Der hier folgende
Text ist eine deutsche Übertragung des englischen Textes, auch die englischen
Zitate aus meinen eigenen Publikationen wurden ins Deutsche übertragen. Die
Unterteilung von Kapiteln (Chapters) erfolgt in meinem englischen Text nach
Sections; den Begriff `Section´ habe ich mit `Abschnitt´ übersetzt. Die
Bezeichnung `Fig.´ für `Abb.´ wurde dagegen beibehalten.
Im ersten Teil dieser
Zusammenfassung ist von den Cancelleriareliefs die Rede, die Domitian in
Auftrag gegeben hat. Was ihre Interpretation betrifft, folge ich Filippo Magi
(1939; 1945) und hoffe die Argumente jener Gelehrten widerlegen zu können, die
seinen Hypothesen in jüngerer Zeit widersprochen haben. Ich hoffe außerdem,
Magis Thesen mit neu entdeckten Befunden unterstützen zu können, die mich dazu bewogen haben vorzuschlagen, dass diese
Reliefs ursprünglich den Durchgang eines von Domitians Bögen auf dem Palatin
geziert haben. Gleichfalls neu ist die in diesem Buch verfolgte Idee, die
Inhalte, die auf den Cancelleriareliefs dargestellt sind, mit jenen zu
vergleichen, die auf dem pyramidion
des Obeliscus Pamphilius / dem
Domitiansobelisken erscheinen, der Gianlorenzo Berninis Vierströmebrunnen auf
der Piazza Navona in Rom bekrönt, sowie mit den Inhalten, die expressis verbis in den hieroglyphischen
Inschriften dieses Obelisken formuliert sind. Dabei haben wir festgestellt,
dass in beiden Monumenten die `Legitimation Domitians, als römischer Kaiser zu herrschen´, betont wird. Als nächstes
folgt eine kurze Zusammenfassung jener Ergebnisse dieses Buches, die sich auf
Domitians Bauprojekte in Rom beziehen. Als Ergebnis
dieser Studie hat sich ergeben, dass Domitian (oder besser gesagt, alle drei
flavischen Kaiser zusammengenommen) dafür gesorgt hat, `dass Rom auch
heutzutage im Grunde eine flavische Stadt ist´. Ein dritter, sehr viel
umfangreicherer Teil, dieser Zusammenfassung ist Domitians Palast auf dem
Palatin gewidmet, seiner `Domus Flavia´/
Domus Augustana. In diesem Zusammenhang werden Funde diskutiert, die
Francesco Bianchini innerhalb der `Aula
Regia´ ausgegraben hat, und die posthum im Jahre 1738 veröffentlicht worden
sind. Die ausgewählten Kunstwerke zeigen ``Domitians Anspruch, die virtus `Unbesiegbarkeit´ zu besitzen´´,
die `grundsätzlich von allen römischen Kaisern erwartet wurde´, und die
ihrerseits `Roms Reichtum garantierte´. Die soeben in gnomischen Zeichen
zitierten Feststellungen sind Zitate von Gelehrten, deren Publikationen im
folgenden Text diskutiert werden.
Figs. 1 und 2 Zeichnung. F. Magis Zeichnungen von Fries A
und B der Cancelleriareliefs. Aus: F. Magi (1945, Tav. Agg. D 1 und 2). Die
Platten, aus denen die Friese A und B bestehen (A1-A4 und B1-B4), und die
Figuren (1-17) auf beiden Friesen sind nummeriert wie in S. Langer and M.
Pfanner (2018, 19, Abb. 2).
Diese beiden
Zeichnungen Magis geben seine Rekonstruktion der Cancelleriareliefs wieder;
vergleiche F. Magi (1945, Tav. I), nach der die Reliefs in den Musei Vaticani,
Museo Gregoriano Profano, aufgestellt worden sind. Diese Rekonstruktion der
Reliefs erscheint auch auf den Photos hier Figs.
1; 2.
Ich folge hier Magis Rekonstruktion (1945) der
Cancelleriareliefs; hierbei handelt es sich um die wichtigste
Voraussetzung für unsere Visualisierung Figs. 1 und 2 der
Cancelleriareliefs, Zeichnung, `in situ´
(s.u.).
Mein Dank gilt Giandomenico Spinola
und Claudia Valeri von den Vatikanischen
Museen, mit denen ich am 24. September 2018 und am 8. März, 9. Mai und
19. September 2019 die Gelegenheit hatte, die Cancelleriareliefs vor den
Originalen zu untersuchen. Wir haben festgestellt, dass S. Langers und M. Pfanners Annahme einer zusätzlichen
Marmorplatte für Fries B (zwischen B1 und B2) auf einer Reihe von Irrtümern
beruht (vergleiche dies. 2018, 29-31,
ihre Taf. 10,1, Abb. 7a; 7b, S. 50, 52-53, 68, 70, 76): Diese betreffen
die technischen Besonderheiten der Platten B1 und B2 sowie Mißverständnisse von
Magis (1945) Beschreibung der fünf Vestalischen Jungfrauen auf den Platten B1
und B2. Langer und Pfanner (2018, 29, 73, 76) selbst sehen eine Bestätigung
ihrer Hypothese darin, dass dagegen auf Fries B die Darstellung von allen sechs
Vestalinnen zu erwarten sei.
Ranuccio Bianchi Bandinelli
(1946-48, 259) hat zu Fries B bemerkt, dass immer nur fünf Vestalische
Jungfrauen (wie auf Fries B dargestellt) an offiziellen Auftritten teilnehmen
konnten, weil die sechste hätte zurückbleiben müssen, um das Feuer der Vesta zu
hüten. Ich habe deshalb den Religionswissenschaftler Jörg Rüpke gefragt, ob das
durch antike Quellen belegt sei, und wie viele Vestalinnen üblicherweise bei
offiziellen Zeremonien erschienen seien. Jörg Rüpke war so freundlich, meine
Fragen zu beantworten und kommt zu dem Schluß: "Kurzum, denkbar ist die
Pflicht, dass eine stets Feuerwache hatte". Außerdem hat er mir
zugestanden, seine Email als seinen ersten Beitrag in diesem Band abzudrucken.
Vergleiche The first Contribution by Jörg
Rüpke in this volume on the question, how many Vestal Virgins we might expect
to appear at public ceremonies, such as the one shown on Frieze B of the
Cancelleria Reliefs (cf. here Fig. 2)
(vergleiche `Den ersten Beitrag von Jörg
Rüpke in diesem Band zu der Frage, wie viele Vestalische Jungfrauen wir bei
öffentlichen Zeremonien erwarten dürfen wie der, die auf Fries B der
Cancelleriareliefs dargestellt ist (vergleiche hier Fig. 2)´).
Somit haben mich Giandomenico Spinola, Claudia Valeri und
Jörg Rüpke tatkräftig dabei unterstützt, Magis Rekonstruktion der Länge von
Fries B der Cancelleriareliefs zu verifizieren.
Siehe oben, im Kapitel Introductory remarks and acknowledgements
(`Einführende Bemerkungen und Dank´);
und im Kapitel V.1.d. The reconstruction,
in my opinion erroneous, of the length of Frieze B by S. Langer and M. Pfanner
(2018) and the correct reconstruction of the length of Frieze B by F. Magi
(1945), whom I am following here (cf. here Figs.
1; 2; Figs. 1 and 2 drawing; and Figs.
1 and 2 of the Cancelleria Reliefs, drawing,`in situ´). With a discussion
of how many Vestal Virgins we might expect to appear at public ceremonies, such
as the one shown on this panel, and with The first Contribution by Jörg
Rüpke. (`Kapitel V.1.d. Die meiner Ansicht nach irrtümliche Rekonstruktion der Länge von
Fries B seitens S. Langer und M. Pfanner (2018) und die korrekte Rekonstruktion
der Länge von Fries B seitens F. Magi (1945), dem ich hier folge (vergleiche
hier Figs. 1; 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung;
und Figs. 1 und 2 der
Cancelleriareliefs, Zeichnung,`in
situ´). Mit Diskussion der Frage, wie
viele Vestalische Jungfrauen wir bei öffentlichen Zeremonien erwarten können,
wie jener, die auf diesem Fries dargestellt ist, und mit Dem ersten Beitrag
von Jörg Rüpke´).
Claudia Valeri und Giandomenico Spinola haben mir auch dabei geholfen,
die Frage zu beantworten, ob der Kopf
Vespasians auf Fries B (vergleiche hier Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 14) das Ergebnis einer Überarbeitung
ist oder nicht. Dass dieser Kopf überarbeitet worden sei, hatte zum ersten Mal
Marguerite McCann behauptet (1972, 251 mit Anm. 8; s.o., zu Anm. 111,
in Kapitel I.1.), und später Marianne
Bergmann (1981, 24; s.o., zu Anm. 111, 115, 190, in Kapitel I.1.), deren Hypothese viele Gelehrten
gefolgt sind (s.o., in Kapitel I.1.1.).
Stephanie Langer und Michael Pfanner (2018, 60 mit Anm. 49-52; s.o., in Kapitel
V.1.h.1.) stellen fest, dass diese
Hypothesen von McCann (1972) und Bergmann (1981) abgelehnt worden sind. Nach
Bergmanns Hypothese (1981, 23-24, Taf. 11; 12; 9, S.
25), war der Kaiser auf Fries B ursprünglich Domitian, dessen Kopf
angeblich in das noch vorhandene Bildnis Vespasians umgearbeitet worden sei.
Langer und Pfanner haben zu dieser
Diskussion neue Beobachtungen beigesteuert, die ihrer Meinung nach beweisen,
dass der Kaiser auf Fries B ursprünglich Domitian gewesen ist (vergleiche dies. 2018, 57-58, 72-74, Abb. 22-24;
Abb. 23: sie illustrieren ihre Beobachtungen mit diesem Photo nach einem
Gipsabguss, das den Hals Vespasians zeigt; dabei ist zu beachten, dass alle von
ihnen anhand dieser Abbildung angesprochenen Details auf dem Originalrelief
ganz anders aussehen; vergleiche ihr Kapitel 2.9.4). Dazu ausführlich; s.o.,
Kapitel V.1.h.2.
Um das Ergebnis
mitzuteilen, das Giandomenico Spinola, Claudia Valeri und ich erzielt haben,
als wir gemeinsam den Hals Vespasians auf Fries B der Cancelleriareliefs
studiert haben, zitiere ich im Folgenden eine Textpassage, die für oben, das Kapitel Introductory remarks and acknowledgements (`Einführende Bemerkungen und Dank´) verfasst worden ist:
`Das andere Detail, dass ich noch einmal am
9. Mai 2019 vor dem Original studieren wollte, war der Hals des Kaisers auf
Fries B. Langer und Pfanner (2018; s.o., im Kapitel V.1.h.2.)) behaupten, dass Vespasians Kehlkopf eine Falte am Hals
des dargestellten Mannes überschneidet, eine angebliche Tatsache, die ihrer
Ansicht nach beweist, dass diese Falte zu einem früheren Portrait gehöre, und
dass Vespasians Kehlkopf folglich erst zu einem späteren Zeitpunkt skulptiert
worden sei. Langer and Pfanner kommen deshalb zu dem Schluss, dass Vespasians
kompletter Kopf durch Überarbeitung dieses angeblich früheren Portraits
entstanden sein müsse. Ihre Schlussfolgerung basiert allerdings auf einer
falschen Beobachtung: vor dem Original ist deutlich zu sehen - mit und ohne Unterstützung einer Lampe -
dass diese Falte statt dessen erst eingeritzt worden ist, nachdem Vespasians Kehlkopf bereits skulptiert worden war. Was wir
auf Fries B sehen, ist demnach der erste und einzige Kehlkopf, der an dieser
Figur skulptiert worden ist - eine Tatsache, die zweifellos beweist, dass es
sich bei dem vorhandenen Portrait Vespasians um den originalen Kopf des Kaisers
auf Fries B handelt (s.o., Kapitel V.1.h.2.)).
Damit
sind nun auch Magis Annahmen bezüglich des Vespasiansportraits bewiesen, das er
für den originalen Kopf des auf Fries B dargestellten Kaisers hielt (vergleiche
ders. 1939, wörtlich zitiert oben, in Anm. 112,
in Kapitel I.1.; sowie ders. 1945) [Hervorhebung
von mir]´.
Fig. 1. Città del Vaticano.
Musei Vaticani. Fries A der Cancelleriareliefs. Profectio Kaiser Domitians 83, 89 oder 92 n. Chr. Das Gesicht
Domitians (Figur 6) ist nach seiner
Ermordung und damnatio memoriae in
das Kaiser Nervas umgearbeitet worden, das Relief stellt somit nun meiner
Meinung nach die (angebliche) profectio
Kaiser Nervas zu seinem bellum Suebicum im
Jahre 97 n. Chr. dar. Vergleiche oben, in den Kapiteln I.-VI., besonders Anm. 232, im Kapitel I.2.); Kapitel II.3.1.a);
und II.3.3.a). Sowie unten, Appendix IV.d.2.e); Appendix IV.d.2.f): meiner Meinung nach ist Domitians profectio des Jahres 89 n. Chr.
dargestellt; s.o., in Kapitel II.3.1.a);
II.3.2.; V.1.b); V.1.c): zu Nervas
Usurpation dieser Profectio-Szene
Domitians.
Fig. 2. Città del Vaticano.
Musei Vaticani. Fries B der Cancelleriareliefs. Adventus Vespasians in Rom in der 1. Hälfte des Oktober 70 n. Chr.,
seine Krönung durch Victoria mit der corona civica, weil er den Bürgerkrieg
68-69 n. Chr. beendet hat, und seine Einsetzung als neuer römischer Kaiser. Die
Geste, dass Vespasian dem vor ihm stehenden Caesar Domitian seine erhobene
rechte Hand auf die linke Schulter legt, bedeutet die Legitimation Domitians
als zukünftiger Herrscher (in Wirklichkeit berührt Vespasians Hand die Schulter
Domitians gar nicht, aber aus der Entfernung sieht es so aus).
Figs. 1 und 2 der Cancelleriareliefs, Zeichnung,`in situ´. Visualisierung auf der Basis
von F. Magis Zeichnungen (1945), hier `Figs. 1 und 2 Zeichnung´.
Ausgehend von den Hypothesen von A.M. Colini (1938, 270), H. Kähler (1950, 30-41), J.M.C. Toynbee (1957, 19),
J. Henderson (2003, 249), und besonders M. Pentiricci (2009, 61-62; s.o., Anm. 262, 263, 264, in Kapitel I.3.2.), will diese Visualisierung die Cancelleriareliefs so
zeigen, als seien sie an zwei gegenüberliegenden
parallelen Wänden im Durchgang eines Bogens angebracht, den Domitian erbaut
hat. Es machte nur Sinn, diese Visualisierung zu versuchen, weil beide Friese
mit Sicherheit zusammengehörten, was unter anderem durch die Tatsache bewiesen
ist, dass die Friese gleich hoch sind. Da umstritten ist, zu welchem
Gebäudetyp sie gehört haben, wollten wir wissen, ob womöglich die Kompositionen
beider Friese so angelegt worden sind, dass Beziehungen zwischen Figuren auf
beiden erkennbar werden, sobald beide Friese an gegenüberliegenden Wänden
angebracht sind, und somit zusammen betrachtet werden können. Die Voraussetzung
einer derartigen Fragestellung war die korrekte Anbringung beider Friese an
gegenüberliegenden Wänden im Durchgang eines Bogens. Wir wussten, dass das
theoretisch aus zwei Gründen möglich sei: a)
waren beide Friese auf allen Seiten von identischen, plastisch ausgebildeten
Profilen gerahmt; b) haben sich diese
plastischen Profile teilweise auf der rechten Schmalseite von Fries A und
teilweise auf der linken Schmalseite von Fries B erhalten. Wir konnten deshalb
(zuerst, im Jahr 2020, die Photographien, hier Figs. 1; 2), und jetzt die
Zeichnungen beider Friese, die wir für diese Operation genutzt haben, in der
Weise montieren, dass wir diese Schmalseiten der Friese, die sich nun in
unserer Rekonstruktion gegenüber stehen, als gemeinsame Basis unserer
Rekonstruktion gewählt haben. (In dieser Abbildung unserer Rekonstruktion
befinden sich diese beiden Schmalseiten der beiden Friese auf der Seite ganz
unten). Für diese Rekonstruktion nutzten wir (zuerst the Photographien von
Fries A und B der Vatikanischen Museen, unsere Figs. 1 und 2; beide geben Magis
Rekonstruktion von 1945 wieder), und jetzt Magis eigene Zeichnungen (1945) der
beiden Friese. In unserer Visualisierung liegen diese (erst die Photos), jetzt
diese Zeichnungen `gleichsam auf dem Rücken´, um zeigen zu können, wie antike
Betrachter, die durch den Durchgang dieses Bogens gegangen sind, diese Friese
sehen konnten. Unsere beiden Visualisierungen zeigen a), dass die Betrachter, die diesen Durchgang passierten, den
Eindruck gehabt haben müssen, dass sie sich `zusammen mit den Prozessionen
bewegten´, die auf beiden Friesen dargestellt sind; und b), dass es tatsächlich eine derartige Beziehung zwischen den
beiden Friesen gibt, nach denen wir Ausschau gehalten hatten. Die
entsprechenden Figuren sind Kaiser Domitian (jetzt Nerva) auf Fries A (Figur 6)
und der jugendliche Togatus auf Fries B (Figur 12) - wenn sich beide Friese in situ befinden, dann stehen sich diese
Figuren versetzt gegenüber. Vor unserer Rekonstruktion ist diese Tatsache nicht
beobachtet worden. Und da beide Figuren die beiden Prozessionen anführen, die
sich auf diesen Friesen, `zusammen mit den Betrachtern, in dieselbe Richtung
bewegen´, stellt sich heraus, dass es sich bei diesen Figuren um die
Hauptpersonen beider Reliefs handelt. Beide Fakten unterstützen die Annahme,
dass die Cancelleriareliefs die horizontalen Friese im Durchgang eines von
Domitians Bögen gewesen sind. Wenn man gleichzeitig bedenkt, dass Domitian die
entsprechende Architektur in Auftrag gegeben hatte, dann unterstützen beide
Fakten gleichzeitig die hier vorgeschlagene Hypothese, derzufolge der
jugendliche Togatus auf Fries B mit dem jungen Caesar Domitian identifiziert
werden kann, der auf Fries B in seiner Eigenschaft als praetor urbanus tätig wird.
Ich schlage außerdem versuchsweise vor, dass die
Cancelleriareliefs den Durchgang des `Arcus
Domitiani´ dekoriert haben könnten, der auf dem Palatin, vor Domitians
Palast `Domus Flavia´/ Domus Augustana stand, und bezüglich dessen
F. Coarelli (2009b, 88; ders. 2012,
283, 286-291, 481-483, 486-491) vorschlägt, dass Domitian diesen Bogen seinem
Vater, dem Divus Vespasianus, geweiht
haben könnte; oder eher einen der drei Durchgänge des Domitiansbogens, den
Coarelli an der "Porta principale" (`Haupteingang´)
von Domitians Domus Augustana
annimmt. Diesen identifiziert Coarelli mit dem Pentapylon, den er sich als Triumphbogen vorstellt (vergleiche für
die Lokalisierung beider Bögen, hier Fig. 58).
F.X. Schütz und C. Häuber 2022, Rekonstruktion (s.o.,
Kapitel I.3.2.; II.3.1.d); Abschnitt VII.; KapitelV.1.d); V.1.h.1.); V.1.i.3.); und VI.3.; Addition (`Zusatz´); siehe auch unten, Appendix IV.d.2.f); Appendix IV.d.4.b).
Fig. 28. Der Obeliscus
Pamphilius / der Obelisk Domitians. Aus dem Iseum Campense. Er bekrönt
Gianlorenzo Berninis Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona in Rom (Photo: F.X. Schütz: 5. September 2019).
In meiner früheren
Studie zum Obelisken Domitians (2017), bin ich zu folgendem Ergebnis gelangt:
"Im
Zusammenhang meiner Studien zum Iseum
Campense sind einige neue Argumente aufgetaucht, die, meiner Meinung nach,
die alte Auffassung stützen, derzufolge Domitian seinen Obelisken tatsächlich
für dieses Heiligtum in Auftrag gegeben hatte, der sich heute auf Gianlorenzo Berninis berühmtem Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona befindet [vergleiche hier Fig. 28] ... In einer der Inschriften
dieses Obelisken, die [auf Ägyptisch verfasst, und] in Hieroglyphen geschrieben
sind, formuliert Domitian seine Hoffnung, dass sowohl seine Zeitgenossen, als
auch die Nachwelt immer die Leistungen seiner Familie, der flavischen Dynastie,
in Erinnerung behalten werden, besonders ihre Wohltaten für das römische Volk.
Domitian betont, dass es seiner Familie gelungen sei, den Staat zu konsolidieren,
der ernsthaft gelitten habe unter denen `die zuvor regiert hatten´ (das heißt,
den Kaisern der Julisch-Claudischen Dynastie)"; vergleiche Häuber (2017,
21; vergleiche S. 158-168, zu Domitians Obelisken und seinen Inschriften. Mein
Zitat auf S. 21 stützt sich unter
anderem auf Forschungen von K. LEMBKE 1994 und J.-C. GRENIER 2009).
Siehe oben, Anm.
466, in Kapitel IV.1., für
diese Zitate im Detail.
Für das pyramidion und die Texte des Obelisken Domitians siehe auch Emanuele M. Ciampini (2004, 156-167; ders. 2005, wieder abgedruckt im Kapitel
IV.1.1.d); sowie s.o., das ganze
Kapitel IV. Frieze B of the Cancelleria
Reliefs (cf. here Fig. 2) and the Obeliscus
Pamphilius / Domitian's obelisk (cf. here
Fig. 28), besonders Kapitel IV.1.1.a) - IV.1.1.h) (`Kapitel IV. Fries
B der Cancelleriareliefs (vergleiche hier Fig.
2) und der Obeliscus Pamphilius /
Domitians Obelisk (vergleiche hier Fig.
28)´); sowie s.u., Appendix
II.a-e) Again on the Egyptianizing
marble relief allegedly from Ariccia at the Museo Nazionale Romano, Palazzo
Altemps (Fig. 111) - a
representation of the Egyptian festival of New Year? (`Appendix II.a-e) Nochmals zum ägyptisierenden Marmorrelief, angeblich
aus Ariccia, im Museo Nazionale Romano, Palazzo Altemps (Fig. 111) - eine Darstellung
des Ägyptischen Neujahrsfestes?´).
Wie soeben erwähnt,
werden in dieser neuen Studie die Inhalte vom Obelisken Domitians (der Reliefs
auf seinem pyramidion und die seiner
hieroglyphischen Inschriften) mit den Inhalten des Frieses B der Cancelleriareliefs
verglichen, die gleichfalls von Domitian in Auftrag gegeben worden sind. Meiner
Meinung nach vermitteln beide Kunstwerke dieselbe politische Botschaft, und
lassen außerdem erkennen, wie Domitian sich selbst gesehen hat.
Diese Studie ist hauptsächlich
Domitian gewidmet, und versucht die Frage zu beantworten, warum Domitian diese,
wie es scheint, `verzweifelte´ Notwendigkeit empfand, auf eine `so pharaonische
Weise´ zu bauen, wie (ähnlich) zuerst von Mario Torelli formuliert worden ist
(1987, 575, wörtlich zitiert in diesem Buch in Anm. 228, s.o., im Kapitel I.2.). Diese berüchtigte Eigenschaft
Domitians ist von Stephanie Langer and Michael Pfanner (2018, 41 mit Anm. 23)
sehr treffend als "Bauwut" bezeichnet worden. Siehe oben, in Anm. 480,
in Kapitel VI.3.;
und wird diskutiert unten, im Appendix
IV.d.4.b) Domitian's building project comprising the Campus Martius, the Capitoline Hill and the sella between Arx and Quirinal. With detailed discussion of the Templum Pacis and some remarks
on Domitian's Villa, called Albanum (`Domitians Bauprojekt, welches das Marsfeld,
den Kapitolshügel und die sella
zwischen Arx und Quirinal umfasste.
Mit detaillierter Diskussion des Templum Pacis und einigen Bemerkungen zu Domitians Villa, die Albanum genannt wurde´).
Selbstverständlich
ist Domitians Baupolitik bereits von früheren Gelehrten untersucht worden.
Persönlich favorisiere ich diesbezüglich die folgenden Beobachtungen:
Eric M. Moormann (2018, 162) erwähnt
"three fields of interest in Domitian's building policy" (`drei
Themen in Domitians Baupolitik´), die von Jens Gering (2012, 210-211) definiert
worden seien: "personal grandeur, family memory and legitimization"
(`eigene Größe, Familiengedenken und Legitimation´).
Meiner Meinung nach können die
Inhalte vom Fries B der Cancelleriareliefs auf dieselbe Weise charakterisiert
werden. Und wenn wir die Inhalte des Domitiansobelisken studieren, kommen wir,
meines Erachtens, zu genau demselben Ergebnis.
Um die letzte
Behauptung zu illustrieren, will ich ein Beispiel aus einer der
hieroglyphischen Inschriften des Domitiansobelisken nennen, und werde dieses
Zitat dann mit dem Inhalt des Frieses B der Cancelleriareliefs vergleichen.
Meiner Meinung nach geht es in beiden Beispielen um die Legitimierung Domitians
als Kaiser, die er von seinem Vater Vespasian (und von seinem Bruder Titus)
erhalten hat.
Diese beiden Beispiele weisen jedoch
zwei große Unterschiede auf: während Vespasian auf Fries B der
Cancelleriareliefs noch als Lebender dargestellt ist, wird er in diesem hieroglyphischen Text auf Domitians Obelisk als Divus Vespasianus bezeichnet; und, im
Unterschied zu Fries B, auf dem Titus gar nicht erscheint (da er zum fraglichen
Zeitpunkt in Jerusalem war), erklärt diese hieroglyphische Inschrift, dass
Domitian seine Herrschaft (über das römische Weltreich) auch von seinem älteren
Bruder, Divus Titus, erhalten habe.
Im Fall von Fries B der
Cancelleriareliefs ist eine Interpretation der
dargestellten Szene natürlich abhängig von der Frage, wen die beiden darauf
erscheinenden Protagonisten darstellen. Ich persönlich folge Filippo Magi
(1939; ders. 1945), indem ich diese
beiden Figuren (hier Fig. 2; Figs. 1 und
2 Zeichnung: Figuren: 14; 12) mit Kaiser Vespasian und seinem jüngeren Sohn
Domitian identifiziere.
Die Hypothese,
derzufolge nicht nur diese hieroglyphische Inschrift auf dem Obelisken
Domitians, sondern auch die Ikonographie
vom Fries B der Cancelleriareliefs beweisen, dass Domitian die an der
Entstehung beider Kunstwerke
beteiligten Personen angewiesen hatte, seine Legitimation als Kaiser zu
thematisieren, ist meines Erachtens das interessanteste Ergebnis meines Buches.
Ich habe deshalb für diese Studie folgenden Titel gewählt:
The Cancelleria Reliefs and Domitian's Obelisk in Rome in
context of the legitimation of Domitian's reign. With studies on Domitian's
building projects in Rome, his statue of Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus,
the colossal portrait of Hadrian (now Constantine the Great), and Hadrian's
portrait from Hierapydna in Honour of Rose Mary Sheldon.
(`Die Cancelleriareliefs und der Obelisk
Domitians in Rom im Kontext der Legitimierung Domitians als Herrscher. Mit
Studien zu Domitians Bauprojekten in Rom, seiner Statue des Iuppiter Optimus
Maximus Capitolinus, dem kolossalen Portrait Hadrians (jetzt Konstantins des
Großen), und Hadrians Portrait aus Hierapydna zu Ehren von Rose Mary Sheldon´).
Für jene, die sich
wundern, warum auch Kaiser Hadrian im Titel dieser Studie über Domitian
erscheint: Sie werden sehen, dass es mir nur über den Umweg dieser, um Hadrian
kreisenden Themen, gelungen ist, wichtige, auf Domitian bezogene Fakten zu finden. Das Studium des kolossalen
Hadriansportraits (jetzt Konstantins des Große, im Konservatorenpalast, hier Fig. 11) hatte zum Beispiel die
Identifizierung des Statuentyps von Domitians (vierter) Kultstatue des Iuppiter
Optimus Maximus Capitolinus zur Folge (hier Fig. 10), und die Beschäftigung mit Hadrians Portraitstatue aus
Hierapydna (hier Fig. 29) führte, via Hadrians militärischen Kampagnen, zu
Domitians Dakischen Kriegen, und resultierte in meinem Datierungsvorschlag für
Domitians Cancelleriareliefs. Die letzte zusätzliche Studie in diesem Band `zu
den Folgen von Domitians Ermordung´ (die eine Studie zu Hadrians Tempelkomplex
auf dem Marsfeld enthält), führte zu dem (für mich) überraschenden Ergebnis,
dass Domitians nach wie vor negatives Image eine `Auftragsarbeit´ Trajans
gewesen ist. Ich wiederhole deshalb im Folgenden einen Text, der für oben, das Kapitel Introductory
remarks and acknowledgements (`Einführende
Bemerkungen und Dank´) verfasst worden ist:
`Das Studium von Hadrians
militärischen Kampagnen ... erbrachte neue Erkenntnisse bezüglich Domitians
Dakischen Kriegen, und hat zur Beantwortung der Frage geführt, zu welcher
militärischen Kampagne Domitian (jetzt umgearbeitet in Nerva) auf Fries A der
Cancelleriareliefs aufbricht (hier Fig.
1; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 6). Ein anderes Resultat besteht in der
Identifizierung der kolossalen Statue des Jupiter in der Eremitage in St.
Petersburg (hier Fig. 10) als Kopie
der kolossalen (Gold-Elfenbein?-) Kultstatue des Jupiter in Domitians (viertem)
Tempel des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus. Dieser Statuentyp des Jupiter
(und seine Varianten) war in der Antike außerordentlich erfolgreich und wurde
auch in Statuettenformat als Kapitolinische Trias, zusammen mit Juno und
Minerva, kopiert (hier Fig. 13). Die
berühmteste Kopie dieses Statuentyps in Statuettenformat ist mit Sicherheit die
Statuette des `Euripides´ im Louvre in Paris (hier Fig. 12). Wie Hans Rupprecht Goette (forthcoming) zeigen konnte,
wurde dieses Werk im Auftrag Franceso Ficoronis geschaffen, indem eine kopflose
Kopie des Jupiter aus einer solchen Kapitolinischen Trias in den tragischen
Dichter `verwandelt´ worden ist.
Ich sage nicht, dass es unmöglich
wäre, diese Daten über Domitians militärische Kampagnen, oder bezüglich seiner
Kultstatue des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus auf anderem Wege zu
eruieren, Tatsache ist nur, dass ich sie auf
diesem Wege gefunden habe´.
Vergleiche auch den Titel jener
Studie, die ich als letzte diesem Buch über Domitian beigefügt habe; s.u., im
Band 3-2:
A Study on the consequences of Domitian's assassination
...
(`Eine Studie zu den Folgen von Domitians
Ermordung: Nerva wird gezwungen, Trajan zu adoptieren, und Trajan kreiert
Domitians negatives Image, um seine eigene Herrschaft zu konsolidieren. Mit
Hadrians adoption manquée im späten
Oktober oder Anfang November 97 n. Chr., seinem 20 Jahre dauernden Weg zur
Herrschaft, und seinem Dank dafür, der Errichtung seines Tempelkomplexes auf
dem Marsfeld. Oder:
Der weitere topographische Kontext des Hadriansbogens an
der Via Flaminia, der zu dem (späteren) Hadrianeum führte und zu Hadrians Tempeln der Diva Matidia (und der Diva Sabina?). Mit Diskussionen von Hadrians Reise von
Moesia inferior nach Mogontiacum (Mainz), um Trajan zu seiner Adoption durch
Nerva zu gratulieren, und von Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο)
(vergleiche hier Fig. 3). Mit
Dem vierten und fünften Beitrag von Peter Herz, mit Dem Beitrag von Franz Xaver Schütz, mit Dem Beitrag von John Bodel, und mit Dem zweiten Beitrag von Angelo
Geißen´).
Beginnen wir mit dem hieroglyphischen Text auf dem
Obelisken Domitians, den ich oben erwähnt habe.
Vergleiche hierzu
Emanuele M. Ciampini (2004, 163-164). Im folgenden Zitat habe ich Ciampinis
Zeichnung der entsprechenden hieroglyphischen Inschrift weggelassen, und
gleichfalls die Transliteration des ägyptischen Textes, ich zitiere
ausschließlich seine italienische Übersetzung des Textes:
"Lato verso
Corso Rinascimento (est)
Pyramidion -
Domiziano di tronte [corr.: fronte] a
Mut, seguito da un'altra figura
H22 Horo [das heißt, Domitian]: Quello per il
quale dei e uomini fanno lode;
H 23 quando riceve la regalità da suo padre Vespasiano il dio, [Seite 164]
H 24 dal fratello maggiore Tito il dio, mentre il suo ba si muove verso la volta celeste [die
fett geschriebenen Passagen hat der Autor selbst so markiert]".
Wenden wir uns nun Fries B der Cancelleriareliefs zu.
Im Folgenden drucke
ich einen Text ab, der für ein anderes Kapitel dieses Buches verfasst worden
ist; s.u., in Band 3-2, `Eine Studie zu
den Folgen von Domitians Ermordung .... Einführung;
Abschnitt I. Die Motivation, diese Studie zu verfassen: ... und die darin
behandelten Themen, die von den begleitenden Abbildungen und ihren zugehörigen
Bildunterschriften erzählt werden´.
Der folgende Text
gehört zu einer dieser Abbildungen, unserer Romkarte hier Fig. 58.
`3.) Vespasians 500 Kilometer langer Weg auf
derVia Appia von Brindisi nach Rom,
wo er in der 1. Hälfte des Oktober 70 n. Chr. an der Porta
Capena der Servianischen Stadtmauer angekommen ist (hier Fig. 2; Figs. 1
und 2 Zeichnung und Fig. 58).
Auch Vespasians
Heimkehr nach Rom wird in diesem Buch über Domitian diskutiert, weil ich
vorschlage, dass Fries B der Cancelleriareliefs (vergleiche Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 14)
Vespasian darstellt, der, von Alexandria kommend, nach seiner 500 km langen
Reise von Brindisi auf der Via Appia,
soeben sein Ziel, die Stadt Rom, erreicht hat.
Hier wird er feierlich empfangen von
den Repräsentanten der Stadt Rom (von links nach rechts): der Stadtgöttin Dea Roma, fünf Vestalischen Jungfrauen,
dem Genius Senatus, dem amtierenden praetor urbanus (das heißt, seinem Sohn,
dem Caesar Domitian), und dem Genius
Populi Romani. Dieses Relief zeigt gleichzeitig, wie Vespasian das erste
Mal als Kaiser in der Stadt Rom ankommt, oder, anders gesagt, seinen
feierlichen adventus in Rom, der, wie
wir heute wissen, in der 1. Hälfte des Oktober 70 n. Chr. stattgefunden hat´. -
Für dieses Datum; s.o. Anm. 195, in Kapitel I.1.1. Meine hier soeben vorgetragene Interpretation dieser Szene
wird im Folgenden im Detail erläutert.
Meines Erachtens
stellten die Figuren des Kaisers auf diesem Relief und des jugendlichen, vor
ihm stehenden Togatus (Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figuren 14; 12), von
Anfang an Vespasian und seinen Sohn Domitian dar
Mit dieser Auffassung folge ich Filippo Magis (1939; ders. 1945) Interpretation der beiden
wichtigsten Figuren auf Fries B (vergleiche hier Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figuren 12; 14), und hoffe, dass
ich in meinem Buch Magis Hypothese mit weiteren Fakten stützen kann.
Außer Diana E.E. Kleiner (1992, 191, Fig. 158, oben wörtlich zitiert, zu
Anm.
394, in Kapitel III.), Stefan Pfeiffer (2009, 62, oben wörtlich zitiert als Motto von Kapitel V.1.i.3.)), und John Pollini (2017b,
115-118, s.o., Anm.
72, in Kapitel I.1.),
Giandomenico Spinola und Claudia Valeri (beide Vatikanische Museen), siehe
oben, Introductory remarks and
acknowledgements (`Einführende Bemerkungen und Dank´),
und unten, in The Contribution by
Giandomenico Spinola in diesem Band (weiter unten zitiert), die gleichfalls
Magi folgen, haben die meisten Gelehrten Magis diesbezügliche Hypothesen abgelehnt,
und wir haben in diesem Buch gesehen, dass es einige Mühe gekostet hat,
die Argumente dieser Autoren als falsch zu erweisen.
Zwei der Argumente, die immer gegen
Magis Interpretation angeführt worden sind, dass Fries B Vespasians adventus im Jahre 70 n. Chr. darstellen
könne, lauteten, dass sich die entsprechenden Autoren Vespasian bei dieser
Gelegenheit nur als Militär gekleidet vorstellen konnten, sowie begleitet von
Mitgliedern seiner siegreichen Armee, denn schließlich sei er ja zu diesem Zeitpunkt
von seinen Siegen im Großen Jüdischen Krieg zurück gekehrt. Aber genau das ist
nicht wahr. Ich wiederhole hier deshalb eine Textpassage,
die für oben, das Kapitel V.1.i.3.)
verfasst worden ist:
`... nach Cassius
Dio 65,10, legte Vespasian, sobald er 70 n. Chr. in Italien in Brundisium
(Brindisi) gelandet war, seine militärische Kleidung ab und legte zivile
Kleidung an - das ist zumindest wie Jocelyn M.C. Toynbee (1957, 4-5 mit Anm. 1
auf Seite 5, s.o., zu Anm. 201, in Kapitel I.1.1.) and Elisabeth Keller (1967, 211, s.o., zu Anm. 415,
in Kapitel III.), meiner Meinung nach
überzeugend, diese Textstelle interpretiert haben; Cassius Dio teilt uns
überdies mit, dass Vespasian von Brindisi aus nach Rom ging. Das bedeutet
übrigens, dass Vespasian die Via Appia
heraufgekommen ist, und dass deshalb die Szene auf Fries B der
Cancelleriareliefs an der Porta Capena in der Servianischen
Stadtmauer spielt [vergleiche hier Fig.
