Chrystina Häuber (2024)

Der Fundort der Laokoongruppe und die domus Titi imperatoris (Plin. nat. 36,37-38)

[Beim folgenden Text handelt es sich um das der Übersetzung angepasste originale Manuskript des in italienischer Übersetzung publizierten Textes: Chrystina Häuber, Il luogo del ritrovamento del gruppo del Laocoonte e la domus Titi imperatoris (Plin. Nat. Hist. 36,37-38), in: F. Buranelli, P. Liverani und A. Nesselrath (Hrsg.), Ausst.-Kat. Laocoonte. Alle origini dei Musei Vaticani, quinto centenario dei Musei Vaticani 1506-2006 (2006) 41-47 ]

Im Folgenden wird erneut versucht, jene domus des Titus zu lokalisieren, wo Plinius (nat. 36.3738) eine Laokoongruppe aus Marmor sah; dabei kann gezeigt werden, dass es sich um die Gruppe im Vatikan gehandelt hatte. Das Ergebnis kommt der Lokalisierung der "DOMVS TITI" auf L. Bufalinis Karte von 1551 nahe (Abb. 1; vgl. Abb. 2-4).

Dass diese domus Titi auf dem Mons Oppius gestanden habe, ist bezweifelt worden, weil Plinius von der domus des Titus imperator spricht. Eine Analyse von Bedeutung und Wortstellung des Titels imperator bei Plinius1 zeigt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er hier den von Titus seit 70 n. Chr. (ständig) getragenen Imperatorentitel nennt. Hinzu kommt ein chronologisches Problem: Sollte hier tatsächlich `Kaiser Titus´ gemeint sein, müßte Plinius den Passus, da er dem Titus seine Naturalis Historia bereits im Jahre 77 gewidmet hatte, nach Titus' Thronbesteigung am 24. Juni 79 n. Chr. geändert haben. Was u. a. deshalb wenig plausibel erscheint, weil er selbst nur zwei Monate später verstarb. Dies bedeutet, dass, selbst wenn der princeps Titus auf dem Quirinal oder auf dem Palatin residiert haben sollte, der "General Titus" (Eichholz) durchaus auf dem Mons Oppius gelebt haben kann2.

F. Coarelli hat jene domus Titi mit der Osthälfte des erhaltenen Teils der Domus Aurea des Mons Oppius identifiziert, die flavisch sei (Abb. 4, "la DOMUS TITI secondo Coarelli [die DOMUS TITI nach Coarelli]"). Diese Identifizierung ist mit der `großen´ Rekonstruktion dieses Teils der Domus Aurea von L. Fabbrini unvereinbar, die sich bis östlich der modernen Via Mecenate erstreckt (Abb. 2-4, "DOMUS AUREA"). E. La Rocca nennt antike Gebäude in der fraglichen Gegend, auf die die Beschreibungen jenes Raumes passen, in dem die Laokoongruppe bei ihrer Auffindung stand. In einer neueren Studie habe ich die von La Rocca aufgezählten Gebäude kartiert und weitere mögliche Auffindungsorte genannt3. La Rocca4 schlägt überdies vor, dass die Gruppe gar nicht von ihrem ersten Aufstellungsort entfernt worden sein müsse. Diese `Bewegungstheorie´ der Gruppe wird von jenen Gelehrten postuliert, die der (irrtümlichen) Ansicht sind, dass sie in den Titus/ Trajansthermen bzw. in oder sogar unter den "Sette Sale", der Zisterne der Trajansthermen (vgl. hier Abb. 1-4) entdeckt worden sei, weshalb die wesentlich früher entstandene Gruppe folglich in diese Gebäude transferiert worden sein müsse5.


Romkarte Bufalini 1551

Abb. 1 [zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken]. Die Romkarte L. Bufalinis (1551; Detail). Auf dieser Karte fehlt die Via Gregoriana/ Merulana, die erst im Jahre 1575 eröffnet werden sollte. Aus: A.P. Frutaz 1962.



Dass die vatikanische Laokoongruppe aus der Domus des Titus stammt, haben bekanntlich auch die Zeitgenossen ihrer Auffindung geglaubt. Dies zeigen neben den Schriftquellen zeitnahe Romkarten, u.a. die Bufalinis (Abb. 1). Bufalinis Lokalisierung der domus Titi, östlich vom Knick des Vicolo delle Sette Sale, in Richtung zur Kirche S. Giuliano an der Via Merulana antica, ist auf Abb. 4 wiedergegeben ("la DOMUS TITI secondo Bufalini [die DOMUS TITI nach Bufalini]")6. Die Fundumstände der Laokoongruppe sind nicht detailliert überliefert, was u.a. damit zusammenhängt, dass Felice de' Fredis in seiner eigenen Vigna und zufällig an jenem Mittwoch, dem 14. Januar 1506, auf sie stieß. Der antike Raum, in dem die Gruppe stand, befand sich ca. 3,50-4 m unter dem Laufniveau seiner Vigna. Er hatte aber immerhin, um zu diesem Raum vorzudringen, einen antiken (Tür?)durchgang mit Rundboden, der vielleicht sekundär vermauert war, durchbrechen müssen 7.

Während die frühen Quellen zur Auffindung der Laokoongruppe ausführlich diskutiert worden sind, hat man andere zeitnahe Fundberichte zu dieser Gegend weniger beachtet8. Folgendes läßt sich aufgrund dieser Überlieferung feststellen, 1.) gab es im fraglichen Zeitraum auf dem Mons Oppius mehrere Vigne, die nach den Sette Sale benannt waren9, 2.) war die Vigna de' Fredis nach den Sette Sale benannt, was erklärt, warum die Laokoongruppe `in der Nähe des Gebäudes Sette Sale´ entdeckt wurde10, und 3.) war de' Fredis nicht Eigentümer jener Vigna, in der das Gebäude Sette Sale stand11. Demnach gab es zum Zeitpunkt der Auffindung der Gruppe sowohl das als Sette Sale bezeichnete Gebäude als auch ein nach ihm benanntes Toponym.

