuellen Stadtgrundrissstrukturen (OSM Daten).


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Abb. 12: Theresienstraße. Quelle: BayernAtlas, Uraufnahme 1808-1864, online: 11.5.2020. Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung


Die Analyseergebnisse in Abb. 11 geben deutliche Hinweise auf eine planmäßige Anlage und einheitliche Bebauung im Stadtgrundriss. Würde diese aus der Römerzeit stammen, wäre sie sicherlich "schützenswert". Ein Blick auf die Uraufnahme in Abb. 12 zeigt uns jedoch, dass das Gebiet von 1808 eine ganz andere Struktur aufwies, also die Anlage erst nach 1808 erfolgte und nördlich der Theresienstraße damals eine andere Orientierung vorlag, es sich also nicht um persistente Strukturen vor 1808 handelt. Das wissen wir selbstverständlich aus der Geschichte Münchens, könnten das jedoch auch ohne dieses Wissen rein objektiv durch Analyse aktueller und vergangener Parzellenstrukturen nachweisen.


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Abb. 13: "Karolinenplatz" Quelle: BayernAtlas, Uraufnahme 1808-1864, online: 11.5.2020. Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung


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Abb. 14: Programmierung des PX/OX mit Python/QGIS inzwischen möglich.


Ähnlich dem "Line Direction Plugin" wäre also inzwischen die Programmierung eines PX-Plugin möglich. Leider fehlt mir die Zeit, das selbst einmal auszuprobieren.

Ihre dritte Aufgabe/Abgabe besteht jetzt aus zwei Teilen:


A) Frageteil (teils ehemalige Klausurfragen Teil Schütz)


A.1 Bezüglich welcher Dimensionen unterscheidet sich die Stadtentwicklungsplanung von "ländlicher" Entwicklungsplanung? Nennen Sie bitte auch konkrete Beispiele.



A.2 Erklären Sie bitte die Methode des Persistenzindex am Beispiel von Parzellengrenzen. Wo kann diese Methode in der räumlichen Planung eingesetzt werden?



A.3 Was wird mit einem "rose diagram" dargestellt? Nennen Sie bitte an je einem Beispiel die potentiellen Einsatzmöglichkeiten in der städtischen und ländlichen Planung.



B) Übungs- und Analyseteil


In einem "kleinen" Forschungsversuch sollen Sie mit dem "QGIS Line direction histogram plugIn" und OSM Vektordaten in der Umgebung Ihres Standortes Richtungsanalysen durchführen und die erzielten Ergebnisse begründet bewerten.


Ihre Fragestellungen lauten:



Dokumentieren Sie Ihre Ergebnisse bitte mit entsprechenden Screenshots, z.B. wie oben in Abb. 10-12 und Quellenangaben. Falls Sie genaue Karten/Pläne vor der Uraufnahme finden, verwenden Sie die bitte gerne, wie z.B. in den Folien vom letzten Dienstag den Plan von Köln aus dem Jahr 1752 (Folie 9) oder den römischen Steinplan von 203-211 n. Chr. (Folie 30).


Falls Sie Fragen haben, bitte über moodle im Forum "Fragen zum vierten Lehrbrief (incl. Übungsteil)". Zudem ist für Fragen und Diskussionen unsere heutige Online-Veranstaltung gedacht. Sie sollten sich ja bis heute mit der Thematik in Vorfeld beschäftigen.



Ich freue mich wiederum auf Ihre Abgaben über moodle unter "upload zu Lehrbrief 4"!


Bei entsprechender Bewertung mit "yes" hätten Sie dann bereits 75% Ihrer Studienarbeit in meinem Teil geschafft.



Viel Erfolg!



PS Falls Sie noch Fehler finden, bin ich Ihnen für Hinweise wiederum SEHR dankbar!

Und Danke an Chrystina für's Korrekturlesen!


 


 

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