58] - ohne, dass dieses Stadttor auf dem Relief dargestellt wäre.
Dass Vespasian auf Fries B der
Cancelleriareliefs in dem dargestellten Moment mit tunica und toga bekleidet
erscheint, ist demnach historisch, das trifft überdies auch für die Behauptung
zu, dass er nach Rom im Oktober 70 n. Chr. zurückgekehrt sei, selbst die
irritierendste Besonderheit der Szene auf Fries B ist wahr: wir wissen
außerdem, dass Vespasian ohne seine Armee nach Rom zurückkehrte (siehe dazu
jetzt aber oben, im Kapitel V.1.i.3.a))´.
Zu den soeben
zitierten Tatsachen kommt eine Beobachtung von Rita Paris (1994b, 81-83) hinzu, welche die Autorin bereits selbst auf den
Kaiser bezogen hat, der auf Fries B der Cancelleriareliefs erscheint
(vergleiche hier Fig. 2; Figs. 1 und 2
Zeichnung: Figuren 14; 16). Dieser Kaiser (Figur 14) wird von Victoria
(Figur 16) mit der corona civica gekrönt, eine Ehre, die
nur Augustus und Vespasian zuteil geworden ist, weil beide in der Lage gewesen
sind, einen Bürgerkrieg zu beenden. Der Kaiser auf Fries B war mit Sicherheit
nicht Augustus (das hat auch noch kein Gelehrter behauptet), da die Art der toga, mit der er bekleidet ist, erst
unter Domitian modern werden sollte; vergleiche hierzu Hans Rupprecht Goette
(1990, 40, 41, Taf. 12, 5), und da Vespasian die corona civica auch auf einem Relief des Templum Gentis Flaviae trägt (hier Fig. 33), muss auch der Kaiser auf Fries B der Cancelleriareliefs
von Anfang an Vespasian gewesen sein, wie Rita Paris (1994b, 82) zu Recht
bemerkt hat. Ich zitiere im Folgenden die Textpassage aus oben, Kapitel Introductory remarks and acknowledgements (`Einführende Bemerkungen und Dank´), die
sich auf diese Beobachtung von Rita Paris bezieht:
`Nebenbei
bemerkt, hatte Rita Paris (1994b) bereits vor langer Zeit ein Argument
angeführt, das zweifelsfrei beweist, dass der Kaiser auf Fries B der
Cancelleriareliefs von Anfang an Vespasian war. In ihrer Diskussion eines der
Marmorreliefs vom Templum Gentis Flaviae,
das, meines Erachtens, Vespasians adventus
in Rom im Oktober 70 zeigt [Paris selbst glaubt irrtümlich,
die Szene spiele in Benevent; siehe dazu unten], erwähnt Paris, dass Vespasian
auf diesem Relief die corona civica
trage (s.o.; im Kapitel V.1.i.3.a)
und hier Fig. 33). Paris (1994b,
81-83) betont in ihrer Beschreibung dieses Reliefs, dass die Krönung mit dieser
spezifischen Krone, a) von Plinius (HN
16,3) als "l'emblema più fulgido del valore militare", als `der
glänzendste Beweis militärischer Fähigkeiten´ angesehen wurde, wobei diese
Auszeichnung wesentlich höher zu bewerten gewesen sei, als die Dekoration mit
allen anderen Kronen, die für militärische Siege verliehen werden konnten, and b),
dass Vespasian auf diese Weise geehrt worden sei, weil er, dank seiner
siegreichen militärischen Kampagne, es vermocht hatte, den Bürgerkrieg von
68-69 zu beenden. - Genau wie Augustus vor ihm, der gleichfalls die corona civica erhielt, weil er ebenfalls
einen Bürgerkrieg beendet hatte (s.o.; im Kapitel V.1.i.3.a) und hier Fig. 35)´.
Hinzu kommt, dass
einige Gelehrte die Meinung vertreten, dass Filippo Magi keineswegs als erster
festgestellt habe, dass der Kaiser auf Fries B der Cancelleriareliefs Vespasian
darstellt, indem sie (irrtümlich) behauptet haben, dass diese Tatsache zuerst
von `S. Fuchs 1938´ publiziert worden sei, allerdings ohne diese Behauptung mit
einem Zitat zu belegen. Diesen Gelehrten war die Tatsache unbekannt, dass Magi
bereits in seinem Artikel von 1939 den Kaiser auf Fries B mit Vespasian
identifiziert hatte (s.o.; Anm. 112, in Kapitel I.1., wo die entsprechende Passage aus F. MAGI 1939, 205, wörtlich
zitiert ist).
Ich danke Michaela Fuchs, die diese
Publikation für mich gefunden hat: es ist Siegfried Fuchs 1937: aber der Autor erwähnt darin die Cancelleriareliefs gar
nicht. Kein Wunder, denn die Marmorplatten B3 und B4 von Fries B, mit dem
Portrait Vespasians (vergleiche hier Figs.
1 und 2 Zeichnung: Figur 14), sollten erst 1938 gefunden werden (!) (s.o., Anm. 113, in Kapitel I.1.).
Für eine detaillierte Diskussion;
s.o., Anm. 5;
113; 191, im Kapitel I.1.,
besonders unter: The Siegfried-Fuchs-Saga (`Die
Siegfried-Fuchs-Saga´). Die ganze Geschichte erinnert mich an ein berühmtes
Buch von Carl Robert, auf das mich vor vielen Jahren mein verstorbener
Doktorvater, Andreas Linfert, hingewiesen hatte - der Titel dieses Werkes
sollte sprichwörtlich werden:
Archaeologische
Maerchen aus alter und neuer Zeit (1886).
Bereits Magi wußte
(1945; wie alle späteren Gelehrten), dass die Erforschung der
Cancelleriareliefs noch weiter erschwert worden ist und zwar auf Grund von
Entscheidungen, die offensichtlich Domitian getroffen hatte, der die
Cancelleriareliefs in Auftrag gegeben hat [zumindest bezüglich dieses einen
Punktes sind sich fast alle Forscher einig].
Die uns bekannten antiken
Schriftquellen beschreiben nämlich zum Beispiel sehr detailliert Vespasians
Ankunft in Rom im Oktober 70 n. Chr.; vergleiche Cassius Dio (65,9-10) und
Flavius Josephus (BJ 7,2; 7,4,1).
Aber diese Autoren schildern a) keine derartige adventus Zeremonie in Rom, noch erwähnen
sie b)
Domitian in diesem Zusammenhang (!). Ganz im Gegenteil, wir wissen nämlich aus
diesen Schriftquellen, dass das erste Zusammentreffen von Vater und Sohn
[Vespasian und Domitian] (das ja auf Fries B dargestellt zu sein scheint), nach
vier Jahren der Trennung, statt dessen bereits ein paar Tage (?) früher, und
zwar in Benevent stattgefunden hatte. Deshalb muss sich Domitian in
Wirklichkeit unter den Leuten befunden haben, mit denen gemeinsam sein Vater Vespasian bei dieser Gelegenheit in
Rom angekommen ist. Für eine detaillierte Diskussion; s.o., im Kapitel V.1.i.3.).
Im Gegensatz zu mir
folgen die meisten anderen Autoren jenen Gelehrten, die (meiner Meinung nach
irrtümlich) behauptet haben, dass der Kopf des Kaisers (oder sogar die Köpfe
von beiden Figuren [das heisst, von Vespasian und Domitian]) auf Fries B
überarbeitet worden seien. Ich habe diese Forschungsmeinungen sehr detailliert
diskutiert (s.o., Kapitel I.1; I.1.1.;
V.1.i.3; VI.3.); meiner Ansicht nach
haben diese Gelehrten, auf Grund ihrer Interpretationen, ein großes
Durcheinander bewirkt. Mit dem Ergebnis, dass gegenwärtig die meisten Autoren
glauben, dass Fries B im (angeblichen) Originalzustand einen anderen Kaiser
dargestellt habe (die meisten Forscher glauben: Domitian), hinzu kommt, dass
viele Gelehrte glauben, dass der jugendliche Togatus vor dem Kaiser unter
keinen Umstände ein Portrait sein könne.
Gegen Magis Identifizierung des
jugendlichen Togatus vor dem Kaiser auf Fries B als Domitian (hier Fig. 2: Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 12),
sind von diesen Gelehrten drei Argumente angeführt wurden; a) da er Senator gewesen
sei (vergleiche dazu unten), hätte Domitian mit den calcei patricii angetan dargestellt werden müssen, der jugendliche
Togatus trägt aber nur die einfachen calcei,
die für einen eques passend waren; b)
die Gesichtszüge des jugendlichen Togatus seien nicht die eines Portraits; und c),
falls der jugendliche Togatus tatsächlich ein Portrait Domitians (gewesen) sein sollte, hätte dieses
Portrait nach Domitians Ermordung und damnatio
memoriae zerstört werden müssen.
Um Punkt a) zu illustrieren, in
dem es um die (angeblich) `falschen´ Schuhe geht, die Domitian auf Fries B
trägt, zitiere ich im Folgende eine Passage aus unten, in Band 3-2, in A Study on the consequences of Domitian's
assassination ...; Introduction;
Section XI (`Eine Studie zu den Folgen von Domitians
Ermordung ... Einführung; Abschnitt XI´):
`An
anderer Stelle in diesem Buch sind die Probleme diskutiert worden, die dadurch
entstanden sind, dass einige der 34 Figuren, die auf den Cancelleriareliefs
erscheinen (vergleiche hier Figs. 1; 2;
Figs. 1 und 2 Zeichnung), mit dem `falschen´ Schuhwerk bekleidet sind.
Siehe oben, im Kapitel I.1. The discussion of the Cancelleria Reliefs, or the story of a
dilemma: wrong shoes or wrong interpretations? (`I.1. Die Diskussion der Cancelleriareliefs, oder die Geschichte eines
Dilemmas: falsche Schuhe oder falsche Interpretationen?´).
In
diesem Fall habe ich ein volles Kalenderjahr gebraucht, um die
wissenschaftliche Diskussion zu diesen `falschen´ Schuhen zu analysieren. Nur
um zu dem Ergebnis zu gelangen (s.o., Kapitel I.1., zu Anm. 144), wie gleichfalls
vorgeschlagen von Stephanie Langer und Michael Pfanner (2018, 76-77 mit Anm.
123, wörtlich zitiert, s.o., in Kapitel I.1.,
zu Anm. 193), dass alle diese Probleme mit der Annahme der einfachen Tatsache
erklärt werden können, dass die ausführenden Künstler Fehler gemacht haben.
Langer und Pfanner (op.cit.)
diskutieren die Darstellung des Genius
Senatus auf Fries B der
Cancelleriareliefs (hier Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 11), der
mit den einfachen calcei bekleidet ist (was passend für equites wäre), anstatt die calcei
patricii zu tragen (was passend für Senatoren ist. Vergleiche zu calcei patricii, s.o., Kapitel I.1., zu Anm. 145)´.
Langer und Pfanner (2018, 66,
Kapitel 2.9.3) schreiben: "Fehler
finden sich oft bei den Schuhen (A: Figuren 2, 3, 7, 8, 12, 15, 16, 17; B: Figuren 8?, 12, 14, 15, 17; s.[iehe] dazu jeweils im Kapitel 2.8 unter
"Technisches"): Sei es,
dass sie vergessen und nachträglich eingeritzt wurden, oder dass es
Verwechslungen mit der anschließenden Figur gab ... [Hervorhebung von
mir]". Für eine Diskussion; s.o., Kapitel V.1.d).
Bei Figur 12 auf Fries B, die Langer und Pfanner (2018, 66) in diesem
Zusammenhang erwähnen, handelt es sich um den jugendlichen Togatus, den ich mit
Domitian identifiziere (vergleiche hier Figs.
1 und 2 Zeichnung). In ihrer Besprechung dieser Figur; vergleiche Langer
und Pfanner (2018, 55-56, Kapitel 2.8: "Figur 12 Junger Mann in
Toga"), wo sie erwähnen, dass dieser Togatus die "einfachen calcei" trägt, gehen die Autoren
leider nicht darauf ein (wie nach ihrem oben zitierten Statement auf S. 66
eigentlich zu erwarten wäre), warum Figur
12 ihrer Ansicht nach mit den `falschen´ Schuhen bekleidet sei.
Zu Punkt
a) Warum der jugendliche Togatus auf Fries B die einfachen calcei trägt,
und
warum er der agierende praetor urbanus, und deshalb
Domitian ist
Ich
folge diesbezüglich Erika Simon und Jocelyn M.C. Toynbee, die beobachtet haben,
dass der jugendliche Togatus auf Fries B, den sie mit Domitian identifizieren,
keineswegs die `falschen´ Schuhe trägt.
Vergleiche Simon (1960, 134-135; dies. 1963, 10; wörtlich zitiert, s.o.,
in Anm. 175,
181, in Kapitel I.1.). Simon erkennt an, dass der Kopf des jugendlichen Togatus
sein Portrait sei (sie erklärt auch, warum er dieses Schuhwerk trägt), und
identifiziert diese Figur mit Domitian, der in seiner Amtsausübung als praetor urbanus dargestellt sei (siehe
dazu unten). Nach Simons Meinung konnte Domitian deshalb Vespasian in dieser adventus Zeremonie empfangen, weil er
zum fraglichen Zeitpunkt der am höchsten rangierende Magistrat war, der in Rom
anwesend gewesen sei.
Und ich folge auch Jocelyn M.C.
Toynbee (1957, 7-8, wörtlich zitiert, s.o., in Anm. 176, in
Kapitel I.1.), die annimmt, dass
der jugendliche Togatus, den auch sie
mit Domitian identifiziert, mit den einfachen calcei bekleidet sei, weil er auch Princeps Iuventutis war. Um diesen Sachverhalt näher zu erläutern,
zitiere ich im Folgenden eine Textpassage aus Kapitel I.1.1.:
`Falls
tatsächlich der amtierende Magistrat praetor
urbanus im jugendlichen Togatus des Frieses B portraitiert ist, wie Erika
Simon (1963, 10; s.o., Anm. 181) vorschlägt, dann ist das
nur möglich, wie Jocelyn M.C. Toynbee (1957, 7-8) schreibt, wenn dieser praetor urbanus Domitian im Jahre 70 n.
Chr. war. Nur in diesem einen Fall konnte dieser Magistrat, der dem Senat
angehörte, trotzdem mit den `einfachen calcei´
bekleidet dargestellt werden, die typisch für Mitglieder des Ritterstandes
waren. Diese Schuhe waren nämlich auch passend für den Princeps Iuventutis, ein Titel, den Domitian zum fraglichen
Zeitpunkt ebenfalls führte [mit Anm. 186: `wie vorgeschlagen von
J.M.C. TOYNBEE 1957, 7-8 (wörtlich zitiert in Anm. 176)´]´.
Domitian hatte seit dem 1. Januar 70
n. Chr. die Magistratur praetor urbanus
consulari potestate inne. Wir wissen auch, dass Domitian bereits am 21.
Dezember 69 n. Chr. den Titel Princeps
iuventutis erhalten hatte (für beides; s.o., zu Anm. 189, in
Kapitel I.1.). Vergleiche Jocelyn M.C. Toynbee (1957, 8 mit Anm.
11, wörtlich zitiert, s.o., zu Anm. 205, im Kapitel I.1.1.), die vorschlägt, dass der jugendliche Togatus auf Fries B der
Cancelleriareliefs den jungen Domitian in seiner Eigenschaft als Princeps iuventutis darstelle, "a
title that marked him out from other senators as heir presumptive to the Empire
[`ein Titel, der ihn von den anderen
Senatoren hervorhob, als mutmaßlicher Thronfolger´; Hervorhebung von mir]".
Zu Simons (1960, 134-135; dies.
1963, 10) Beobachtung möchte ich hinzufügen, dass es nur wenigen römischen
Magistraten erlaubt war, einen neu gewählten Kaiser in einer adventus Zeremonie zu empfangen,
darunter dem praetor urbanus, was
bedeutet, dass das dargestellte Alter des jugendlichen Togatus auf Fries B von
entscheidender Bedeutung für die Identifizierung dieses Mannes ist. Die anderen
Magistrate, die einen Kaiser in einer adventus
Zeremonie empfangen durften, waren der prafectus
urbi und die consules. Der Mann,
der die Magistratur praefectus urbi
bekleidete, "was always a senator ... usually a senior ex-consul"
(`war immer ein Senator ... üblicherweise ein älterer ehemaliger Konsul´), wie
Theodore John Cadoux und R.S.O. Tomlin (1996, 1239) festgestellt haben (s.o.,
zu Anm. 183, in Kapitel I.1.), der
deshalb definitiv sehr viel älter war als der jugendliche Togatus. Dasselbe
galt während der Republik auch für die consules,
aber nicht für Domitian ! Für eine detaillierte Diskussion dieser Thematik;
s.o., Kapitel V.1.h.1.). Ich zitiere
hier deshalb in deutscher Übersetzung eine Textpassage aus diesem Kapitel:
`Die soeben erwähnten Bestimmungen
bezüglich des Mindestalters für alle Magistraturen in republikanischer Zeit,
die unter anderem die consules
betrafen, "were often disregarded as imperial relatives and protégés were
signalled by the bestowal upon them of the consulship"; vergleiche Peter
Sidney Derow (1996, 384) ... Mit seiner oben zitierten Bemerkung, dass die
traditionelle Bestimmung bezüglich des Mindestalters für das Konsulat in der
Kaiserzeit mißachtet wurde, hat Derow mit Sicherheit Recht, wenn man bedenkt,
in welchem Alter Titus zum ersten Mal Konsul wurde (mit 30?) und Domitian (mit
19) ... sein [das heißt: Vespasians] Sohn Domitian (geboren am 24. Oktober 51
n. Chr.) wurde zum ersten Mal "cos. suff." im März-Juni 71 n. Chr.
(das heißt, im Alter von 19 Jahren); vergleiche Kienast, Eck und Heil (2017,
109, 110)´.
Zu den
Punkten b) und c). Die Kontroverse, ob der jugendliche Togatus auf Fries B ein
Portrait ist oder nicht, der Beweis, dass es Domitian ist, und der Grund, warum
dieses Portrait nicht zerstört wurde
Ich
selbst folge in diesem Buch jenen Gelehrten, die den jugendlichen Togatus auf
Fries B mit Domitian identifizieren, aber ich habe auch sehr ausführlich die
Argumente jener Forscher analysiert, die diese Tatsache abstreiten (s.o.,
Kapitel I.1.; I.1.1; V.1.i.3.; VI.3.). Ich sehe keine Möglichkeit, die
Gelehrten des `anderen Lagers´ von meiner eigenen diesbezüglichen Meinung zu
überzeugen, zum Beispiel durch Anwendung der üblichen Methode, die Forscher
`beider Lager´ anwenden: nämlich indem ich selbst die Gesichtszüge des
jugendlichen Togatus beschreibe. Ich habe deshalb eine andere Richtung bei
meinen diesbezüglichen Forschungen eingeschlagen, und zwar, indem ich mich auf
Kontexte konzentriert habe; es gibt zwei Kontexte, die in diesem Zusammenhang
von Bedeutung sind. Der eine Kontext ist die Topographie des Ortes in Rom, wo
die auf Fries B dargestellte Szene stattfindet. Wir wissen, dass Vespasian, von
Brindisi kommend, in dem Moment, der auf Fries B zu sehen ist, soeben in Rom
ankommt, und zwar auf der Via Appia.
Der Ort, an dem sich Vespasian und Domitian auf Fries B treffen, muss daher,
auf Grund verschiedener Gesetze, die Porta
Capena in der Servianischen Stadtmauer sein. Die damit zusammenhängenden
Probleme für beide, Vater und Sohn, werden weiter unten erklärt.
Dass zu dieser Zeit das Pomerium im Bereich der Porta
Capena noch dem Verlauf der Servianischen Stadtmauer entsprach, lässt sich
unmissverständlich der Lokalisierung von zwei Gebäuden unmittelbar außerhalb
der Porta Capena ablesen.
Gemeint sind das Mutatorium
Caesaris an der Via Appia in der
augusteischen Regio I und das Senaculum, die sich beide, auf Grund
ihrer Funktionen, außerhalb des Pomeriums
befinden mussten. Das Mutatorium Caesaris
war das Gebäude, "where emperors changed from military to civilian garb on
returning from campaign [in the East]" (`wo die Kaiser ihre militärische
Kleidung ab -, und ihre zivile Kleidung anlegten, wenn sie von ihren
miltärischen Kampagnen [aus dem Osten] zurückkehrten´); vergleiche Häuber
(2014a, 274). Der Grund hierfür war, dass sie nur in ziviler Kleidung die Stadt
Rom betreten durften. Und im Gebäude namens Senaculum
(von denen es in Rom drei Stück gab) trafen sich Vertreter des Senats mit
Personen, die (aus den verschiedensten Gründen) das Pomerium, die heilige Grenze der Stadt Rom, nicht überschreiten,
das heißt, die Stadt nicht betreten durften. Laura Asor Rosa (2001) ist es
gelungen, das Mutatorium Caesaris
außerhalb der Porta Capena genau zu
lokalisieren, weshalb wir es in unsere Karten eintragen konnten.
Vergleiche F. Coarelli ("Murus
Servii Tullii"; Mura Repubblicane: Porta Capena", in: LTUR III [1996] 325); Giuseppina Pisani
Sartorio ("Mutatorium Caesaris", in: LTUR III [1996] 335); Coarelli ("Senaculum", in: LTUR IV [1999] 264-265; Laura Asor Rosa
(2001), zusammengefasst in Häuber (2014a, 274-275).
Für das Pomerium und seine Funktionen, die Vespasian in der hier
geschilderten Situation beachten musste; s.o., zu Anm. 199, in
Kapitel I.1.1. Vergleiche unsere
Karten hier Figs. 58; 71,
Beschriftungen: Servian city Wall; PORTA CAPENA; VIA APPIA; REGIO I; site of
MUTATORIUM CAESARIS.
Kehren
wir nun wieder zurück zum Fries B der Cancelleriareliefs.
Der
andere Kontext ist der jugendliche Togatus, gesehen in Relation zu den Figuren,
die auf Fries A dargestellt sind. Um das zu untersuchen, haben Franz Xaver
Schütz und ich folgende Visualisierung erstellt:
Figs. 1 und 2 der Cancelleriareliefs,
Zeichnung, `in situ´. Visualisierung
auf der Basis von F. Magis Zeichnungen (1945), hier `Figs. 1 und 2 Zeichnung´.
Siehe oben, die Bildunterschriften zu diesen Abbildungen.
Wir haben uns zu dieser
Visualisierung entschlossen, weil wir uns gefragt haben, ob die Annahme, dass
die Cancelleriareliefs die gegenüberliegenden Wände im Durchgang eines Bogens
dekoriert hatten (die von mehreren Gelehrten vorgeschlagen worden ist), uns
dabei helfen könnten, mehr über diese Reliefs zu erfahren.
Erst nachdem wir im Jahre 2020
unsere erste Visualisierung der Cancelleriareliefs `in situ´ mit den Photos hier Figs.
1; 2 angefertigt hatten, konnte ich den ähnlichen Versuch von John
Henderson (2003, 249, Figs. 48; 49) studieren, den Massimo Pentiricci (2009, 61
mit Anm. 427) erwähnt hat. Für eine Diskussion; s.o. Kapitel I.3,2., mit Anm. 263.
Henderson (2003, 249, Figs. 48; 49) benutzte für seine Visualisierung, die
Zeichnungen von Filippo Magi (1945 = hier Figs.
1 und 2 Zeichnung), aber er stellte dem Fries A den Fries B "reversed
right/left", das heißt : eine seitenverkehrte Darstellung von Fries B
gegenüber. Auch Henderson hat auf diese Weise Beziehungen der Figuren auf den
Friesen A und B untereinander gefunden. Da ein antiker Betrachter den Fries B
jedoch unter keinen Umständen jemals hätte seitenverkehrt sehen können, sind
wir bei unserer eigenen Methode geblieben, diese Visualisierung zu versuchen.
Jetzt, im Jahre 2022, gleichfalls auf der Basis von Magis Zeichnungen.
Völlig unerwartet haben wir auf
diese Weise (zuerst 2020, mit den Photos hier Figs. 1; 2) den Kontext des jugendlichen Togatus innerhalb dieses
Friespaares gefunden. Wenn sich diese Reliefs in situ befanden (vergleiche hier Figs. 1 und 2, Cancelleria Reliefs, `in situ´), dann stand der jugendliche Togatus auf Fries B (Figur 12) versetzt gegenüber der Figur
Domitians/ Nervas auf Fries A (Figur 6).
Beide Männer führen die Prozessionen an, die auf beiden Friesen dargestellt
sind, und sind deshalb ihre Hauptfiguren. Wenn man gleichzeitig bedenkt, dass
Domitian die Cancelleriareliefs in Auftrag gegeben hat, dann ist es konsequent
anzunehmen, dass der jugendliche Togatus, der die Prozession der Repräsentanten
der Stadt Rom zu dem Treffen mit dem heimkommenden neuen Kaiser Vespasian in
einer adventus Zeremonie anführt, der
amtierende praetor urbanus und
Caesar, Domitian, sein muss; zumal der jugendliche Togatus auch das richtige
Alter hat: Domitian war in der ersten Hälfte des Oktober 70 n. Chr. 18 Jahre
alt. Um diesen Punkt weiter zu erläutern, zitiere ich im Folgenden eine
Textpassage aus oben, Kapitel V.1.i.3.):
`Wenn
das der Fall ist, dann ist Domitian [das heißt, der jugendliche Togatus] auf
Fries B somit nur erkennbar auf Grund einer Kombination seiner Handlung - er
führt die empfangende Partei in einer adventus
Zeremonie an - mit dem spezifischen topographischen Kontext, wo diese Aktion
stattfindet, dessen Bedeutung wir soeben analysiert haben [das heißt, im Kapitel V.1.i.3.;
siehe dazu unten].
Obwohl dennoch das Faktum bestehen
bleibt, dass der Kopf des jugendlichen Togatus, Figur 12 auf Fries B (hier Figs.
1 und 2 Zeichnung), nicht zerstört worden ist, weshalb einige Gelehrte behauptet
haben, dass deshalb dieser Kopf des jugendliche Togatus auf keinen Fall als
Portrait Domitians angesehen werden könne, da ein derartiges Portrait nach der damnatio memoriae des Kaisers
selbstverständlich hätte zerstört werden müssen.
Während ich selbst ein Szenario
entwickelt habe, um dieses Faktum zu erklären [das heißt, warum der Kopf des
jugendlichen Togatus nicht zerstört worden ist] (s.o., in Kapitel II.3.1.a) [worauf ich unten zurückkommen
werde], mit Verweis auf Kapitel II.3.2.),
bietet John Henderson (2003) eine andere Lösungsmöglichkeit des Problems, die
meinem Vorschlag nicht widerspricht, da beide Hypothesen als sich gegenseitig
ergänzend betrachtet werden könnten.
Henderson
(2003, 246) schreibt:
"On Relief `B´, we recognise
the features of dear old Vespasian in the front-rank figure to right who is
being crowned by a Victory launch. And we wonder if (we can ever decide if) the
young man he is paired with has an individualised, or blankly idealising,
visage [with n. 54]: a youthful Domitian, or some worthy public servant? A
Domitian, some agree (never, in any event, a square-jaw Titus) - a princeling
Domitian re-imag(in)ed in a two decades retrospect from the meat of his reign,
and hence a Domitian unlike his former self? So Magi reckoned, and `A´ is thus
pinpointed as the start or finale of some (major? enough to call for massive
sculpture ...) campaign under Domitian's auspices, while `B´ must B [corr.: be] a contemporaneous
resuscitation of an occasion way back in Vespasian'a era - bringing together
father and (second) son. If Nerva displaced the head on Domitian's neck in `A´,
perhaps the dead and damned Domitian
escaped defacement in `B´ precisely because he looks (so) little like Domitian?
[Hervorhebung von mir]".
In seiner Anmerkung 54, schreibt Henderson: "His [das heißt, von Figur 12, des jugendlichen Togatus']
eyes bigger and deeper than the lictors' [das heißt, von Figur 1 and 10 auf Fries
B], his face more individualised than theirs, at least (Simon [1960] 134;
Bonanno [1976] 56)". - Hierbei ist zu beachten, dass Anthony Bonanno
(1976, 56-57) mehr als nur das einzige, von Henderson zitierte, Argument
anführt, das ihn dazu bewogen hat, den Kopf des
jugendlichen Togatus als ein Portrait Domitians anzusehen.
Um diesen Punkt abzuschließen: Ich selbst
frage in diesem Buch, ob Fries B, als er sich noch in situ an dem domitianischen Gebäude befand, zu dem er gehörte,
überhaupt zugänglich für Personen gewesen ist, die ihn hätten beschädigen
können (s.o., Kapitel II.3.2.);
während John Henderson (2003, 246), der davon ausgeht, dass Fries B zugänglich war, fragt, ob der
jugendliche Togatus möglicherweise als Domitian gar nicht erkennbar gewesen ist,
weshalb er deshalb nicht beschädigt worden sei.
Warum
der Kopf des jugendlichen Togatus/ Domitian auf Fries B nicht beschädigt worden
ist
Den
meisten Gelehrten, die bislang die Cancelleriareliefs diskutiert haben, war die
Tatsache unbekannt, dass Nerva (theoretisch) einen Grund hatte, warum er
Domitians Bogen usurpiert hat (vorausgesetzt, diese Hypothese ist wahr), für
den die Cancelleriareliefs geschaffen worden waren: sein Sieg im bellum Suebicum. Für den gesamten, sehr
komplexen, Vorgang; s.o., Kapitel II.3.1.a; II.3.2; II.3.3.a); V.1.c; V.1.i.3.).
Der Statthalter von Pannonien, nicht
Nerva, hatte diese siegreiche militärische Kampagne geleitet, aber weil Nerva
der regierende Kaiser war, wurde dieser Sieg ihm zugeschrieben. Der Statthalter
von Pannonien sandte deshalb Nerva, als Zeichen seines Sieges, einen
Lorbeerkranz nach Rom, den Nerva im späten Oktober oder Anfang November 97 n.
Chr. in einer feierlichen Zeremonie dem Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus
geweiht hat; im Laufe derselben feierlichen Zeremonie auf dem Kapitol hat Nerva
dann Trajan adoptiert, "whom he had previously appointed governor of Upper
Germany, as his son, co-emperor, and successor" (vergleiche J.B. CAMPBELL
1996, 1038-1039; s.o., Anm. 322, in Kapitel II.1.e)). Trajan befand sich zu diesem
Zeitpunkt in Mogontiacum/ Mainz.
Vergleiche hierzu oben, Kapitel II.3.2; und II.3.3.a), sowie unten, Den
vierten Beitrag von Peter Herz in diesem Band ("Wann wurde Trajan von
Nerva adoptiert?"). Vergleiche auch unten, in Band 3-2, in A Study on the consequences of Domitian's
assassination: Nerva is forced to adopt Trajan and Trajan creates Domitian's
negative image to consolidate his own reign ... (`Eine Studie zu den Folgen von Domitians Ermordung: Nerva wird
gezwungen, Trajan zu adoptieren, und Trajan kreiert Domitians negatives Image,
um seine eigene Herrschaft zu konsolidieren ...´).
Als Konsequenz dieser beiden Fakten (Nervas
Sieg im bellum Suebicum und seiner
Adoption Trajans) hat der Senat im November 97 n. Chr. sowohl Nerva, als auch
Trajan, für ihren Sieg im bellum Suebicum,
den Titel Germanicus verliehen;
diesen Titel hat Nerva seiner offiziellen Titulatur hinzugefügt, und auch
Trajan hat ihn akzeptiert.
Meiner
Meinung nach erlaubt diese Abfolge von Ereignissen die Annahme, dass Nerva,
sobald er die Nachricht von seinem Sieg im bellum
Suebicum erfuhr, den Auftrag erteilt hat, das Portrait Domitians auf Fries
A der Cancelleriareliefs in sein eigenes Portrait umzuarbeiten. Wie deutlich
erkennbar ist (vergleiche hier Fig. 1),
ist diese Operation niemals abgeschlossen worden. Das wiederum erlaubt den
weiteren Schluss, dass Nerva irgendwann die Unterbrechung dieser Arbeiten
angeordnet haben muss, möglicherweise an dem Tag, an dem er Trajan adoptiert
hat. Ich schlage des Weiteren vor, dass Nerva schließlich die Zerstörung des
Monumentes angeordnet hat, zu dem die Cancelleriareliefs gehörten. Als
spätesten Zeitpunkt hierfür schlage ich vor, dass dies erfolgt sein wird,
nachdem der Senat, im November 97 n. Chr., ihm (Nerva) und Trajan den Titel Germanicus
zugestanden hatte - für ihren (angeblichen) Sieg im bellum Suebicum, an dem weder Nerva, noch Trajan teilgenommen
hatten (!).
Um
dieses Thema weiter zu verdeutlichen, wiederhole ich im Folgenden einen Text,
der für oben, Kapitel II.3.1.a) Nerva's
victory in the bellum Suebicum
October AD 97) (`Kapitel II.3.1.a)
Nervas Sieg im bellum Suebicum im
Oktober 97 n. Chr.´) geschrieben worden ist:
`Falls
Nerva, als er den Auftrag erteilt hat, das Gesicht Domitians auf Fries A in ein
Portrait seiner selbst umzuarbeiten (vergleiche hier Fig. 1; Figs. 1 und 2
Zeichnung: Figur 6), tatsächlich den Wunsch gehabt haben sollte, auf seinen
Sieg über die Suebi in Pannonien im
Jahre 97 n. Chr. zu verweisen, dann war diese Idee womöglich gar nicht so
extravagant, wie wir vielleicht auf den ersten Blick meinen könnten. Denn,
vorausgesetzt Domitian hätte tatsächlich Fries A in Auftrag gegeben, um, wie
eine Forscherin vorgeschlagen hat [mit Anm. 346], an
seinen eigenen Sieg im Sarmatischen Krieg zu erinnern, den der Kaiser
persönlich in den Jahren 92-93 n. Chr. in Pannonien gegen die Sarmatischen Iazygen,
und ebenfalls gegen die Suebi [mit Anm. 345] erfochten hatte, dann würde Nervas Idee sehr viel verständlicher
werden (s.o., Kapitel II.3.2.)´.
Ich persönlich schlage dagegen vor,
dass Fries A der Cancelleriareliefs Domitians profectio zu seinem (zweiten) Dakischen Krieg im Frühjahr 89 n.
Chr. darstellt (s.u., Appendix IV.d.2.e); Appendix IV.d.2.f). Weiter unten in diesem Kapitel schlage ich vor,
dass die Cancelleriareliefs den Domitiansbogen dekoriert haben könnten, den
Filippo Coarelli (2009b; 2012) an der "Porta principale" (dem
`Haupteingang´) von Domitians Palast auf dem Palatin annimmt. Falls das wahr
sein sollte, und wenn wir gleichzeitig berücksichtigen, dass Kaiser Nerva gleichfalls
in Domitians Domus Augustana
residiert hat, dann wäre es mehr als verständlich, dass er mit einem eigenen Portrait auf Fries A erscheinen
wollte (vergleiche hier Fig. 1,
oder, wenn möglich, auf beiden Friesen ?), die ja - nach dieser Theorie -
immerhin den Bogen am Eingang seines
Palastes zierten. Vergleiche für die Tatsache, dass Nerva in Domitians Palast auf dem Palatin
gelebt hat: Friderike Senkbeil (2022, 242 mit Anm. 1262).
Vergleiche
hier Figs. 8.1; 58, Beschriftungen:
PALATINE; DOMUS AUGUSTANA; "Porta principale"; Arch of Domitian ? /
Cancelleria Reliefs ?
Im
Unterschied zu allen früheren Gelehrten, schlägt Massimo Pentiricci (2009)
Folgendes vor. Die meisten Platten der Cancelleriareliefs (vergleiche hier Figs. 1 und 2 Zeichnung) stammen aus
dem von mir so genannten `Second sculptor's workshop´ (der `zweiten
Bildhauerwerkstatt´), die Filippo Magi (1939; 1945) unter dem
Cancelleriapalast, neben dem Grab des Konsuls Aulus Hirtius, ausgegraben hat.
Zusammen mit den Cancelleriareliefs hat Magi dort Architekturfragmente
angetroffen, die zu einem Bogen gehören. Pentiricci ist der Auffassung, dass
all das ursprünglich aus demselben Kontext stammt, weshalb dieses domitianische
Gebäude, zusammen mit den Cancelleriareliefs, abgerissen worden sein müsse
(vergleiche M. PENTIRICCI 2009, 61 mit Anm. 428-431; S. 62 mit Anm. 440-442, S.