Die ungefähre Größe eines Toponyms läßt sich kartieren, wenn man die zeitgleichen benachbarten Toponyme kennt. In dem hier betrachteten Zusammenhang ist die Romkarte Bufalinis (Abb. 1) von größter Bedeutung. Sie zeigt in der fraglichen Gegend an Gebäuden außer den Sette Sale und den Ruinen der Trajansthermen (die Bufalini für die Titusthermen hielt) nur Kirchen. Man kann die blaue Fläche (Abb. 2), die dem Toponym Sette Sale zur Zeit Bufalinis entspricht, in Gedanken noch etwas verkleinern, da sie im Westen von den Trajansthermen eingenommen wird und weil Bufalini auf seiner Karte im Norden dieser Fläche die Vigna Cesi einzeichnet, deren südliche Begrenzung er nicht angibt (vgl. hier Abb. 1 und 4, "VINEA CARD. CAESIS"12). Den Vorbesitzer der Vigna Cesi kennen wir ebenfalls, weshalb die Vigna de' Fredis nicht hier, das heißt unmittelbar im Süden an die "PORTA ESQUILINA" (Abb. 4) anschließend, zu suchen ist. Wem die Vigna im Jahre 1506 gehört hat, die Bufalini (vgl. Abb. 1; 4) im Südwesten der Sette Sale als "VINEA ORATIUS P." (Pamphili?; vgl. Abb. 3) bezeichnet, ist unbekannt.


Fundort Laokoon Romkarte 2 Chrystina Häuber und Franz Xaver Schütz

Abb. 2 [zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken]. Arbeitskarte des Mons Oppius: Kartierung des Toponyms "Sette Sale" zur Zeit Bufalinis (vgl. hier Abb. 1). Die Größe dieses Toponyms entspricht (theoretisch) einem Areal, das wie folgt kartiert wurde. Die Sette Sale und die ihnen auf Bufalinis Karte auf allen Seiten `gegenüberliegenden´ Kirchen wurden in unsere Karte übertragen (die Grundrisse der Kirchen sind gelb angelegt). Es handelt sich, beginnend bei S. Vito an der Porta Esquilina/ Arco di Gallieno (im Uhrzeigersinn betrachtet), um die inzwischen verschwundene Kirche S. Giuliano an der inzwischen verschwundenen antiken Via Merulana, die inzwischen verschwundene Kirche S. Matteo in Merulana, die inzwischen verschwundene alte Kirche SS. Pietro e Marcellino, S. Clemente, die inzwischen verschwundene Kirche S. Iacobi de Coliseo, S. Pietro in Vincoli, S. Lucia (in der rekonstruierten Porticus Liviae) und S. Martino ai Monti. Bufalini schreibt die Namen anders als hier angegeben. Die heute nicht mehr vorhandenen Straßen und Kirchen wurden aus G.B. Nollis Großer Romkarte (1748) übertragen und u.a. nach C. Hülsen (1927) benannt; der Kreuzgang der inzwischen verschwundenen Kirche S. Matteo wurde nach Nollis Karte gezeichnet und rekonstruiert. Dann wurden die kürzesten Distanzen zwischen den Sette Sale und den Kirchen gemessen und halbiert, diese Punkte verbunden und eine Fläche erzeugt (die grünen Linien und die blaue Fläche). Die Strecken zwischen den Sette Sale und den Kirchen wurden halbiert, weil man (theoretisch), wenn man sich von den Sette Sale ausgehend über die Mittelpunkte der grünen Linien hinaus in Richtung jener Kirchen bewegt, `in´ die Toponyme der jeweiligen Kirchen begibt. Innerhalb der blauen Fläche befinden sich drei antike Architekturen, deren Grundrisse rot angelegt sind. Auf sie passen die Beschreibungen der Zeitzeugen von jenem antiken Raum, in dem die Laokoongruppe angetroffen wurde: Das heute unterirdische (aber zugängliche) `Nymphaeum´ (eine domus?) im Parco di Traiano, das zu den Trajansthermen gehörige `Edificio occidentale´ [Westgebäude] (hier rekonstruiert) und der (rekonstruierte) `Portico con Piscina´ [Portikus mit Wasserbecken]. Ebenfalls rot angelegt ist der (rekonstruierte) Grundriß eines (zerstörten) antiken Gebäudes in der ehemaligen Vigna Reinach, dessen Ruinen als `Domus Titi´ bezeichnet wurden ("ISIS ET SERAPIS REGIO III, FORUM: PETRONIUS MAXIMUS?"), sowie der Grundriß einer teilweise erhaltenen antiken Substruktion an der Via Pasquale Villari (`Terme di Filippo´ [sog. Thermen des Philippus]; gezeichnet nach dem Zustand der Ruine auf Nollis Karte), wo nach Pirro Ligorio die Laokoongruppe gefunden worden sein soll.

Der Kartenhintergrund zeigt die modernen Isolati [Baublöcke], Kirchen, Edicole [Zeitungskioske], Brunnen und Denkmäler (dünne schwarze Linien), die nach den photogrammetrischen Daten der Stadt Rom gezeichnet sind, sowie die modernen Straßennamen. In den modernen Stadtgrundriß sind eingetragen: antike Architekturen, zu denen auch Kirchen zählen (graue Flächen); die dunkelgrauen Flächen innerhalb dieser Architekturen bezeichnen Freiflächen, die blauen Flächen Wasserbecken, die grünen Flächen Gärten; ausgegrabene Teilstücke der sog. Mura Serviane [sog. Servianische Stadtmauer] (4 m breite hellbraune Linien); rekonstruierter Verlauf der sog. Mura Serviane (4 m breite dunkelbraune Linien); antike Straßen, die ausgegraben oder von Nolli dokumentiert sind (3 m breite dunkelblaue Linien); rekonstruierte antike Straßen (dunkelblaue gestrichelte Linien); nachantike auf Nollis Karte gezeichnete Straßen (3 m breite hellblaue Linien). Die hellblaue Linie der 1575 eröffneten Via Gregoriana/ Merulana wurde absichtlich fortgelassen, weil diese Straße auf Bufalinis Karte noch nicht erscheint. Die Karte wurde mit dem AIS ROMA erstellt, C. Häuber und F. X. Schütz 2006 (Rekonstruktion).