162 mit Anm. 97, S. 204: "§ 3. La ristrutturazione urbanistica in età
flavia (Periodo 3)"; vergleiche S. 204-205: "L'officina marmoraria
presso il sepolcro di Irzio"); s.o., Kapitel I.3.2.), Anm. 297; zu Anm. 261, in Kapitel I.3.2; und
zu Anm. 334, in Kapitel II.3.1.a).
Zu dieser `zweiten
Bildhauerwerkstatt´; s.o., Kapitel I.3.1.);
V.1.a.1.).
Stephanie Langer und Michael Pfanner
(2018, 82), die Massimo Pentiricci (2009) in diesem Zusammenhang nicht
zitieren, sind ebenfalls der Ansicht, dass das Gebäude, zu dem sie gehörten,
zusammen mit den Cancelleriareliefs abgerissen worden sei. Des Weiteren haben
sie bereits vorgeschlagen (wegen anderer Gründe als ich), dass es Nerva gewesen
sein könnte, der die Zerstörung des Gebäudes mit den Cancelleriareliefs in
Auftrag gab; s.o., Kapitel V.1.a); V.1.b); V.1.i.1.).
Meiner
Ansicht nach hat Nerva das Gebäude mit den Cancelleriareliefs zerstören lassen,
weil diese Reliefs nach dem oben erwähnten Senatsbeschluss natürlich auf Fries
A Nerva und Trajan zusammen, in ihrer
gemeinsamen profectio Zeremonie
für das bellum Suebicum hätten
darstellen müssen. Bekanntlich sind aber die Marmorplatten der
Cancelleriareliefs viel zu dünn, als dass eine größere Veränderung möglich
gewesen wäre, zum Beispiel die zusätzliche Reliefdarstellung eines zweiten
Kaisers, neben dem Domitian/ Nerva auf Fries A, zum Beispiel zwischen Minerva
und Domitian/ Nerva (hier Fig. 1; Figs.
und 2 Zeichnung: Figur 5 und 6);
vergleiche hierzu oben, Kapitel II.3.2.
Bei dem Versuch herauszufinden, was
tatsächlich nach Domitians Ermordung mit den Cancelleriareliefs geschehen ist,
müssen wir berücksichtigen, dass das Gebäude selbst, nicht nur die Reliefs
(siehe dazu unten), womöglich noch gar nicht fertiggestellt war. An diesem
Gebäude sind die Marmorplatten der Cancelleriareliefs befestigt, und in situ skulptiert worden (auch die
zweite Phase der Überarbeitung dieser Reliefs; siehe dazu unten, und oben, in
den Kapiteln II.1.d; II.4.). Um diesen Punkt weiter zu
erläutern, folgt hier eine weitere Textpassage aus oben, Kapitel II.3.1.a):
`Nervas
Sieg im bellum Suebicum im Oktober 97
n. Chr. ...
`Pfanner
(1981, 516-517 mit Anm. 13-16, "Das Schicksal der Reliefs", wörtlich
zitiert oben, in Anm. 318, in Kapitel II.1.d)) hat bewiesen, dass Domitians
Gesicht auf Fries A der Cancelleriareliefs [hier Fig. 1; Figs. und 2 Zeichnung: Figur 6] in ein Portrait Nervas
umgearbeitet worden ist, als sich dieser Fries noch in situ an seinem domitianischen Gebäude befunden hat. Domitian
wurde am 18. September 96 n. Chr. ermordet. Wie wir bereits erfahren haben
(s.o., im Kapitel II.3.2.), weihte
Nerva Ende Oktober oder Anfang November 97 n. Chr. jenen Lorbeerkranz dem
Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus auf dem Kapitol, der ihm, als Zeichen
seines Sieges über die Suebi, aus
Pannonien geschickt worden war - jenes Sieges, für den Nerva, zusammen mit
Trajan, den Title Germanicus
verliehen bekommen sollte. Wenn wir diese Fakten kombinieren, scheint es
vernünftig anzunehmen, das dieser Bogen Domitians, zum Zeitpunkt von Nervas
Sieg im Oktober 97, Domitians Ermordung bereits um mehr als 13 Monate
`überlebt´ hatte. Falls das der Fall gewesen ist, dann können wir weiter
mutmaßen, dass dieser Bogen wieder zur Baustelle geworden ist - und zwar als
Folge von Nervas Entscheidung, dieses Bauwerk in eines umzuwandeln, das seinen
eigenen Sieg verherrlichen sollte.
Vielleicht können wir diesen
Gedanken sogar noch weiter `spinnen´. Wenn wir bedenken, dass die
Cancelleriareliefs noch nicht fertiggestellt waren, als Domitian starb (ihnen
fehlt an vielen Stellen das letzte finish),
dann erlaubt diese Beobachtung vielleicht die Schlussfolgerung, dass es sich
bei diesem Ort seit Domitians Tod um eine verlassene Baustelle gehandelt hat´.
Auch Giandomenico Spinola schreibt,
s.u., im Beitrag von Giandomenico Spinola
in diesem Band, dass seiner Meinung nach das Gebäude, zu dem die
Cancelleriareliefs gehört haben, zu Lebzeiten Domitians noch nicht
fertiggestellt worden war.
Vergleiche für die Tatsache, dass
viele Teile der Cancelleriareliefs noch nicht ihr final finish erhalten hatten, außerdem, s.o., Anm. 135-137, in Kapitel I.1.;
Kapitel II.1.b); Anm. 340 in Kapitel II.3.1.a);
und Kapitel V.1.i.1.).
Da ich
das, was oben gesagt wurde, für möglich halte, schlage ich in diesem Buch vor,
dass das Portrait Domitians / des jugendlichen Togatus auf Fries B (hier Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 12),
einfach deshalb überlebt hat, weil es der Öffentlichkeit gar nicht zugänglich
war bis zu dem Zeitpunkt, als das gesamte Gebäude, zusammen mit den
Cancelleriareliefs, zerstört wurde. - Was meiner Meinung Nerva in Auftrag
gegeben hat; s.o., Kapitel II.3.2.
Falls all das wahr sein sollte, dann
befinden wir uns heute nur deshalb in der privilegierten Lage, diese Friese
überhaupt studieren zu können, dank der oben vermuteten Entscheidungen Nervas
im Jahre 97 n. Chr., und den glücklichen Umständen, dass die Cancelleriareliefs
in den 1930er Jahren wiedergefunden wurden, heute noch vorhanden sind, sowie,
dass Filippo Magi (1939; 1945) sie so vorbildlich publiziert hat.
Wenden
wir uns nun dem `topographischen Kontext´ zu, welcher der Darstellung auf
Fries B
zu Grunde liegt, der Porta Capena in der
Servianischen Stadtmauer
Meiner Meinung nach
ist der junge Caesar Domitian auf Fries B (hier Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 12) dargestellt, wie er, in
der 1. Hälfte des Monats Oktober 70 n. Chr., in seiner Eigenschaft als praetor urbanus, den neu gewählten
Kaiser Vespasian in einer adventus Zeremonie an Roms heiliger Stadtgrenze, dem Pomerium, in Empfang nimmt. Domitian
hatte die Magistratur praetor
urbanus consulari potestate seit dem 1. Januar 70 n. Chr. inne (s.o.,
Kapitel V.1.i.3.)).
Aber mit dem Thema adventus Vespasians, so wie es nach
Domitians Wünschen auf Fries B dargestellt werden sollte, waren zwei Probleme
verbunden: der praetor urbanus (das
heißt, Domitian) konnte in dieser Eigenschaft nur innerhalb des Pomeriums der Stadt Rom tätig werden,
hinzu kommt, dass wir wissen, dass Vespasian zu diesem Zeitpunkt mit dem Senat
verhandelte, damit ihm dieser für seine Siege im Großen Jüdischen Krieg einen
Triumph gewähre. Von diesem Krieg kam Vespasian gerade zurück (nach seinem
Aufenthalt in Alexandria). Für Vespasians Motivation, sich aus Judaea nach Alexandria zu begeben, und
für seine dortigen Aktivitäten; s.u., Kapitel The visualization of the results of this book on Domitian on our maps
(`Die Visualisierung der Resultate dieses
Buchs über Domitian auf unseren Karten´); vergleiche auch unten, Appendix II.a).
Vespasians Wunsch, einen Triumph zu
feiern, bedeutete (theoretisch) seinerseits, dass es Vespasian nicht erlaubt
war, das pomerium Roms zu
überschreiten, die heilige Grenze der Stadt, solange ihm der Senat diesen
Triumph nicht gewährt haben würde. Wir wissen auch, dass der Senat Vespasian
(Titus, und Domitian !) das Privileg,
einen Triumph feiern zu dürfen, erst am Morgen ihres Triumphzuges zugestehen
würde, das heißt, im Juni 71 n. Chr. (!).
In diesem speziellen Fall verlieh
der Senat den drei Männern drei separate Triumphe (so Josephus, BJ 7,5,3) - Vespasian und Titus für ihre
Siege im Großen Jüdischen Krieg - und
Domitian für seine gleichzeitigen Aktionen in Rom (und/ oder für sein
militärisches `Abenteuer´ in Gallien und Germanien im
Jahre 70 n. Chr. ?). Aber Vespasian, Titus und Domitian entschlossen sich, nur
einen, gemeinsamen Triumph zu feiern: das geschah im Juni 71 n. Chr.;
s.o., Kapitel III., mit Anm. 458,
mit Bibliographie; oben, Kapitel V.1.i.3.);
V.1.i.3.a); und unten, in Appendix I.c). - Für Domitians
militärisches `Abenteuer´ in Gallien and Germanien im Jahre 70 n. Chr.; s.o.,
Kapitel I.1.; I.2, Anm. 229; 230, Anm. 458 in oben, Kapitel III. und V.1.i.c.3.),
sowie unten, in Appendix I.c).
Nach dem oben
Gesagten wurde meiner Meinung die Szene, die wir auf Fries B sehen, mit Absicht
an die heilige Grenze Roms, das Pomerium,
verlegt. Der Genius Populi Romani
(hier Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung:
Figur 13), der mit Domitian (zur Porta
Capena in der Servianischen Stadtmauer) gekommen ist, um Vespasian in
dieser adventus Zeremonie in Empfang
zu nehmen, und der, auf diesem Relief nicht zufällig zwischen Vater und Sohn erscheint, setzt deshalb seinen linken Fuss
auf einen cippus, welcher die Linie
des Pomeriums markieren muss. Indem
der Künstler diesen Pomeriums-cippus innerhalb seiner Komposition
genau an dieser Stelle platzierte, hat er die Areale domi (auf der linken Seite des Reliefs) und militiae (auf der rechten Seite des Reliefs) von einander getrennt,
und zwar aus folgenden Gründen.
Domitian in Amtsausübung seiner
Magistratur praetor urbanus, und, aus
Prinzip, dem Genius
Senatus, dem Genius Populi
Romani, und gleichfalls der Stadtgöttin Dea
Roma, war es nicht erlaubt, die Stadt Rom zu verlassen (das heisst, das
Areal domi), weshalb alle vier auf dieser Seite des Frieses B erscheinen (hier
Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figuren 2; 11; 12; 13). Der Grund
hierfür war, dass die Konstruktionen der beiden Genien (des Senats und des
römischen Volkes) und der Göttin Roma so beschaffen waren, dass alle drei
innerhalb der heiligen Stadtgrenze Roms, dem Pomerium, verbleiben mussten.
Außerhalb der Stadt
Rom (das heißt im Areal militiae)
sehen wir dagegen auf Fries B den heimkehrenden siegreichen General Vespasian
(hier Fig. 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung:
Figur 14), dem es augenblicklich noch nicht erlaubt ist, dieses Areal zu
verlassen (nämlich die Stadt Rom zu betreten, das heisst, das Areal domi). Und weil wir wissen, dass sich
Vespasian der Stadt Rom auf der Via Appia
genähert hatte, ist die Darstellung auf Fries B der Cancelleriareliefs
offensichtlich so gemeint, dass sich Vater und Sohn an der Porta Capena der Servianischen Stadtmauer treffen (hier Figs. 58; 71), obwohl das Stadttor
selbst nicht dargestellt ist. Für eine Diskussion aller Aspekte der
Cancelleriareliefs; s.o., Kapitel I.-VI.;
sowie unten, Den Beitrag von Giandomenico
Spinola in diesem Band.
Ich selbst folge Giandomenico Spinolas gesamter
Interpretation von Fries B der Cancelleriareliefs und wiederhole hier deshalb
eine Textpassage, die für Kapitel III. geschrieben
wurde; vergleiche zum Folgenden unten, Den
Beitrag von Giandomenico Spinola in diesem Band:
`Spinolas
Beitrag zu unseren früheren Erkenntnissen besteht in folgender Beobachtung. Er
hat mich auf die mögliche Bedeutung der Geste hingewiesen, die Vespasian auf
Fries B mit seiner rechten Hand ausführt. Der Kaiser hebt sie und legt sie auf
die linke Schulter des vor ihm stehenden jugendlichen Togatus [in Wirklichkeit
berührt Vespasian die Schulter des jungen Mannes gar nicht, aber aus der
Entfernung sieht es so aus] ... Da Spinola voraussetzt, dass Fries B das
originale Portrait dieses Kaisers zeigt, und deshalb Vespasian und Domitian,
glaubt er, dass Vespasians Geste meine, dass er auf diese Weise die
(zukünftige) Herrschaft über das römische Weltreich auf seinen jüngeren Sohn
Domitian überträgt. Was, falls das der Wahrheit entspricht, bedeuten würde,
dass Fries B nicht nur den genauen Moment der Einsetzung von Kaiser Vespasian
selbst zeigt - wie schon früher von vielen Gelehrten beobachtet worden ist -
sondern gleichzeitig die (zukünftige) Einsetzung, oder die
"legittimazione" (so Spinola) von Domitian als Kaiser
[Hervorhebung von mir]´.
Und weil ich Giandomenico Spinolas soeben zitierter Interpretation von
Fries B der Cancelleriareliefs folge, schlage ich in diesem Buch vor, für
welches Gebäude Domitian seine
Cancelleriareliefs in Auftrag gegeben haben könnte.
Die Punkte 1.)
- 5.), die im Folgenden diskutiert
werden sollen, sprechen meines Erachtens dafür, dass die Cancelleriareliefs einen der beiden Bögen Domitians auf dem Palatin
dekoriert haben können.
1.) wegen der Datierung
(`spätdomitianisch´), die für die Cancelleriareliefs vorgeschlagen wird, und/ oder
weil einige Gelehrte vorschlagen, dass die Werkstatt der Cancelleriareliefs
auch in Domitians Palast auf dem Palatin tätig war und auf Domitians Forum/ Forum Nervae/ Forum
Transitorium (im Folgenden `Domitians Forum´
genannt).
Domitians
Palast auf dem Palatin wurde 81 nach Chr. begonnen und um 92 n. Chr. fertig
gestellt; vergleiche John Pollini (2017b, 120) und Françoise Villedieu (2009,
246), diskutiert oben, in Kapitel V.1.i.3.b);
Abschnitt III.
Hans Wiegartz (1996, 172, wörtlich
zitiert unten, im Appendix IV.d.2.a)),
war der Ansicht, dass die Skulpturenausstattung von Domitians Forum und die Cancelleriareliefs
gleichzeitig entstanden sind.
Giandomenico Spinola war so
freundlich mir mitzuteilen, dass die Cancelleriareliefs (hier Figs. 1; 2) seiner Meinung nach
spätdomitianisch datierbar sind (s.o., zu Anm. 75, in
Kapitel I.1., vergleiche auch unten, Den Beitrag von Giandomenico Spinola in
diesem Buch).
Pierre Gros (2009, 106-107, der P.
GROS 2004 zitiert) schlägt vor, dass Domitians Architect Rabirius, der seinen
Palast auf dem Palatin erbaute, gleichzeitig Domitians Forum errichtet habe; siehe dazu unten, in Appendix IV.d.2.a); Appendix
IV.d.2.f). Gros (2009, 106-107) berichtet außerdem, dass, als Ergebnis der
neuen Ausgrabungen von Domitians Forum, wofür er Eugenio La Rocca (1998a, 1-12)
zitiert, "Le ricerche recenti hanno messo in evidenza tre fasi diverse di
un cantiere che, cominciato nell'84, durò più di un decennio ..." (`die
neuen Untersuchungen haben drei Bauphasen des Forums erkennen lassen, beginnend 84 n. Chr., hat die Bauzeit mehr
als ein Jahrzehnt gedauert´). Diese Textpassage ist ausführlicher zitiert und
diskutiert unten, in Appendix IV.d.2.a).
Klaus Stefan Freyberger (2018, 97;
s.o. im Kapitel V.3.) stellt fest,
das die Fragmente von Bauornamentik, die zusammen mit den Cancelleriareliefs
gefunden wurden (hier Figs. 1; 2),
von einer spätdomitianischen Werkstatt skulptiert wurden, die auch in Domitians
Palast auf dem Palatin, der Domus
Augustana, tätig war. Außerdem vergleicht Freyberger (2018, 97), wegen
stilistischer Ähnlichkeiten, den Architravblock mit der Inschrift PP FECIT (CIL VI, 40543), der zusammen mit den
Cancelleriareliefs gefunden wurde, mit Le
Colonnacce in Domitians Forum (vergleiche
hier Fig. 49). - Darauf werde ich
unten noch einmal zurückkommen.
Für eine Diskussion; s.o., Kapitel VI.3. Summary of my own hypotheses
concerning the Cancelleria Reliefs presented in this Study; Addition: My own tentative suggestion, to
which monument or building the Cancelleria Reliefs may have belonged, and a
discussion of their possible date.
(`Zusammenfassung meiner eigenen Hypothesen
bezüglich der Cancelleriareliefs, die in dieser Studie zur Sprache kommen; Zusatz: Mein Vorschlag, zu welchem Monument
oder Gebäude die Cancelleriareliefs gehört haben können, mit einer Diskussion
ihrer möglichen Datierung´).
Vergleiche die neueste Literatur zum
Palast des Domitian auf dem Palatin: Siehe die letzte, posthum (2020)
erschienene Publikation zu diesem Thema von Ulrike Wulf-Rheidt (21. Dezember
1963 - 13. Juni 2018). Vergleiche auch Aurora Raimondi Cominesi and Claire
Stocks (2021); Natascha Sojc (2021); und Aurora Raimondi Cominesi (2022). Hans
Rupprecht Goette danke ich für die Übersendung des Artikels von Wulf-Rheidt
(2020).
2.) Die Darstellung der Piroustae (hier Fig. 49) in Domitians Forum liefert das Datum für die
Entstehung der Cancelleriareliefs (das heißt: `nach 89 n. Chr.´).
Die
Darstellung der Piroustae in
Domitians Forum (hier Fig. 49) hilft:
a) bei der Datierung der skulpturalen Ausstattung des Forums selbst; und -
b) weil dieselbe Werkstatt auch die Cancelleriareliefs anfertigte
(s.o., zu Punkt 1.)), erlaubt diese Tatsache den Schluss, dass Domitian (jetzt
Nerva) auf Fries A der Cancelleriareliefs (hier Fig. 1) dargestellt ist, wie er im Frühjahr des Jahres 89 n. Chr.
zu seinem (zweiten) Dakischen Krieg aufbricht. Domitian beendete diesen Krieg
mit einem Sieg, den er im November/ Dezember 89 mit einem Triumph in Rom `über
die Chatti und die Daker´ feierte.
- Wenn
das der Fall ist, dann kann man diese Tatsache als terminus post quem für die Realisierung der Cancelleriareliefs
werten.
Vergleiche unten, Appendix IV.d.2.f) Domitian's choice to
represent the Piroustae (cf. here Fig.
49) in his Forum/ Forum Nervae/ Forum Transitorium and the date of the Cancelleria Reliefs.
(`Domitians Entscheidung, die Piroustae (vergleiche hier Fig. 49) in seinem Forum/
Forum Nervae/ Forum Transitorium darstellen zu lassen und die Datierung der Cancelleriareliefs´).
Vergleiche für Domitians Krieg im
Jahre 89 n. Chr.: Peter L. Viscusi (1973, 58-60), wörtlich zitiert und
diskutiert oben, im Kapitel Preamble:
Domitian's negative image; Section I.
`The intentional creation of Domitian's negative image´, here presented by
discussing relevant text passages from Markus Handy ("Strategien zur
Legitimierung der Ermordung des Domitian", 2015) and from Peter L. Viscusi
(Studies on Domitian, 1973).
(`Preambel: Domitians negatives Image; Abschnitt I. `Die absichtliche Kreierung von Domitian's negativem Image´, hier
präsentiert anhand der Diskussion relevanter Textpassagen aus Markus Handy
("Strategien zur Legitimierung der Ermordung des Domitian", 2015) und
aus Peter L. Viscusi (Studies on Domitian, 1973)´).
Fig. 49. Rom, Forum Domitians/Forum Nervae/
Forum Transitorium, Detail des einzig
erhaltenen Teils der Portikus auf der Südostseite des Forums, der Le Colonnacce
genannt wird. Photo: Mit freundlicher Genehmigung von F.X. Schütz (März 2006).
Marmorrelief einer weiblichen Figur der
Attikazone von Le Colonnacce. Photo:
Mit freundlicher Genehmigung von H.R. Goette (Mai 2012).
Früher wurde diese Figur mit Minerva
identifiziert, bis H. Wiegartz (1996) erkannt hat, dass es sich um die
allegorische Darstellung eines Volksstamms handelt, wobei ursprünglich insgesamt
42 derartige Figuren von gentes
dieses Forum dekoriert hätten.
Wiegartz erkannte, dass es sich in diesem Fall um die Darstellung der Piroustae handelt, da er eine Replik
dieser Figur im Sebasteion von Aphrodisias
entdeckt hatte, wo sie als `Piroustoi´
beschriftet ist (vergleiche hier Fig. 50).
Die Piroustae/
Piroustoi waren ein Volksstamm aus Illyrien (sie werden auch als dalmatischer
und als pannonischer Volksstamm bezeichnet), der in jenem Teil der römischen
Provinz Illyricum lebte, der, nach der Teilung dieser Provinz (die
wahrscheinlich 9 n. Chr. erfolgt ist), die römische Provinz Dalmatien werden
sollte.
Fig. 50. Aphrodisias, Sebasteion, entstanden in iulisch-claudischer Zeit. Marmorrelief,
das denselben Volksstamm darstellt wie das Relief von Le Colonnacce (hier Fig. 49). In der zugehörigen Inschrift wird
diese Figur als `Piroustoi´
bezeichnet. Photo: Mit freundlicher Genehmigung der Ausgrabungen von
Aphrodisias (G. Petruccioli).
Mein
Dank gilt Amanda Claridge, Hans Rupprecht Goette, Peter Herz, Eugenio La Rocca,
Stefan Pfeiffer, Franz Xaver Schütz, Rose Mary Sheldon und Bert Smith, deren
`konzertierte Aktionen´ - während der Pandemie, als alle Bibliotheken
geschlossen waren - mir geholfen haben, dieses sehr komplexe Thema zu
verstehen.
Die entsprechenden Recherchen
begannen damit, dass ich eine Bemerkung der Militarhistorikerin Rose Mary
Sheldon (2007, 199) gelesen habe, die sich die Frage gestellt hat, welchen
Effekt Hadrians Unterdrückung der Bar Kochba Revolte auf ihn selbst gehabt haben mag. Ich habe diese
Frage weiter verfolgt, was den unvorhergesehenen Effekt hatte, dass ich diesem
Buch eine detaillierte Studie zu Domitians Bauprojekten in Rom hinzugefügt
habe.
Vergleiche unten, Appendix IV.c.2.); und Appendix IV.d) The summary of the research
presented in Appendix IV. has led to a summary of Domitian's building projects
at Rome.
(`Die Zusammenfassung der Forschungen, die in
Appendix IV. präsentiert wird, führte zu einer Zusammenfassung von Domitians
Bauprojekten in Rom´). - Darauf werde ich unten noch einmal zurückkommen.
Der Grund war, dass ich begonnen
habe, die Reliefs mit allegorischen Darstellungen von `Völkern´ zu studieren,
welche die Portiken des Hadrianeums
(hier Fig. 48) dekoriert haben, und
die Marina Sapelli (1999) als Darstellungen von `provinciae fideles´ (`treuen Provinzen´) interpretiert hat. Diese
Reliefs haben mich zu Domitians Forum
geführt.
Als ich den Romführer von Amanda Claridge
(2010, 174-175) zu Rate zog, fand ich eine bedeutende Erkenntnis, für die sie
selbst aber nicht die Quelle zitiert hat : In Le Colonnacce, in Domitians Forum "On the attic storey the
surviving sculptured panel in the recess shows a helmeted [Seite 175] female carrying
a shield, recently recognized (thanks to a labelled version found at Aphrodisias
in Turkey) as the personification of the Piroustae,
a people of the Danube" (`In der Attikazone von Le Colonnacce in Domitians Forum
hat sich ein Relief erhalten, das eine weibliche Gestalt mit einem Helm und
einem Schild darstellt (dank einer mit einer Inschrift versehenen Version
dieser Figur, die in Aphrodisias in der Türkei gefunden wurde [vergleiche hier
Fig. 50]) ist diese Figur als Personifikation der Piroustae identifiziert worden, einem Volk, das an der Donau
lebte´).
Als ich
Amanda um Rat fragte, glaubte sie, diese Hypothese in einer Publikation von
R.R.R. Smith gefunden zu haben, und schickte mir, von sich aus, R.R.R. Smiths
Artikel ("Simulacra Gentium: The
Ethne from the Sebasteion at Aphrodisias", 1988), in welchem, wie auch Amanda
selbst wußte, die Piroustae aber gar
nicht erwähnt werden. In seinem Buch über die Flavier (2009, 61-62), erwähnt
auch Stefan Pfeiffer die Piroustae
(hier Fig. 49), er zitiert aber Hans
Wiegartz für diese Identifizierung, allerdings ebenfalls, ohne die entsprechende
Publikation zu zitieren. Leider konnte ich nicht mehr Hans Wiegartz (23. Januar
1936 - 27. März 2008) selbst um Rat fragen, weil er schon lange zuvor
verstorben war.
Diese allegorischen Darstellungen von
`Völkern´ in Domitians Forum (vergleiche
hier Fig. 49), von denen es nach Hans Wiegartz (1996) ursprünglich 42 in diesem
Forum gegeben hat, symbolisieren,
nach Ansicht von Stefan Pfeiffer (2009, 61-62), `Domitians
"Sieghaftigkeit", eine Eigenschaft des Kaisers, die ihrerseits Roms
Reichtum garantierte´, wie Pfeiffer schreibt. Pfeiffer's entsprechende
Textpassage ist in ausführlicherer Form unten als Motto von Appendix IV.d.2.e) zitiert. In einem
anderen Zusammenhang hat Pfeiffer (2018, 189; s.o., im Kapitel I.2.1.a)), im Zusammenhang seiner
Analyse der Themen von Domitians Selbstdarstellung, erklärt, was er mit
"Sieghaftigkeit" meint: "1. It was a key issue for Domitian to
show his virtus militaris and his
victoriousness [mit Anm. 85, wo er
Literatur zitiert]" (`1. Für
Domitian war von größter Bedeutung, seine virtus
militaris und seine Sieghaftigkeit zu zeigen´). Demnach behauptete Domitian
in seinen Selbstdarstellungen, die Eigenschaft `invincibility´
(`Unbesiegbarkeit´) zu besitzen.
Für eine detaillierte Diskussion,
siehe unten, Appendix IV.d.2.a). -
Auch darauf werde ich unten noch einmal zurückkommen.
Auf meine Bitte hin,
hat mir Stefan Pfeiffer freundlicherweise das Zitat `Hans Wiegartz
("Simulacra Gentium auf dem Forum Transitorium", 1996)´ geschrieben,
aber da von allen Artikeln der Zeitschrift Boreas
ausgerechnet dieser Beitrag nicht im Internet verfügbar ist, war Hans Rupprecht
Goette so freundlich, mir, von sich aus, diesen Aufsatz von Wiegartz zu
schicken (!). Außerdem darf ich hier mit dem freundlichen Einverständnis von
Franz Xaver Schütz eine seiner Photographien von Le Colonnacce veröffentlichen (vergleiche hier Fig. 49).
Und da inzwischen
Pierre Gros (2009, 106-107) zu der alten Auffassung zurückgekehrt war, dass das
`Piroustae Relief´ in Domitians Forum statt dessen Minerva darstellt,
eine Auffassung, mit der er (angeblich) Maria Paola Del Moro (2007) folgt, habe
ich auch die übrigen oben genannten Gelehrten um Hilfe gebeten. Wie ich erst
sehr viel später feststellen sollte, hat Pierre Gros (2009, 107), der für diese
Meinung: "(Del Moro 2007b [das heißt, hier M.P. DEL MORO 2007]. S.
178-187)" zitiert, irrtümlich behauptet, dass es Del Moro (2007) gewesen
sei, die das `Piroustae Relief´ (hier
Fig. 49) wieder mit Minerva
identifiziert habe.
Hans Rupprecht Goette schickte mir
daraufhin, von sich aus, sein Photo der allegorischen Darstellung der Piroustae in Le Colonnacce in Domitians Forum
(hier Fig. 49), das ich hier mit
seinem freundlichen Einverständnis publizieren darf. Hans schickte mir außerdem
ein Literaturzitat bezüglich der Piroustoi
im Sebasteion von Aphrodisias
(vergleiche hier Fig. 50), und zwar:
R.R.R. Smith (Aphrodisias VI. The Marble
reliefs from the Julio-Claudian Sebasteion, 2013), sowie ein Photo der Piroustoi. Ich kannte natürlich dieses
Relief des Sebasteions (hier Fig. 50), hatte aber bis zu diesem
Zeitpunkt selbst noch nicht bemerkt, dass dieses Relief und das der Piroustae in Domitians Forum (hier Fig. 49) (zugegebenermaßen etwas verschiedene) Kopien desselben
Prototyps sind (!).
Weil ich wissen wollte, wer das zuerst bemerkt hatte, und weil Pierre Gros (2009, 106-107) inzwischen das `Piroustae Relief´ (hier Fig. 49) wieder als Darstellung der
Minerva identifiziert hatte, bat ich R.R.R. Smith um Rat. Bert Smith schrieb
mir, dass es Hans Wiegartz (1996) gewesen sei, der beide Reliefs als
allegorische Darstellung des Volkes der Piroustae/
Piroustoi identifiziert hat, eine
Tatsache, auf die auch er selbst hingewiesen hat; vergleiche Smith (2013, 91
Anm. 50). Bert erklärte mir in seiner Email außerdem, dass, auf Grund ikonographischer
Besonderheiten, das Relief in Domitians Forum
unter keinen Umständen Minerva darstellen kann. Mit Berts freundlichem
Einverständnis publiziere ich hier seine Email als ("The first Contribution by R.R.R. Smith on the iconography of the
representation of the Piroustae at Le
Colonnacce in Domitian's Forum/ Forum Nervae/ Forum Transitorium") (`Der
erste Beitrag von R.R.R. Smith zur Ikonographie der allegorischen Darstellung
der Piroustae in Le Colonnacce von Domitian's Forum/ Forum Nervae/ Forum Transitorium´). Bert Smith schickte mir außerdem, von sich
aus, die entsprechenden Passagen seiner Publikation aus dem Jahre 2013, sowie
eine Photographie der Piroustoi im Sebasteion (hier Fig. 50), die ich mit seinem freundlichen Einverständnis hier
publizieren darf.
Vergleiche unten, im Appendix IV.d.2.a) Who invented this
iconography of defeated and pacified `nations´ and what does it mean? With The
first Contribution by R.R.R Smith.
(`Wer hat diese Ikonographie der besiegten und
befriedeten `Nationen´ erfunden, und was bedeutet sie ? Mit Dem ersten
Beitrag von R.R.R. Smith´).
In diesem Kapitel werden die
Publikationen von R.R.R. Smith (1988 und 2013) diskutiert, in denen er alle
allegorischen Darstellungen von `nationes´
untersucht hat, beginnend mit denen des Pompeius Magnus in seinem Theater in
Rom, aber auch denen der Porticus ad
Nationes des Augustus in Rom, sowie denen, die von den `nationes´ der Porticus ad Nationes des Augustus abgeleitet worden sind: Die
sogenannten ethne des Sebasteions in Aphrodisias (hier Fig. 50), die `Provinzen´ des Hadrianeums in Rom (hier Fig. 48), und die `Völker´ von
Domitians Forum (hier Fig. 49). Nach R.R.R. Smith (2013, 119)
kann Domitians Forum mit seinen 42
Darstellungen von `Völkern´, als
"... another porticus ad
nationes" (`eine zweite Porticus
ad Nationes´) angesehen werden. Womit, wenn das den Tatsachen entsprechen
sollte, Domitians Forum auf diese
Weise bewußt auf die Porticus ad Nationes
des Augustus bezogen wäre; vergleiche Smith (1988, 71-72; ders. 2013, 114-118).
Vergleiche auch unten, Appendix IV.d.2.b;
und Appendix IV.d.2.f). Darauf werde
ich später noch einmal zurückkommen.
In diesem Zusammenhang sollten wir drei sehr
bemerkenswerte Fakten bei unseren Überlegungen mit berücksichtigen:
a) von den 42 allegorischen Darstellungen von `Völkern´, welche
Domitians Forum ursprünglich geschmückt hatten, befindet sich nur noch eine in situ, die Darstellung der Piroustae (hier Fig. 49), und b), wie Hans Wiegartz (1996)
beobachtete, genau diese Darstellung ist auch im Sebasteion von Aphrodisias erhalten geblieben (hier Fig. 50). Im Sebasteion bestehen diese insgesamt 50 Darstellungen von ethne jeweils aus zwei separaten Blöcken
(Figur und Inschrift), weshalb wir versucht sein könnten zu bezweifeln, dass
der untere Block mit der Inschrift `Piroustoi´,
mit der richtigen weiblichen Figur (auf dem oberen Block) kombiniert worden
ist. Aber das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Ich zitiere deshalb im
Folgenden vorab eine Textpassage, die für unten, Appendix IV.d.2.c) geschrieben worden ist, und die c)
beweist, dass diese weibliche Gestalt von Wiegartz berechtigterweise mit dem
`Volk´ namens Piroustoi/ Piroustae identifiziert worden ist:
`Dass der Statuentyp, den diese
beiden Reliefs kopieren [das heißt, hier Figs.
49; 50] tatsächlich die Piroustae
darstellt, ist sicher, weil die Künstler des Sebasteions auch das Relief selbst mit dem Namen dieses Volkes
beschriftet hatten, um sicher zu gehen, die richtige Figur mit jener Basis mit
der Inschrift zu kombinieren, welche diese weibliche Gestalt als Darstellung
der Piroustoi identifiziert;
vergleiche R.R.R. Smith (2013, 90, 118)´.
Kehren
wir nun zu einer Zusammenfassung von unten, Appendix
IV.d.2.b) zurück.
R.R.R.
Smith (1988, 58 mit Anm. 18) schreibt, dass die Darstellungen der `Völker´ im Sebasteion in Aphrodisias, unter anderem
der Piroustae, mit den entsprechenden
Siegen des Augustus erklärt werden können: Die Darstellung der Piroustae zum Beispiel beziehe sich auf
die Kriege in dieser Gegend von 13-9 v. Chr. und von 6-8 n. Chr. In seiner
Anmerkung 18, erwähnt Smith die entsprechenden antiken Schriftquellen:
"... Piroustae ... - RG [Res
Gestae, Tatenbericht des Augustus]
26-7 and 30". Nota bene, Augustus (RG
[Res Gestae, Tatenbericht des Augustus] 26-27, 30) erwähnt die Tatsache, dass er
das Gebiet, wo die Piroustae lebten,
in das Imperium Romanum integriert habe: er schreibt, dass diese Siege von
Tiberius erfochten worden seien, aber er erwähnt nicht die Volksstämme, die
dort lebten.
Vergleiche
R.R.R. Smith (2013, 91, n. 44) für
die Tatsache, dass Tiberius erst dann die Piroustae
hatte besiegen können, "when they were "almost entirely exterminated [my
emphasis]" (`als sie fast
vollständig ausgerottet waren´) (!):
"On Tiberius and the Pirousti in AD 6–9, the Tiberian historian,
Velleius Paterculus (2.115.2-4) writes: `… This campaign brought the
momentous war to a successful conclusion; for
the Perustae and Desiadates, Dalmatian tribes, who were almost unconquerable on
account of the position of their strongholds in the mountains, their warlike
temper, their wonderful knowledge of fighting, and, above all, the narrow
passes in which they lived, were then at last pacified, not now under the mere
generalship, but by the armed prowess of Caesar [das heißt, Tiberius] himself, and then only when they were
almost entirely exterminated´ (2.115.4, transl.[ation] F. W. Shipley, Loeb
1924) [Hervorhebung von mir]".
Und weil
Pierre Gros (2009, 106-107) (irrtümlich) behauptet hat, dass Maria Paola del
Moro die Piroustae (hier Fig. 49) wieder mit Minerva
identifiziert habe, bat ich auch Eugenio La Rocca um Hilfe, der so freundlich
war, mir den entsprechenden Artikel von Maria Paola del Moro zu schicken. Del
Moro (2007) sagt in ihrem Artikel keineswegs, dass das `Piroustae Relief´ (hier Fig.
49) Minerva darstellt. Sie hat statt dessen die entsprechenden
Beobachtungen von Wiegartz (1996) weiter unterstützt: in ihren Ausgrabungen auf
Domitians Forum, die sie im Jahr 2000
durchführte, fand sie nämlich Fragmente von einigen weiteren, sehr ähnlichen
allegorischen Darstellungen von `Völkern´.
Mit der
sehr willkommenen Unterstützung von Franz Xaver Schütz und Rose Mary Sheldon
konnte ich dann die Kriege des Augustus und Trajan auf dem Balkan, sowie
Hadrians dortige Aktivitäten studieren, was in meinem Fall nötig war, um die
dort geführten Kriege Domitians überhaupt verstehen zu können.
Für Hadrians soeben erwähnte
Aktivitäten auf dem Balkan; vergleiche unten, zu The third Contribution by Peter Herz
: Der Übergang von Trajan auf Hadrian und das erste Regierungsjahr
Hadrians (`Der dritte Beitrag von
Peter Herz in diesem Band´).
Franz unternahm eine spezielle
Recherche im Internet bezüglich der allegorischen Darstellung des Volksstamms
der Piroustae auf Domitians Forum (hier Fig. 49) und fand obendrein folgende diesbezügliche Publikationen
im Internet, die sich für das
Verständnis der Gestaltung von Domitians Forum
als von entscheidender Bedeutung erweisen sollten.
Vergleiche Carl Patsch
("Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen
Provinz Dalmatien, 1899; unter anderem zu dem primus pilus Statius Marrax, der von Domitian hoch ausgezeichnet
worden ist), Géza Alföldy ("Einheimische Stämme und civitates in Dalmatien
unter Augustus", 1963), Dragana Grbić ("Augustan Conquest of the
Balkans in the light of triumphal monuments", 2011), und Alfred Hirt
("Dalmatians and Dacians - Forms of Belonging and Displacement in the
Roman Empire", 2019). Da ich Rose Mary Sheldon bezüglich des primus pilus Statius Marrax um Rat
gefragt hatte, wies sie mich auf eine Publikation hin, in der die entsprechende
Inschrift diskutiert wird, und die Franz ebenfalls im Internet fand; vergleiche
Hans Krummrey (2003; Rezension von Marco Buonocore, L'Abruzzo e il Molise in etá romana tra storia ed epigrafia, Vol.
I-II (Deputazione Abruzzese di Storia Patria. Studi e Testi 21/1-2, 2002).
Als
Folge aller dieser Recherchen war Franz so freundlich, eine Visualisierung des
entsprechenden Areals anzufertigen; vergleiche unten zu The Contribution by Franz Xaver Schütz : Zur kartographischen Visualisierung historischer Landschaftselemente
zwischen Rhein und Schwarzem Meer von Augustus bis Hadrian (vergleiche hier Fig. 77). (`Der Beitrag von Franz Xaver Schütz zu diesem Band´). Mit der Karte
(hier Fig. 77), die Franz
angefertigt hat, sollen Forschungen unterstützt werden, die versuchen, die
Bewegungen jener drei Männer innerhalb dieses Gebietes zu verstehen, die in
diesem Buch diskutiert werden : Arminius, Domitian und Hadrian.
Wir erfahren in den oben aufgeführten
Publikationen, dass die Piroustae im
Gebiet der späteren römischen Provinz
Illyricum lebten. Zuerst (35-33 v. Chr.) hatte hier Octavian/ Augustus
persönlich während seines `Illyrischen Krieges´ gekämpft, "against the
Iapudes and Pannonians ... in 35 BC, and against the Delmatae in 34/3"
(`gegen die Iapuden und die Pannonier ... im Jahre 35 v. Chr., und gegen die
Delmatae im Jahre 34/33´); vergleiche John J. Wilkes ("Illyricum",
in: OCD3 (1996) 747.
Vergleiche auch Dragana Grbić (2011, 132-136), worauf ich unten zurückkommen
werde. Als nächstes hatte Tiberius, wie oben bereits erwähnt, unter dem
Kommando des Augustus, zunächst in seinem `Pannonischen Krieg´ (12-9 v. Chr.)
gegen die Piroustae gekämpft, was die
Gründung der römischen Provinz Illyricum zur Folge hatte. Schließlich sollte
Tiberius, auf Grund der `Dalmatisch-Pannonischen Revolte´ (6-9 n. Chr., die
auch `Bellum Illyricum´ genannt
wird), und die sich in der römischen Provinz Illyricum ereignet hat, die
größten Schwierigkeiten haben, die Aufstände der einheimischen Volksstämme zu
unterdrücken, und besonders den der Piroustae.
Das wiederum bedeutet, dass in der
großen Gruppe von `Nationen´ in der Porticus ad Nationes des Augustus die
Statue der Pirustae eine von Augustus
befriedete `Nation´ darstellte. Siehe unten, Appendix IV.d.1.); Appendix
IV.d.2.d). Ich persönlich folge dem Vorschlag von Dragana Grbić (2011,
135), dass im Sebasteion in
Aphrodisias "The inscription of the Pirustae
(no. 3) symbolically represents the suppression of the Dalmatian-Pannonian
revolt in 9 AD" (`dass sich die Inschrift der Piroustae (no. 3) auf die Unterdrückung der Dalmatisch-Pannonischen
Revolte im Jahre 9 n. Chr. bezieht´). Für eine Diskussion dieser Hypothesen,
siehe unten Appendix IV.d.2.d).
Nota bene. Bereits für Augustus selbst waren
seine Eroberungen in Illyrien und im westlichen Balkan von größter Bedeutung,
später sollten Domitian, Trajan und Hadrian die hier entstandenen römischen
Provinzen als Basis ihrer Unternehmungen in Dakien nutzen. Siehe unten,
Appendix IV.d.2.c).
Als besonders hilfreich für die Diskussion der
hier betrachteten Themen hat sich Rose Mary Sheldons Studie (2020a) über
Arminius erwiesen, "chief of the Germanic Cerusci" (`Fürst der
germanischen Cherusker´), über den sie (dies.
2020b, 1012) schreibt:
"Arminius himself had served as a commander
of a tribal troop contingent under Roman command during the revolt in 6 CE
along with Velleius Paterculus, one of our main sources [Hervorhebung von
mir]".
Arminius
hatte demnach als Offizier in der römischen Armee unter Tiberius gedient als
dieser, 6-9 n. Chr., in der neuen römischen Provinz Illyricum gegen die dort
lebenden revoltierenden Volksstämme kämpfte, unter anderem die Piroustae.
Rose Mary Sheldon (2020a) berichtet
etwas, was mir zuvor unbekannt war: dieser mutige und verzweifelte Kampf jener
dalmatischen Volksstämme (unter anderem der Piroustae)
gegen die Römer, die im Gebiet der zukünftigen römischen Provinz Dalmatia lebten,
wurde für Arminius zum Anlass, zusammen mit seinen Cheruskern und weiteren
Alliierten, den einzigen Aufstand gegen die Römer zu planen, der erfolgreich
sein sollte (so R.M. SHELDON 2020a, 1025). Das endete bekanntlich im Jahre 9 n.
Chr. mit der Niederlage des P. Quintilius Varus im Teutoburger Wald. Darauf werde ich unten noch
einmal zurückkommen.
Siehe oben, Kapitel What this study is all about (`Worum es in dieser Studie geht´); und
unten, Appendix IV.d.2.d) The meaning of the representation of the Piroustae within Augustus's Porticus ad Nationes at Rome. With H. Wiegartz's (1996)
observations concerning the Piroustae
and their representations; and a summary of the revolt of Arminius in Germany,
which he planned because he had fought under Tiberius to suppress the revolt of
the Pannonian-Dalmatian tribes, inter alia of the Piroustae.
(`Die Bedeutung der allegorischen Darstellung
der Piroustae in der Porticus ad
Nationes des Augustus in Rom. Mit den
Beobachtungen von H. Wiegartz (1996) bezüglich der Piroustae und den Darstellungen dieses Volksstamms;
und einer Zusammenfassung der Revolte des Arminius in Germanien, die er geplant
hat, weil er unter Tiberius kämpfte, als dieser die Revolte der
Pannonisch-Dalmatischen Volksstämme unterdrückt hat, unter anderem der Piroustae´).
Außerdem
war mir bislang entgangen, worauf Maria Teresa D'Alessio aufmerksam gemacht hat
(vergleiche dieselbe 2017, 510 mit Anm. 342, die antike Schriftquellen
zitiert), und was auch die jüngst verstorbene Paola Ciancio Rossetto (16.
Oktober 1945 - 26. April 2022) erwähnt (vergleiche dies. 2018, 41, mit Anm. 97,
98, die antike Schriftquellen zitiert), eine der Ausgräberinnen der Porticus Octaviae, mit der ich seit 2018
das Glück hatte, die Porticus Octaviae diskutieren
zu können : Der dreifache Triumph des Octavian/ Augustus im Jahre 29 v. Chr.
erinnerte unter anderem an den Sieg des Octavian / Augustus über die Dalmatii
im Jahre 33 v. Chr., und mit der Beute aus diesem Krieg sollte er den Bau der Porticus Octaviae in Rom finanzieren
(!). Beide Forscherinnen haben ihrerseits in ihren Publikationen nicht die
Tatsache angesprochen, dass das Relief mit der Darstellung der Piroustae in Le Colonnacce in Domitians Forum
(hier Fig. 49) einen jener
`dalmatischen Volksstämme´ darstellt, die Octavian/ Augustus im Jahre 33 v.
Chr. besiegt hatte. Zur Porticus Octaviae
werde ich unten noch einmal zurückkommen.
Für eine Diskussion der Porticus Octaviae, s.u., in Band 3-2, zu
A Study on the consequences of Domitian's
assassination ... Or: The wider topographical context of the Arch of Hadrian
alongside the Via Flaminia ...; Chapter Introduction;
Section I. (`Eine Studie zu den Folgen von Domitians Ermordung ... Oder: Der weitere topographische Kontext des
Hadriansbogens an der Via Flaminia ...; Kapitel Einführung; Abschnitt I.´).
Bert Smith (2013, 119) fragt, warum sich auch
Domitian dazu entschlossen haben mag, die Piroustae
in seinem Forum darstellen zu lassen,
wenn man die Tatsache bedenkt, dass bereits Tiberius (6-9 n. Chr.), unter dem
Kommando des Augustus, ihr Gebiet erobert, und in die römische Provinz Dalmatia
umgewandelt hatte; s.u., Appendix
IV.d.2.c).
Um
diese Frage beantworten zu können, habe ich mich mit der Ikonographie der
allegorischen Darstellung der Piroustae
beschäftigt; s.u., Appendix IV.d.2.d).
Die wichtigste Besonderheit der Ikonographie
der Piroustae (hier Figs. 49; 50),
wenn man sie mit den Ikonographien der übrigen Darstellungen von ethne (`Völkern´) im Sebasteion von Aphrodisias vergleicht,
besteht darin, dass im Fall der Piroustae
ihre militärische Tapferkeit betont wird. Das wird bereits anhand der Wahl des
`Amazonengürtels´ klar, mit dem die Darstellungen der Pirustae in Domitians Forum
und im Sebasteion ausgestattet sind
(hier Figs. 49; 50). Hans Wiegartz (1996, 174) hat außerdem beobachtet, dass
von allen erhaltenen Darstellungen von ethne
im Sebasteion von Aphrodisias die Piroustoi der einzige Volksstamm sind,
der bewaffnet dargestellt wird (!). Diese Tatsache hat Wiegartz (1996)
überzeugend mit dem Urteil des Sueton (Tib.
16) erklärt, demzufolge es sich `bei dem `Bellum
Illyricum (dem ´Illyrischen Krieg´, 6-9 n. Chr.), den Tiberius u.a. gegen
die Piroustae geführt hatte, um den
schwierigsten Krieg seit den Kriegen gegen Hannibal gehandelt habe´ (!). Sueton
(Tib. 16) fügt hinzu, dass Tiberius diesen Krieg mit 15 (!) Legionen geführt
hatte, und mit derselben Anzahl von Auxiliartruppen.
Wie wir von Rose Mary Sheldon
(2020a, 1012, n. 19) erfahren, gehörten zu diesen Auxiliartruppen auch jene
Landsleute des Arminius, die dann später im selben Jahr AD 9, nun aber unter
dem Kommando des Arminius, P. Quintilius Varus und seine drei römischen
Legionen besiegen sollten.
Ich
schlage vor, dass Domitian die Darstellung der Piroustae in seinem Forum in Auftrag
gegeben
hat, weil ausgezeichnete Soldaten aus der römischen Provinz Dalmatia,
wie T.
Statius Marrax, in seinem zweiten Dakischen Krieg gedient hatten
Nach
allem, was oben gesagt wurde, ist meiner Meinung nach die Frage, warum sich
Domitian dazu entschlossen hat, die Piroustae
in seinem Forum (hier Fig. 49) darstellen zu lassen, bereits
vor langer Zeit beantwortet worden.
Von Carl Patsch
("Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen
Provinz Dalmatien, 1899) erfahren wir Folgendes. Eine Inschrift aus Aquileia
zeigt, dass T. Statius Marrax aus der römischen Provinz Dalmatia, der primus pilus der legio XIII gemina gewesen ist, von einem Kaiser hoch dekoriert
worden war, dessen Name in dieser Inschrift weggelassen worden ist. Nach
Patsch's Meinung hatte dieser Soldat in Domitians Dakischem Krieg(en) gedient,
und war von Domitian für seine Dienste mit jenen Orden dekoriert worden, die in
dieser Inschrift aufgezählt werden.
Vergleiche
Patsch (1899, 268-269, Abschnitt: "VIII. Dalmatien und Dacien"): ...
2. Pais
1163 = Dessau [das heißt, ILS, Inscriptiones
Latinae Selectae, 1892-1916] 2638 (Aquileia): T. Statius P. f. Serg.
Marrax prim(us) pil(us) leg(ionis) XIII geminae, donatus torquib(us) armillis
phaleris hasta pura bis coron[is] aureis quin[que]. Der Name Statius
gestattet die Vermuthung, dass der primus
pilus aus Risinium-Risano stammt, wo die gens Statia eine angesehene Rolle [Seite 269] spielte. Wie Marrax
vermuthlich im dacischen Kriege unter Domitian [mit Anm. 2] so wurde ein
anderes Mitglied derselben Familie von Traian anlässlich der dacischen Siege
decorirt: C. I. L. III 6359 (vgl. p.
1491) ...".
In seiner Anm. 2 auf S. 269, schreibt Patsch: "Der Kaiser, der die Orden verliehen hat, wird verschwiegen, war also
damnatae memoriae [Hervorhebung von mir]".
Vergleiche
für die Heimatstadt `Risinium´ des Soldaten T.
Statius P. f. Serg. Marrax, prim(us) pil(us) leg(ionis) XIII geminae in der
römischen Provinz Dalmatia, den, wie Patsch (1899, 268-269) vorschlug, Domitian
für seine Dienste in dem Dakischen Krieg(en) des Kaisers ausgezeichnet hat,
hier Fig. 77, Beschriftung:
Risinium-Risano. Statius Marrax stammte aus der Gegend von Salona, das heißt,
aus dem Gebiet des Volksstamms der Piroustae.
Vergleiche für die verschiedenen
Forschungsmeinungen bezüglich des Schicksals des (ehemaligen) Gebietes der Piroustae unter den Römern: Dragana
Grbić (2011, 135 mit Anm. 51, 52, wörtlich zitiert und diskutiert; s.u., in Appendix V.d.2.d)) und Géza Alföldy
(1963, 194, 195, wörtlich zitiert: s.u., Appendix
IV.d.2.e)).
Wie
Patsch (1899, 269) außerdem mitteilte, sollte ein anderes Mitglied seiner
Familie unter Trajan dieselbe hohe militärische Auszeichnung erhalten.
Zwischen dem 7. und 19. Oktober 2020
hatte ich Gelegenheit, in Telephongesprächen und mit Hilfe von Emails mit Peter
Herz den primus pilus der Legio XIII Gemina, T. Statius P. F.
Serg. Marrax zu diskutieren, der von dieser Inschrift in Aquileia bekannt ist,
und der unterschiedlich datiert worden ist. Am 19. Oktober 2020 war Herz so
freundlich, wir seinen zweiten Beitrag zu
diesem Buch zu schicken. den ich hier mit seinem freundlichen Einverständnis
publizieren darf. In diesem Text schlägt Herz vor, dass mehr Argumente für die
spätere Datierung sprechen. Deshalb kann Statius Marrax tatsächlich am Ende des
1. Jahrhunderts n. Chr. in der Legio XIII
Gemin gedient haben, das heißt, under Domitian, wie von Patsch (1899)
vorgeschlagen worden ist.
Vergleiche unten, The second Contribution by Peter Herz : Anmerkungen zu Statius Marrax
(`Der
zweite Beitrag von Peter Herz in diesem Band´).
Siehe
auch unten, im Appendix IV.d.2.e) Did
Domitian intentionally represent the Piroustae in his Forum/ Forum
Nervae/Forum Transtorium? With The second Contribution by Peter
Herz, and at Appendix V.d.2.f) Domitian's choice to represent the Piroustae in his Forum/ Forum Nervae/ Forum
Transitorium and the date of the
Cancelleria Reliefs (cf. here Figs. 1; 2).
(`Hat Domitian die Piroustae absichtlich in seinem Forum/ Forum Nervae/ Forum Transitorium darstellen
lassen? Mit Dem zweiten Beitrag von Peter Herz; und im Appendix IV.d.2.f). Domitians Entscheidung, die Piroustae in seinem Forum/ Forum Nervae/ Forum
Transitorium darstellen zu lassen und das
Datum der Cancelleriareliefs (vergleiche hier Figs. 1; 2)´).
Ich schlage deshalb vor, dass Domitian die
Darstellung der Piroustae in seinem Forum angeordnet hat, weil ihn Soldaten
aus der römischen Provinz Dalmatia, wie zum Beispiel T. Statius Marrax, bei
seinen Kriegszügen unterstützt hatten.
Und
da das, meiner Meinung nach, aus einer Reihe von Gründen (diskutiert im Appendix IV.d.2.f)), nur in Domitians
Zweitem Dakischen Krieg des Jahres 89 n. Chr. geschehen sein kann, schlage ich
ferner Folgendes vor : Die statuarische Ausstattung von Domitians Forum sollte an Domitians Sieg in diesem
Krieg erinnern, den der Kaiser im November/ Dezember 89 n. Chr. mit einem
Triumph über die Chatti und die Daker, gefeiert hat. - Es ist,
selbstverständlich theoretisch ebenfalls möglich, dass Domitians Forum an alle Siege Domitians erinnern sollte. Darauf werde ich unten noch einmal zurückkommen.
Um das
oben Gesagte näher zu erläutern, zitiere ich im Folgenden einige Passagen aus
unten, Appendix IV.d.2.f) Domitian's choice to represent the
Piroustae (cf. here Fig. 49) in his Forum/ Forum Nervae/ Forum Transitorium and the date of the Cancelleria Reliefs (cf.
here Figs. 1; 2).
(`Domitians Entscheidung, die Piroustae (vergleiche hier Fig. 49) in seinem Forum/
Forum Nervae/ Forum Transitorium darstellen zu lassen und die Datierung der Cancelleriareliefs (vergleiche hier Figs. 1; 2)´):
`Wie wir
oben gesehen haben (s.u., im Appendix
IV.d.1.)), kann die Darstellung der Piroustae
in der Porticus ad Nationes des
Augustus als eine der befriedeten `Nationen´ des Augustus interpretiert werden.
In
Domitians Forum repräsentierten die Piroustae dagegen, meiner Meinung nach,
eine der `provinciae fideles´
(`treuen Provinzen´) des römischen Reiches unter Domitian - um Marina Sapellis
Buchtitel von 1999 auszuleihen; s.u., im Appendix
IV.d.1.)) - die auf diese Weise Domitians gute Herrschaft bezeugt haben.
Wir
haben oben von Alfred Hirt erfahren (2019, 17 mit Anm. 100, ausführlicher
zitiert in Appendix IV.d.2.e)), dass
es der Dakische König "Diurpaneus [war], who waged war against Domitian (Oros.
7.10.4; Jord. Get. 76, 78)" (`dass der Dakische König Diurpaneus gegen
Domitian einen Krieg angefangen hatte´). Als die Feindlichkeiten der Daker
begannen, hatten die Volksstämme, die in der benachbarten römischen Provinz
Dalmatia lebten, nun aber nicht etwa die Gelegenheit ergriffen, gegen die Römer
zu revoltieren. Einige Bewohner der Provinz Dalmatia sind statt dessen in die
römische Armee eingetreten, die gegen die Daker kämpfte, und einige dieser
Soldaten sind sogar von Domitian in Anerkennung ihrer Dienste mit Orden
ausgezeichnet worden (s.o., Punkt 7.)
[das heißt, T. Statius Marrax]).
Wir haben oben außerdem von R.R.R.
Smith (2013, 121) gehört, dass die Piroustae,
genau wie viele andere vergleichbare Volksstämme, auch deshalb innerhalb der
großen Anzahl von `Nationen´ in der Porticus
ad Nationes des Augustus dargestellt worden waren, weil sie an den Grenzen
des römischen Weltreichs lebten und auf diese Weise "express the wide geographical extent of
Roman rule" (`die große Ausdehnung der römischen Herrschaft zum Ausdruck
bringen konnten´).
Da
ich diese Tatsache mit berücksichtige, schlage ich vor, dass sich Domitian auch
deshalb zur Darstellung der Piroustae
in seinem Forum/ Forum Nervae/ Forum
Transitorium entschlossen hat, weil Soldaten dieses Volksstamms, der jetzt
in der römischen Provinz Dalmatia lebte, unter seinem persönlichen Kommando
erfolgreich die Grenze des römischen Weltreichs verteidigt hatten [Hervorhebung von mir]´.
Wenn das der Wahrheit entsprechen sollte, dass
würde dies die oben erwähnte Hypothese von R.R.R. Smith (2013, 119) beweisen,
derzufolge das Forum Domitians, mit
seinen 42 Darstellungen von `Volksstämmen´, als "... another porticus ad nationes" (`eine zweite
Porticus ad Nationes [wie jene des Augustus´])
betrachtet werden kann. Für eine Diskussion; s.u., im Appendix IV.d.2.b); und im Appendix
IV.d.2.f).
Domitian hat diesen Triumph vom
November/ Dezember 89 n. Chr. zusammen mit dem Volk von Rom, gefeiert, im Kolosseum.
Dort hat er für seine Gäste im Dezember 89 ein verschwenderisches Bankett
organisiert, bei dem er sie mit Geschenken buchstäblich `überschüttet´ hat, wie
Statius (Silvae 1,6: Saturnalia principis) berichtet.
Was Domitian bei dieser Gelegenheit
tat : das Volk von Rom zu einem üppigen Bankett einzuladen und
seinen Gäste großzügige Geschenke zu machen (obwohl es Sitte war, dass Freunde
bei dieser Gelegenheit Geschenke austauschten),
waren typische Gebräuche bei den Saturnalien; s.u., Appendix I.f.1.).
Wenn man Domitians Entscheidung
betrachtet, dieses Bankett während den Saturnalien zu veranstalten (die vom
17.-23. oder bis zum 25. Dezember andauerten, je nachdem, welchen Kalender man
zu Rate zieht), dann glaube ich, dass er den Wunsch hatte, gleichzeitig mit
seinen Gästen die Vicennalia (die
20jährige Wiederkehr) seiner geglückten Flucht vom Capitolium am 19. Dezember 69 n. Chr. zu feiern; s.u., Appendix I.
Vergleiche für eine Diskussion von
Domitians Bankett im Colosseum im Dezember 89 n. Chr.: Lisa Cordes (2014,
355-356), wörtlich zitiert und diskutiert oben, im Kapitel Preamble : Domitian's negative image; Section II.
Conclusions : Domitian's representations of his miltary successes and his
claims to be of divine descent and to possess a divine nature.
(`Preambel : Domitians negatives Image; Abschnitt II. Schlussfolgerungen : Domitians Darstellungen seiner militärischen
Erfolge und sein Anspruch, göttlicher Abstammung und göttlicher Natur zu sein´).
Und da ich jenen Gelehrten folge, die glauben,
dass die Werkstatt, welche für die skulpturale Ausstattung von Domitians Forum verantwortlich war, auch die
Cancelleriareliefs schuf (s.o., zu Punkt 1.)),
schlage ich außerdem vor, dass auf Fries A dargestellt ist, wie Domitian (hier
Fig. 1; Figs. 1 und 2 Zeichnung: Figur 6) seine profectio Zeremonie im Frühling des Jahres 89 n. Chr. feiert, nach der er Rom für diesen
Krieg verlassen sollte.
Interessanterweise
hatte meine gute, kürzlich verstorbene Freundin Amanda Claridge (1. September
1949 - 5. Mai 2022) bereits in ihrem Romführer (2010, 169) Folgendes
geschrieben:
"The Forum of Nerva (actually built by his
predecessor Domitian in commemoration of his Dacian triumph of AD 89 ...
[Hervorhebung von mir]" (`Das Nervaforum (in Wirklichkeit von seinem Vorgänger
Domitian zur Erinnerung an seinen Dakischen Triumphs 89 n. Chr. erbaut ...´).
Für eine Diskussion: s.u., Appendix
IV.d.2.a). Als ich Amanda fragte, wessen Idee das gewesen sei, konnte sie sich auch in diesem Fall zunächst nicht
erinnern. Aber mitten in unserer langen Diskussionen der oben zusammengefassten
Studien zu diesem Thema schrieb mir Amanda am 23. Juli 2020 eine Email
(wörtlich zitiert unten, im Appendix
IV.d.2.f)), in der sie mir, zu meiner großen Überraschung, mitteilte, sie
glaube, der Vorschlag, dass Domitians Forum
womöglich an Domitians Triumph von 89 n. Chr. erinnern sollte, sei ihre eigene
Idee gewesen; der Grund sei die Darstellung der Piroustae in diesem Forum.
Und am 24. Juli 2020 schrieb mir Amanda eine Email, in der sie mir erlaubt hat,
das in diesem Buch zu erwähnen. Vergleiche für all das oben, Kapitel Introductory remarks and acknowledgements
(`Einführende Bemerkungen und Dank´).
3.)
Die Vorschläge von Antonio Maria Colini (1938, 270), Heinz Kähler (1950,
30-41), Jocelyn M.C. Toynbee (1957, 19), John Henderson (2003, 249), und
besonders von Massimo Pentiricci (2009, 61-62, der alle diese früheren
Hypothesen diskutiert), denen zufolge die Cancelleriareliefs die parallelen,
gegenüberstehenden Wände eines Durchgangs von einem Bogen Domitian dekoriert
hätten. Siehe oben, Kapitel I.3.2.,
mit Anm. 262; 263; 264, sowie oben, die
Bildunterschrift von hier Figs. 1 und 2 der Cancelleriareliefs, Zeichnung, `in situ´.
4.)
Filippo Coarellis Vorschlag (2009b, 88; ders.
2012, 283, 286-291, 481-483), dass Domitian
den Arcus Domitiani auf dem Palatin
seinem Vater, dem Divus Vespasianus,
geweiht haben könnte.
Der Arcus Domitiani/
des Divus Vespasianus ?, der Bogen
Domitians am Haupteingang seines Palastes auf dem Palatin, der Domus Augustana, und Domitians
(angeblicher) Tempel des Iuppiter Propugnator, der Tempel des Iuppiter Invictus
vor seiner Domus Augustana.
Reste
des westlichen Pylons dieses Arcus
Domitiani (die einer späteren Epoche angehören) stehen noch vor Domitians
Palast auf dem Palatin, der `Domus Flavia´/ Domus
Augustana (vergleiche hier Figs. 8.1; 58).
Dass Domitian möglicherweise den Arcus Domitiani seinem Vater, dem Divus Vespasianus, geweiht hat, ist Teil
von Coarellis Hypothese (2009b, 88; ders.
2012, 481-483), derzufolge ein Besucher von Domitians Palast, der vom Bogen des
Divus Titus auf der Velia heraufkam, dann unter dem Bogen
des Divus Vespasianus hindurchging,
um schließlich an der "Porta principale" (dem `Haupteingang´) auf der
Nordseite von Domitians Palast anzukommen, der Domus Augustana, wo Coarelli einen Bogen des Domitian annimmt. An diesem Haupteingang von Domitians Domus Augustana nimmt Coarelli (2012, 486-491) das Pentapylon an, ein Monument, das
ausschließlich in den Konstantinischen Regionenkatalogen genannt wird, und das
Coarelli mit dem eben erwähnten Bogen des Domitian an der "Porta
principale" identifiziert, den er sich als Triumphbogen vorstellt.
Dieser nördliche Teil von Domitians
Palast, den Helge Finsen (1969, 8) als "no man's land" bezeichnet
hat, ist sehr schlecht erhalten. Es besteht aber kein Zweifel, dass an dieser
Stelle der Haupteingang des Palastes lokalisiert werden kann; vergleiche
Coarelli (2012, 487, mit Anm. 479, der hierzu Literatur angibt: U. WULF-RHEIDT
und N. SOJC 2009, 268-272, Figs. 3; 4).
Bezüglich dieses Weges vom Bogen des
Divus Titus auf der Velia, vorbei am Bogen des Divus Vespasianus zum Bogen des
Domitian, schlägt Coarelli (2012, 483) überzeugend Folgendes vor:
"La scelta di `sacralizzare´ questo percorso
con monumenti dedicati ai due primi imperatori flavi si spiega con l'assoluta
centralità dell'elemento dinastico nella politica di Domiziano [my
emphasis]".
(`Die
Entscheidung, diesen Weg `sakral zu überhöhen´, mit
Monumenten, die den beiden ersten flavischen Kaisern dediziert sind, erklärt
sich aus der absolut zentralen Bedeutung der flavischen Dynastie in Domitians Politik´).
Der oben
zitierten Annahme von Coarellis (2009b; 2012) `drei Bögen´ sind Aurora Raimondi
Cominesi und Claire Stocks (2021, 10) sowie Raimondi Cominesi (2022, 109-110,
mit Anm. 99-102) gefolgt, wobei letztere den Haupteingang zu Domitians Palast Domus Augustana an derselben Stelle
annimmt wie Coarelli (2012).
In ihrem
letzten, posthum erschienenen Artikel über Domitians Palast, geht Wulf-Rheidt
(2020, 188) auf Coarellis (2009b; 2012) Ideen bezüglich dieses Domitiansbogens
am Haupteingang seiner Domus Augustana
nicht ein. Sie selbst präsentiert die Ergebnisse ihrer Forschungen zu dem oben
erwähnten "no man's land". Wichtig für unser hier diskutiertes Thema
sind die Tatsachen, dass auch Wulf-Rheidt (a.a.O) an derselben Stelle wie
Coarelli einen Bogen als Haupteingang zur Domus
Augustana annahm, dass dieser Bogen und der anschließende große Hof, den
sie als atrium interpretierte,
bereits von Domitian erbaut worden ist, und dass dieses ganze Ensemble sehr
stark von späteren Kaisern verändert werden sollte, zum Beispiel von Hadrian;
vergleiche hierzu auch Wulf-Rheidt (2020, 191).
Wulf-Rheidt (2020, 188) schrieb: "I
risultati delle ricerche sul palazzo flavio lasciano ricostruire il seguente
quadro ... il visitatore venendo dal Foro accedeva all'entrata principale sul Clivus Palatinus mediante un arco, nel
quale doveva essere il presidio armato della guardia imperiale (fig. 2a) [Hervorhebung von mir]".
(`Die
Erforschung des flavischen Palastes erlaubt es, folgende Vorstellung zu
entwickeln ... ein Besucher, der vom
Forum kam, näherte sich einem Bogen, dem Haupteingang [des Palastes] am Clivus Palatinus, in dem sich die
Garnison der bewaffneten kaiserlichen Garde befunden haben muss´).
In die Pläne von
Ricardo Mar (2009, 256, Fig. 3), Filippo Coarelli (2012, 484, Figs. 163; 164
[ein Plan von R. MAR 2005]) und Ulrike Wulf-Rheidt (2020, 186, Fig. 2) sind
beide Pylone des Arcus Domitiani
eingetragen, ich selbst habe in unsere Karten den zweiten (östlichen) Pylon des
Arcus Domitiani nicht integriert, aus
Gründen, die oben, in Kapitel VI.3.;
Addition (`Zusatz´) erklärt
werden. Dieser östliche Pylon wurde in einer Ausgrabung unter der Via di S. Bonaventura entdeckt (vergleiche hier Fig. 73). Für ein Gebälkfragment dieses
Arcus Domitiani; vergleiche Kristine
Iara (in: F. COARELLI 2009a, 505, Kat. Nr. 108).
Westlich
vom westlichen Pylon des Arcus Domitiani
haben wir aus der Karte SAR 1985 zwei
Fundamente kopiert, deren Identifizierung heftig umstritten ist.
Vincenzo Graffeo und Patrizio
Pensabene (2014; dies. 2016-2017)
konnten diese Fundamente erneut ausgraben. Mein Dank gilt Patrizio Pensabene,
der, auf meinen Wunsch hin, so freundlich war, mir diese beiden Publikationen
ihrer Ausgrabung zu schicken. Graffeo und Pensabene schreiben diese Fundamente
zwei verschiedenen kaiserzeitlichen Tempeln zu, die beide nach Süden orientiert
waren, und innerhalb des östlichen der beiden Fundamente, das ins zweite
Jahrhundert n. Chr. datierbar ist, haben sie zwei republikanische Phasen eines
früheren Tempels gefunden; s.o., Kapitel II.3.1.d);
Abschnitt X.
Ich folge deshalb Graffeos und
Pensabenes (2014; id. 2016-2017)
Vorschlag, diesen Tempel mit dem des Iuppiter Invictus zu identifizieren, der
während der Republik, möglicherweise im 3. Jh. v. Chr., gegründet worden war.
Für eine Diskussion der Forschungsmeinungen zum Tempel des Iuppiter Invictus;
s.o., Kapitel II.3.1.d); Abschnitt VII.
Seit seiner ersten Ausgrabung ist
dieses angeblich eine Tempelfundament (in Wirklichkeit sind es jedoch zwei
Tempelfundamente) unterschiedlich identifiziert worden; vergleiche hier Fig. 58, Beschriftungen: Temple of
Iuppiter INVICTUS ? or of IUPPITER STATOR ? IUPPITER VICTOR
? IUPPITER PROPUGNATOR ?
Weil Filippo Coarelli (2012,
282-285, 482, mit Anm. 468, S. 485, Figs. 164-166) (meiner Meinung nach
irrtümlich) dieses Fundament mit dem des Tempels für Iuppiter Propugnator
identifiziert hat (der nur in kaiserzeitlichen Inschriften erwähnt wird), (angeblich)
erbaut von Domitian, habe ich alle
Identifizierungen dieser (beiden) Tempelfundamente im Detail untersucht.
Siehe oben, im Kapitel II.3.1.d); Abschnitte I.-XII. A digression on Domitian's intention
to emulate Augustus and Nero. Domitian built his Palace `Domus Flavia´/ the Domus Augustana on the Palatine deliberately at the site of
the (real) House of Augustus. As the `new founder of Rome´, and again like
Augustus, Domitian emulated also Romulus (or else compared the achievements of
his entire dynasty with those of Romulus). With summaries of the recent
discussion concerning the following subjects ... a temple podium, which has
been identified as that of the Temple of Iuppiter Invictus (but which has also
been identified as that of the Temple of Iuppiter Stator, Iuppiter Victor, and
as that of the Temple of Iuppiter Propugnator) ...
(`Ein Exkurs zu Domitians Ziel, Augustus und
Nero nachzuahmen. Domitian erbaute seinen Palast `Domus Flavia´/ die Domus Augustana absichtlich an der Stelle des (wirklichen)
Hauses des Augustus. Als der `neue Gründer Roms´, und gleichfalls wie Augustus,
ahmte Domitian auch Romlus nach (oder verglich die diesbezüglichen Leistungen
seiner gesamten Dynastie mit denen des Romulus). Mit Zusammenfassungen der
aktuellen Diskussion zu folgenden Themen ... ein Tempelpodium, das als das des
Tempels des Iuppiter Invictus identifiziert worden ist (aber auch als das des
Tempels des Iuppiter Stator, Iuppiter Victor, und als das des Tempels für
Iuppiter Propugnator) ...´).
5.) Paolo Liverani's (2021,
83-84) Beobachtungen zum Bogen des Divus
Titus auf der Velia:
"...
the Arch of Titus in sacra via, [mit Anm. 4], a monument
whose construction was planned by the Roman Senate shortly before the premature
death of Titus, but which had to be built and finished by his brother and
successor, Domitian ... [Seite 84] For a better understanding of the arch's
message, we have to consider that - although the honorand was Titus - the function of the monument fitted well
with Domitian's program to strengthen his own legitimacy by showing as divi both his brother Titus and his
father Vespasian. The latter was venerated in the temple he built at the
foot of the Capitoline Hill, at the western end of the Forum Romanum
[Hervorhebung von mir]".
Für eine detaillierte Diskussion
dieser Passage; s.u. Appendix IV.d.2.f).
- Der Bogen des Divus Titus
überbrückte natürlich nicht die Sacra Via, wie Liverani (a.a.O.)
(irrtümlich) behauptet; vergleiche Filippo Coarelli (2012, 480); Häuber (2017,
327). Für den Bogen des Divus Titus,
die Sacra Via und den Tempel des Divus Vespasianus; vergleiche hier Figs. 58; 71; 73.
Schlussfolgerungen
zur ursprünglichen Funktion der Cancelleriareliefs
Gestützt auf die oben erwähnten Punkte 1.) - 5.),
schlage ich in dieser Studie vor, dass die Cancelleriareliefs den Durchgang von
Domitians Arcus Domitiani/ Bogen des Divus Vespasianus auf dem Palatin
geschmückt haben, der den "VICUS APOLLINIS ? / "CLIVUS
CAPITOLINUS" überbrückte (hier Fig. 73), oder eher einen der Durchgänge
des Domitiansbogens, den Coarelli (2009b, 88; ders. 2012, 481-483; vergleiche S. 486-491) an der "Porta pincipale"
(`Haupteingang´) von Domitians Palast, der Domus
Augustana (hier Figs. 8.1; 58), annimmt.