Innerhalb der blauen Fläche (Abb. 2) hatten drei antike Architekturen gestanden, deren Grundrisse rot angelegt sind, das "Nymphaeum" (eine domus?) im `Parco di Traiano´, das zu den Trajansthermen gehörige "Edificio occidentale [Westgebäude]" und der "Portico con Piscina" [Portikus mit Wasserbecken]. Die Deutung des Portico con Piscina ist umstritten, seine Wasserbecken erlauben meiner Ansicht nach die Rekonstruktion eines Gartens. Auf alle drei Gebäude scheinen die Beschreibungen zu passen, die die Zeitzeugen von jener Architektur gaben, in der die Laokoongruppe angetroffen wurde13. Die "DOMUS AUREA", die ebenfalls zum Teil in der blauen Fläche meiner Abb. 2 liegt, kommt als Fundort der Laokoongruppe dagegen nicht in Frage, weil ihre Räume mit ca. 9 m Deckenhöhe zu hoch sind14. Auf Abb. 2 sind noch die Grundrisse von zwei weiteren antiken Gebäuden rot angelegt. Das eine stand in der ehemaligen Vigna der Confraternita de' SS. XII Apostoli (später: Vigna Reinach; vgl. hier Abb. 3). Hier wurden die beiden Inschriften des Petronius Maximus (CIL VI 1197, 1198) entdeckt, die die Lokalisierung seines Forums und seiner domus in dieser Gegend erlauben; das fragliche Areal hatte den Scheden des Corpus Inscriptionum Latinarum zufolge zur domus Titi gehört. Aus der Vigna Reinach stammen ferner jene Funde, die mit dem Heiligtum Isis et Serapis der Regio III in Verbindung gebracht werden (Abb. 2; 4, "ISIS ET SERAPIS REGIO III, FORUM: PETRONIUS MAXIMUS?"; "SCULTURE [Skulpturen]"). Das andere Gebäude, dessen Ruinen heute an der Via Pasquale Villari stehen, galt u.a. als "Terme di Filippo [sog. Thermen des Philippus]" (Abb. 2-4). Über die Terme di Filippo sagte Pirro Ligorio expressis verbis, dass hier die Laokoongruppe entdeckt worden sei. Auch auf die Terme di Filippo hätten die Beschreibungen jenes Raumes gepaßt, in dem die Laokoongruppe bei ihrer Auffindung stand15.

Drei der fünf antiken Architekturen auf Abb. 2, die (theoretisch) als Fundort der Laokoongruppe in Frage kommen, standen nahe der modernen Via Labicana. Auch ein Renaissancefresko im Vatikanspalast lokalisiert den ursprünglichen Aufstellungsort der Gruppe im Tal der modernen Via Labicana16. Es zeigt sie in einem Lorbeerhain, was damit zusammenhängt, dass noch einige Blätter vom Lorbeerkranz des Laokoon erhalten sind17. Eine Tatsache, die bislang nicht von allen Gelehrten beachtet worden ist. L. Pollak18 zufolge stammte der rechte Arm des Laokoon "von der Via Labicana". Vielleicht war dieser Arm zusammen mit jenen römischen, ägyptischen und ägyptisierenden Statuen- und Architekturfragmenten in der Vigna Reinach zu Tage gekommen (Abb. 3; 2, "SCULTURE [Skulpturen]"). Die entsprechenden `Notizie degli Scavi´ [= Grabungsnotizen, die in der Zeitschrift `Grabungsnotizen´ veröffentlicht wurden] tragen die Überschrift "Via Labicana". Die Funde waren Privatbesitz und konnten daher verkauft werden. Bufalinis Lokalisierung der "DOMVS TITI" (Abb. 1) befindet sich dagegen auf unserer Karte (Abb. 4, "la DOMUS TITI secondo Bufalini [die DOMUS TITI nach Bufalini]") im Bereich der domus in den horti des Maecenas19.

Fundort Laokoon Romkarte 3 Chrystina Häuber und Franz Xaver Schütz

Abb. 3 [zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken]. Arbeitskarte. Die Vigne [Weingärten] auf dem Mons Oppius nach der Großen Romkarte von G.B. Nolli (1748). Der rekonstruierte Verlauf der sog. Servianischen Stadtmauer fehlt auf dieser Karte, weil Nolli diese Stadtmauer nicht gezeichnet hat; vgl. zum Kartenhintergrund die Legende zu Abb. 2. Die Karte wurde mit dem AIS ROMA erstellt, C. Häuber und F. X. Schütz 2006 (Rekonstruktion).



Fabbrinis `große´ Rekonstruktion der Domus Aurea auf dem Mons Oppius erfährt durch unsere Karten eine weitere Bestätigung, weil sich zwei antike Strukturen unbekannter Entstehungszeit, die aus G.B. Nollis Romkarte (1748) integriert wurden, ganz offensichtlich in den östlichen der beiden nach Süden geöffneten Höfe `eingenistet´ und ihn komplett im Negativbild `nachgezeichnet´ hatten (Abb. 2; 4, "DOMUS AUREA"; "A"; "B")20. Darüber hinaus zeichnete Nolli auf seiner Karte noch drei kleinere antike Ruinen (Abb. 4, "DOMUS AUREA"; "C"), die vielleicht als Überreste des von Fabbrini postulierten Palastteils anzusehen, und anscheinend nirgendwo sonst dokumentiert sind21.

Bufalinis Lokalisierung der "DOMVS TITI" (Abb. 1) und das Ergebnis meiner Kartierung (Abb. 2) stellen nun aber keinen unaufhebbaren Gegensatz dar, denn es bestand wohl zumindest zwischen den horti des Maecenas und dem Portico con Piscina sowie den Terme di Filippo ein architektonischer Zusammenhang (vgl. zum Folgenden Abb. 4)22. Das Plateau des Mons Oppius, auf dem die oberste Terrasse der "DOMUS: [des] MAECENAS" stand, wurde im Bereich der Via Buonarroti (so hieß sie im 19. Jahrhundert, später: Via Leonardo d. Vinci, heute: Via A. Poliziano) mittels Aufschüttungen mit jenem Hügelsporn verbunden, auf dem in augusteischer Zeit der Portico con Piscina entstand. Dass das Plateau nach Errichtung der sog. Servianischen Stadtmauer des 4. Jhs v. Chr. künstlich erweitert worden sein muß, zeigt bereits ein Blick auf den Verlauf der Stadtmauer ("Mura Serviane"), in den ihre erhaltenen bzw. dokumentierten Teile ("Esq. a" und "Esq. b/ Via Mecenate 35") integriert sind; dabei ist unbekannt, in welchem Umfang die Stadtmauer in augusteischer Zeit noch erhalten war. Bewiesen wird dies durch die Tatsache, dass die Gebäude des "Convento di S. Giuseppe" [Kloster S. Giuseppe] in der Via A. Poliziano Nr. 38 ca. 20 m tief fundamentiert werden mußten. Dass diese Plateauvergrößerung bereits augusteisch ist, beweist die gegenüber dem Kloster angetroffene "DOMUS: età augustea [Domus augusteischer Zeit]", die wohl zu den Maecenasgärten gehörte. Auch die inzwischen verschwundene antike Architektur an der "Via Curva/ C. Botta", die zeitweise den "Convento dei Cappuccini [Kapuzinerkloster]" beherbergt hatte, war auf antiken Substruktionen erbaut. In diesem Kloster wurde die republikanische Inschrift des lucus [heiliger Hain] des Mons Oppius gefunden (CIL VI 32455); der Portico con Piscina stand daher vermutlich an der Stelle dieses lucus. Die Terme di Filippo [sog. Thermen des Philippus], eine antike Substruktion, die bis zum Bau der "Via Gregoriana/ Merulana (1575)" mit jener antiken Architektur zusammenhing, in die die inzwischen verschwundene Kirche "S. Matteo in Merulana" eingebaut war, wurden in der ersten Bauphase in einem opus reticulatum errichtet, das dem des "Auditorio di Mecenate [sog. Auditorium des Maecenas]" gleicht. Wie unsere Karte (Abb. 4, "D") zeigt, überbauten die Terme di Filippo die [inzwischen verschwundene] "Via Merulana antica", eine Straße, die ursprünglich die Porta Esquilina mit der Porta Querquetulana verbunden hatte.

Fundort Laokoon Romkarte 4 Chrystina Häuber und Franz Xaver Schütz

Abb. 4 [zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken]. Arbeitskarte des Mons Oppius. Ausschnitt der auf Abb. 2 wiedergegebenen Karte. Im Unterschied zu dieser Karte sind hier die Grundrisse der antiken Architekturen rot angelegt und die rekonstruierten antiken Straßen als gestrichelte grüne Linien wiedergegeben. Die Via Gregoriana/ Merulana ist deshalb nicht als Linie gezeichnet, weil sie auf Bufalinis Karte (vgl. Abb. 1) fehlt. Die Höhenschichten wurden nach der Großen Romkarte von G.B. Nolli (1748) gezeichnet; vgl. zum Kartenhintergrund die Legende zu Abb. 2. Die Karte wurde mit dem AIS ROMA erstellt, C. Häuber und F. X. Schütz 2006 (Rekonstruktion).


Bei der inzwischen verschwundenen alten Kirche SS. Pietro e Marcellino an der Via Labicana (Abb. 4, ihr Grundriß ist rot = antik angelegt) läßt sich ein Tor in der sog. Servianischen Stadtmauer lokalisieren. Dass es die "PORTA QUERQUETULANA" (Abb. 4) war, zeigen die Elegiae in Maecenatem (1.33 ff.). Darin heißt es, dass Maecenas in seinen horti gern mit seinen Dichtern bei `fallenden Wassern´ ("nymphas cadentes") im Schatten einer Eiche ("quercus") plauderte. Damit sind offenbar die Nymphen Querquetulanae Virae gemeint, deren Eichenhain (lucus) die Innenseite der Porta Querquetulana `berührte´ (Festus 314 L); die Quelle der Nymphen entsprang vermutlich an der Stelle des kaiserzeitlichen "Nymphaeum Piazza Iside" (Abb. 4). Da Maecenas diese `schattenspendende Eiche´ kaum selbst gepflanzt haben konnte, hatte er wohl den lucus der Nymphen in seine horti integriert. Demnach haben sich die horti des Maecenas zwischen der Porta Esquilina und der Porta Querquetulana erstreckt und waren mit den Heiligtümern auf dem Südostausläufer des Mons Oppius verbunden. Dort waren in mittelrepublikanischer Zeit, im Heiligtum der "MINERVA MEDICA"/ FORTUNA VIRGO?" (Abb. 4), u.a. Minerva und Apollo verehrt worden, das heißt, jene beiden Götter, die in der Fassung des Laokoonmythos, den die vatikanische Gruppe wiedergibt, entscheidende Rollen spielen.

Das oben Gesagte unterstützt die Auffassung J.J. Pollitts23, dass die Laokoongruppe, aufgrund der neuen Datierung der Sperlongaskulpturen [Pollitt datiert daher ebenda die Laokoongruppe um 40-20 v. Chr.], und weil sie zur Zeit des Plinius in der domus Titi imperatoris stand, von Anfang an kaiserlicher Besitz war, das heißt, von Octavian in Auftrag gegeben worden sein könne. Da Augustus der Universalerbe des Maecenas war (Cass. Dio 55.7.5), kommt auch Maecenas als Auftraggeber in Frage, auch aufgrund der Verbindung der Laokoongruppe zu Athena und Apollon24. In diesem Fall wäre sie mit den horti kaiserlicher Besitz geworden. Maecenas konnte wohl erst ab dem Jahre 38 v. Chr. seine horti anlegen25.

Wenn man ferner bedenkt, dass Vergil um das Jahr 30 (25?) v. Chr. mit der Arbeit an der Aeneis begann26, ist schwer vorstellbar, dass Octavian/ Augustus oder Maecenas, die Vergil und seinem Werk nahestanden, noch nach diesem Zeitpunkt einen Laokoon als Apollonpriester hätten in Auftrag geben wollen. Bei Vergil (Aen. 2.201) ist Laokoon ja - aus Rücksicht auf Octavian/ Augustus - Neptunpriester. Es war ja allgemein bekannt, dass Octavian/ Augustus den Gott Apollo verehrte, mit dessen Wirken er seinen entscheidenden Sieg bei Actium (31 v. Chr.) erklärte27. Octavian/ Augustus und sein treuer Berater und Freund Maecenas kommen nun aber nicht nur aus den hier vorgetragenen chronologischen und topographischen Überlegungen als Auftraggeber der Laokoongruppe in Frage. Schließlich ist Octavian/ Augustus wie alle Römer - er aber wegen seiner Stammmutter Venus in besonderer Weise - über Aeneas mit Laokoon verwandt, da Anchises und Laokoon Brüder waren28.

Im sog. Auditorium des Maecenas befindet sich flavische Bauornamentik aus der Umgebung29, weshalb ich vorschlage, dass die flavische30 Phase der domus in den horti des Maecenas damit erklärt werden kann, dass Titus hier als "Kronprinz" (F. Brein) gelebt hat31. Weitere Funde scheinen die hier vorgetragene Identifizierung der horti des Maecenas mit jener domus Titi, in der Plinius die Laokoongruppe sah, zu unterstützen. Abb. 4 zeigt beim sog. Auditorium des Maecenas, im Isolato [Baublock] "XXIX", die Beschriftung "MARSIA [Marsyas]", nördlich der Via Giusti die Beschriftung "OMERO [Homer]", und an der Mündung der Via Macchiavelli in die Piazza Vittorio Emanuele II die Beschriftung "`CENTAURO´ [`Kentaur´]". Gemeint sind der `rote´ hängende Marsyas (Inv.Nr. 1077/S) und der `Kentaur´32 (Inv.Nr. 1137/S) im Konservatorenpalast sowie das hellenistische Homerportrait im Louvre (Inv.Nr. MA 440). Während der Fundort des `Kentauren´ und seine enge Beziehung zur Laokoongruppe bekannt sind, hat man auch die große stilistische Ähnlichkeit der beiden anderen Skulpturen mit dem Laokoon hervorgehoben, ohne dass den entsprechenden Gelehrten immer klar gewesen wäre, dass sie aus der Nähe des Fundortes der Laokoongruppe stammen. Dabei hat man ihre mutmaßlichen Originale in dieselbe Zeit des mutmaßlichen Originals der Laokoongruppe datiert. Hält man dagegen die Laokoongruppe für ein Original, das um 38-30 v. Chr. entstanden ist33, müßten demnach auch die genannten Vergleichsstücke dieser Zeit angehören34. Sollte dies den Tatsachen entsprechen, wäre natürlich auch die Frage zu prüfen, ob womöglich einige oder alle diese Skulpturen einem größeren Zusammenhang angehört haben könnten.