Siehe oben, Kapitel VI.3.; Addition (`Zusatz´); und
unten, Appendix IV.d.2.f).
Aber bezüglich der ersten Hypothese gibt es ein Problem : obwohl
Vespasian auf Fries B dargestellt ist, was zunächst der Grund für mich gewesen
ist, diesen Vorschlag zu unterbreiten, feiern beide Friese (Figs. 1; 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung)
hauptsächlich Domitian : seine Legitimation als (zukünftigem) Kaiser (die er
von seinem Vater Vespasian erhält; s.u.,
Den Beitrag von Giandomenico Spinola
in diesem Band; was oben bereits erwähnt wurde), sowie seine "personal
grandeur" (`eigene Größe´) (cf. J. GERING 2012, 210-211) : auf Fries B
sehen wir, wie Domitian bereits als Caesar domi
brilliert hat, und auf Fries A, nun selbst Kaiser, militiae.
Für eine Diskussion der letzteren
Hypothese; s.o., Anm. 248, in Kapitel I.2.1.b); vergleiche auch Kapitel V.1.d); V.1.i.3.); VI.3.
Falls dagegen dieser Domitiansbogen
an der "Porta pincipale" seiner Domus
Augustana existiert hat, wie Coarelli (2009b, 88; 2012,
481-483; vergleiche S. 486-491) vorschlägt, dann
glaube ich eher, dass die Cancelleriareliefs einen der Durchgänge dieses Bogen dekoriert haben könnten,
der, falls er existiert haben sollte, von Domitian selbst erbaut worden sein
wird. Coarelli (a.a.O) identifiziert diesen Haupteingang der Domus Augustana mit dem Pentapylon, ein Monument, das er sich
als Triumphbogen vorstellt
Falls dieser Domitiansbogen, den
Coarelli (2012, 481-483, 486-491) an dieser Stelle annimmt, tatsächlich das Pentapylon war, welches ausschließlich
in den Konstantinischen Regionenkatalogen erwähnt wird, dann könnte dies
bedeuten, dass dieser domitianische Bogen von den folgenden Kaisern ihren
eigenen Bedürfnissen angepasst worden war, oder, dass er durch einen komplett
neuen Bogen ersetzt worden ist.
Vergleiche für das Pentapylon: Emanuele Papi
("Pentapylon", in: LTUR IV
[1999] 78-79), der die verschiedenen Vorschläge bezüglich der Lokalisierung
dieses Monuments auf dem Palatin zusammenfasst.
Mein
Vorschlag, die Cancelleriareliefs dem Domitiansbogen Coarellis (2009b; id. 2012) an der "Porta
principale" (`Haupteingang´) von Domitians Palast Domus Augustana (hier Figs.
8.1, 58) zuzuschreiben, wird möglicherweise (theoretisch) durch einen
monumentalen Architravblock unterstützt, welcher das rechte Ende einer
Bauinschrift enthält (CIL VI, 40543:
PP FECIT). Dieser Architrav gehörte wahrscheinlich zu einem Bogen, wurde
zusammen mit den Cancelleriareliefs gefunden, und wurde bereits oben unter
Punkt 1.) erwähnt. Diese Inschrift beweist, dass Domitian, der den
Titel pater patriae (`Vater des
Vaterlandes´) bereits im Jahre 81 n. Chr. erhalten hatte, das entsprechende
Gebäude selbst errichtet hatte, zu dem diese Inschrift gehörte; es ist jedoch zu beachten, dass auch Nerva den Titel
pater patriae trug. Vergleiche für
beide Alternativen; s.o., zu Anm. 81, 82, 87, in Kapitel I.1.
Auch Markus Wolf ist der Ansicht,
dass Domitian das Gebäude selbst errichtet hatte, zu dem der Architrav mit der
Inschrift (CIL VI, 40543: PP FECIT)
gehört hat; vergleiche Wolf (2015, 318-320, Figs. 6; 7 [der Architrav], Figs.
8; 10 [seine beiden Rekonstruktionszeichnungen eines freistehenden Bogens und
eines "ingresso monumentale" (`monumentalen Eingangs´), in den dieser
Architrav integriert ist]; ders.
2018, 91-94, mit Anm. 5, 15, Abb. 39; 40 [der Architrav]; Abb. 42; 43 [seine
Rekonstruktionszeichnungen eines freistehenden Bogens und eines "Eingangsbaus", in welche dieser
Architrav integriert ist]; siehe auch oben, Kapitel V.2.).
Als ein weiteres Argument für die
Zuschreibung der Cancelleria Reliefs an diesen (ehemaligen) Domitiansbogen am
Haupteingang seines Palastes könnte man die großen Ähnlichkeiten der
Cancelleriareliefs mit dem Nollekens Relief (hier Fig. 36) anführen. Der Grund hierfür ist die Tatsache, dass
Francesco Bianchini (1738, 68) das Nollekens Relief buchstäblich in der `Aula Regia´ von Domitians `Domus
Flavia´/ Domus Augustana
ausgegraben hat, eine Tatsache, die von allen neueren Gelehrten übersehen
worden ist. Hierauf werde ich später zurückkommen.
Vergleiche Figs. 8.1; 58, labels: FORUM ROMANUM; VELIA; Arch of DIVUS TITUS; PALATINE; ARCUS DOMITIANI / DIVI VESPASIANI ?;
"DOMUS FLAVIA"; DOMUS AUGUSTANA; "Porta principale"; Arch
of DOMITIAN ?; Cancelleria Reliefs ?
Domitians
Bauprojekte in der Stadt Rome, als Ganzes betrachtet
Ehe ich mich einigen
neuen Beobachtungen zu Domitians Palast auf dem Palatin zuwende, möchte ich das
wichtigste Ergebnis meiner Forschungen zu Domitians Bauprojekten in Rom
vorstellen.
Ausgehend von Mario Torellis
Bemerkung (1987, 575, wörtlich zitiert oben, in Anm. 228, in Kapitel I.2.), der als erster Domitians
Bauprojekt auf dem Kapitolshügel als `pharaonisch´ bezeichnet hat, habe ich
zunächst Folgendes geglaubt : Dass Domitian zwei derartige `pharaonische´, aber
verschiedene Projekte in Rom
betrieben habe. Das eine habe `den Kapitolinischen Hügel und angrenzende
Gebiete´ umfasst (vergleiche hier Figs.
58; 59; 71; 73), das heißt, jenes Stadtgebiet (unter anderem das Marsfeld),
wo Domitian nicht nur neue Gebäude erbaute, sondern wo er auch viele alte
restauriert hat, die beim großen Brand auf dem Capitolium im Jahre 69 n. Chr. zerstört wurden, sowie bei dem noch
größeren Brand im Jahre 80 n. Chr., bei dem große Teile der Stadt Rom zerstört
worden waren; sowie die `Colosseum city´ (`die Colosseumsstadt´) (hier Figs. 71; 72), deren Errichtung bereits
von seinem Vater Vespasian begonnen worden war: hier haben die flavischen
Kaiser Neros Domus Aurea mit Gebäuden
ersetzt, die sie `für das Volk von Rom´ errichtet haben.
Das (zumindest für mich)
überraschende Resultat dieser Forschungen war die Erkenntnis, dass diese beiden
Bauprojekte Domitians zusammenhingen.
Um diese Tatsache zu illustrieren, zitiere ich im Folgenden die Titel der
entsprechenden Kapitel dieses Buches.
Am 6. Juli 2021 war Eric M. Moormann
so freundlich, mir von sich aus - und zwar für ein anderes Buchprojekt;
vergleiche Häuber (in Vorbereitung, FORTVNA PAPERS vol. IV über den Laokoon) -
zwei Artikel zu schicken : Von James C. Anderson Jr. ("The Date of the
Thermae Traiani and the Topography of the Oppius Mons", 1985), und von
Rabun Taylor, Edward O'Neill, Katherine W. Rinne, Giovanni Isidori, Michael
O'Neill und R. Benjamin Gorham ("A Recently Discovered Spring Source of
the Aqua Traiana at Vicarello, Lazio", 2020). Diese beiden Publikationen
beweisen, dass - selbstverständlich - bereits Domitian
damit begonnen hatte, die `Trajansthermen´ zu erbauen (!).
Abgesehen davon, dass sich diese
Tatsache auch als entscheidend für den Kontext meines Buches über den Laokoon
erweisen sollte, den ich damals gerade mit Eric Moormann diskutierte, hat mich
diese Information auch noch im richtigen Zeitpunkt erreicht, um den Titel
meines Appendix IV.d.4.c) in diesem
Buch zu ändern. Vergleiche für den Kontext dieses spezifischen Kapitels :
Siehe unten, Appendix
IV.d.4.) Domitian's building projects at Rome, discussed in this Study;
Appendix IV.d.4.a) Domitian's building project `Colosseum
City´;
Appendix IV.d.4.b) Domitian's building project comprising
the Campus Martius, the Capitoline Hill and the sella between Arx and Quirinal.
With detailed discussion of the Templum Pacis, and some remarks on Domitian's Villa, called Albanum;
Appendix IV.d.4.c)
Domitian's building projects at Rome. Conclusions arrived at in Appendix IV.d.
With The
Contribution by Eugenio La Rocca.
As a result of this
Chapter it seems to be clear that Domitian, who destroyed the sella between the Quirinal and the Arx, in order to erect his huge forum there (the later `Forum of Trajan´),
had used this excavated material to fill in a valley on the Mons Oppius. This finding invited the further assumption
that already Domitian had planned to erect at this site great public baths, the
now so-called `Baths of Trajan´. The confirmation that Domitian had actually
started building those baths, reached me only afterwards [Hervorhebung
von mir].
(`Appendix IV.d.4.) Domitians Bauprojekte in
Rom, die in diesem Band diskutiert werden;
Appendix IV.d.4.a) Domitians Bauprojekt
`Colosseum Stadt´;
Appendix IV.d.4.b) Domitians Bauprojekt,
welches das Marsfeld, den Kapitolshügel und die sella (`Sattel´) zwischen
der Arx und dem Quirinal umfasste.
Mit detaillierter Diskussion des Templum Pacis, und einigen Bemerkungen zu Domitians Villa, die Albanum genannt wurde;
Appendix
IV.d.4.c) Domitians Bauprojekte in Rome. Ergebnisse, die in Appendix IV.d
erzielt worden sind. Mit Dem Beitrag von Eugenio La Rocca.
Als
Ergebnis dieses Kapitels scheint klar zu sein, dass Domitian, der die sella (`Sattel´) zwischen dem Quirinal und der Arx zerstört hat, um an dieser Stelle sein riesiges Forum zu errichten
(das spätere `Trajansforum´), mit diesem ausgegrabenen Material ein Tal auf dem
Mons Oppius zugeschüttet hat. Diese
Erkenntnis erlaubte die weitergehende Vermutung, dass bereits Domitian an
dieser Stelle eine große öffentliche Thermenanlage geplant hatte, die heute
sogenannten `Trajansthermen´. Die Bestätigung, dass Domitian tatsächlich damit
begonnen hatte, diese Thermenanlage zu errichten, erreichte mich erst später [Hervorhebung von mir]´).
Um
diesen Punkt abzuschließen, nehme ich im Folgenden eine Textpassage vorweg, die
für unten, Appendix IV.d.4.c),
geschrieben wurde:
`Meine
Annahme von Domitians zwei verschiedenen `pharaonischen´ Projekten war falsch,
in Wirklichkeit umfasste Domitians Vision die gesamte Stadt Rom. Bei dem
Versuch, zu einem abschließenden Urteil bezüglich Domitians Bauprojekten in Rom
zu kommen, die in diesem Buch behandelt worden sind, schlage ich deshalb Folgendes vor:
1.) Bei diesen
Unternehmungen Domitians handelte es sich zweifellos um bedeutende
Verbesserungen des öffentlichen Wohls.
Außerdem
können Domitians Bauprojekte, im Nachhinein betrachtet, nicht nur als groß,
oder besser, als großartig, bezeichnet werden, nicht nur, was ihre tatsächliche
Größenordnung, sondern auch, was ihre künstlerische Qualität betrifft : wir müssen auch anerkennen, dass die
Konzeption einiger dieser Bauten extrem weitsichtig geplant worden war. Mit der
letzteren Beurteilung beziehe ich mich auf Domitians Projekte seines Mega-Forums (dem `Trajansforum´) und dem
seiner großen öffentlichen Thermenanlage (den `Trajansthemen´). Der enorme
Erfolg beider Projekte wird zuallererst dadurch erwiesen, dass Trajan beide
sofort `usurpiert´ hat, wie im Fall von so vielen anderen Konzeptionen
Domitians (nicht nur Bauprojekten). Vergleiche zum Beispiel Eugenio La Rocca
("Traianus vs. [versus] Domitianus. Dalla rappresentazione del potere
imperiale all'usurpazione dei monumenti pubblici", 2017).
Letzteres ist außerdem durch die
Tatsachen bewiesen, dass Domitians erste riesige `Kaiserthermen´ von den `Caracallathermen´ und den `Diocletiansthermen´
kopiert worden sind.
Apropos, meine Behauptung, dass
Domitians Bauprojekte `Bedeutende Verbesserungen des öffentlichen Wohls
darstellten´: das traf zumindest nach der Vorstellung der antiken Römer zu. -
Ich füge hier diese Einschränkung hinzu, weil, wie bereits oben gesagt (s.o.,
im Kapitel II.3.1.c)): "In
antiquity ... [the Colosseum] was a theatre of ritual death"; vergleiche
Amanda Claridge (1998, 278; dies.
2010, 314). Und ich selbst habe an anderem Ort geschrieben : in der Kaiserzeit
wurden in Rom Theater errichtet "für Aufführungen aller Art, wie z.B. [zum
Beispiel] das Colosseum (in dem hauptsächlich Tierhatzen und Gladiatorenkämpfe,
aber auch theatralisch inszenierte Exekutionen stattfanden)"; cf. Häuber
(2013, 153).
Wie
Domitian diese Situation selbst beurteilt hat, wissen wir leider nicht.
Bezüglich Domitians wahrscheinlicher Motivation, diese wirklich eindrucksvollen
Architekturen zu errichten, wurde oben Folgendes vorgeschlagen (s.o., im
Kapitel What this study is all about
[`Worum es in dieser Studie geht´]):
`Die
außerordentlichen Anstrengungen, die Domitian unternahm, dienten, genau wie in
den vergleichbaren Fällen des Augustus, Vespasian, Hadrian und Septimius
Severus (außer den beiden anderen Motivationen im Fall Domitians: `eigene Größe´
und `Familiengedenken´), dem Zweck, Domitians Herrschaft zu legitimieren. Die
hier erwähnten Aktivitäten, besonders die großartigen Bauprojekte dieser
Kaiser, dienten deshalb dem Zweck, dass sie selbst für ihre Leistungen bereits
zu Lebzeiten von ihren Untertanen entsprechende Anerkennung erfuhren, und
überdies positiv von der Nachwelt in Erinnerung behalten würden´.
Domitians diesbezügliche Aktivitäten haben
sich, was alle dieser Aspekte betrifft, als extrem erfolgreich herausgestellt,
und zwar aus folgendem Grund:
2.) Auf Grund von Domitians
Unternehmungen und denen seiner Familie ist Rom im Grunde auch heute noch eine
flavische Stadt.
Für die
Formulierung meines 2.) Punktes habe ich mich auf die beiden Motti von Eric M.
Moormanns Artikel (2018, 161) gestützt, die lauten: "``A visitor to Rome
today cannot avoid the Flavians´´ [mit Anm. 1], und: ``To the modern visitor
the centre of Rome presents itself as essentially a Flavian city´´ [mit Anm.
2]". In seiner Anmerkung 1,
schreibt Moormann: "Darwall-Smith 1996, 17 ...". Und in seiner Anmerkung 2, schreibt er: "Boyle
2003, 29 ...". Und in seiner letzten
Diskussion dieses Themas; vergleiche Moormann ("Domitian's Reshaping
Rome", 2021, 43-44) schreibt er sogar:
"Due to Titus' [page 44] premature death in September 81, Domitian
could shape the town into a real Domitianopolis without trespassing the
ambitions of his father and brother (fig. 3) [mit Anm. 4; Hervorhebung von
mir]".
In seiner Anm. 4, schreibt Moormann: "On Domitian's rebuilding of Rome,
see, among others, Frederick 2003, and, most recently, Moormann 2018".
Auch die Organisation von Domitians Baustellen war innovativ:
Zum Beispiel die
Organisation der gigantischen Baustelle des zukünftigen `Trajansforums´;
vergleiche Patrizio Pensabene und Javier Á. Domingo (2016-2017). Dies trifft
analog auch für die Beschaffung des Baumaterials für Domitians Bauprojekte zu,
das aus dem gesamten Mittelmeergebiet importiert werden musste. Es überrascht
nicht, dass die meisten frischen Marmorblöcke, die aus weit entfernten
Steinbrüchen stammten, und mit Hilfe von Konsulardaten datiert sind, die im
Stadtviertel Testaccio, in `La Marmorata´, in Ausgrabungen zu Tage kamen, aus der Zeit
Domitians stammten; vergleiche Pensabene und Domingo (2016-2017, 573 mit Anm.
161).
Das Gebiet im Stadtviertel
Testaccio, das in vergangenen Jahrhunderten La
Marmorata hieß (vergleiche hier Figs. 102; 102.4; 103),
befindet sich auf dem linken Tiberufer, südlich vom Aventin. Die meisten
Gelehrten identifizieren dieses Gebiet, meines Erachtens irrtümlich, mit dem Emporium, das Livius (35,10,12; 41,27,8)
zusammen mit der Porticus Aemilia
erwähnt, die von denselben Gelehrten, meiner Meinung nach ebenfalls irrtümlich,
mit dem riesigen opus incertum Gebäude
im Stadtgebiet La Marmorata identifiziert
wird. In Wirklichkeit kennen wir den antiken
Namen dieser Gegend nicht.
Für eine detaillierte Diskussion;
s.o., A
Study on the colossal portrait of Hadrian (now Constantine the Great) in the
courtyard of the Palazzo dei Conservatori at Rome (cf. here Fig. 11). With The Contribution by
Hans Rupprecht Goette; Part II. Ancient
Rome's new commercial river port, at La Marmorata. With discussions of the `Porticus Aemilia´ (in reality identifiable as Navalia) and of the Horrea Aemiliana, and
with The sixth Contribution by Peter Herz : Rom. Strukturen der Versorgung.
(`Eine Studie zum kolossalen Portrait des
Hadrian (jetzt Konstantins des Großen) im Hof des Palazzo dei Conservatori in
Rom (vergleiche hier Fig. 11). Mit Dem
Beitrag von Hans Rupprecht Goette; Teil
II. Der neue Handelshafen des antiken Rom, bei La Marmorata. Mit Diskussionen der `Porticus Aemilia´ (in Wirklichkeit als Navalia identifizierbar) und der Horrea
Aemiliana, und mit Dem sechsten
Beitrag von Peter Herz : Rom. Strukturen
der Versorgung´).
Wenden
wir uns nun Domitians Palast auf dem Palatin zu, seiner Domus Augustana
Abgesehen
von den weiter unten diskutierten neuen Erkenntnissen zu diesem Gebäudekomplex,
steuere ich in diesem Buch keine eigenen Hypothesen bezüglich der Bedeutung von
Domitians Gesamtgestaltung seines Palastes bei. Glücklicherweise sind,
beziehungsweise waren, an diesem Thema andere Gelehrte interessiert, zum
Beispiel Ulrike Wulf-Rheidt (2020), sowie Aurora Raimondi Cominesi (2022), die
sich diesem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven genähert haben: Auf der
Basis ihrer eigenen, jahrzehntelangen Forschungen zu diesem Thema, legte
Wulf-Rheidt (2020) eine Dokumentation der genauen Chronologie aller Teile der Domus Augustana vor, während Raimondi
Cominesi (2022), die selbst Wulf-Rheidt (2020) nicht diskutiert, ihrerseits
versucht, alle diese Bauphasen zu
beurteilen.
Raimondi Cominesi (2022) kommt zu
dem, meiner Meinung nach überzeugendem Schluss, dass, im Nachhinein betrachtet,
Domitians Gestaltung seiner Domus Augustana
als eines `Palastes, der den
Bedürfnissen eines römischen Kaisers entspricht´, sich (ebenfalls) als extrem
weitsichtig erwiesen hat. Da ich in diesem Buch nahezu alle anderen Bauprojekte
Domitians in Rom studiert habe (s.o.), überrascht mich persönlich dieses
Ergebnis von Raimondi Cominesi nicht.
Hinzu kommt, dass Raimondi Cominesi
(2022, 115, mit Anm. 122) bezüglich Domitians Palast eine weitere sehr wichtige
Beobachtung macht: "In the Chronicle of 354, Domitian's house is
cited as one of the emperor's public works [Hervorhebung von mir]".
Für eine Diskussion dieses Textes des `Chronographer of AD 354´, der dieses
Gebäude als Domitians "Palatium" bezeichnet; s.o., Kapitel
IV.1.1.g).
Dieser spätantike Autor, der den
"Codex-Calendar of A. D. 354" schuf, hieß "Furius Dionysius
Filocalus"; vergleiche für beide Zitate Michele Renée Salzman (1990, pp.
XX, 3), und wird auch "Chronographus anni CCCLIIII" genannt;
vergleiche Theodor Mommsen (1892, 14).
Wenn man gleichzeitig bedenkt, dass alle drei
flavischen Kaiser zusammen weniger als 30 Jahre regiert haben, und Domitian
davon lediglich 15 Jahre, dann kann ich nur bewundern, was sie geleistet haben.
Siehe oben, Kapitel Preamble ...; Abschnitt III. My own thoughts about Domtian (`Meine eigenen Gedanken zu Domitian`);
und unten, Appendix IV.d.4.c).
Das
Nollekens Relief (hier Fig. 36) führt uns zu einigen neuen Erkenntnissen, die
in
diesem
Buch über Domitian vorgestellt werden. Diese beziehen sich auf Domitians Palast
Domus Augustana auf dem Palatin, und basieren ihrerseits unter anderem auf Funden, die
F.
Bianchini dort in den Jahren 1720-1726
ausgegraben hat (vergleiche ders. 1738)
Einige
bemaßte Rekonstruktionszeichnungen von Domitians Palast Domus Augustana
des
Architekten G. Leith (1913; vergleiche hier Figs. 108-110)
a) Siehe unten, The
Contribution by Amanda Claridge in this volume : A note for Chrystina Häuber : Drawings of the interior order of the
Aula Regia of the Palace of Domitian on the Palatine, once in the British
School at Rome; cf. here Figs.
108-110.
(`Der Beitrag von Amanda Claridge in diesem
Band : Eine Notiz für Chrystina Häuber : Zeichnungen der inneren Ordnung der
Aula Regia in Domitians Palast auf dem Palatin, die sich früher in der British
School in Rom befunden haben´).
Figs. 108-110. Domitians Palast `Domus Flavia´/ Domus Augustana auf dem Palatin. Bemaßte
Rekonstruktionszeichnungen, "in pencil, pen and black ink reconstructing
in cross section the Aula Regia, Peristyle and Triclinium" (so A.
CLARIDGE, a.a.O), des Architekten G. Leith (1913), der einige der ursprünglich
8 Kolossalstatuen in seine Zeichnungen integriert hat, welche die `Aula Regia´ geschmückt hatten, sowie
einige Architekturfragmente, die dort ebenfalls von F. Bianchini ausgegraben
wurden, und die (1738) publiziert worden sind. G. Leith schuf diese
Zeichnungen, als er 1913 ein Stipendium von Südafrika an der British School at Rome hatte. Aus:
M.A. Tomei (1999, Figs. 225; 228; 229; 230. Wir haben auch die Bildunterschriften
ihrer Abbildungen kopiert).
Ich danke Francesca Deli, der
Assistant Librarian der British School at Rome, die diese Illustrationen aus
Tomeis Artikel (1999) für mich gescannt hat.
Die `Domus Flavia´ und andere moderne Namen, mit denen Teile
von
Domitians Palast Domus Augustana bezeichnet worden sind
(Theoretisch)
folge ich Filippo Coarelli (2012, 494) und T.P. Wiseman (2019, 34, beide
wörtlich zitiert und diskutiert oben, in Kapitel II.3.1.d); Abschnitt I.),
die feststellen, dass Domitians Palast auf dem Palatin `Domus Augustana´ genannt wurde, und dass der Name `Domus Flavia´, mit dem viele Gelehrte
den westlichen Teil dieses Palastes bezeichnen, nicht nur nicht in antiken
Schriftquellen überliefert wird, sondern obendrein irreführend ist. Der Grund
hierfür ist die Tatsache, dass der (angebliche) Unterschied zwischen diesen
beiden Teilen (dem westlichen, angeblich repräsentativen Teil, der `Domus Flavia´, und dem östlichen,
angeblich privaten Teil, der Domus
Augustana), den viele Gelehrte postulieren, in Wirklichkeit nicht existiert.
Für diese ältere, aber irrtümliche Forschungsmeinung; vergleiche Wulf-Rheidt
(2020, 186 Anm. 11, mit Bibliographie). Was diesen Punkt betrifft, war auch
Wulf-Rheidt (2020, 186) zu demselben Schluss gelangt wie Coarelli and Wiseman
(a.a.O.), sie benutzte aber dennoch weiterhin die Bezeichnung `Domus Flavia´.
Ich sage "(theoretisch)",
weil ich trotzdem beschlossen habe, die Beschriftung "DOMUS FLAVIA"
unseren eigenen Karten hinzuzufügen, und zwar einfach deshalb, weil die meisten
Gelehrten (zumindest die, welche in der folgenden Diskussion erwähnt werden)
diese falsche Bezeichnung in ihren Publikationen benutzen. Ich setze jedoch die
Bezeichnung DOMUS FLAVIA auf unseren Karten in Anführungszeichen, um zu zeigen,
dass es sich um `die sogenannte Domus
Flavia´ handelt.
Für alle
(modernen) Name, mit denen im Laufe der Zeit die verschiedenen Teilen von
Domitians `Domus Flavia´/ Domus Augustana bezeichnet worden sind;
s.o., Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitte I.; II.
Mit ihrer Entscheidung, jene Teile
des Palastes, die Gordon Leith rekonstruiert hat (hier Figs. 108-110), als `Aula
Regia, Peristyle und Triclinium´ zu bezeichnen, folgt Amanda
Claridge (a.a.O.) der aktuellen Terminologie, wie sie zum Beispiel von Filippo
Coarelli (2008, Plan auf S. 177) angewandt wird, sowie von Natascha Sojc (2021,
134, Fig. 2, die allerdings das `Triclinium´
als "Cenatio Iovis"
bezeichnet), sowie auf unseren Karten hier Figs.
8.1; 58; 73. Claridge selbst (2010, 150, Fig. 57) bezeichnete dagegen das
sogenannte `Triclinium´ als
"Banquet Hall".
Wichtig
für die Diskussion von Gordon Leiths Rekonstruktionszeichnungen (hier Figs. 108-110) ist die Tatsache, dass
die `Aula Regia´ (die schon F.
BIANCHINI 1738 so bezeichnet hatte; vergleiche die Beschriftung seiner Tab. II
= hier Fig. 8) bereits von Francesco
Bianchini (1720-1726) ausgegraben worden ist, während das `Peristyle´ und das `Triclinium´/
`Cenatio Iovis´ erst von Pietro Rosa
(1861-64) ausgegraben werden sollten, im Auftrag des französischen Kaisers
Napoleon III. (weshalb diese Ausgrabungen häufig als `die französischen
Ausgrabungen´ bezeichnet werden, so zum Beispiel im Titel des Artikels von M.A.
TOMEI von 1999).
Für beide Ausgrabungen; vergleiche
Silvano Cosmo (1990, Fig. 8 = hier Fig.
39), und für die `französischen Ausgrabungen´; s.o., Kapitel II.3.1.d) Abschnitt I.; siehe auch unten, Appendix
I.c).
Bezüglich
der Rekonstruktionszeichnungen von Gordon Leith wiederhole ich im Folgenden
eine Textpassage, die für oben, Kapitel Introductory
remarks and acknowledgements (`Einführende
Bemerkungen und Dank´) verfasst worden ist:
`So weit ich sehe, stellen diese
Zeichnungen (hier Figs. 108-110) die
einzigen bemaßten Rekonstruktionen
der inneren Ordnung der `Aula Regia´
und anderer Teile von Domitians `Domus
Flavia´ innerhalb seiner Domus
Augustana dar (dem `Peristyle´
und dem `Triclinium´/ `Cenatio Iovis´ [vergleiche hier Figs. 8.1; 58]), in welche die
kolossalen Statuen (die ursprünglich die `Aula
Regia´ geschmückt hatten), sowie einige Architekturfragmente integriert
worden sind, die Francesco Bianchini innerhalb der `Aula Regia´ (1720-1726) ausgegraben hatte (er fand nur zwei dieser
kolossalen Statuen in einem sekundären Kontext unmittelbar neben der `Aula Regia´), und die posthum 1738
veröffentlicht worden sind. Der Autor dieser Zeichnungen (hier Figs. 108-110) ist der Architect Gordon
Leith (1885-1965) aus Südafrika, der im Jahre 1913 ein Stipendium an der
British School at Rome hatte ... Für Bianchinis bemaßte Pläne, die beiden
Reliefs, und einige der Architekturfragmente, die er innerhalb der `Aula Regia´ von Domitians `Domus Flavia´/ Domus Augustana auf dem Palatin ausgegraben, und später publiziert
hat (1738); vergleiche hier Figs. 8; 9;
36; 37.
Siehe oben, Kapitel V.1.i.3.b) J. Pollini's discussion (2017b)
of the allegedly `lost´ Nollekens Relief (cf. here Fig. 36), which he compares with the Cancelleria Reliefs (cf. here Figs. 1; 2; Figs. 1 and 2 drawing) and
Domitian's `Domus Flavia´/ Domus
Augustana. With The Contribution by
Amanda Claridge´.
(`Kapitel
V.1.i.3.b). J. Pollinis Diskussion
(2017b) des angeblich `verlorenen´ Nollekens Reliefs (vergleiche hier Fig. 36), das er mit den
Cancelleriareliefs vergleicht (vergleiche hier Figs. 1; 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung) und Domitians `Domus
Flavia´/ Domus Augustana. Mit Dem Beitrag von Amanda Claridge´).
b) Francesco Bianchini (Verona 13. Dezember 1662 - 2. März 1729
Rom) hat in den Jahren 1720-1726 (posthum publiziert 1738) innerhalb von
Domitians `Aula Regia´ die oben
erwähnten, unglaublich qualitätvollen Skulpturen und Architekturfragmente ausgegraben, sowie seine Funde
(1738) publiziert, ergänzt mit bemaßten Plänen der `Aula Regia´ (seine Tab. II) und des von ihm ausgegrabenen Areals
(seine Tab. VIII; beide hier Fig. 8),
sowie mit schönen Stichen einiger seiner Funde (seine Tab. III; IV; VI; VII;
vergleiche hier Figs. 9; 36; 37).
Für Monsignore Francesco Bianchini, der ein hervorragender Wissenschaftler war,
und seit 1703 "Commissario alle Antichità di Roma"; vergleiche Paolo
Liverani (2000, 67, wörtlich zitiert und diskutiert, s.o., Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitt I.).
Fig. 8. F. Bianchinis (1738) bemaßte Pläne der
`Aula Regia´ (seine Tab. II), und
jenes Teils von Domitians Domus Augustana,
wo er seine Ausgrabungen (1720-1726) durchgeführt hatte (seine Tab. VIII):
innerhalb der `Basilica´, der `Aula Regia´ und des `Larariums´ (alle drei Säle befinden sich
innerhalb der `Domus Flavia´; vergleiche hier Figs. 8.1; 58). Beachten Sie
bitte, dass sich auf Bianchinis Plänen Norden nicht in der Mitte des oberen
Randes befindet, wie auf unseren Karten. Unsere Karten sind nach `Grid North´
orientiert; vergleiche hier Figs. 58; 73), genau wie die offiziellen
photogrammetrischen Daten von Roma Capitale (die das aktuelle Kataster
enthalten), auf denen alle unsere Karten basieren. Vergleiche für die
Orientierung von Bianchinis Plan Tab. II unsere Fig. 8.1.
Für
`Grid North´ (deutsch: `Gitternord´); vergleiche Franz Xaver Schütz (2017,
696-704, Abb. 3; 4; 6); Häuber (2017, 62, Bildunterschrift von Fig. 3.5 [= hier
Fig. 58]. Für die Bildunterschrift
unsere aktualisierten Karte Fig. 58;
s.u., im Band 3-2, zu A Study on the
consequences of Domitian's assassination ... Or : The wider topographical
context of the Arch of Hadrian... ; Chapter Introduction; at Section I.
(`Eine Studie zu den Folgen von Domitians
Ermordung ... Oder : Der weitere Kontext des Hadriansbogens ...; Kapitel Einführung; Abschnitt I.´).
Fig. 8.1. Detail unsere Karte Fig. 58, mit
georeferenziertem Overlay von F. Bianchinis Plan der `Aula Regia´ (vergleiche ders.
1738, seine Tab. II = hier Fig. 8). Diese Visualisierung zeigt, dass Bianchinis
Grundriss der `Aula Regia´, sein Plan
Tab. II, im Uhrzeigersinn um circa 1350 gedreht werden musste, ehe
es möglich wurde, ihn in unsere Karte Fig. 58 zu integrieren, die nach `Grid
North´ orientiert ist. F.X. Schütz, Visualisierung, erstellt mit dem "AIS ROMA" (22-I-2023).
Fig. 9. F. Bianchinis Tafeln (1738, Tab. III
und IV). Sie zeigen einige der Architekturfragmente, die er in seinen
Ausgrabungen (1720-1726) innerhalb der `Aula
Regia´ gefunden hat. In der Bildunterschrift seiner Tab. III erwähnte Bianchini den Autor
der entsprechenden Zeichnung und des Stichs: "Balthassar Gabbuggiani
delin. et sculp.".
Francesco
Bianchini (1738, 50-54) beschrieb die einmalige Größe und Ausstattung der `Aula Regia´ (wörtlich zitiert; s.o.,
Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitt III.). Darauf werde ich unten noch
einmal zurückkommen.
Neue
Forschungen zum Nollekens Relief,
das
Francesco Bianchini im Jahre 1722 in der `Aula Regia´
ausgegraben hat
c) John Pollini (2017b) `fand´ das (angeblich) verlorene Nollekens
Relief und publiziert eine Photographie (von 1914; hier Fig. 36), welche das Relief vor seinen Beschädigungen seit dem
Zweiten Weltkrieg wiedergibt : damals umfasste es noch das Portrait Domitians,
das jetzt verloren ist. John hat mir großzügigerweise dieses Photo zur
Verfügung gestellt, das ich hier mit seinem freundlichen Einverständnis
publizieren darf. Während Pollini (2017b) selbst einen (irrtümlichen) Fundort
für dieses Relief innerhalb von Domitians Palast annimmt, habe ich Folgendes
entdeckt. Bianchini (1738, 68; vergleiche seine Tab. VI, ein Stich des
Nollekens Reliefs) schreibt ausdrücklich, dass er das Nollekens Relief in der `Aula Regia´ von Domitians `Domus Flavia´ ausgegraben habe. Für
Bianchinis Ausgrabungen; vergleiche auch Silvano Cosmo (1990, 837, Fig. 8 [=
hier Fig. 39]) und oben, in Kapitel V.1.i.3.b).
Um die neuere Diskussion über das
Nollekens Relief vorstellen zu können, fasse ich im Folgenden einige
Textpassagen zusammen, die für oben, Kapitel V.1.i.3.b), verfasst worden sind : J. Pollini's discussion (2017b) of the allegedly `lost´ Nollekens
Relief (cf. here Fig. 36), which he
compares with the Cancelleria Reliefs (cf. here Figs. 1; 2; Figs. 1 and 2 drawing) ...
(`Kapitel
V.1.i.3.b) J. Pollinis Diskussion (2017b)
des angeblich `verlorenen´ Nollekens Reliefs (vergleiche hier Fig. 36), das er mit den
Cancelleriareliefs (hier Figs. 1; 2;
Figs. 1 und 2 Zeichnung) vergleicht ...´).
Fig. 36. Das Nollekens Relief, aufgestellt
über dem Kamin im Weißen Saal des Gatchina Palastes in der Nähe von St.
Petersburg, Marmor, Maße: 88 x 139 cm. F. Bianchini (1738, 68, seine Tab. VI,
ein Stich des Nollekens Reliefs) fand das Relief im Jahre 1722 in der `Aula Regia´ von Domitians `Domus Flavia´/ Domus Augustana; vergleiche S. Cosmo (1990, 837, Fig. 8); J.
Pollini (2017b, 120, 124; vergleiche S. 98, Fig. 1 (= hier Fig. 36). Von dieser
Abbildung haben wir Pollinis Nummerierung der Figuren kopiert, die auf diesem
Relief dargestellt sind). Pollini schlägt (meiner Meinung nach überzeugend)
vor, dass dieses Relief den mit einer Toga bekleideten triumphator Domitian darstellt, wie er im Jahre 89 n. Chr.,
unmittelbar vor Domitians Porta
Triumphalis, ein Opfer vollzieht; danach wird der Kaiser seinen (letzten)
Triumphzug beginnen. Photographie, aufgenommen 1914, als das Relief noch in
seinem restaurierten Zustand des 18. Jahrhunderts erhalten war. Mit
freundlicher Genehmigung von John Pollini.