----------------------

1Ich widme diesen Beitrag Prof. Brunilde Sismondo Ridgway (Bryn Mawr College), die meine hier zusammengefaßten Forschungen von Anfang an gefördert hat.

* Die Karten Abb. 2-4 basieren auf den photogrammetrischen Daten der Stadt Rom, die uns Prof. Eugenio La Rocca von der Sovraintendenza BB.CC der Comune di Roma großzügigerweise zur Verfügung gestellt hat; vgl. hierzu C. Häuber und F.X. Schütz 2006, 253-255. Franz Xaver Schütz danke ich für seine Hilfe und Prof. Peter Herz und Prof. Eric M. Moormann für wichtige Hinweise. Dott. Paolo Liverani (Vatikanische Museen) ermöglichte mir freundlicherweise die Untersuchung der Laokoongruppe.

 Ich danke Prof. John Bodel (Brown University), der mir freundlicherweise am 6.05.2006 seine diesbezügliche Analyse geschickt hat; vgl. zu den hier vorgetragenen Ideen ausführlich, C. Häuber (in Druckvorbereitung); sowie grundlegend zum Problem, die `Domus Titi´ auf dem Mons Oppius zu lokalisieren, H. Whitehouse 1995, 219-222.

2 vgl. G. Lugli 1958, 198; F. Magi 1960, 32 mit Anm. 13; D.E. Eichholz 1971, ad. loc., S. 29; F. Brein 1978, 35, 37; R.R.R. Smith 1991, 354; L.F. Ball 1994, 230 Anm. 108 (vgl. zu Ball, E.M. Moormann 1995); E. Papi, Domus: Censorinus; Domus Titi Imperatoris, in: LTUR II (1995) 78, 199; W. Eck, Domus: T. Flavius Vespasianus, in: LTUR II (1995) 104; D. Kienast 1996, 111-112; C. Kunze 1996, 142 Anm. 5; E. La Rocca 1998, 223 mit Anm. 64.

3 F. Coarelli 1974, 203; ders. 2003, 223; z.B. L. Fabbrini, Domus Aurea: Il Palazzo sull'Esquilino, in: LTUR II (1995) 56-63 Abb. 21-25; La Rocca 1998, 223; C. Häuber und F.X. Schütz 2004, 126-134.

4 La Rocca 1998, 223.

5 vgl. z. B. Coarelli a.O. (s. o. Anm. 3); B. Preiss 1992, 48-49 Anm. 25, 30; Papi a.O. (s.o. Anm. 2); Ball 1994, 229-230 Anm. 107-108; M. Koortbojian 2000, 200, 202 Anm. 13, 22; B.S. Ridgway 2001, 570; dies. 2002, 109 Anm. 55; G. Lahusen 1999, 295, 302 Anm. 3; V. Newhouse 2005, 62-91, bes. S. 88-90.

6 Man beachte, dass die beiden Straßen und die Kirche nicht erhalten sind und daher der modernen Topographie nicht entsprechen.

7 vgl. zu den frühen schriftlichen Quellen, C.C. van Essen 1955; G. Daltrop 1982; La Rocca 1998, 220, 224; S. Maffei 1999, 99-150; Koortbojian 2000; Häuber und Schütz 2004, 116, 126.

8 vgl. C. Häuber 1986, 165 ff.; dies. 1991, 211-213.

9 vgl. R. Lanciani I (1902) 123; I (1989) 167; sowie III (1908) 190; III (1990) 207, zu `secolo XVI, vigna di Niccolò Stagni (Staglia) alle Sette Sale bzw. presso Le Sette Sale´; I (1902) 147; I (1989) 194, zu "1509, 8 gennaro [Januar]" ("vigna appresso alle Capocce"); I (1902) 225; I (1989) 280-281, zu "1526, 9 ottobre" ("una vigna alle Sette Sale"); II (1903) 222; II (1990) 252 (zu 1547: "nella vigna ove sono le conserve dette le Sette Sale"), s.o. Anm. 8.

10 s. Brief, zitiert von Giovanni Sabadino de li Arienti (31.01.1506): "in una sua vignia in Roma in loco dicto le Capoce"; vgl. Daltrop 1982, 9 mit Anm. 4; S. Maffei 1999, 104-105; Andrea Fulvio, Antiquitates Urbis (Romae 1527):"Extant hodie subterraneae cisternae, quas Capaces et Septem Salas uocant ... iuxta quas nuperrime inuentus est in subterranea crypta seruatus Laocoon"; vgl. Lanciani I (1902) 232, 229-230; I (1989) 285, 283; v. Essen 1955, 297 (zu 1527).

11 Nach Lanciani I (1902) 147, 189-190; I (1989) 194, 247, zu "1509, 8 gennaro [Januar]. DOMVS TITI IMP? ... vigna appresso alle Capocce [Weingarten bei den Capocce]" bzw. "1518, 16 novembre. Le CAPOCCE", hatten die "Sette Sale" ihren Namen `Capocce´ "dalla famiglia montigiana dei Capocci [von der Familie Capocci aus dem Stadtteil Monti]". Im Jahre 1263 vermachte Janni Capoccia [ein Johannes aus der Adelsfamilie der Capocci] eine Vigna "di tre pezze" (ca. 7.921,86 Quadratmeter) namens "le Capoccie", die sich "al Cimbro di Mario" befand (vgl. hier Abb. 4, NYMPHAEUM ALEXANDRI/ "Trofei di Mario [die sog. Trophäen des Marius]"), und in der offenbar die "Sette Sale" standen, der "basilica Liberiana" ("S. Maria Maggiore"; vgl. Abb. 4). Noch im Jahre 1526 wurde diese Vigna als "vinea capituli s. Marie Maioris [Weingarten des Kapitels der Kirche S. Maria Maggiore]" bezeichnet.

12 gemeint ist Kardinal Federico Cesi; vgl. Häuber und Schütz 2004, 124 mit Anm. 220, 221.

13 vgl. zum `Nymphaeum´, La Rocca 1998, 220 Anm. 58; zum `Portico con Piscina´, R.C. Häuber 1990, 43-54; dies. 1991, 312-329 (archäologische Funde); dies. 1998, 109-110 mit Anm. 142, Abb. 14; I. Herklotz 2004, 56-57 mit Anm. 20-26, 29, Abb. 1-2, Appendix Nr. 8-17, 19-25, 29, 32 (der hier das Forum des Petronius Maximus lokalisiert; vgl. hier Abb. 2; 4); zum `Portico con Piscina´ und den `Terme di Filippo´, M. de Vos 1997, passim; A.G. Thein, in: L. Haselberger und D.G. Romano 2002, 150-152; zu allen auf Abb. 2 rot angelegten Gebäuden, Häuber und Schütz 2004, 125-136; auf S. 136 habe ich vorgeschlagen, dass möglicherweise Maecenas oder Octavian/ Augustus um 40-20 v. Chr. die Laokoongruppe - als Original - für den `Portico con Piscina´ in Auftrag gegeben hätten, die vielleicht dort gefunden worden sei.

14 was bereits v. Essen 1955, 295, gesehen hat.

15 vgl. Häuber 1990, 100 Anm. 344; de Vos 1997, 100-107, 115, Abb. 162 (Terme di Filippo); S. Maffei 1999, 208-209; Koortbojian 2000, 204-206 Anm. 48, 51-57; Häuber und Schütz 2004, 62-63 Anm. 7, zu Abb. II.1 (Terme di Filippo), S. 117, 123, 126, 130-131.

16 vgl. F. Magi 1960, 18, Taf. 12 (vorgeschlagene Datierung: 1550-1555); Häuber und Schütz 2004, 125.

17 Autopsie (24.05.2004). Ich hatte Gelegenheit, den Kopf des Laokoon auf einer Leiter stehend von oben zu betrachten; vgl. Magi 1960, 11, 17 Anm. 9-11, Taf. 4, S. 25, 27-29, 44, Taf. 44-46.

18 L. Pollak 1905, 278; vgl. S. Settis 1999, 5, 24, 25; L. Rebaudo 1999, 256-258; Häuber und Schütz 2004, 133-134.

19 E. Rodríguez Almeida 1987, 416-418 Anm. 13; Häuber 1991, 211; sowie La Rocca 1998, 224, haben aus verschiedenen Gründen vorgeschlagen, dass sich die domus Titi imperatoris in den Maecenasgärten befand, bzw. dass die Laokoongruppe dort gefunden worden sei; vgl. zur domus des Maecenas, Häuber und Schütz 2004, 68, 72-80; vgl. contra: Y. Perrin 1996, passim.

20 vgl. zu "B", Ball 1994, 223 Anm. 91, color plan 7, unten rechts; ders. 2003, 14 mit Anm. 29, zu Abb. 2, rechts, Anm. 30, der sich gegen das Vorhandensein dieses "second pentagonal court" ausspricht; vgl. contra: P. G. Meyboom, E. M. Moormann 1992, passim.

21 ich danke Prof. E. M. Moormann (Universität Nijmegen), der diesen Punkt (brieflich, 16.11.2005) mit mir diskutiert hat.

22 vgl. Häuber 1990; 1991; 1998; 2001; dies. (in Druckvorbereitung); R. de Angelis Bertolotti 1991; de Vos 1997, passim; Thein a. O. (s. o. Anm. 13) 109-110, 149-152, 168; Häuber und Schütz 2004, 61-108; dies. 2006, 255-258.

23 J.J. Pollitt 2000, 100 (der die Pliniusstelle allerdings mit `Kaiser Titus´ übersetzt); vgl. zur Neudatierung der Sperlongaskulpturen auch J. Higginbotham 1991 (vgl. dazu Häuber und Schütz 2004, 135).

24 vgl. Elegiae in Maecenatem 1.17-18: "Pallade cum docta Phoebus donaverat artes" [Phoebus verlieh dir die Kunst im Verein mit der kundigen Pallas - Übersetzung: M. v. Albrecht].

25 vgl. J. Bodel 1994, 58 mit Anm. 206 (zu Cass. Dio 48.43.3): "When Maecenas decided to bury the paupers' graveyard outside the Esquiline gate under several meters of virgin soil, the senate in 38 passed a law prohibiting the burning of bodies within two miles of the city". Cassius Dio sagt wörtlich: "15 Stadien".

26 Nach der Vita des Vergil 11 Jahre vor seinem Tod (19 v. Chr.); vgl. K. Büchner, Vergilius 5. P. V. Maro, in: KlPauly 5 (München 1979) 1191; W. Suerbaum, [4] Vergilius Maro, P., in: DNP 12/2 (Stuttgart - Weimar 2002) 49.

27 In der Version des Mythos, den die Gruppe im Vatikan wiedergibt, ist es statt dessen Apollon, der seinen eigenen Priester zerstört und auf diese Weise gleichzeitig den Untergang Trojas ankündigt - dies paßte nicht zur augusteischen Religionspolitik nach Actium und erlaubt daher den Schluß, dass die Gruppe früher entstanden sein muß; vgl. E. Simon 1992, 196.

28 vgl. E. Simon 1992, 196-201.

29 vgl. Häuber 1991, 302-307; vgl. ebenda S. 310 Nr. 295 (flavisches Gebälkfragment) und Nr. 298 (flavischer Satyrtorso) im Parco Brancaccio hinter dem Palazzo Brancaccio (Abb. 4); dies. (in Druckvorbereitung); M. Mathea-Förtsch 1999, 145-147, Kat. Nr. 128-132.

30 vgl. M. de Vos 1983, 236-238; dies., in: LTUR III (1996) 74-75, Abb. 44, s. v. Horti Maecenatis. "Auditorium".

31 vgl. Brein 1978, 35. M. Frass 2006, 283 mit Anm. 1547, S. 308 mit Anm. 1735, erinnert an die alte Vermutung, dass die horti des Maecenas schon zur Zeit Vespasians parzelliert worden seien; vgl. ebenda S. 72, 96-97, 180 mit Anm. 856, S. 326: "Wir wissen ... von M. AURELIUS, dass die Kaiser und die Anwärter auf die Herrschaft gegebenenfalls bestimmte Residenzen bewohnen mussten".

32 vgl. Häuber 1986, 97-99, 179 Anm. 70 (Fundnotiz). Da mit diesem Kopf Fragmente eines (offenbar menschlichen) Beines derselben Statue entdeckt wurden, wird sie wohl keinen Kentauren darstellen (einen Silen?); dies. 1991, 168 Nr. 178 (Marsyas), S. 220 Nr. 25 (Homer), S. 275 Nr. 181 ("Kentaur?"), zu den Fundorten dieser Skulpturen; dies. (in Druckvorbereitung); vgl. A. Stewart 2005, passim, bes. S. 145 mit Anm. 56, S. 151

33 ich folge diesbezüglich, außer dem oben Gesagten, F. Coarelli 1973, 97-122; ders. 1996, 470-500, 519-520; Daltrop 1982, 29-30; sowie zusammenfassend Settis 1999, passim, bes. S. 38-39 mit Anm. 28, S. 56; vgl. ders. 2003, 273-277; Häuber und Schütz 2004, 136; vgl. zum Problem, B.S. Ridgway 2003; dies. 2004, 726-746, 770-771.