Die
Bildunterschrift von Pollini's (2017b) Fig. 1 (= hier Fig. 36) lautet: "Photograph
taken in 1914 of the Nollekens Relief ... [der
Autor liefert dazu ein Zitat auf S. 107 mit Anm. 47]. Note that only the heads of nos. 6 [das heißt, des Domitian], 8 [das heißt, des Genius Senatus] and 10 [das heißt, eines Opferdieners] in the foreground and of all the background figures are ancient
[Hervorhebung von mir]".
Nachdem
ich Kapitel V.1.i.3.b) mit Rose Mary Sheldon diskutiert, und
ihr gegenüber erwähnt hatte, dass ich noch prüfen müsse, ob Domitian womöglich
selbst eines der Konsulate des Jahres 89 n. Chr. bekleidet hatte, war sie so
freundlich, mir per Email zu antworten: "Domitian was consul every year of
his reign except 89, 91, 93, 94 and 96. Pat Southern [1997], Domitian, p.
35". Vergleiche auch Dietmar Kienast, Werner Eck und Matthäus Heil (2017,
110).
Pollini schlägt vor (2017b, 120 mit
Anm. 106; s.o., Kapitel V.1.i.3.b);
Abschnitt IV.), dass das Nollekens
Relief Domitian bei einem Opfer im Jahre 89 n. Chr. zeigt. Pollini selbst hat
nicht realisiert, dass das wegen der Darstellung der beiden consules (Figuren 7 und 9) auf dem
Nollekens Relief theoretisch tatsächlich möglich ist, weil, wie oben erwähnt,
Domitian in diesem Jahr nicht selbst eines der Konsulate übernommen hatte
(s.o., Kapitel VI.3).
Pollini (2027b, 118) schreibt:
"To the left and right of the personified Senate [auf Fig. 36], two figures in the
background, nos. 7 and 9, are
distinguished by their togas ... they are undoubtedly the two consuls
[Hervorhebung von mir]"; vergleiche Pollini
(2017b, 114-115), wo er feststellt, dass
die beiden Liktoren Domitians (die Figuren Nr. 1 und 4 auf Fig. 36) mit "fasces laureati which imperial fasces bore usually on the occasion of a triumph [mit Anm. 76;
S. 115] ... Both lictors wear low,
common-style shoes (calcei) ... Both
are paludati, wearing not a civic
toga but a tunic and a military cloak, fastened with a round fibula [Hervorhebung von mir]".
Hierzu möchte ich hinzufügen, dass Figur 7 im Hintergrund des Reliefs
tatsächlich mit einer toga bekleidet
ist, deren unterer Saum, sowie ihre lacinia
unten auf dem Relief sichtbar sind, unmittelbar über der Beschriftung
"7". Dieser consul trägt
deshalb offensichtlich eine ähnliche toga
wie Domitian (Figur 6), der
unmittelbar vor ihm steht. Von der toga
des anderen consuls, Figur 9, sehen wir die Falten des umbo auf seiner linken Schulter. Für die
Bezeichnungen der verschiedenen Teile der toga,
zum Beispiel lacinia and umbo;
vergleiche Hans Rupprecht Goette (1990, 3, Abb. 2).
Für eine detaillierte Diskussion;
s.o., Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitte I.; III.
Domitian
trägt [auf dem Nollekens Relief; hier Fig.
36] eine toga und einen
Lorbeerkranz, und the fasces (mit
eingesteckten Beilen !) seiner beiden Liktoren (die, wie erwähnt, militärische
Kleidung tragen; vergleiche auch J. POLLINI 2017b, 118) sind gleichfalls mit
Lorbeer geschmückt. Deshalb schlägt Pollini, meiner Meinung nach überzeugend,
vor, dass Domitian dargestellt ist, wie er dieses Opfer vor der Porta Triumphalis vollzieht, und dass
unmittelbar danach Domitians Triumphzug beginnen wird. Nach Pollinis Meinung
(2017b, 120 mit Anm. 106, der sich auf Suet., Dom. 6,1 bezieht), muss sich das auf dem Nollekens Relief
dargestellte Opfer auf Domitians letzten Triumph im Jahre 89 n. Chr. beziehen
(vergleiche dafür oben, Anm. 232, in Kapitel I.2., und Kapitel VI.3.; Addition [`Zusatz´]).
Paolo Liverani (2021, 88) lehnt
Pollinis Hypothese ab : Pollini's
"... triumphal connotation is based on weak evidence and must remain
hypothetical [Hervorhebung von mir]". Liverani (2021, 88) identifiziert
die auf dem Nollekens Relief dargestellten Figuren genau wie Pollini (2017b)
selbst, aber er berücksichtigt bei seiner Argumentation nicht die Figuren im
Hintergrund (vergleiche hier Fig. 36:
Figur 3, ein Soldat, und die Figuren 7 und 9, zwei Männer in der Toga), die Pollini, meiner Meinung nach
überzeugend, als die beiden consules
interpretiert.
Liverani (2021, 88) hat übersehen,
dass jene Figures, die er erwähnt, so
auf diesem Relief angeordnet sind, dass die nach römischer Vorstellung für sie
geltenden strikten räumlichen Vorschriften genau beachtet worden sind : auf der
rechten Hälfte des Nollekens Relief sehen wir das Areal domi (mit der Dea Roma
und dem Genius Senatus, die innerhalb
des pomeriums, der heiligen Grenze
Roms, bleiben mußten; nicht zufällig erscheinen auch die consules auf dieser Reliefseite), die linke Reliefseite stellt
dagegen das Areal militiae dar (hier
erscheinen die beiden militärisch gekleideten Liktoren, deren Beile an ihren fasces befestigt sind, ihre fasces sind außerdem mit Lorbeer
geschmückt, sowie ein Soldat). Domitian steht demnach auf dem Nollekens Relief
`zwischen Figuren, die zu den Arealen
militiae und domi gehören´.
All das hat der Künstler mittels der
Verteilung der Figuren auf dem Relief zum Ausdruck gebracht. Außerdem trägt
Domitian eine toga und einen
Lorbeerkranz, und ist als Opfernder dargestellt. Und da ich (wegen der
Gegenwart beider consules) glaube,
dass Pollini Recht hat mit seinem Vorschlag, dass die auf dem Nollekens Relief
sichtbare Szene ein Ereignis des Jahres 89 n. Chr. wiedergibt, frage ich mich
deshalb, was dieses Relief alternativ
zu dem Vorschlag darstellen könnte, den Pollini (2017b) selbst unterbreitet.
Liverani (2021, 88) ist außerdem die
Tatsache entgangen, dass Francesco Bianchini (1738, 68) das Nollekens Relief im
Jahre 1722 in der `Aula Regia´
gefunden hat (s.o., Kapitel V.1.i.3.b);
Abschnitt II.). Und da Bianchini sehr
detailliert die Ausstattung dieses Saales mit Marmorreliefs dokumentiert hat
(vergleiche F. BIANCHINI 1738, 48-68, Tab. III.; IV. = beide hier Fig. 9; s.o., Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitt III.), wissen wir auch, dass das
``Hauptthema der `Aula Regia´ die
Verherrlichung von Domitians militärischen Siegen war´´: so Eugenio Polito
(2009, 506, wörtlich zitiert oben, im Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitt III.).
Fazit.
Auch Pollini (2017b) selbst ist die Tatsache unbekannt, dass das Nollekens
Relief tatsächlich innerhalb der `Aula
Regia´ gefunden wurde. Wenn man gleichzeitig berücksichtigt, dass das
übergreifende ikonographische Thema dieses prächtigen Saales die Verherrlichung
von Domitians militärischen Siegen war, die der Kaiser mit Triumphen gefeiert
hatte, dann bleibe ich bei meinem früheren Urteil (zuerst formuliert unten, in Appemdix IV.c.1.)). Nämlich, dass
Pollinis Interpretation, derzufolge das Nollekens Relief Domitian im Jahre 89
n. Chr. beim Opfer vor der Porta
Triumphalis zeigt, unmittelbar bevor er seinen (letzten) Triumphzug
beginnen sollte, vernünftig klingt.
Die
Architekturfragmente, die Bianchini in der `Aula Regia´
ausgegraben
hat : die berühmten `Trofei Farnese´
d) Einige der Architekturfragmente, die Francesco Bianchini von
1720-1726 in der `Aula Regia´
gefunden, und 1738 publiziert hat, sind im Hof des Palazzo Farnese in Rom
ausgestellt. Hierbei handelt es sich um die berühmten `Trofei Farnese´
(vergleiche hier Fig. 5.1.); s.o.,
Kapitel Introductory remarks and
acknowledgements; Preamble;
Section II. (`Kapitel Einführende
Bemerkungen und Dank; und Preambel;
Abschnitt II.´); und Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitt III.
Fig. 5.1. Die beiden `Trofei Farnese´ im Hof
des Palazzo Farnese in Rom. Hierbei handelt es sich um zwei Gruppen von
Architekturfragmenten, von denen die meisten Francesco Bianchini in seinen
Ausgrabungen (1720-1726; publiziert 1738) auf dem Palatin, in der `Aula Regia´ von Domitians `Palast Domus Flavia´/ Domus Augustana gefunden hat. Vergleiche K. Stemmer (1971, Abb. 1
[hier auf der linken Seite], mit dem Fragment der kolossalen Panzerstatue des
`Domitian als Jupiter´; hier Fig. 5), Photo: J. Felbermeyer, D-DAI-Rom 35.566.
Vergleiche K. Stemmer (1971, Abb. 2 [hier auf der rechten Seite], mit einem
Relieffragment mit Darstellung einer `Provinz´, von den Portiken des Hadrianeums in Rom; vergleiche hier Fig.
48), Photo J. Felbermeyer, D-DAI-Rom 35.567.
Für das Hadrianeum; vergleiche unten, in Band 3-2, zu A Study of the consequences of Domitian's assassination ... Or : The
wider opographical context of the Arch of Hadrian alongside the Via
Flaminia, which led to the (later) Hadrianeum ... (`Eine Studie zu den Folgen von Domitians Ermordung ... Oder : Der
weitere topographische Kontext des Hadriansbogens an der Via Flaminia, der zum (späteren) Hadrianeum führte ...´).
Eins der
Fragmente der `Trofei Farnese´, das möglicherweise von Bianchini in the `Aula Regia´ gefunden worden ist, gehörte zu einer
(ursprünglich 8 m hohen) Panzerstatue, die `Domitian
as Jupiter´ darstellte
e) Auf dem linken Photo der `Trofei Farnese´ (vergleiche hier Fig. 5.1) erscheint im Hintergrund
rechts das Fragment einer kolossalen Marmorstatue, Maße: 102 x 90 cm;
vergleiche Klaus Stemmer (1971, 567). Dieses Fragment gehört zur Portraitstatue
eines Mannes, der einen unglaublich reich dekorierten Panzer trägt (hier Fig. 5), mit einem riesigen gorgoneion auf der Brust, und einem paludamentum, von dem ein Teil auf der
linken Schulter des Mannes erhalten geblieben ist. - Was die Qualität betrifft,
hat dieses Fragment (hier Fig. 5)
mit Sicherheit zu den besten Skulpturen gehört, die ich in diesem Band
vorstellen kann.
Stemmer
(1971) datiert dieses Fragment (hier Fig.
5) überzeugend flavisch und identifiziert den dargestellten Mann mit
Domitian; gefolgt von Anne Wolfsfeld (2014; dies.
2021; s.u.).
Ich danke Hans Rupprecht Goette, der
mir, auf meinen Wunsch hin, auch diesen Aufsatz von Klaus Stemmer (1971)
geschickt hat, sowie, von sich aus, die entsprechenden Seiten aus Anne
Wolfsfelds Buch (2021).
Fig. 5. Fragment der kolossalen Panzerstatue
`Domitians als Jupiter´, Marmor, Maße: 102 x 90 cm. Nach Ansicht von K. Stemmer
(1971) war diese Statue hohl, und, falls Domitian stehend dargestellt war,
ursprünglich circa 8 m hoch, und wegen des riesigen gorgoneions auf der Brust des Panzers, zeigte sie den Kaiser angeglichen an den Gott Jupiter.
Dieses Fragment befindet sich im linken der
beiden `Trofei Farnese´ im Hof des Palazzo Farnese in Rom (vergleiche hier Fig.
5.1). Es kann zu den Funden gehört haben, die Francesco Bianchini innerhalb der
`Aula Regia´ in Domitians Palast auf
dem Palatin entdeckt hat, der `Domus
Flavia´/ Domus Augustana (ausgegraben
1720-1726; publiziert 1738). Bereits K. Stemmer (1971, 566, 579-580) schlug
dies vor, auf der Basis der Dokumentation, die für dieses Fragment zur
Verfügung steht. Vergleiche auch F. Bianchinis eigene Dokumentation seiner
Ausgrabungen, die bemaßte Pläne umfasst (ders.
1738, 48-68, mit Tab. II; Tab. VIII = beide hier Fig. 8), sowie S. Cosmos
(1990, Fig. 8 = hier Fig. 39) Erkenntnisse zu Bianchinis Ausgrabungen.
Vergleiche für die hier abgebildeten Photos:
K. Stemmer (1971, Abb. 3-6), Photos: G. Singer; D-DAI-ROM-71.175-71.178. K.
Stemmers (1971, 571, Abb. 7) Rekonstruktionszeichnung dieses kolossalen
Panzerportraits des `Domitian als Jupiter´ wird hier reproduziert nach A.
Wolfsfeld (2014, 215, Abb. 6).
Stemmer
(1971, 566, 579-580) hat seinen eigenen, meiner Meinung nach überzeugenden
Vorschlag, demzufolge das Fragment (hier Fig.
5) innerhalb der `Aula Regia´
gefunden worden sei, auf antike Schriftquellen gestützt, sowie auf
Informationen über die Sammlungen der Familie Farnese und bezüglich der Provenienz
des Fragments (hier Fig. 5).
Für die `Trofei Farnese´ (hier Fig. 5.1) und für dieses Fragment eines
kolossalen Portraits des `Domitian als Jupiter´ (hier Fig. 5), möglicherweise aus der `Aula Regia´ seiner Domus
Augustana; siehe auch oben, Kapitel Preamble:
Domitian's negative image; Section II.
Conclusions: Domitian's representations of his military successes and his
claims to be of divine descent and to possess a divine nature (`Preambel : Domitians negatives Images;
Abschnitt II. Schlussfolgerungen : Domitians Darstellungen seiner militärischen
Siege und sein Anspruch, göttlicher Abstammung und göttlicher Natur zu sein´).
Wie bereits Francesco Bianchini (1738, 50-54),
betont auch Natascha Sojc (2021, 234) die Tatsache, dass die `Aula Regia´, wenn man sie mit allen
anderen Räumen der kaiserlichen Paläste auf dem Palatin vergleicht, einmalig
ist, sowohl, was ihre Größe, als auch, was ihre prächtige Ausstattung betrifft:
"The outstanding size and decoration of the Aula Regia, with columns of
coloured marble, including pinkish pavonazzetto
and yellowish giallo antico, and the
3.50 m high statues in green basalt, now in Parma, make it the most elaborate
room of the imperial palaces on the Palatine known today. The hall also seems
to have set new standards in comparison with public buildings existing in Rome
at Domitian's time as it was only later surpassed in terms of size and
splendour when the Basilica Ulpia was built in Trajan's Forum [Hervorhebung von mir]".
Um einen
Eindruck der Ausstattung der `Aula Regia´
zu vermitteln, zitiere ich im Folgenden eine Textpassage, die für oben, das
Kapitel VI.3. geschrieben
worden ist : Summary of my own hypotheses
concerning the Cancelleria Reliefs presented in this Study; Addition: My own tentative suggestion, to
which monument or building the Cancelleria Reliefs may have belonged, and a
discussion of their possible date (`Kapitel VI.3. Zusammenfassung meiner eigenen Hypothesen bezüglich der
Cancelleriareliefs, die in dieser Studie vorgestellt werden; Zusatz: Mein
eigener Vorschlag, zu welchem Monument oder Gebäude die Cancelleriareliefs
gehört haben können, und eine Diskussion ihrer möglichen Datierung´) :
`Bianchini
(1738, 68) sagt ausdrücklich, dass die Reliefs hier Fig. 36 [das heißt, das Nollekens Relief] und Fig. 37 [`das andere Relief´] in jenem Saal von Domitians Palast
(der bereits von Bianchini als `Aula
Regia´ bezeichnet worden ist) gefunden worden sind, wo auch "the
colossal basalt statues of Hercules and Bacchus/Dionysus with Pan (now in
Parma's Galleria Nazionale)" ausgegraben wurden, wie Pollini schreibt
(vergleiche ders. 2017b, 101, Anm.
11, der hierzu F. BIANCHINI 1738, 54 und 58 zitiert) ... Zu Bianchinis (1738) ausgezeichneten Stichen gehört ein bemaßter
Grundriss der `Aula Regia´ (seine
Tab. II. = hier Fig. 8; vergleiche hier Fig. 8.1); und die Darstellung einer
einmalig reich skulptierten Säulenbasis (vergleiche seine Tab. III. = hier Fig.
9). Diese Säulenbasis gehört zu einem Paar giallo
antico Säulen (vergleiche S. 50: "mai state osservate"
[`ihresgleichen sind noch niemals gesehen worden´]), welche den Haupteingang
der `Aula Regia´ im Norden
flankierten (vergleiche hier Figs. 8; 8.1), und deren Plinthe mit Trophäen
verziert ist; als auch andere Funde aus diesem Saal (vergleiche S. 54): Fragment
eines Marmorgebälks, das mit einer geflügelten Victoria dekoriert ist, die ein tropaion
bekrönt (dargestellt auf seiner Tab. IV. = hier Fig. 9 [darauf werde ich
unten zurückkommen]). Bianchinis
Abbildungen (1738, Tab. III. und IV. = hier Fig. 9) zeigen demnach, dass mit
Sicherheit zumindest eines der ikonographischen Themen der ungeheuer großen `Aula Regia´ die Verherrlichung von
Domitians militärischen Siegen war. Nach Ansicht von Eugenio Polito (2009, 506,
wörtlich zitiert oben, in KapitelV.1.i.3.b);
Abschnitt III.)), handelte es sich
hierbei um das Hauptthema der`Aula Regia´
[Hervorhebung von mir]´.
Außerdem
wiederhole ich im Folgenden zwei Textpassagen, die für oben, Kapitel V.1.i.3.b); Section III. geschrieben worden sind: Does
the design of the Nollekens Relief reflect the topographical context, for which
Domitian had commissioned it ? (`Kapitel V.1.i.3.b); Abschnitt III.
Bezieht sich die Gestaltung des Nollekens Reliefs auf den topographischen
Kontext, für den Domitian es in Auftrag gegeben hat?´) :
`Bianchini (1738, 50-52) beschrieb und
illustrierte (vergleiche seine Tab. III. = hier Fig. 9) auch die Tatsache, dass
die Basen der Säulen, die den Haupteingang der `Aula Regia´ flankierten, mit Trophäen und mit der corona civica verziert waren. Dieses
ikonographische Detail kann vielleicht als Anspruch Domitians interpretiert
werden, einen bedeutenden Anteil am Sieg seines Vaters Vespasian im Bürgerkrieg
von 68/69 n. Chr. gehabt zu haben. Rita Paris (1994b, 82-83, wörtlich zitiert
oben, im KapitelV.1.i.3.a)), gesteht
Domitian genau das zu [Hervorhebung von mir] ...
Bianchini
(1738, 50-54) war besonders an den Waffen interessiert, die auf den
Marmorreliefs dargestellt sind, die er besprochen hat (vergleiche seine Tab.
III; IV. = hier Fig. 9), wobei er die dargestellten Trophäen, unter anderem
Wollmützen, germanischen Völkern zuschrieb. Wenn man die hervorragende
Qualität dieser Marmorreliefs bedenkt, dann würde es sich sicher lohnen, dieses
Thema intensiv zu studieren. Einige der Reliefs mit Darstellungen von Trophäen,
die Bianchini (1738) in der `Aula Regia´
`ausgegraben´ und dokumentiert hat, sind noch erhalten und im Hof des Palazzo
Farnese in Rom ausgestellt, die berühmten `Trofei Farnese´ (vergleiche hier Fig. 5.1). Die `Trofei Farnese´ sind
auch von Giovanni Battista Piranesi gezeichnet worden; vergleiche Patrizio
Pensabene (1979. Siehe auch M. DURRY 1921; P.H. von BLANCKENHAGEN 1940; und C.
GASPARRY 2007, zusammengefasst von E. POLITO 2009, 509, oben wörtlich zitiert)
[Hervorhebung von mir]´.
Der
Gesamteindruck der `Aula Regia´ muss
in der Tat überwältigend gewesen sein. Versuchen wir für einen Moment uns
vorzustellen, wie die `Aula Regia´
ausgesehen hat : Nach Bianchini (1738, 50, der die genauen Maße mitteilte,
s.u.) war die `Aula Regia´ breiter
als das Mittelschiff der Basilica von S. Peter in Rom, und die Dekoration
dieses Saales gehörte zu den luxuriösesten, die zur Zeit Bianchinis bekannt
waren. Die Schäfte der Säulen, welche die `Aula
Regia´ schmückten, waren aus verschiedenen farbigen Marmorsorten
skulptiert, die Basen dieser Säulen und ihre Architrave bestanden aus weißem
Marmor und waren üppig mit Reliefs verziert.
Leider wissen wir nicht, ob diese
Reliefs zusätzlich noch farbig gefasst waren. Wir sollten aber berücksichtigen,
dass nach Ansicht von John Pollini (2017b, 113) das Nollekens Relief (hier Fig. 36) bemalt gewesen ist.
Die Wände der `Aula Regia´ waren mit Platten aus verschiedenen farbigen
Marmorsorten verkleidet und ebenfalls verschwenderisch mit ausgezeichneten
Marmorreliefs geschmückt, wie von Bianchini dokumentiert (1738, 48-68;
vergleiche hier Fig. 36, das
Nollekens Relief, und Fig. 37, `das
andere Relief´). Zu all dem müssen wir in unserer Vorstellung hinzufügen, wie
von Klaus Stemmer (1971, 579-580) vorgeschlagen, dass die 8 m hohe Panzerstatue
`Domitians als Jupiter´ (hier Fig. 5)
in der südlichen Apsis der `Aula Regia´
aufgestellt war, das heißt, genau gegenüber vom Haupteingang der `Aula Regia´ auf ihrer Nordseite
(vergleiche hier Figs. 8; 8.1; 58).
Beachten Sie, dass Stemmer (a.a.O.)
diese Mauer mit halbrundem Grundriss als "Apsis" bezeichnet. Auch
Filippo Coarelli (2012, 195) schreibt über die `Aula Regia´: "Il lato corto meridionale communica con il
peristilio tramite due porte, al centro delle quale si inserisce un'abside, in
cui non è difficile identificare il luogo destinato all'imperatore".
Bianchini (vergleiche die Beschriftung auf seinem Plan Tab. II; hier Figs. 8; 8.1) bezeichnete diese Mauer
mit halbrundem Grundriss dagegen als "Tribunal".
Nach Amanda Claridge war der
Grundriss der `Aula Regia´ `38 m lang
und 31 m breit (128 x 104 RF [`Römische Fuß´])´; vergleiche Claridge (1998,
135; dies. 2010, 148).
In den 8 Nischen der `Aula Regia´ (hier Fig. 8) standen ursprünglich kolossale Idealstatuen aus grünem
Basanit (basanites), einem
vulkanischen Gestein aus dem Wadi Hammamat in Ägypten : die Statue des Herkules
ist 3,73 m hoch (vergleiche für alle diese Informationen die Homepage der
Galleria Nazionale in Parma; s.u.). Bianchini (1738, 54, Tab. XIX; XX, zwei
Stiche, die diese beiden Statuen darstellen) fand in seiner Ausgrabung im Jahre
1724 zwei dieser kolossalen Statuen in sekundärem Kontext unmittelbar neben der
`Aula Regia´, und Gordon Leith hat
einige dieser kolossalen Statuen in seine Rekonstruktionszeichnung der `Aula Regia´ integriert (hier Fig. 108). Wie oben erwähnt, befinden
sich die beiden Kolossalstatuen, die Bianchini ausgegraben hat, der `Dionysos,
auf einen Satyr gestützt´ (Inv. Nr. GN 969), und der Herkules (Inv. Nr. GN 970,
aus basanites, der 3,73 m hoch ist)
in der Galleria Nazionale von Parma.
Vergleiche
online at:
<https://complessopilotta.it/opera/scultura-colossale-raffigurante-eracle/>;
<https://complessopilotta.it/opera/scultura-colossale-raffigurante-dioniso-con-satiro/>
[last visit: 11-I-2023].
Basanit (basanites) ist ein vulkanisches Gestein; vergleiche Walter Maresch,
Olaf Medenbach und Hans Dieter Trochim (1996, 108, 114, 118, 120, 122).
Das
kolossale Portrait des `Domitian als Jupiter´ (hier Fig. 5) in der `Aula Regia´ und Statius (IV 2,41ff.)
Selbstverständlich
hat sich auch Klaus Stemmer (1971, 579-580) gefragt, welchen Saal in seinem
Palast Domitian für seine berühmte Coenatio
Iovis gewählt haben mag, das Bankett, das Statius (IV 2,41ff.) beschrieben
hat, und zu dem Domitian auch seinen Dichter eingeladen hatte. Stemmer (1971,
579-580) schlägt vor, dass die Coenatio
Iovis in der `Aula Regia´
stattgefunden habe.
Wie der Name `Coenatio Iovis´ für das `Triclinium´
beweist (hier Figs. 8.1; 58; 73; 108-110)
glauben die meisten Gelehrten dagegen, dass das von Statius beschriebene
Bankett statt dessen im `Triclinium´
durchgeführt worden war. Vergleiche zuletzt Aurora Raimondi Cominesi (2022, 113
mit Anm. 115): "The notorious
banquet described by Statius, in which Domitian towers over his guests as
Jupiter from the heavens [Hervorhebung von mir]".
In ihrer Anmerkung 115, schreibt Raimondi: "Stat, Silv. 4.2. The hall in which the banquet took place is usually
identified with the so-called Cenatio Iovis in the Domus Flavia ... ".
Vergleiche für die Coenatio Iovis (Statius, Silvae 4.2) auch Antony Augoustakis und
Emma Buckley (2021, 162), die sich allerdings nicht die Frage stellen, wo
dieses Bankett veranstaltet worden ist.
Interessanterweise erwähnte Ulrike Wulf-Rheidt
(2020, 189), dass `es sehr wahrscheinlich ist, dass die wichtigsten Räume der `Domus Flavia´ für die großen Bankette
genutzt worden sind´: "È molto probabile che gli ambienti principali della Domus Flavia venissero utilizzati per i
grandi banchetti".
Auch
Natascha Sojc (2021, 134) schreibt, "that the Aula Regia was probably used ... for ... a
large-scale banquet [my emphasis]".
Es ist
natürlich verlockend zu glauben, dass die Gegenwart dieser kolossalen
Portraitstatue des `Domitian als Jupiter´ (hier Fig. 5), falls diese tatsächlich 8 m hoch gewesen ist und wirklich
in der Apsis der `Aula Regia´
aufgestellt war, wie Stemmer (1971, 579-580) vorschlägt, dem ich hier folge -
den Text des Statius (IV 2,41ff.) beeinflusst haben könnte. Wenn das der Fall
gewesen ist, könnte das bedeuten, dass Stemmer (1971, 580) gleichfalls Recht
hatte, als er das Bankett namens Coenatio
Iovis in der `Aula Regia´
angenommen hat.
Keiner der oben zitierten Gelehrten, die
Domitians Palast auf dem Palatin studiert haben, Stemmer (1971), Claridge
(1998, 132-133, Fig. 54, S. 135; dies.
2010, 144-147, Fig. 55, S. 148), Mar (2009, 255-261, Figs. 2-3), Coarelli
(2012, 494-495), Wolfsfeld (2014; dies.
2021), Pollini (2017b), Wulf-Rheidt (2020), Sojc (2021), Raimondi Cominesi und
Stocks (2021), oder Raimondi Cominesi (2022) erwähnen das übergreifende
ikonographische Thema von Domitians `Aula
Regia´: `Die Verherrlichung von Domitians militärischen Siegen´.
Als Nächstes werden wir im Detail folgende
Behauptungen diskutieren : `die Römer glaubten, dass ihnen ihr oberster Gott
Jupiter ihre militärischen Siege verlieh´, und dass, zumindest im Fall von
Alexander dem Großen, `die Theologie der Herrschaft auf dem Glauben beruhte,
dass der Gott und der regierende Herrscher identisch seien´. Außerdem ist festgestellt
worden, ``dass Domitians virtus `Unbesiegbarkeit´,
die grundsätzlich von jedem römischen Kaiser erwartet wurde, den Reichtum Roms
garantierte´´. Es machte deshalb Sinn, die kolossale Portraitstatue `Domitians
als Jupiter´ (hier Fig. 5) in der `Aula
Regia´ aufzustellen, dem bei weitem prächtigsten Saal seines Palastes, wo
Domitian auch Bankette veranstalten konnte. Leider wissen wir nicht, wen diese
8 kolossalen Basanitstatuen in der `Aula
Regia´ darstellten. Aber eins ist sicher, die `Statue des Dionysos,
gestützt auf einen Satyr´ (das heißt, die den Gott betrunken zeigte?), wäre
eine ausgezeichnete Dekoration für einen Saal gewesen, der auch für Bankette
genutzt wurde.
Dieses
Fragment einer kolossalen Panzerstatue des `Domitian als Jupiter´ (hier Fig. 5) ist zuletzt und sehr
ausführlich von Anne Wolfsfeld behandelt worden (2014, 215, Abb. 6 [= hier Fig. 5]; dies. 2021). Wolfsfeld (2014, 200; dies. 2021, 130-131, 308-310) diskutiert nicht Stemmers (1971, 566,
579-580) oben erwähnte Hypothesen, denen zufolge dieses Fragment von Bianchini
in der `Aula Regia´ gefunden worden
sei, und dass diese kolossale Statue des `Domitian als Jupiter´ in der Apsis
dieses Saales aufgestellt war. Noch fügt Wolfsfeld selbst neue Informationen
zur Provenienz dieses Fragments hinzu.
Andererseits formuliert sie, was Domitians Selbstdarstellung betrifft, auf der
Basis ihrer Analyse zahlreicher Panzerstatuen Domitians, die bedeutende
Erkenntnis von Domitians `persönlicher "Siegesprogrammatik"´;
vergleiche Wolfsfeld (2014, 203).
Wolfsfeld (2014, 203) erwähnt in
diesem Kontext nicht die Tatsache, dass bereits Stefan Pfeiffer (2009) dieses
Thema im Detail untersucht hat. Ich wiederhole hier deshalb eine Textpassage,
die bereits oben, unter Punkt 2.) zitiert worden ist:
`Auch Stefan Pfeiffer (2009, 61-62) erwähnt die Piroustae (hier Fig. 49)
in seinem Buch über die Flavier ...
Diese Figuren von allegorischen Darstellungen von `Völkern´ symbolisierten, so
Pfeiffer (2009, 61-62), Domitians "Sieghaftigkeit", eine Eigenschaft
des Kaisers, die ihrerseits Roms Reichtum garantierte, wie Pfeiffer schreibt.
An
anderem Ort hat Pfeiffer (2018, 189),
im Zusammenhang seiner Analyse der Themen von Domitians Selbstdarstellung,
erklärt, was er mit "Sieghaftigkeit" meint: "1. It was a key issue
for Domitian to show his virtus militaris
and his victoriousness [mit Anm. 85, wo er Literatur zitiert] (`1. Für Domitian war von größter Bedeutung,
seine virtus militaris und seine
Sieghaftigkeit zu zeigen´ [Hervorhebung von mir]´)". Demnach behauptete Domitian in seinen
Selbstdarstellungen, die Eigenschaft `invincibility´ (`Unbesiegbarkeit´) zu
besitzen. Für eine Diskussion; s.u., Appendix
IV.d.2.a)´.
Wir haben soeben von Stefan Pfeiffer gelernt
(2018, 189 und ders. 2009, 61-62),
dass Domitians ``virtus militaris und
seine `Sieghaftigkeit´ Roms Reichtum garantierten´´.
Im Folgenden werden wir uns den drei
verschiedenen Formen zuwenden, wie Domitians Anspruch, die virtus `invincibility´ (`Unbesiegbarkeit´) zu besitzen, bildlich
zum Ausdruck gebracht wurde: I.)
indem Domitians pietas gegenüber den
Göttern betont wurde (vergleiche hier Fig. 1); II.) mit Hilfe eines bedeutungsvollen topographischen Kontextes :
indem Domitians Palast auf dem Palatin `gegenüber´ dem republikanischen Tempel
des Iuppiter Invictus errichtet wurde (vergleiche hier Figs. 8.1; 58); und III.) indem Domitian mit dem
`unbesiegbaren´ Alexander dem Großen identifiziert wurde, wie auf dem `Relief
Ruesch´ geschehen (vergleiche hier Fig. 7).
Ad I.) Domitians Anspruch, die virtus `Unbesiegbarkeit´ zu besitzen,
wird durch die Demonstration seiner pietas
gegenüber den Göttern zum Ausdruck gebracht (vergleiche
hier Fig. 1; Figs. 1 und 2 Zeichnung).
In
diesem Kontext wiederhole ich im Folgenden einen Text, der für oben, Kapitel V.1.b) geschrieben wurde :
`Ich bleibe daher lieber bei meinem eigenen
Vorschlag, den ich oben unterbreitet habe, demzufolge Fries A der
Cancelleriareliefs [vergleiche hier Fig.
1; Figs. 1 und 2 Zeichnung] den
wichtigsten Gesichtspunkt jener einen virtus
darstellte, die grundsätzlich von jedem römischen Kaiser erwartet wurde : seine
`Unbesiegbarkeit´ [Hervorhebung von mir] (s.o., zu Anm. 282; C. HÄUBER 2017, 22, 520-521). - Vergleiche auch John Pollini
(2017b, 124, wörtlich zitiert unten, in Appendix
IV.c.1.)).
... Auf Grund dieser komplexen
Konstruktion der virtus eines
römischen Kaisers konnte ausschließlich seine virtus - im Fall von Domitian auf Fries A [der Cancelleriareliefs;
hier Fig. 1; Figs. 1 und 2 Zeichnung:
die Figuren 6; 5] nur seine pietas
in Bezug auf die Götter, auf Fries A besonders Domitians [Figur 6] Beziehung zu Minerva [Figur
5], seiner persönlichen Schutzgöttin, die deshalb, mit Mitteln der
Komposition, als ihm am `nächsten´ stehend charakterisiert ist - ihm dabei
helfen, erfolgreich danach zu streben, und schließlich dieses Ziel, victoria oder `Unbesiegbarkeit´ zu erreichen - aber nicht ohne entscheidendes
letztendliches göttliches Eingreifen ! Und zwar deshalb, weil victoria nur von den Göttern gewährt
werden konnte. - Wie bereits oben erwähnt : `Auf die Veranlassung von Jupiter und unter seiner Leitung führten die
Römer ihre Kriege, und ihm haben sie konsequenterweise ihre militärischen Siege
zugeschrieben [Hervorhebung von mir]´ (s.o. Kapitel III., zu Anm. 431: "cf. H. MEYER 2000,
126 ...".) ...
Ich habe an anderem Ort die folgende
Tatsache bedauert : `Weder die römische `pagane´ Religion, noch die komplexe Rolle des römischen Kaisers sind
kodifiziert worden´, und finde es verlockend, die oben erwähnte Konstruktion
der virtus eines Kaisers, in ihrer
klaren Wechselbeziehung mit den Götter, als Teil der `Theologie der Rolle des
römischen Kaisers´, anzusehen, besonders, wenn wir bedenken, dass einige
Gelehrte bereits den Begriff `>Theologie< des Kaiserkultes´ geprägt haben
(für beide Zitate; vergleiche C. HÄUBER 2014a, 728, 720 mit Anm. 284, mit
Literatur). Und schon Mario Torelli hatte den Begriff "teologia
imperiale" eingeführt (vergleiche ders.:
"Providentia, Ara", in: LTUR
IV [1999] 166).
Wie ich erst bemerkt habe, nachdem
dieses Kapitel geschrieben war, hat bereits Tonio Hölscher (2009b, 59-60,
ausführlicher zitiert oben, in Kapitel IV.1.1.)
über Alexander den Großen bemerkt : "Die
Theologie der Herrschaft hatte die Identität von Gott und Herrscher zur
Grundlage" (Hervorhebung von mir)´.
Hölschers (2009b, 59-60) soeben
zitierte Beobachtung bezüglich der Doktrin der `Identität von Gott und
Herrscher´, führt uns zu den Kommentaren von Mario Torelli (1987, 579) über die
flavischen Kaiser, mit denen wir uns als Nächstes beschäftigen werden.
Ad II.) Domitians Anspruch, die virtus `Unbesiegbarkeit´ zu besitzen,
wurde dadurch
zum Ausdruck gebracht, dass sein Palast auf
dem Palatin `gegenüber´ von dem
republikanischen Tempel des Iuppiter Invictus
erbaut wurde (vergleiche hier Figs. 8.1; 58).