34 Als (angebliche) Kopie ist die Marsyasstatue bereits augusteisch datiert worden; vgl. M. Cima und E. Talamo 1995, 64-65.


Bibliographie:


Ball, L.F., A reappraisal of Nero's Domus Aurea, in: Rome Papers, 11. Suppl. JRA (1994) 182-254.

Ball, L.F., The Domus Aurea and the Roman Architectural Revolution (Cambridge University Press, Cambridge, UK 2003).

Bodel, J. 1994, Graveyards and Groves: A study of the Lex Lucerina, AJAH 11, 1986 [1994] 1-133.

Brein, F. 1978, Zum Laocoon, in: G. Schwarz and E. Pochmarski (Hrsg.), Classica et Provincialia. Festschrift Erna Diez (Graz 1978) 33-38 Taf. 7, 8.

Cima, M. und E. Talamo 1995, `Roma Capitale´ e l'ampliamento delle raccolte archeologiche, ARCHEO 10/ 5 (123), Maggio 1995, 64-69.

Coarelli, F. 1973, Sperlonga e Tiberio, Rez. von R. Hampe, Sperlonga und Vergil (Mainz 1972), DialArch 7 (1973) 97-122.

Coarelli, F. 1974, Guida Archeologica di Roma (Milano 1974).

Coarelli, F. 1996, Revixit Ars, Arte e ideologia a Roma. Dai Modelli ellenistici alla tradizione repubblicana (Roma 1996).

Coarelli, F. 2003, Guide Archeologiche, Roma (= Guide archeologiche Laterza, 2001 nuova ed., 20033).

Daltrop, G. 1982, Die Laokoongruppe im Vatikan. Ein Kapitel aus der römischen Museumsgeschichte und der Antiken-Erkundung, Xenia. Konstanzer althistorische Vorträge und Forschungen, 5 (Konstanz 1982).

De Angelis Bertolotti, R. 1991, Contributo per un'Aggiornamento della Forma Urbis, RM 98 (1991) 111-120.

de Vos, M. 1983, Funzione e decorazione dell' Auditorium di Mecenate, in: AA. VV., L'archeologia in Roma capitale tra sterro e scavo, Ausst.-Kat. (= Roma Capitale 1870-1911, 7, Venezia 1983) 231-247.

de Vos, M. 1997, Isis et Serapis dell' Oppio, in: A. de Vos (Hrsg.), Dionysus, Hylas e Isis sui Monti di Roma: Tre monumenti con decorazione parietale in Roma antica (Palatino, Quirinale, Oppio) (Roma 1997) 99 154.

Eichholz, D.E. 1971, Pliny Natural History with an English translation in ten volumes (Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1971).

Essen, C.C. v. 1955, La découverte du Laocoon, Mededelingen der Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Afd. Letterkunde, N.R. 18/12 (1955) 291-308.

Frass, M. 2006, Antike Römische Gärten. Soziale und wirtschaftliche Funktionen der Horti Romani, 10. Suppl. Grazer Beiträge, Zeitschrift für die klassische Altertumswissenschaft (Wien 2006).

Frutaz A.P. (Hrsg), Le Piante di Roma I-III (Roma 1962).

Häuber, C. 1986, Testa di Centauro; Notizie sulla scoperta delle sculture. I vecchi ritrovamenti (prima del 1870); I nuovi ritrovamenti (dopo il 1870), in: M. Cima und E. La Rocca (Hrsg.), Roma Capitale 1870-1911, Le tranquille dimore degli dei. La residenza imperiale degli horti Lamiani (Venezia 1986) 97-99, 165-200.

Häuber, R. C. 1990, Zur Topographie der Horti Maecenatis und der Horti Lamiani auf dem Esquilin in Rom, mit vier Karten von H. Stöcker, KölnJb 23 (1990) 11 107.

Häuber, R.C. 1991, Horti Romani. Die Horti Maecenatis und die Horti Lamiani auf dem Esquilin. Geschichte, Topographie, Statuenfunde (Diss. Köln 1986; Köln 1991).

Häuber, C. 1998, `Art as a Weapon'. Von Scipio Africanus maior bis Lucullus. Domus, horti und Heiligtümer auf dem Esquilin, in: M. Cima und E. La Rocca (Hrsg.), Horti Romani, 6. Suppl. BullCom (1998) 83-112.

Häuber, C. 2001, Wald und Siedlung im antiken Rom - Spuren heiliger Haine auf dem Mons Oppius, in Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie 19 (2001) 57-94.

Häuber, C. (in Druckvorbereitung), The Eastern part of the Mons Oppius in Rome. Recent Work on the Gardens of Maecenas, adjacent Sanctuaries and Public Buildings: Topography, Sculpture and Wall decoration.

Häuber, C. und F.X. Schütz 2004, Einführung in Archäologische Informationssysteme (AIS). Ein Methodenspektrum für Schule, Studium und Beruf mit Beispielen auf CD (Mainz am Rhein 2004).

Häuber, C. und F.X. Schütz 2006, Das Archäologische Informationssystem AIS ROMA: Antike Straßen und Gebäude aus Nollis Romkarte im modernen Stadtgrundriß, in: L. Haselberger und J. Humphrey (Hrsg.), Imaging ancient Rome, Documentation - Visualization - Imagination, Proceedings of the Third Williams Symposium on Classical Architecture, held at the American Academy in Rome, the British School at Rome, and the Deutsches Archäologisches Institut, Rome, on May 20-23, 2004, 61. Suppl. JRA (2006) 253-269.

Haselberger, L. und D.G. Romano, Mapping Augustan Rome, 50. Suppl. JRA (2002).

Herklotz, I. 2004, Excavations, Collectors and Scholars in Seventeenth-Century Rome, in I. Bignamini (Hrsg.), Archives & Excavations: Essays on the History of Archaeological Excavations in Rome and Southern Italy from the Renaissance to the Nineteenth Century (The British School at Rome, London, 2004) 55-88.

Higginbotham, J. 1991, The Roman villa at Sperlonga: An Architectural Reexamination, AJA 95 (1991) 304.

Hülsen, C. 1927, Le chiese di Roma nel medio evo (Firenze 1927).

Kienast, D. 1996, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie2 (Darmstadt 1996).

Koortbojian, M. 2000, Pliny's Laocoön?, in: A. Payne, A. Kuttner und R. Smick (Hrsg.), Antiquity and its interpreters (Cambridge) 199-216.

Kunze, C. 1996, Zur Datierung des Laokoon und der Skyllagruppe aus Sperlonga, JdI 111 (1996) 139-224.

Lahusen, G. 1999, Bemerkungen zur Laokoon-Gruppe, in: Hellenistische Gruppen. Gedenkschrift für Andreas Linfert (Mainz am Rhein 1999) 295-305.

Lanciani, R. 1902-1913, Storia degli scavi di Roma e notizie intorno le collezioni Romane di antichità I-IV (Roma); Istituto Nazionale di Archeologia e Storia dell'Arte (Hrsg.) 1989 2002, Rodolfo Lanciani, Storia degli scavi di Roma e notizie intorno le collezioni Romane di antichità I-VII (Roma 1989-2002).

La Rocca, E. 1998, Artisti rodii negli horti romani, in: M. Cima und E. La Rocca (Hrsg.), Horti Romani, 6. Suppl. BullCom (1998), 203-274.

Lugli, G. 1958, La Domus Titi e la scoperta del Laocoonte, ArchCl 10 (1958) 197-200.

Maffei, S. 1999, La fama di Laocoonte nei testi del Cinquecento, in: Settis 1999, 85-230.

Magi, F. 1960, Il ripristino del Laocoonte, MemPontAcc 3. Ser. 9,1 (1960).

Mathea-Förtsch, M. 1999, Römische Rankenpfeiler und -Pilaster. Schmuckstützen mit vegetabilem Dekor, vornehmlich aus Italien und den westlichen Provinzen (Mainz 1999).

Meyboom, P. G. P. und E. M. Moormann, Domus Aurea. Appunti sul padiglione della Domus Aurea neroniana sul Colle Oppio, in: Bollettino di Archeologia 16-18 (1992) 139-145, 195-197.

Moormann, E.M. 1995, A ruin for Nero on the Oppian hill?, JRA 8 (1995) 403-405.

Newhouse, V. 2005, Art and the Power of Placement (New York, New York 2005).

Perrin, Y. 1996, Turris Maecenatiana: une note d' histoire et de topographie, Latomus 55 (1996) 399-410.

Pollak, L. 1905, Der rechte Arm des Laokoon, RM 20 (1905) 277-282, Taf. 8.

Pollitt, J.J. 2000, The Phantom of a Rhodian School of Sculpture, in: N.T. de Grummond und B.S. Ridgway, From Pergamon to Sperlonga: Sculpture and context (Berkeley 2000) 92-110.

Preiss, B. 1992, Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Laokoongruppe. Die Bedeutung Christian Gottlob Heynes für die Archäologie des 18. Jahrhunderts (Diss. Bonn 1992).

Rebaudo L. 1999, I restauri del Laocoonte, in: Settis 1999, 231-258.

Ridgway, B.S. 2001, The Laokoon's continuing story, JRA 14 (2001) 566-570.

Ridgway, B.S. 2002, Hellenistic Sculpture III: the Styles of ca. 100-31 B.C. (Madison 2002).

Ridgway, B.S. 2003, Le Laocoon dans la sculpture hellénistique, in: E. Décultot., J. Le Rider und F. Queyrel (Hrsg.), Le Laocoon, histoire et réception (= Revue Germanique Internationale 19, 2003) 13-31.

Ridgway, B.S. 2004, The Laokoon in Hellenistic Sculpture, in: dies. Second chance: Greek sculptural studies revisited (London 2004) 726-746, 770-771.

Rodríguez Almeida, E. 1987, Qualche osservazione sulle Esquiliae patrizie e il Lacus Orphei, in: L'Urbs. Espace urbain et histoire (Ier siècle avant J.-C.-IIIe siècle après J.-C.), Actes du colloque international organisé par le Centre national de la recherche scientifique et l'École française de Rome (Rome, 8-12 mai 1985), CÉFR 98 (1987) 415-428.

Settis, S. 1999, Laocoonte. Fama e stile (Roma 1999).

Settis, S. 2003, La fortune du Laocoon au XXe siècle, in: E. Décultot., J. Le Rider und F. Queyrel (Hrsg.), Le Laocoon, histoire et réception (= Revue Germanique Internationale 19, 2003) 269-301.

Simon, E. 1992, Laokoon, in: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae VI (Zürich u. a. 1992) 196-201.

Smith, R.R.R. 1991, Rez., B. Andreae, Laokoon und die Gründung Roms (Mainz 1988), Gnomon 63 (1991) 351-358.

Stewart, A. 2005, Baroque classics: the tragic Muse and the Exemplum, in: I.J. Porter (Hrsg.), Classical Pasts. The Classical traditions of Greco-Roman Antiquity (Princeton 2005) 127-170.

Whitehouse, H. 1995, The Rebirth of Adonis, BSR 63 (1995) 215-243.



Die in diesem Text mitgeteilten Forschungsergebnisse sind ausführlich beschrieben in:

Chrystina Häuber, The Eastern Part of the Mons Oppius in Rome: the Sanctuary of Isis et Serapis in Regio III, the Temples of Minerva Medica, Fortuna Virgo, and the Dea Syria, and the Horti of Maecenas. With Contributions by Edoardo Gautier di Confiengo and Daniela Velestino, 22. Suppl. Bullettino della Commissione Archeologica Comunale di Roma, BullCom, 2014, Roma (<L'ERMA> di Bretschneider), Seiten 49-488 PART ONE : TOPOGRAPHY AND EXCAVATIONS (A), mit Figs. 1-129; Seiten 611-626 Kapitel B 17.

Links zu weiterführenden Publikationen zum Thema von Chrystina Häuber:

Zum `Lucus Fagutalis´. Die Karte von C. Häuber (2014, Map 3), korrigiert und erweitert; im Buch von C. Häuber über Domitian, FORTVNA PAPERS III, heißt diese Karte Fig. 71´

Chrystina Häuber: Horti in flavischer Zeit - mit 3 Karten (Das deutsche Manuskript des Artikels "Gli horti in età flavia", 2009).

Chrystina Häuber - Präsentation zur Buchvorstellung (The Eastern Part of the Mons Oppius in Rome)

V O R S C H A U / P R E V I E W: Chrystina Häuber, Die Laokoongruppe im Vatikan - drei Männer und zwei Schlangen:`Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme) - die Bestätigung von F. Magis Restaurierung der Gruppe und der Behauptungen, sie sei für die Horti des Maecenas, später Domus Titi, geschaffen, und dort entdeckt worden.


Go to main page: https://fortvna-research.org/Digitale_Topographie_der_Stadt_Rom/

 

Datenschutzerklärung | Impressum