Mario
Torelli (1987, 579) zu Domitians Anspruch, die `Qualität Unbesiegbarkeit´ als
seine ständige virtus zu besitzen
Torellis
Forschungsergebnisse, die im Folgenden diskutiert werden, sind von neueren
Gelehrten übersehen worden : Zum Beispiel von Anne Wolfsfeld (2014; 200 mit
Anm. 96, Abb. 7; dies.. 2021). Ebenso
wie Klaus Stemmer (1971, 573-579) untersucht sie sehr detailliert Domitians
berüchtigte kolossale Reiterstatue namens Equus
Domitiani und behauptet (irrtümlich), wie
Stemmer (1971, 575), dass die flavischen Kaiser Vespasian und Titus
keine kolossalen Portraits von sich selbst in Auftrag gegeben hätten.
Vergleiche für den Equus Domitiani , der auf dem Forum Romanum errichtet wurde, auch
Cairoli F. Giuliani ("Equus: Domitianus", in: LTUR II [1995] 228-229, Figs. 77-80, und oben, zu Anm. 267, in Kapitel I.3.2.); siehe auch Lisa Cordes (2014,
346-355); Eric M. Moormann (2018, 168 mit Anm. 46, 47; ders. 2021, 46 Anm. 12); Jane Feijfer (2021, 78); sowie oben, zu A Study on the colossal portrait of Hadrian
(now Constantine the Great) in the courtyard of the Palazzo dei Conservatori at
Rome (cf. here Fig. 11). With The
Contribution by Hans Rupprecht Goette.
(`Eine Studie zum kolossalen Portrait Hadrians
(jetzt Konstantins des Großen im Hof des Palazzo dei Conservatori in Rom
(vergleiche hier Fig. 11). Mit
Dem Beitrag von Hans Rupprecht Goette´).
Darin habe ich bereits zitiert, was
ich hier noch einmal wiederhole; vergleiche Moormann (2018, 169): "The
monument [das heißt, der Equus Domitiani]
was officially given by the Senate to honour Domitian's victory over the Chatti
and Dacians in AD 89".
Für die Umarbeitung von Neros colossus im Auftrag des Kaisers Titus,
auf die Torelli (1987, 579) in der unten zitierten Textpassage anspielt;
vergleiche Claudia Lega ("Colossus: Nero", in: LTUR I [1993] 295-298, besonders S. 296).
Eric M. Moormann (2018, 164 mit Anm.
18, 19, S. 166, 168-169) diskutiert nicht die Tatsache, dass, nach Cassius Dio
(LXVI, 15,1), das Gesicht des Colossus
Neronis, das zuerst die Züge Neros trug, und dann, unter Vespasian, den
Sonnengott darstellte, unter Titus in ein Portrait seiner selbst umgearbeitet
worden war, und das, obwohl er gleichfalls Lega (1993) in seiner Anm. 18
zitiert.
Im
Folgenden wiederhole ich einige Textpassagen, die für oben, Kapitel II.3.1.d); Abschnitt VI., verfasst wurden.
Torelli
(1987, 578-579) beschreibt den Weg eines Besuchers, der von der Velia kommend, mit dem colossus des Nero/ Titus und dem Bogen
des Divus Titus (hier Fig. 120), zum Bogen des Domitian
(identifiziert von F. COARELLI 2009b; id.
2012; s.o., unter Punkt 4.) als Bogen des Divus Vespasianus, dem ich hier folge)
und dem (angeblichen) Tempel des Iuppiter Victor unmittelbar westlich davon,
die beide genau vor der Fassade von Domitians `Domus Flavia´/ Domus
Augustana standen (vergleiche für beide hier Figs. 8.1; 58).
Torelli
(1987, 579), wie später auch Filippo Coarelli (2009b; 2012; diskutiert oben,
unter Punkt 4.)), nimmt Bögen für alle drei flavischen Kaiser in dieser
Gegend an, wobei alle nach Torelli (a.a.O.) neben einem Jupitertempel standen :
der Bogen des Titus (neben dem Tempel des Iuppiter Stator), ein Bogen Vespasians (neben dem Tempel des Iuppiter Propugnator), und ein Bogen des Domitian
(das heißt, Coarellis Bogen des Divus
Vespasianus, neben dem Tempel des Iuppiter Victor). Als Nächstes analysiert Torelli (1987, 579) die
`Botschaft´ dieses dritten, soeben beschriebenen topographischen Kontextes in
Bezug auf den regierenden flavischen Kaiser, der in diesem Palast residiert,
Domitian.
Wie oben
bereits unter Punkt 4.) gesagt, ist die Identifizierung des Tempelpodiums (in
Wirklichkeit handelt es sich um zwei verschiedene Fundamente) vor Domitians `Domus Flavia´/ Domus Augustana (hier Figs.
8.1; 58) heftig umstritten; ich selbst folge Vincenzo Graffeo und Patrizio
Pensabene (2014; id. 2016-2017) und
identifiziere das rechte der beiden Fundamente, das unmittelbar neben dem Bogen
des Divus Vespasianus ? steht, mit
dem des Tempels des Iuppiter Invictus, der in der Republik erbaut wurde, und
der auch zwei kaiserzeitliche Bauphasen hatte, wie Graffeo und Pensabene in
ihrer Ausgrabung feststellen konnten; s.o., Kapitel II.3.1.d); Abschnitte IV.;
VII.; IX.; X.
Dasselbe trifft analog auch für die
Lokalisierungen der Tempel für Iuppiter Stator, Iuppiter Victor, und Iuppiter
Propugnator zu, die Torelli (1987, 579) erwähnt, die aber gegenwärtig alle an
anderen Orten lokalisiert werden als von Torelli angenommen. Für eine
ausführliche Diskussion; s.o., Kapitel II.3.1.d).
Die Turris Chatularia zum Beispiel,
südöstlich vom Bogen des Divus Titus
auf der Velia, die Torelli (1987,
579) für den Tempel des Iuppiter Stator hielt, kann unmöglich mit diesem Tempel
identifiziert werden; vergleiche Häuber (2017, 327); und unten, in Appendix V.; Abschnitt IV. The (now six) different locations of the
Temple of Iuppiter Stator, marked on the map Fig. 73. (`Die (jetzt
sechs) verschiedenen Lokalisierungen des Tempels des Iuppiter Stator, die auf
unserer Karte Fig. 73 eingezeichnet
sind´).
Torelli
(1987, 579) interpretierte die topographische Situation, die er beschrieb
(Bogen des Titus/ Tempel des Iuppiter Stator;
Bogen des Vespasian/ Tempel des Iuppiter Propugnator;
und Bogen des Domitian/ Tempel des Iuppiter Victor)
wie folgt.
Die "triumphatores Flavi"
identifizierten sich selbst mit Jupiter, und mittels des Beinamens `Victor´ des Jupitertempels auf dem Palatin
beanspruchte Domitian für sich selbst die `Qualität´ Unbesiegbarkeit als
seine ständige virtus :
`"La triplice presenza di Iuppiter presso
questi congerie verrebbe a sancire l'identificazione dei triumphatores Flavi con la somma divinità del pantheon romano: in
particolare, l'epiteto di Victor del tempio palatino verrebbe ad assumere il
significato di una ``qualità´´, di una permanente virtù, dell'imperatore vivente
[das heißt, Domitian], che sembra -
al pario della statua colossale del Sol, opportunamente riadoperata - presagire
ancora una volta le tendenze ideologiche tardo-antiche [Hervorhebung von
mir]".
Mit der
"statua colossale del Sol, opportunamente riadoperata" (`der
Kolossalstatue des Sol, die zweckmäßig umgearbeitet worden war´), bezog sich
Torelli (1987, 579) auf den colossus
des Kaisers Nero, der zuerst im vestibulum
seiner Domus Aurea gestanden hatte.
Auf Anordnung des Kaisers Vespasian waren nach Neros Tod Neros Gesichtszüge
dieser kolossalen Bronzestatue in die des Sonnengottes umgewandelt worden.
Wie Torelli, und im Gegensatz zu
anderen Gelehrten, glaube ich, dass diese Statue, die 100-120 römische Fuß hoch
war, bereits zu Lebzeiten Neros fertiggestellt worden war; vergleiche Häuber
(2014a, 704 mit Anm. 100-103). Torelli (1987, 579) bezieht sich überdies auf
die Behauptung, dass, auf Anordnung des Kaisers Titus, der Kopf von Neros colossus (der zu diesem Zeitpunkt die
Gesichtszüge des Gottes Sol trug) in ein Portrait des Titus umgearbeitet worden
war. Dem werden wir uns jetzt zuwenden.
Im
Zusammenhang ihrer Diskussion des kolossalen Kopfes des Hadrian (jetzt
Konstantins des Großen; s.o. in A Study
on the colossal portrait of Hadrian (now Constantine the Great) in the
courtyard of the Palazzo dei Conservatori at Rome (cf. here Fig. 11) (`Eine Studie des kolossalen Portraits Hadrians (jetzt Konstantins des
Großen) im Hof des Palazzo dei Conservatori in Rom (vergleiche hier Fig. 11) ...´), schreibt Cécile
Evers (1991, 796):
"L'existence
d'un si gigantesque portrait d'empereur au IIe siècle [das heißt., von Hadrian]
- la tête seule [vergleiche hier Fig. 11]
fait 1,74 m, l'ensemble dépassait probablement les 9 m peut surprendre. Cependant les statues colossales sont loin
d'être une innovation du Bas-Empire. L'une
des plus célèbres, on s'en souviendra, est celle de Néron mesurant plus de 30 m
de haut [mit Anm. 65] et qui a subi de nombreux avatars. L'empereur lui avait donné ses traits et
l'avait placée dans le vestibule de son palais. Vespasien l'avait transformée
en Sol, et son fils Titus, si l'on en croit Dion Cassius [mit Anm. 66], l'aurait affublée de son propre portrait
[Hervorhebung von mir]".
In ihrer Anm. 65, schreibt Evers: "J. GAGÉ ... [das heißt, hier J. GAGÉ
1928] 106-122; Th. PEKARY ... [das heißt, hier T. PEKARY 1985] 81". -
Vergleiche auch Claudia Lega: "Colossus: Nero", in: LTUR I (1993) 295-298.
In ihrer
Anm. 66, schreibt sie: "DION
CASSIUS, LXVI, 15, 1".
`Obwohl
Ich selbst, im Gegensatz zu Mario Torelli (1987, 579) ... glaube, dass das
fragliche Tempelpodium nicht zum Tempel des Iuppiter Victor gehörte, sondern
statt dessen zu dem republikanischen Tempel (mit zwei kaiserzeitlichen
Bauphasen) des Iuppiter Invictus (vergleiche hier Figs. 8.1; 58), hat Torelli (1987, 579) mit seinem soeben zitierten
Vorschlag Recht, was das Vorhandensein dieses Jupitertempels vor der `Domus Flavia´/ Domus Augustana für Domitians Selbstdarstellung gehabt haben mag :
Neben dem Bogen des Domitian/ dem Bogen des Divus
Vespasianus ? stehend, und errichtet, wie er war, an der Stelle, die ein
Besucher von Domitians Palast erreicht haben würde, kurz nachdem er den colossus des Nero/ Titus auf der Velia, und den Bogen des Divus Titus auf der Velia gesehen hatte (vergleiche hier Fig. 120).
Ich schlage vor, dass Torellis
(1987, 579) soeben zitierte Interpretation auch auf das Nollekens Relief
angewandt werden kann ([das oben besprochen wurde]; s.o., Kapitel V.1.i.3.b) und hier Fig. 36), und gleichermaßen
auf den hier diskutierten, 8m hohen colossus
von `Domitian als Jupiter´ (hier Fig. 5),
dessen Ikonographie jetzt, dank der oben zitierten Beobachtungen Torellis
(1987, 579), sehr viel verständlicher geworden ist´.
Falls
Neros über 30 m hoher (vergoldete ?) Bronzekoloss auf der Velia, in der Sonne glitzernd, tatsächlich die Gesichtszüge des
Titus erhalten hatte, dann erscheint Domitians kolossaler Equus Domitiani, der westlich davon auf dem Forum Romanum stand, in einem ganz anderen `Licht´. Domitians Equus Domitani kann dann nämlich als ein
`Gegengewicht´ zum colossus des Nero/
Titus konzipiert worden sein. Vergleiche die diesbezüglichen Beobachtungen von
Eric M. Moormann (2018, 168-169 mit Anm. 48); zu beachten ist allerdings, dass
Moormann (2018, 164 mit Anm. 18) davon ausgeht, dass dieser colossus zu diesem Zeitpunkt den Gott
Sol darstellte.
Wenn jedoch Kaiser Titus tatsächlich
den Auftrag erteilt haben sollte, dass der Kopf von Neros colossus, der zu diesem Zeitpunkt den Sonnengott darstellte, in ein
Portrait seiner selbst umgearbeitet wurde, dann ändert sich die Situation
entsprechend. Einige Besucher des Forum
Romanum und der Velia (vergleiche
hier Figs. 58; 73), die von diesen
beiden kolossalen Portraitstatuen der flavischen Kaiser Titus und Domitian
beeindruckt worden waren, hatten danach vielleicht die Gelegenheit, auch noch
Domitians Palast auf dem Palatin zu besuchen. Diese Leute haben vielleicht
sogar gedacht, dass Domitians 8 m hohes Marmorportrait von sich selbst `als
Jupiter´ in seiner `Aula Regia´, wenn
man es mit diesen beiden anderen colossi
verglich, eine relativ `bescheidene´ Aussage über sich selbst zu sein
schien.
Kehren
wir nun zu Domitians Anspruch zurück, die virtus
`Unbesiegbarkeit´ zu besitzen.
Trotz des negativen Images, das im Auftrag Kaiser
Trajans geschaffen wurde, und in dem Domitian all das abgesprochen worden war,
konnten einige Gelehrte neuerdings die in Wirklichkeit große Bedeutung von
Domitians militärischen Siegen nachweisen.
Siehe
oben, im Kapitel Preamble : Domitian's
negative image; Section I. `The
intentional creation of Domitian's negative image´, here presented by
discussing relevant text passages from Markus Handy ("Strategien zur
Legitimierung der Ermordung des Domitian", 2015) and from Peter L. Viscusi
(Studies on Domitian, 1973).
(`Preambel : Domitians negatives Image; Abschnitt I. `Die absichtsvolle Kreierung
von Domitians negativem Image´, hier vorgestellt, indem relevante Textpassagen
aus Markus Handy ("Strategien zur Legitimierung der Ermordung
Domitians", 2015) und von Peter L. Viscusi diskutiert werden (Studies
on Domitian, 1973´).
Wenn man
gleichzeitig bedenkt, was John Brian Campbell (1996, 491) schreibt:
"Domitian was the first reigning emperor since Claudius in 43 to campaign
in person, visiting the Rhine once, and the Danube three times", können
wir folgende Schlüsse ziehen.
Erstens ist es kein Wunder, dass in
Domitians Palast auf dem Palatin (hier Figs. 8; 8.1; 9; 58; 73; 108-110), ``das ikonographische Hauptthema der `Aula Regia´ die Verherrlichung von Domitians
militärischen Siegen war´´, wie Polito (2009, 506) festgestellt hat. Obwohl in
der `Aula Regia´ Domitian nicht selbst als der siegreiche Feldherr
seiner Kriege portraitiert wird. Auf seine Siege wird statt dessen lediglich
`angespielt´ - zumindest im Fall der Fragmente der Skulpturenausstattung dieses
Saales, die bis zu diesem Zeitpunkt noch überlebt hatten, als Bianchini (1738)
sie ausgraben sollte (vergleiche hier Figs.
8; 9) - mittels der Wahl der Skulpturenausstattung dieses Saales, die
verschiedene Trophäen enthält. Wir können jedoch davon ausgehen, dass es auch
Darstellungen des siegreichen Feldherrn Domitian `in Aktion´ gab. Falls mehr
solcher Darstellungen (außer dem Equus
Domitiani, den wir von Münzen kennen; vergleiche LTUR II [1995] Fig. 80) irgendwo existiert hatten, waren sie
wahrscheinlich, genau wie der Equus
Domitiani, von denen zerstört worden, die, nach Domitians Ermordung und damnatio memoriae, Domitians negatives
Image geschaffen haben. Ich persönlich kenne nur eine einzige derartige
überlebende Darstellung des siegreichen Feldherrn Domitian, das `Relief Ruesch´
(vergleiche hier Fig. 7), auf dem
Domitians Gesicht nicht zufällig nach seiner damnatio memoriae zerstört worden ist, und dem wir uns jetzt
zuwenden.
Ad III.)
Domitians Anspruch, die virtus
`Unbesiegbarkeit´ zu besitzen, indem er sich mit dem `unbesiegbaren´ Alexander
dem Großen identifiziert hat; vergleiche das `Relief Ruesch´ (hier Fig. 7).
Das `Relief Ruesch´ wird im Folgenden aus drei
Gründen diskutiert : es zeigt a) Domitians
Alexander imitatio, und beweist b) dass diese innovative Komposition,
die bislang der trajanisch/ hadrianischen Zeit zugeschrieben worden ist -
selbstverständlich - bereits als Auftrag Domitians entwickelt wurde, und c) weil der Erhaltungszustand dieses
Reliefs den Titel einer Ausstellung über Domitian zu illustrieren scheint, die
kürzlich in Rom zu sehen war: Domiziano
imperatore. Odio e amore (`Kaiser
Domitian. Haß und Liebe´).
Um mit
der oben erwähnten Ausstellung über Domitian in Rom zu beginnen: Der
begleitende Katalog hat denselben Titel und wird herausgegeben von Claudio
Parisi Presicce, Massimiliano Munzi und Maria Paola Del Moro (2023).
Um die
wissenschaftliche Diskussion zum `Relief Ruesch´ (hier Fig. 7) zusammenzufassen, wiederhole ich im Folgenden einige
Textpassagen, die für ein anderes Kapitel geschrieben wurden, in dem das Relief
ausführlich besprochen wird (s.o., in Preamble:
Domitian's negative image; Section III.
My own thoughts about Domitian (`Preambel:
Domitians negatives Image; Abschnitt III.
Meine eigenen Gedanken über Domitian´).
Ad a)
Das `Relief Ruesch´ und Domitians Anspruch der `Unbesiegbarkeit´, die er mit
seiner Alexander imitatio zum
Ausdruck gebracht hat.
`Dietrich Willers (2021, 81, 86-87 mit Anm.
40, Taf. 11,1 [= hier Fig. 7]), in seiner Besprechung des `Relief Ruesch´,
welches Domitian, ohne einen Helm zu tragen, in einer Schlachtszene zeigt,
stellt fast, dass `keinen Helm zu tragen´... von antiken und modernen
Kommentatoren unter anderem wie folgt interpretiert worden sei : Alexander der
Große und andere Feldherren, die seinem Vorbild gefolgt sind, hätten auf diese
Weise ihre Unbesiegbarkeit betont [Hervorhebung
von mir].
Hans
Rupprecht Goette war so freundlich, mir, von sich aus, am 14. Oktober 2021 den
Artikel von Dietrich Willers zu schicken, in dem der Autor das `Relief Ruesch´
behandelt, ein Marmorrelief, dass eine Reiterschlacht von Römern gegen Germanen
darstellt ("Relief mit Reiterschlacht", 2021, mit seinen Taf. 11;
Taf. 13 [= hier Fig. 7]).
Willers (2021) berichtet, dass der
Sammler Arnold Ruesch (1882-1929), bestens bekannt auf Grund der `Guida
Ruesch´ (1908; 1911), dem ausgezeichneten Führer des Museo Archeologico
Nazionale in Neapel, den er herausgab, das `Relief Ruesch´ im Jahre 1920 bei
einem Kunsthändler in Rom erworben hatte. Ruesch hatte bereits selbst erkannt,
wie Willers (2021) schreibt, dass die Gestaltung der zentralen Reitergruppe des
`Relief Ruesch´, die einen gepanzerten
römischen imperator, der ein paludamentum trägt, und einen Germanen,
ihm genau gegenüber, zeigt, verblüffende Ähnlichkeiten mit den beiden
Protagonisten auf dem berühmten Alexandermosaik aus der `Casa del Fauno´ in
Pompeji aufweist, das sich heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel
befindet. Ausgehend von dieser außerordentliche Tatsache, hat Bernard Andreae
(1956) behauptet, dass das `Relief Ruesch´ eine moderne Fälschung sei; und das
wiederum hatte zur Folge, dass seither dieses Relief aus der archäologischen
Diskussion verschwunden ist. Ich persönlich wußte nicht einmal von der Existenz
dieses Reliefs.
Willers (2021) berichtet, dass
Ruesch in Zürich für seine Sammlung eine Villa erbaut hatte. Nach seinem Tod
wurden seine Antiken verkauft und sind seither zerstreut, und im Jahre 1977
wurde seine Villa zerstört. Glücklicherweise konnte im Jahre 2019 die
Antikensammlung Bern der Universität einige der Antiken ex Sammlung Ruesch von
einigen privaten Sammlern als Leihgaben erwerben (unter anderem das `Relief
Ruesch´; hier Fig. 7). Außerdem
hatte der Eigentümer des `Relief Ruesch´ offenbar zugestimmt, dass es kürzlich
restauriert werden konnte.
Diese Restaurierung des `Relief
Ruesch´ hat gezeigt, dass bereits in der Antike das Gesicht des römischen imperators auf dem Relief absichtlich zerstört worden war. Willers (2021,
79, 83-84, 89, 94), der beweisen kann, dass das `Relief Ruesch´ unmöglich eine
moderne Fälschung sein kann, folgt mit seiner domitianischen Datierung des
Reliefs dem Urteil früherer Gelehrter, unter anderem, indem er das `Relief
Ruesch´ überzeugend mit den Cancelleriareliefs vergleicht (hier Figs. 1; 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung).
Und, wie bereits Arnold von Salis vorschlug (1947, 99-100), ist Willers (2021,
89-90, Taf. 11; Taf. 13, 2-5 [= hier Fig.
7]) in der Lage zu zeigen, dass der Kopf des Reiters ursprünglich ein
Portrait des Domitian war, dessen Gesicht offensichtlich als eine Folge der damnatio memoriae des Kaisers zerstört
worden ist. Domitian kämpft auf dem `Relief Ruesch´ gegen germanische Soldaten,
die Willers (2021, 90) mit den Chatti identifiziert, die, wie Willers schreibt,
Domitian im Jahre 83 n. Chr. besiegt habe.
Fig. 7. `Relief Ruesch´, aus der Sammlung
Arnold Ruesch (Zürich), der es 1920 bei einem Kunsthändler in Rom erworben
hatte (Provenienz unbekannt). Reiterschlacht von Römern gegen germanische
Soldaten (die Chatti ?), der römische imperator
ist Domitian. Marmor, 74 x 108,8 cm. Domitians Gesicht wurde wegen seiner damnatio memoriae zerstört, aber das
Relief wurde trotzdem in der Antike wiederverwendet. Privatsammlung. Leihgabe
in der Antikensammlung Bern der Universität. Aus: D. Willers (2021, Taf. 11;
Taf. 13,1: Detail des imperators,
Taf. 13,2-4: Details vom Kopf des imperators;
Taf. 13,5: Rechtes Profil der Büste des Domitian, Rom, Musei Capitolini, Inv.
Nr. MC 1156)´ ....
`Dietrich
Willers (2021, 74 Anm. 1) schreibt, dass die Antikensammlung Bern der
Universität "eine Sonderausstellung mit Dauerleihgaben aus dem einstigen
Bestand der Sammlung Ruesch" plane. Und in einer E-mail vom 20 Oktober
2021 erzählte er mir, dass er einen Sonderdruck seines Aufsatzes (2021) Bernard
Andreae geschickt habe, der Willers antwortete, dass er mit ihm einverstanden
sei, dass das `Relief Ruesch´ (hier Fig.
7) antik ist. Am 24. Oktober 2021
hat mir Dietrich Willers nochmals eine Email geschrieben, in der er mir
freundlicherweise erlaubt hat, unsere Korrespondenz hier zu erwähnen´ ...
`Apropos,
die verblüffenden Ähnlichkeiten der Kompositionen des `Relief Ruesch´ und des
Alexandermosaiks. Mir ist natürlich bewusst, dass, aus chronologischen Gründen,
Domitian und seine Künstler unmöglich das Alexandermosaik in Pompeji gekannt
haben können, sondern nur entweder das zu Grunde liegende Original, ein
berühmtes Gemälde, das Willers (2021, 81) um 300 v. Chr. datiert, oder
alternativ andere Kopien dieses Originals.
Zwischen dem 4. und 24. Februar
2022, und nochmals am 1. Januar 2023, konnte ich das `Relief Ruesch´ und das
Alexandermosaik in Email-Korrespondenzen mit Andrew Stewart diskutieren. Wie
Stewart mir schrieb, war das Original des Mosaiks ein (heute) verlorenes
Gemälde, das, weil es ein "four-colour-painting" war, eindeutig ins
4. Jahrhundert v. Chr. datierbar sei. Dieses Gemälde war seiner Meinung nach
noch zu Lebzeiten Alexanders geschaffen worden. Später wurde dieses Gemälde als
Kriegsbeute von Makedonien nach Rom gebracht, "after 168 or after 148
BC", wie Stewart vorschlug, wo es daraufhin in verschiedenen Medien
kopiert werden sollte; vergleiche Stewart (1993, 133 mit Anm. 37). Andrew war
so freundlich, mir auch seine entsprechende Publikation zu schicken; vergleiche
Stewart (Faces of Power: Alexander's
image and Hellenistic politics, 1993, 130-150, Chapter: "2. The
Alexander Mosaic: A Reading").
Am 1. Januar 2023 hatte ich Andrew
Stewart erneut in einer Email gefragt, ob das von ihm angegebene Datum
"after 148 BC" möglicherweise bedeuten könnte, dass er annimmt, dass
dieses griechische Gemälde als Beute in der Porticus
Metelli in Rom (der späteren Porticus
Octaviae) ausgestellt gewesen sei. Stewart war so freundlich, mir sofort zu
antworten, dass er das selbst niemals vorgeschlagen habe´.
Für die Porticus Octaviae; s.o. zu Punkt 2.).
Ich hatte Andrew Stewart diese Frage
gestellt, weil wir wissen, dass Metellus Macedonicus im Jahre 146 v. Chr. die
berühmte Statuengruppe turma Alexandri
nach Rom gebracht, und in seiner Porticus
Metelli aufgestellt hatte, die Alexander der Große ins Heiligtum des Zeus
von Dion in Makedonien geweiht hatte. Die turma
Alexandri, ein Werk des Lysipp, stellte Alexander den Großen zusammen mit
jenen seiner hetairoi (`Gefährten´)
dar, die 334 v. Chr. am Granikos gefallen waren: eine Bronzegruppe von 25
Reiterstatuen und weiteren 9 Infanteriesoldaten; vergleiche Häuber (2014a,
532). - Zu Alexander dem Großen und seinen hetairoi
werde ich unten noch einmal zurückkommen.
Siehe
unten, in Band 3-2, in A Study on the
consequences of Domitian's assassination ...; Introduction; Section I., at 4.) Hadrian's Parforceritt in
November AD 97 from Moesia Inferior
to Mogontiacum (Mainz). The discussion of this `itinerary´ of Hadrian brings us
another time back to the Porticus Octaviae, because there was on display the famous turma Alexandri.
(`Eine Studie zu den Folgen von Domitians
Ermordung ...; Einführung;
Abschnitt I., zu 4.) Hadrian's Parforceritt im
November 97 n. Chr. von Moesia inferior
nach Mogontiacum (Mainz). Die Diskussion dieser `Reiseroute´ Hadrians bringt
uns erneut zurück zur Porticus Octaviae,
weil dort die berühmte turma Alexandria
ausgestellt war´); und zu Kapitel VI.1.
`Am 14.
Januar 2023 habe ich von Kris Seaman erfahren, dass Andrew Stewart am Tag zuvor
verstorben war. Was sein eigenes wissenschaftliches Werk betrifft, das auf
diese Weise vorzeitig unterbrochen wurde, bedeutet dies offensichtlich für die
gesamte wissenschaftliche Disziplin der Archäologie einen schweren Verlust.
Ganz besonders empfinden dies jedoch seine Freunde und Kollegen, die den Vorzug
genossen haben, Andrew persönlich zu kennen, und mit denen er sein enormes
Wissen so großzügig geteilt hat.
Ebenfalls
seit Februar 2022 hatte ich Gelegenheit, das `Relief Ruesch´ mit Filippo
Coarelli zu besprechen (er kannte es sogar, wusste aber natürlich nicht, wo es
sich augenblicklich befindet), sowie das Alexandermosaik. Coarelli erzählte
mir, dass er augenblicklich an der Vorbereitung einer Ausstellung über
Alexander den Großen arbeitete, die im Mai 2023 im Museo Archeologico Nazionale
in Neapel eröffnet werden soll; das Alexandermosaik wird aus diesem Anlass
restauriert. Am 31. März 2023, schrieb er mir das Zitat des dazugehörigen Katalogs:
Filippo Coarelli und Eugenio Lo Sardo (Hrsg.), Alessandro Magno e l'Oriente. La scoperta e lo stupore,
die am 25. Mai 2023 im Museo Archeologico Nazionale in Neapel eröffnet werden soll.
Ich
selbst bin kein Spezialist, was militaria
anlangt, aber ich möchte hier auf eine Tatsache hinweisen, die andere Gelehrte,
die in diesem Bereich kenntnisreicher sind als ich, vielleicht Lust haben, im
Detail zu untersuchen.
Ich beziehe mich auf den Soldaten in
Szene LXXII auf der Trajanssäule (hier Figs
4; 4.1), der sich zur Rechten des Mannes befindet, den Amanda Claridge
(2013) als (angeblichen) Hadrian (seines Portrait-Typs Delta Omikron (Δο); hier
Fig. 3) identifiziert hat, und der
(wie die von Willers 2021 auf dem `Relief Ruesch´ als Chatti identifizierten
Germanen; hier Fig. 7) nur mit
langen Hosen bekleidet, und mit einem Schild bewaffnet ist. Nach Ansicht von
Karl Strobel (2017, 318), kann dieser Soldat auf der Trajanssäule (hier Figs. 4; 4.1) als ein
"Markomanne" oder ein "Quade" identifiziert werden, die in
Trajans Erstem Dakischen Krieg (im Jahre 102 n. Chr.), der in Szene LXXII der
Trajanssäule dargestellt ist, zu den römischen Auxiliartruppen gehört haben; so
auch Willers (2021, 90 mit Anm. 90). - Zu diesem Relief auf der Trajanssäule
und zu Hadrians Portrait-Typ (hier Figs.
4 ?; 4.1 ?; 3) werde ich später noch einmal zurückkommen.
Wenn diese germanischen Soldaten auf
dem `Relief Ruesch´ (hier Fig. 7) in
Wirklichkeit nicht Chatti, sondern Markomannen oder Quaden wären, dann würde es
sich um germanische Stämme handeln, mit denen sich Domitian erst im Jahre 89 n.
Chr. auseinandersetzen musste, wie wir oben von Peter L. Viscusi (1973, 53-63)
gelernt haben, der außerdem die Tatsache beschreibt, dass Domitian im Jahre 89
n. Chr. einen doppelten Triumph über die Chatti und die Daker gefeiert hat.
Falls demnach die germanischen Soldaten, die auf dem `Relief Ruesch´
erscheinen, jene des späteren Krieges sind, dann könnte dieses Relief `nach 89
n. Ch.´ datiert werden, genau so wie meiner Ansicht nach die Cancelleriareliefs
(s.o., zu Punkt 2.) und hier Figs. 1; 2;
Figs. 1 und 2 Zeichnung), mit denen auch Willers (2021) das `Relief Ruesch´
vergleicht.
Für Domitians Feldzug gegen die
Markomannen und die Quaden (im Jahre 89 n. Chr.), sowie Domitians doppelten
Triumph über die Chatti und die Daker im Jahre 89 n. Chr.; s.o., Kapitel Preamble: Domitian's negative image; at
Section I. (`Preambel: Domitians negatives Image; zu Abschnitt I.´)´.
Im Folgenden erlaube ich mir einen Exkurs zu
dem (angeblichen) Hadrian, den Amanda Claridge auf der Trajanssäule entdeckt
hat, in der Szene LXXII (hier Figs. 4; 4.1; in Wirklichkeit ein Schleuderer von
den Balearen), und zu den Bildnissen Hadrians vom Portrait-Typ Delta Omikron
(hier Fig. 3)
Amanda Claridge (2013, 12) hat die Szene
LXXII auf der Trajanssäule (hier Figs.
4; 4.1) wie folgt kommentiert:
"Band 11: lxxii Trajan surveys the last battle of the First [Dacian] War. Focal point: Stonethrower [Hervorhebung
von mir]". Claridge (2013, 13 mit Anm. 80, S. 14, 15, ihre plate 15 [=
hier Fig. 4]) identifiziert diesen
"Stonethrower" (`Steinewerfer´) auf hier Figs. 4; 4.1 versuchsweise mit Hadrian, der im hier sogenannten
Delta Omikron (Δο) Portrait-Typ dargestellt sei (vergleiche hier Fig. 3).
Obwohl der Kopf dieses Mannes (hier Fig. 4) den Portraits Hadrians dieses
Portraittyps (hier Fig. 3)
verblüffend ähnelt, folge ich dieser Identifizierung von Claridge nicht.
Die Szene LXXII der Trajanssäule
(hier Fig. 4.1) stellt die
entscheidende dritte Schlacht in Trajans drittem Feldzug in seinem Ersten
Dakischen Krieg dar, die im Jahre 102 n. Chr. stattfand. Hadrian war ein
Senator, der, wenn er auf Figs. 4; 4.1
wiedergegeben worden wäre, mit den calcei
patricii (den Schuhen, die von den Senatoren getragen wurden) hätte
dargestellt werden müssen; er hatte seit 96 n. Chr. als senatorischer Tribun
der Legio V Macedonica in Moesia Inferior gedient, und von November 97 n.
Chr. bis Januar 98 n. Chr. als senatorischer Tribun der Legio XXII Primigenia in Mogontiacum (Mainz) in Obergermanien. Seit
100 n. Chr. war Hadrian mit Trajans Großnichte Sabina verheiratet. In Trajans
Erstem Dakischen Krieg war Hadrian Trajans comes
expeditionis Dacicae (seit 101 n. Chr.), und er sollte sich in diesem Krieg
die dona militaria verdienen.
Abgesehen
davon, dass wir uns zuallererst fragen sollten:
a.) ob Hadrian in einem ähnlichen Kontext hätte erscheinen können
wie der "Stonethrower" in der Schlacht der Szene LXXII der
Trajanssäule (hier Fig. 4.1).
Persönlich glaube ich eher, wir sollten erwarten, dass er zu Trajans Entourage
gehörte (die auch auf Fig. 4.1 dargestellt
ist), aber in all diesen Szenen der Trajanssäule fällt auf, dass Hadrian in
Trajans Entourage eben nicht
vorkommt, worüber sich die meisten Gelehrten einig sind; und -
b.) ob Hadrian als "Stonethrower" hätte aktiv werden
können, wie Claridge (2013, 13 mit Anm. 80, S. 14, 15, ihre plate 15 [= hier Fig. 4; vergleiche Fig. 4.1]) ihn nennt, das heißt, als ein Schleuderer, eine
spezialisierte Waffengattung, in der Hadrian vermutlich nicht ausgebildet war.
- Ich danke der Militärhistorikerin Rose Mary Sheldon, die diese Frage mit mir
diskutiert hat.
Der
"Stonethrower", wie Claridge (2013) diesen Mann auf Figs. 4; 4.1, nennt, kämpft mit bloßem
Kopf und barfuß. Der Vorschlag von Amanda Claridge, diesen Mann (und einige
andere Figuren auf der Trajanssäule) mit Hadrian zu identifizieren, ist von
Karl Strobel (2017, 65 mit Anm. 48) abgelehnt worden. Ich selbst folge jenen
Gelehrte, die diesen Mann als einen Schleuderer von den Baleares identifizieren (von denen insgesamt vier auf dem ganzen
Fries dargestellt sind; vergleiche hier Figs.
4; 4.1; 4.2; 4.3, die alle mit bloßem Kopf und barfuß kämpfen). Vergleiche
die Website von Jonathan Coulston (2013; zitiert nach K. STROBEL 2017, 309,
Anm. 2); Tonio Hölscher (2017, 28), und Christian Heitz (2017, 131, mit Anm.
16).
Fig. 3. Oben: Bildnis Hadrians vom Delta
Omikron (Δο) Portrait-Typ. Villa Hadriana bei Tivoli, Museo (Inv. Nr. 2260).
Links: Aus H.R. Goette (2021, 113, Abb. 46a (III Nr. 3); Photo: G.
Fittschen-Badura); in der Mitte und rechts: Photos: D-DAI-ROM 72.635; 79.17774
(G. Fittschen-Badura).
Unten, links: Büste des Hadrian vom Delta
Omikron (Δο) Portrait-Typ. Columbia, Missouri, University Museum (Inv. Nr.
89.1). Aus: H.R. Goette (2021, 108, Abb. 44a (III Nr. 1)).
Unten, in der Mitte: Bildnis Hadrians vom
Delta Omikron (Δο) Portrait-Typ. Madrid, Museo Nacional del Prado (Inv. Nr.
176-E.), gefunden in Italien. Photo: D-DAI-MAD-WIT-R-20-91-05 (Witte).
Unten rechts: Büste des Hadrian vom Delta
Omikron (Δο) Portrait-Typ. London, Privatsammlung. Aus: H.R. Goette (2021, 112,
Abb. 45 (III Nr. 4)).
Figs. 4. Szene LXXII der Trajanssäule. Der
"Stonethrower" von Amanda Claridge (2013, 12, 13), den sie
versuchsweise mit Hadrian identifiziert hat, (angeblich) dargestellt im hier
sogenannten Delta Omikron (Δο) Portrait-Typ (hier Fig. 3). In Wirklichkeit ist dieser
Mann ein Schleuderer von den Baleares.
Zur Rechten dieses Schleuderers erscheint ein germanischer Soldat, der mit
langen Hosen bekleidet und mit einem Schild bewaffnet ist, und der vielleicht
als ein Markomanne oder als ein Quade identifiziert werden kann. Aus: A.
Claridge (2013, 15, pl. 15).
Fig. 4.1. Szene LXXII der Trajanssäule. Amanda
Claridge (2013, 12) kommentierte die Szene LXXII der Trajanssäule (hier Figs.
4; 4.1) wie folgt: "Band 11: lxxii Trajan surveys the last battle of the
First [Dacian] War. Focal point: Stonethrower". Claridge (2013, 13 mit
Anm. 80, S. 14, 15, ihre plate 15 [= hier Fig. 4]) identifizierte diesen
"Stonethrower" auf hier Figs. 4; 4.1 mit Hadrian, dargestellt in dem
hier sogenannten Delta Omikron (Δο) Portrait-Typ (vergleiche hier Fig. 3).
Aus:
<http://www.trajans-column.org/?flagallery=trajans-column-scenes-xlvi-lxxviii-46-78#PhotoSwipe1673612947018>
[last visit 13-I-2023].
Fig. 4.1.1. Die Trajanssäule, von Süden
gesehen (mit den Säulen der Basilica Ulpia im Vordergrund). Photo: F.X. Schütz
(März 2006).
Für all
das; s.u., im Band 3-2, in A Study on
the consequences of Domitian's
assassination :
Nerva is forced to adopt Trajan and Trajan
creates Domitian's negative image to consolidate his own reign. With Hadrian's adoption manquée in late
October or at the beginning of November of AD 97, his 20-year long road to his
accession and his thanksgivings for it, his Temple complex in the Campus
Martius. Or:
The wider topographical context of the Arch of
Hadrian alongside the Via Flaminia which led to the (later) Hadrianeum and to Hadrian's Temples of Diva
Matidia (and of Diva Sabina?). With discussions of Hadrian's journey
from Moesia Inferior to Mogontiacum
(Mayence [Mainz]) in order to
congratulate Trajan on his adoption by Nerva, and of Hadrian's portrait-type
Delta Omikron (Δο) (cf. here Fig. 3).
With The
fourth and the fifth Contribution by Peter Herz, with The Contribution by Franz Xaver Schütz, with The Contribution by John Bodel, and with The second Contribution by Angelo Geißen;
at the Introduction; Sections IX. and XI.; and in Chapter VI.1. My 2. Conclusion: In this context it
is interesting to analyse the process by which Hadrian finally became emperor;
at Trajan's adoption by Nerva and
Hadrian's Parforceritt from Moesia Inferior to Mogontiacum [Mainz] to congratulate Trajan on his adoption;
at The circumstances that had brought
Trajan to Mogontiacum and Domitian's negative image, created by Tacitus and
Pliny at the order of Trajan to legitimize his own accession; at Trajan presented Hadrian in AD 106 with the
signet-ring that he himself had received on the occasion of his adoption by
Nerva. With a discussion of the meaning of this gesture; and at Chapters VI.2.; VI.2.1.; VI.2.2.; VI.2.3., and VI.2.4. A. Claridge (2013)
has identified the head of the "Stonethrower" in the battle Scene
LXXII on Trajan's Column (here Figs. 4;
4.1) as a copy of Hadrian's portrait-type Delta Omikron (Δο) ...;
(`Eine Studie zu den Folgen von
Domitians Ermordung :
Nerva wird gezwungen, Trajan zu adoptieren, und Trajan
kreiert Domitians negatives Image, um seine eigene Herrschaft zu konsolidieren.
Mit Hadrians adoption manquée im späten Oktober oder Anfang November 97 n. Chr., seinem 20 Jahre
dauernden Weg zur Herrschaft, und seinem Dank dafür, der Errichtung seines
Tempelkomplexes auf dem Marsfeld. Oder:
Der weitere topographische Kontext des Hadriansbogens an
der Via Flaminia, der zu dem (späteren) Hadrianeum führte und zu Hadrians Tempeln der Diva Matidia (und der Diva Sabina?). Mit Diskussionen von Hadrians Reise von
Moesia inferior nach Mogontiacum
(Mainz), um Trajan zu seiner Adoption durch Nerva zu gratulieren, und von
Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) (vergleiche hier Fig. 3).
Mit Dem vierten und fünften Beitrag von
Peter Herz, mit Dem Beitrag von Franz Xaver Schütz, mit Dem Beitrag von John Bodel, und
mit Dem zweiten Beitrag von Angelo Geißen;
in der Einführung; Abschnitte IX. und XI.; und im Kapitel VI.1.
Meine 2. Schlussfolgerung: In diesem Kontext ist es interessant, den Prozess zu
analysieren, der dazu geführt hat, dass Hadrian schließlich selbst Kaiser geworden ist;
in Trajans Adoption durch Nerva und
Hadrians Parforceritt von Moesia inferior nach Mogontiacum [Mainz], um Trajan zu
seiner Adoption zu gratulieren; in Die
Umstände, die Trajan nach Mainz gebracht hatten und Domitians negatives Image,
das von Tacitus und Plinius im Auftrag von Trajan kreiert wurde, um seine
eigene Herrschaft zu legitimieren; in Trajan
schenkte Hadrian im Jahre 106 den Siegelring, den er selbst aus Anlass seiner
Adoption von Nerva erhalten hatte. Mit einer Diskussion der Bedeutung dieser
Geste; und in den Kapiteln VI.2.;
VI.2.1.; VI.2.2.; VI.2.3.; und VI.2.4. A. Claridge (2013) hat den Kopf des "Stonethrowers" in der
Schlachtszene LXXII auf der Trajanssäule (hier Figs. 4; 4.1) als eine Kopie von Hadrians Portrait-Typ Delta
Omikron (Δο) identifiziert ...´).
Um meine
eigenen Forschungen zu Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο)
zusammenzufassen, zitiere ich im Folgenden nur die Titel der soeben erwähnten
Kapitel VI.2., VI.2.1., VI.2.2., und VI..2.3., in: A Study on the consequences of Domitian's assassination (`Eine Studie zu den Folgen von Domitians
Ermordung´), und werde diesen Titeln einige Kommentare hinzufügen:
`Kapitel VI.2. Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο). Kaiser Hadrian prägte
Münzen mit diesem Portrait-Typ im Jahre 117 n. Chr. auf Tetradrachmen in
Alexandria (vergleiche hier Fig. 137)
und auf aurei (Goldmünzen) in Rom im
Jahre 138 n. Chr. [so meine eigene Hypothese], unter anderem mit seinen DIVIS
PARENTIBVS auf der Rückseite (vergleiche hier Fig. 139), auf allen dieses Münzen schaut Hadrian geradeaus nach
vorn. Dieser Portrait-Typ wird außerdem von zwei Marmorköpfen und zwei
Marmorbüsten überliefert (vergleiche hier Fig.
3). In allen diesen Marmorportraits wendet sich Hadrian zu seiner Linken.
Die Datierung dieser Marmorportraits ist umstritten. Bezüglich dieses
Portrait-Typs müssen wir zwei Fragen beantworten, 1.) wann genau wurde
dieses jugendliche Bildnis Hadrians geschaffen? Damit ist eine weitere Frage
verbunden: Hatte Hadrian das Original diese Portraits in Auftrag gegeben, um an
ein besonderes Ereignis in seiner Jugend zu erinnern?; und 2.), was war Hadrians
Absicht am Ende seines Lebens [so meine eigene Hypothese], als er zum ersten
Mal rundplastische Marmorbildnisse von sich selbst in diesem Portrait-Typ in Auftrag gab?´
Vergleiche
für die Tetradrachmen, die Kaiser Hadrian im Jahre 117 n. Chr. in Alexandria
prägen ließ (vergleiche hier Fig. 137),
auf denen zum ersten Mal Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) erscheint
(hier Fig. 3): s.u., The first Contribution by Angelo Geißen
(`Der erste Beitrag von Angelo Geißen´):
Bemerkungen zur frühen Münzprägung
Hadrians in Alexandria.
Vergleiche für die aurei, die Kaiser Hadrian in Rom prägen
ließ (hier Fig. 139): Martin
Beckmann ("The Gold Coinage
of Hadrian AD 130-138", 2019), zitiert und diskutiert von Hans Rupprecht
Goette (2021, 24 Anm. 67, S. 124, Abb. 56, S. 25-27). Nach Ansicht von Beckmann
(2019, 151) wurden die aurei (hier Fig. 139) herausgegeben:
"presumably around mid-138"; vergleiche Beckmann (2019, 152) und hier
Fig. 139: "The inscription on
the obverse clearly labels the portrait as that of Hadrian ... The die analysis
shows that two of the three known dies bearing this youthful portrait were used
at the very end of Hadrian's coinage; the links do not rule out a posthumous
issue, though they do not prove it either".
Bedenken
Sie, dass Martin Beckmann (2019, 152) selbst bemerkt, dass die Serie der aurei, zu denen Hadrians aureus (hier Fig. 139) gehört,
"dynastic" sei, jedoch ohne selbst die offensichtliche
Schlussfolgerung aus dieser Bemerkung zu ziehen, indem er diese Beobachtung mit
Hadrians Adoption des Antoninus Pius am 25. Februar 138 n. Chr. in Verbindung
bringt. - Darauf werde ich später noch einmal zurückkommen.
`Kapitel VI.2.1. H.R. Goettes (2021) Diskussion von Hadrians Portrait-Typ Delta
Omikron (Δο) (vergleiche hier Fig. 3).
Bezüglich der 1.) Frage, wählt Goette die Tatsache, dass Kaiser Trajan, im
Jahre 106 n. Chr., während des Zweiten Dakischen Krieges, Hadrian den
Siegelring geschenkt hat, den er selbst von Nerva erhalten hatte aus Anlass
seiner Adoption durch ihn [im späten Oktober oder zu Beginn des November im
Jahre 97 n. Chr.]; bezüglich der 2.) Frage, schlägt Goette vor, dass
diese Marmor Portraits (vergleiche hier Fig.
3) von Kaiser Antoninus Pius in Auftrag gegeben worden seien, der, mit der
Linkswendung dieser Portraits, einer möglichen Alexander imitatio, den neu kreierten Divus Hadrianus geehrt habe, der absichtlich jung dargestellt
worden sei´.
Vergleiche
hierzu auch unten, The third Contribution
by Peter Herz (`Der dritte Beitrag
von Peter Herz´) : Der Übergang von
Trajan auf Hadrian und das erste Regierungsjahr Hadrians, und The fourth Contribution by Peter Herz (`Der vierte Beitrag von Peter Herz´) : Wann wurde Trajan von Nerva adoptiert ?
`Kapitel VI.2.2. Zusätzliche Informationen, die für die Diskussion von Hadrians
Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) von Bedeutung sind (vergleiche hier Fig. 3); Hadrian und Alexander der
Große; Hadrians Adoption durch Trajan, wie sie von Hadrian dargestellt wurde;
Die Tetradrachme, die Hadrian im Jahre 137/138 in Alexandria herausgegeben hat,
um an seine Adoption des Antoninus Pius zu erinnern (vergleiche hier Fig. 138)´.
Im Folgenden zitiere ich einige Textpassagen aus
Kapitel VI.2.2.:
`Die
Tetradrachme, die Hadrian im Jahre 137/ 138 n. Chr. in Alexandria herausgab
[hier Fig. 138] ist von Angelo
Geißen in seinem Aufsatz ("ΑΙΩΝ - AETERNITAS. Welche numismatischen
Zeugnisse reflektieren die Vollendung der Sothis-Periode unter Antoninus
Pius?", 2010) diskutiert worden. Vergleiche für diese Münze (hier Fig. 138) auch Andrea Carandini (2019,
92: § 121, Fig. 33).
Nach Ansicht von Geißen (a.a.O),
erinnerte diese Tetradrachme an Hadrians pronoia/
providentia für die continuitas imperii [die Vorsorge des
regierenden Kaisers für das Weiterbestehen der Herrschaft], da sie sich auf
Hadrians Adoption des (zukünftigen) Antoninus Pius bezog, der seinerseits, und
auf Hadrians Wunsch, unmittelbar zuvor (die zukünftigen) Marcus Aurelius und
Lucius Verus adoptiert hatte´.
Bezüglich des scheinbaren
Paradoxons, dass Hadrian mit dem Münz-Typ (hier Fig. 138), der in Alexandria im Jahre 137/138 geprägt wurde, auf
die Adoption des Antoninus Pius hinweisen konnte, die erst am 25. Februar des
Jahres 138 n. Chr. stattfinden sollte, vergleiche das Folgende: Wir wissen,
dass Augustus, als Folge seiner Korrektur von Julius Caesars Kalenderreform (s.u.,
Anm. 545, in Appendix II.c)),
das Datum des Ägyptischen Neujahrsfestes auf den 29. August festgelegt hatte.
Diese Tetradrachme (hier Fig. 138) ist bislang noch nicht von
jenen Gelehrten in ihre Überlegungen mit einbezogen worden, die an den hier
diskutierten Marmorkopien von Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) (here Fig. 3) interessiert sind.
Die providentia des regierenden Kaisers für die continuitas imperii erscheint auf Münzen seit Nerva. Das kann
zurückverfolgt werden auf die Sitte einiger (adoptierter) Kaiser seit Tiberius,
die ara Providentiae auf ihren Münzen
darzustellen, was genau dieselbe Bedeutung hatte; vergleiche Mario Torelli
("Providentia, Ara", in LTUR,
IV, 1999, 165-166, Figs. 66-67); Häuber (2014a, 712 mit Anm. 199).
`Kapitel VI.2.3. Meine eigene Interpretation von Hadrians Portrait-Typ Delta
Omikron (Δο) (vergleiche hier Fig. 3).
Bezüglich der 1.) Frage schlage ich vor, dass Hadrian (der meiner Meinung
nach in diesem Portrait-Typ wie ein circa 20 Jahre alter Mann aussieht) diesen
Delta Omikron Portrait-Typ zu einem unbekannten Zeitpunkt in Auftrag gegeben
hat. Er wollte damit entweder an seinen circa 1900 km langen Parforceritt im November des Jahres 97
n. Chr. von Moesia inferior nach
Mogontiacum (Mainz) erinnern, den er (zusammen mit `Gefährten´) unternahm, um
Trajan zu seiner Adoption durch Nerva zu gratulieren, oder aber an den Beginn
seiner daraus resultierenden 20 Jahre langen Zusammenarbeit mit Trajan (die mit
seiner Adoption? durch Trajan, und mit dem Beginn seiner eigenen Herrschaft als
Kaiser endete : am 9. beziehungsweise am 11. August 117 n. Chr.).
Bezüglich
der 2.)
Frage schlage ich vor, dass Hadrian die Marmorkopien dieses Portrait-Typs (hier
Fig. 3) als Teil der öffentlichen
Darstellung seiner providentia für
die continuitas imperii in Auftrag
gegeben hat : Hadrians Adoption des Antoninus Pius am 25. Februar 138 n. Chr.
(unmittelbar nachdem Antoninus Pius seinerseits Marcus Aurelius und Lucius
Verus adoptiert hatte). Ich schlage dies vor, weil Hadrian seine Adoption des
Antoninus Pius auch mit der Prägung der Tetradrachme im Jahre 137/ 138 in
Alexandria dokumentiert hat (hier Fig.
138). Ich erachte deshalb die folgende Annahme als plausibel, obwohl sie
gegenwärtig nicht beweisbar ist, dass nämlich Hadrian noch selbst, als Teil
dieser öffentlichen Darstellung seiner Vorsorge für den Weiterbestand der
Herrschaft, im Jahre 138 die aurei
mit diesem Portrait-Typ und seinen Adoptiveltern (`DIVIS PARENTIBVS´), Trajan
und Plotina herausgegeben hat (hier Fig.
139). Abgesehen von der Tatsache, dass diese aurei, ebenso wie diese Marmorportraits (hier Fig. 3), darauf hinwiesen, dass Hadrian nun auch selbst einen Sohn
adoptiert hatte, wiesen sie außerdem auf Hadrians eigene adoption manquée hin (seine eigene `verpasste´ Adoption : durch
Trajan, unmittelbar bevor Nerva den Trajan adoptiert hatte) im späten Oktober
oder zu Beginn des November 97 n. Chr. Und wegen der `Wendung zu ihrer Linken´
dieser Portraits (hier Fig. 3),
einer möglichen Alexander imitatio,
kann Hadrian möglicherweise auf diese Weise überdies behauptet haben, dass er
im Alter von 21 Jahren beschlossen habe (im November des Jahres 97 n. Chr.),
`sich das römische Weltreich zu erobern´, ähnlich wie Alexander (zusammen mit
seinen hetairoi [`Gefährten´] - und
seinen Soldaten) das seine eroberte,
der damit im Alter von 20 Jahren begonnen hatte´.
Für die
oben erwähnten Daten, dies adoptionis
und dies imperii Hadrians; s.o., Anm. 331, in Kapitel II.2.; und
unten, Appendix IV.c.1.). Siehe auch
unten, zu The fifth Contribution by Peter
Herz (`Der fünfte Beitrag von Peter Herz´)
: Der Ritt Hadrians nach Mogontiacum,
sowie zu The Contribution by Franz Xaver
Schütz (`Der Beitrag von Franz Xaver
Schütz´): Zur kartographischen
Visualisierung historischer Landschaftselemente zwischen Rhein und Schwarzem
Meer von Augustus bis Hadrian (vergleiche hier Fig. 77).
Erst nachdem dieses Kapitel fertig war, stellte ich fest, dass auch Hans-Ulrich Cain (2019, 2) das Portrait Hadrians vom Delta Omikron (Δο)-Typ untersucht hat. Bezüglich der Datierung der Marmorkopien dieses Portrait-Typs und ihrer Bedeutung (hier Fig. 3) kommt er zu denselben Ergebnissen wie ich. Dem entsprechenden Kapitel, in: A Study of the consequences of Domitian's assassination (`Eine Studie zu den Folgen von Domitians Ermordung´), dessen Titel im Folgenden zitiert wird, habe ich eine Diskussion von Cains Erkenntnissen hinzugefügt:
`Chapter VI.2.3. Why does Hadrian's portrait-type Delta Omikron (Δο) appear
on his aurei of AD 138 with his DIVIS PARENTIBVS on the reverses (here Fig. 139)? The answer is provided
by a comparison of those aurei with Hadrian's tetradrachma (cf. here Fig. 138), issued at Alexandria in AD 137/ 138 to commemorate his adoption of the
future Antoninus Pius on 25th February AD 138.
With a discussion of the obervations by H.-U. Cain (2019, 1-2) concerning Hadrian's portrait-type
Delta Omikron (Δο), and concerning the portrait-types of his successors, all adopted in AD 138: the portrait-type of the future Antoninus Pius, created on
the occasion of his adoption by Hadrian, which intentionally shows great similarities with Hadrian's own later portraits; and of the portrait-types
of the future Marcus Aurelius and Lucius Verus, created on the occasion of their adoptions by Antoninus Pius,
that are intentionally very similar as Hadrian's youthful portrait-type Delta Omikron (Δο) (for these portrait-types of Antoninus Pius,
Marcus Aurelius and Lucius Verus; cf. H.-U. CAIN 2019, 1-2, Abb. 1-3). In Cain's opinion (2019, 2),
Hadrian commissioned marble copies of these three portrait-types in the last years of his life, "als ihm die Nachfolgeregelung zu einem vordringlichen
Anliegen geworden war".
That is to say, `when the organization of his succession had become a major concern´, or in other words, when Hadrian concentrated on
the `providentia for the continuitas imperii´´.
(`Kapitel VI.2.3. Warum erscheint Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) auf
seinen aurei des Jahres 138 n. Chr., auf deren Rückseiten seine DIVIS PARENTIBVS dargestellt sind
(hier Fig. 139)? Die Antwort zeigt ein Vergleich dieser aurei mit Hadrians Tetradrachme (vergleiche hier Fig. 138), die er 137/ 138 n. Chr.
in Alexandria herausgegeben hat, um an seine Adoption des zukünftigen Antoninus Pius am 25. Februar 138 n. Chr. zu erinnern.
Mit einer Diskussion von H.-U. Cains Beobachtungen (2019, 1-2) bezüglich Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) und bezüglich der Portrait-Typen seiner Nachfolger, die alle
im Jahre 138 n. Chr. adoptiert worden sind: Dem Portrait-Typ des Antoninus Pius, der anläßlich seiner Adoption durch Hadrian kreiert worden ist,
und der absichtlich große Ähnlichkeiten mit Hadrians eigenen späteren Portrait-Typen aufweist;
sowie der Portrait-Typen des Mark Aurel und des Lucius Verus, die aus Anlass ihrer Adoptionen durch Antoninus Pius geschaffen worden sind, und die absichtlich
Hadrians jugendlichem Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) sehr ähnlich sind (vergleiche für diese
Portrait-Typen des Antoninus Pius, des Mark Aurel und Lucius Verus : H.-U. CAIN, 2019, 1-2, Abb. 1-3). Nach Ansicht von Cain (2019, 2) hat Hadrian Marmorkopien
von diesen drei Portrait-Typen in seinen letzten Lebensjahren in Auftrag gegeben, "als ihm die Nachfolgeregelung zu einem vordringlichen Anliegen geworden war".
Oder anders gesagt, als sich Hadrian auf die `providentia für die continuitas imperii´ konzentriert hat´).
Kehren
wir nun zurück zum `Relief Ruesch´ (hier Fig.
7).
Ad b)
Das `Relief Ruesch´ zeigt, dass diese Art der Komposition bereits von Domitian
in Auftrag gegeben worden ist.
`Willers
(2021, 84, 91, 93, 98) weist außerdem überzeugend auf Folgendes hin : das
`Relief Ruesch´ beweise, dass eine weitere künstlerische Innovation, die
üblicherweise Trajan (oder eher Hadrian?) zugeschrieben werde, bereits im
Auftrag Domitians entwickelt worden sei - wie wir vielleicht auch nicht anders
erwarten würden, nachdem wir diese ganze Studie gelesen haben. - Willers
bezieht sich damit auf das berühmte Relief einer Reiterschlacht, die Trajan in
genau derselben Ikonographie vorführt wie Domitian auf dem `Relief Ruesch´
dargestellt ist (hier Fig. 7).
Vergleiche für dieses Relief,
"The Great Trajanic Frieze. Trajan [now Constantine] on horseback, early
Hadrianic. Rome, Arch of Constantine ...", auch für das andere Relief, das
im mittleren Durchgang des Konstantinsbogens in die gegenüberliegende Wand
eingelassen ist, und auf dem der adventus
Trajans [jetzt Konstantins des Großen]
erscheint: Diana E.E. Kleiner (1992, 222, Figs. 185 [= hier Fig. 7.1]; 186). Für den `Großen
Trajanischen Fries´, Trajan [jetzt
Konstantin] zu Pferde; vergleiche auch Willers (2021, 84 mit Anm. 21); und
R.R.R. Smith (2021, 24-25 mit Anm. 97).
Fig. 7.1. `Der Große Trajanische Fries´.
Dargestellt ist Konstantin der Große, der in einer Schlacht einen
Kavallerieangriff anführt. Rom, Konstantinsbogen. Das Relief hatte ursprünglich
Trajan dargestellt, dessen Bildnis in das Konstantins des Großen umgearbeitet
wurde. Im mittleren Durchgang des Konstantinbogens wurden die Inschriften
LIBERATORI VRBIS und FVNDATORI QUIETIS [`dem Befreier der Stadt Rom und dem
Begründer der Ruhe´] zu diesen Reliefs des Trajan/ Konstantin hinzugefügt, die
sich auf Konstantin beziehen (in Anerkennung seines Sieges über Maxentius am
Pons Mulvius im Jahre 312 n. Chr.). Photo: C. Faraglia, Neg. D-DAI-Rom 37.328.
- Diana E.E. Kleiner (1992, 222, Fig. 185) datiert beide Reliefs: "early
Hadrianic".
Vergleiche
Ian Archibald Richmond, Donald Emrys Strong and John Robert Patterson ("pons Mulvius", in: OCD3 [1996] 1219
[Hervorhebung von den Autoren])".
R.R.R. Smith
(2021, 24-25 mit Anm. 97) stellt
überzeugend fest, dass sich die Darstellung Trajans auf `Dem Großen
Trajanischen Fries´ (hier Fig. 7.1), wenn man sie mit den `wirklichen
Handlungen´ eines Kaisers während eines Krieges vergleicht, als extrem
unrealistisch herausstellt.
In seiner Anm. 97, schreibt Smith: "The
Great Trajanic Frieze (re-used on the Arch of Constantine [= hier Fig. 7.1]), with the emperor leading a cavalry charge in battle himself, is a rare
example of a clearly ‘unreal’ monumental narrative: Touati 1987. On such public
narratives of imperial action, Fittschen 1972; Hölscher 2003; 2019: ch.[apter]
4 [Hervorhebung von mir]".
Mein Dank gilt Bert Smith, der mir
am 11. Januar 2022 seinen oben zitierten Aufsatz geschickt hat ("Maiestas Serena: Roman Court Cameos and
Early Imperial Poetry and Panegyric", 2021).
Ich
persönlich würde die Ikonographie römischer Kaiser, die auf den Figs. 7; 7.1 dargestellt ist,
bezeichnen als die `eines schneidigen Helden zu Pferde , wie Alexander der
Große´ ...
Ad c)
Das `Relief Ruesch´ ist in der Antike wiederverwendet worden. Alle seine Phasen
zusammengenommen illustrieren vielleicht den Titel einer Ausstellung über
Domitian, die kürzlich in Rom, in den Kapitolinischen Museen, Villa Caffarelli
zu sehen war: Domiziano imperatore. Odio
e amore (`Kaiser Domitian. Haß und
Liebe´); vergleiche Claudio Parisi
Presicce, Massimiliano Munzi und Maria Paola Del Moro (2023)
`Viel
diskutiert in der Vergangenheit, und gleichfalls von Willers (2021, 79 Anm. 6,
S. 93-94), ist die Tatsache, dass das `Relief Ruesch´ (hier Fig. 7), obwohl nur fragmentarisch
erhalten, und mit dem Gesicht Domitians zerstört, trotzdem in der Antike
wiederverwendet worden ist. Diese Annahme stützt sich auf zwei Fakten: Zum
einen sind die Brüche des Reliefs geglättet worden, außerdem wurden die großen
Löcher, mit denen das Relief durchbohrt wurde, eines in der Mitte des Reliefs,
die in der Antike, aber sekundär, angefertigt worden sind (das heißt, im
Zusammenhang der Wiederverwendung), so angebracht, dass dabei die Figuren des
Domitian und seines Pferdes unversehrt geblieben sind.
Willers (2021, 80 mit Anm. 9, S. 94
mit Anm. 82) gelingt es, die Hypothese früherer Gelehrter zu widerlegen,
derzufolge das `Relief Ruesch´ als "Brunnenverkleidung" konzipiert worden sei. Abgesehen von der
Ikonographie des Reliefs, die zu einem derartigen Zweck nicht passen würde,
sind diese Löcher auch ganz offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt
angefertigt worden. Am wichtigsten ist die Beobachtung, dass das `Relief
Ruesch´ eindeutig nicht mit Wasser in Berührung gekommen ist, denn das wäre mit
Sicherheit sichtbar; vergleiche Willers (2021, 80): "Spuren von
fliessendem Wasser sind auf der Reliefseite der Platte nicht vorhanden".
Willers spricht nicht den Vorschlag
an, der im Verkaufskatalog der Sammlung Ruesch, Katalog Fischer 1936, unterbreitet worden ist (den Willers selbst
zitiert), wo das `Relief Ruesch´ die Katalognummer 238 hat. Der Autor schlägt
vor: "Nachträgliche Verwendung dieses Reliefs als
Brunnenverkleidung", was ich (theoretisch) für plausibel halte, obwohl die
Tatsache bestehen bleibt, dass das Relief keinerlei Spuren einer derartigen
Verwendung aufweist.
Willers selbst, der ... das `Relief
Ruesch´ mit den Cancelleriareliefs vergleicht (hier Figs. 1; 2; Figs. 1 und 2 Zeichnung), kommt zu dem Schluss, dass
wir für beide (das heißt, die Cancelleriareliefs und das `Relief Ruesch´) nicht
wissen, zu welchen Gebäuden sie ursprünglich gehört haben. Willers (2021, 94)
beendet deshalb seinen Aufsatz mit einer Ermahnung bezüglich der Notwendigkeit,
das `Rom Domitians´ weiter zu erforschen:
"Es bleibt die Aufgabe, die Begehungen
des domitianischen Roms zu intensivieren [my
emphasis]".
Dem kann
ich nur beipflichten .... weshalb ich diesen Ausspruch von Dietrich Willers als
erstes Motto dieser Studie über Domitian gewählt habe; s.o., zu Kapitel I.1.
Im Gegensatz zu Willers, der nicht
vorschlägt, wo das Gebäude gestanden haben mag, zu dem das `Relief Ruesch´
ursprünglich gehörte, noch was seine Funktion war, als es wiederverwendet
worden ist, habe ich selbst bezüglich beider Fragen eine Idee. Da ich Filippo
Coarelli folge (2009b, 88; ders.
2012, 283, 286-291, 481-483, 486-491; s.o., zu Punkt 4.)), indem ich annehme,
dass der domitianische Bogen vor Domitians `Domus
Flavia´/ Domus Augustana auf dem
Palatin möglicherweise dem Divus
Vespasianus gewidmet war, schlage ich vor, dass die Cancelleriareliefs
entweder die gegenüberliegenden Wände der Durchfahrt dieses Bogens dekorierten,
oder, wegen der Inhalte beider Friese, vielleicht eher einen der Durchgänge des
Domitiansbogens, den Coarelli an der "Porta principale" von Domitians
Palast Domus Augustana auf dem
Palatin annimmt (vergleiche hier Figs. 1
und 2 der Cancelleriareliefs, Zeichnung, `in
situ´ und Figs. 8.1; 58)´... Siehe auch oben zu Punkt 4.).
`Voraussetzend, dass meine Hypothese richtig
ist, derzufolge die Cancelleriareliefs einen der beiden Bögen Domitians auf dem
Palatin schmückten, und gleichzeitig die Beobachtung von Willers (2021, 79 Anm.
6, S. 83, Anm. 18) berücksichtigend, dass die Cancelleriareliefs (hier Figs. 1;
2) und das `Relief Ruesch´ (hier Fig. 7) große stilistische Ähnlichkeiten
aufweisen, schlage ich als Arbeitshypothese vor, dass das `Relief Ruesch´
(dessen Provenienz nicht überliefert ist) ursprünglich ebenfalls Teil der
Skulpturenausstattung von Domitians Palast auf
dem Palatin gewesen sein kann.
Erst
nachdem dieses Kapitel fertig war, ist mir aufgefallen, dass Willers (2021, 84)
die Tatsache erwähnt, dass auf dem Palatin ein Relieffragment mit Darstellung
eines Pferdes gefunden worden sei (vergleiche hier Fig. 4.1.2), das sehr ähnlich aussieht wie Domitians Pferd auf dem
`Relief Ruesch´: "Bloesch hat seinerzeit auf die enge Verwandtschaft des
Feldherrnpferdes auf unserem Relief [hier Fig.
7] mit dem Pferd eines fragmentarischen Reliefblocks vom Palatin aufmerksam
gemacht [with n. 25]".
In seiner Anm. 25, schreibt Willers: "Bloesch 1943, 204; [von]
Blanckenhagen 1940 [S. 65, I. f)], Taf. 20, Abb. 58"´.
Fig. 4.1.2. Fragmentarischer Marmorblock mit
Relief eines Pferdes, vom Palatin. Hierbei handelt es sich um das Relief, über
das D. Willers (2021, 84 mit Anm. 25) schreibt: "Bloesch [1943, 204] hat
seinerzeit auf die enge Verwandtschaft des Feldherrnpferdes auf unserem Relief
[das heißt, dem `Relief Ruesch´; vergleiche hier Fig. 7] mit dem Pferd eines
fragmentarischen Reliefblocks vom Palatin aufmerksam gemacht". Aus: P.H.
von Blanckenhagen (1940, 65, I. f), Taf. 20 Abb. 58).
Mein Dank gilt Francesca Deli,
Assistant Librarian der British School at Rome, die auch diese Abbildung für
mich aus dem Buch von P.H. von Blanckenhagen (1940) gescannt hat.
`Bekanntlich hatte Domitian Freunde, die ihm nach seiner Ermordung treu
geblieben sind.
Ein
Beweis dieser Treue ist Domitians berühmtes Portrait in den Kapitolinischen
Museen, im Konservatorenpalast (Inv. Nr. MC 1156); vergleiche für diese
Hypothese Häuber (2017, 167).
Dieses Portrait Domitians ist für
den Umschlag des Essaybandes God on Earth
: Emperor Domitian ausgewählt worden, herausgegeben von Aurora Raimondi
Cominesi, Nathalie de Haan, Eric M. Moormann und Claire Stocks (2021), und
erscheint auch auf dem Umschlag des Ausstellungskataloges Domiziano imperatore. Odio e amore, herausgegeben von Claudio
Parisi Presicce, Massimiliano Munzi und Maria Paola Del Moro (2023)
An anderem Ort habe ich den Fundort
dieses Portraits des Domitian in der Via Rattazzi auf dem Esquilin ermitteln
können; vergleiche Häuber (1991, 57-58 mit Anm. 251, indem ich diese Büste mit
Fundberichten identifiziert habe, publiziert in den NSc 1898, 391, und im BullCom
26, 1898, 350; vergleiche S. 351: "Tutti gli oggetti di questa sezione
sono conservati nel Magazzino Archeologico all'Orto Botanico; vergleiche HELBIG4 II (1966) Nr. 1752,
"Fragmentierte Büste des Domitian" (H. v. HEINTZE): "Gefunden
wahrscheinlich auf dem Esquilin zwischen 1894 und 1904. Erst im Antiquarium auf
dem Caelius, dann im Konservatorenpalast, Sala degli Arazzi 3").
Dietrich Willers (2021, Taf. 13,5;
vergleiche seine Taf. 13,2-4 [= hier Fig.
7]) hat ein Photo dieses Domitiansportraits mit dem Kopf des römischen imperators auf dem `Relief Ruesch´
verglichen, um zu beweisen, dass der Protagonist dieses Relief ebenfalls
Domitian ist.
Ein
anderes Beispiel ist Domitians Amme Phyllis, die, dank ihrer klugen Aktionen,
dem Domitian sogar eine Bestattung in seinem Templum Gentis Flaviae gesichert hat, buchstäblich `zusammen mit
seiner geliebten Iulia Titi´, der Tochter seines Bruders Titus, und zwar in
derselben Aschenurne (!). Phyllis hatte sowohl Domitian als auch Iulia Titi
erzogen (Suet., Dom. 17; 22); die Diva Iulia Titi war die erste gewesen,
die Domitian im Templum Gentis Flaviae
bestattet hatte. Nach Domitians Ermordung, verbrannte Phyllis seinen Leichnam
in ihrer Villa an der Via Latina; dann trug sie die Asche
Domitians heimlich zum Templum Gentis
Flaviae, wo sie diese mit jener der Iulia Titi vermischt hat (Suet., Dom. 17).
Online
at:
<https://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Domitian*.html#17>
[last
visit: 31-XII-2022].
Vergleiche Filippo Coarelli
("Gens Flavia, Templum", in: LTUR
II [1995] 368); Coarelli (2009b, 94 mit Anm. 309); Eugenio La Rocca (2009,
228 mit Anm. 45); Häuber (2017, 167; siehe auch oben, zu Kapitel IV.1.1.h), sowie Maria Paola Del Moro
(2021, 185 mit Anm. 2). Dietmar Kienast, Werner Eck und Matthäus Heil (2017,
109) kommentieren Domitians Tod und Bestattung wie folgt: "18.
Sept.[ember] 96 Tod : Ermordet (Suet.
Domit. 17, 3). Heimliche Beisetzung im templum gentis Flaviae [Hervorhebung von
mir]".
Ich füge
deshalb meiner Arbeitshypothese zum `Relief Ruesch´ (hier Fig. 7) noch etwas hinzu. Gegenwärtig können wir nicht wissen, ob
der Person, die das `Relief Ruesch´ wiederverwendet hat, bewusst war, dass es
in seinem ursprünglichen Zustand Domitian dargestellt hatte. Noch, falls das
der Fall war, ob diese Person dem Domitian feindlich gesonnen war oder nicht.
Obwohl all das bislang unbekannt ist, bleibt auch die folgende Möglichkeit
bestehen. Vielleicht handelte es sich um eine weitere Person, die Domitian treu
geblieben war. Diese Person kann das `Relief Ruesch´ an sich genommen haben,
nachdem Domitians Portrait auf dem Relief zerstört worden war, und hat auf
diese Weise womöglich sogar die komplette Zerstörung des Reliefs verhindert.
Dann behielt sie das `Relief Ruesch´ als Erinnerung an Domitian, und hat es
mittels dieser Löcher irgendwo aufgehängt´.
Wie man
an diesem Kapitel The major results of
this book on Domitian (`Die
wichtigsten Ergebnisse dieses Buches über Domitian´) sieht, bleibt noch
viel zu tun, wenn wir Domitian und seinen Bauten in Rom gerecht werden möchten.
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