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Die Laokoongruppe im Vatikan - `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme)...


 

Vorwort und Dank

 

Der hier vorgelegte Text ist die erheblich erweiterte, und mit Anmerkungen versehene, Fassung des Manuskripts meines Vortrags, den ich am 7. Januar 2019 am Institut für Klassische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München gehalten habe. Grund für diese Erweiterung war die lebhafte Diskussion, für die ich allen Beteiligten sehr dankbar bin. Die Struktur des Vortrags wurde beibehalten, aber ich habe nachträglich den Titel meines Textes geändert und weitere Abbildungen hinzugefügt.

 

Herrn Prof. Dr. Stefan Ritter danke ich sehr herzlich für die Einladung, diesen Vortrag halten zu dürfen[1]. Ihm und den Herren Dr. Paul Scheding und Prof. Dr. Ralf Krumeich (alle drei damals Archäologisches Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München) danke ich überdies für ihre wichtigen Hinweise während meines Vortrags, in der nachfolgenden Diskussion, und bei späteren Gesprächen. In den hier folgenden Text sind diese Beobachtungen mit eingeflossen.

 

Mein Ehemann, Franz Xaver Schütz, und ich haben am 29. Mai 2002 und am 13. November 2002 den Herpetologen Herrn Prof. Dr. Wolfgang Böhme, am damals so genannten Zoologischen Forschungsinstitut und Museum A. Koenig in Bonn aufgesucht (heute: Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig). Aus diesen Gesprächen hat sich eine lange Korrespondenz mit Prof. Böhme zu den Schlangen der Laokoongruppe entwickelt, deren Ergebnisse in Teil I. dieses Textes präsentiert werden.

 

Mein Doktorvater, Herr Prof. Dr. Andreas Linfert, hat an der Universität zu Köln im Wintersemester 1977/78 ein hochinteressantes Seminar zum Thema "Archäologische Denkmäler zur griechischen Religion" durchgeführt. Darin präsentierte er uns das hier gezeigte klassische griechische (attische?) Weihrelief mit Darstellung einer Schlange (siehe unten, zu Dia 13 und Anm. 39), das ich dann 1982 in der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen im Original studieren konnte. Linfert erklärte uns, dass in diesem Relief ein Akt des `Götterzwangs´ thematisiert sei: Wegen der Steine, die wohl nach der Schlange geworfen werden sollen, `damit sie den Kranken heile´; diese Interpretation habe ich in der Literatur leider nicht wiedergefunden.

 

Eine weitere, und für die Frage ihrer Rekonstruktion gleichzeitig entscheidende Grundlage der in diesem Text vorgelegten Forschungen zur Laokoongruppe waren zwei Autopsietermine vor dem Original in den Vatikanischen Museen. Mein herzlicher Dank gilt Frau Dott.ssa Claudia Valeri von den Musei Vaticani, sowie den Herren Dott. Giandomenico Spinola (Musei Vaticani), Prof. Paolo Liverani (Università degli Studi di Firenze) und Prof. Francesco Buranelli (dem Presidente della Commissione Permanente per la Tutela dei Monumenti Storici ed Artistici della Santa Sede), die mit mir zusammen am 16. und am 26. April 2018 die Laokoongruppe in den Vatikanischen Museen ausführlich diskutiert, und vor dem Original eingehend untersucht haben. Am 8. März 2019 haben Giandomenico Spinola, Claudia Valeri und ich uns dann das letzte Mal vor der Laokoongruppe getroffen, um Passagen meines inzwischen geschriebenen Textes vor dem Original zu überprüfen. Bei dieser Gelegenheit haben wir den Grundriss des Puntellos abgemessen, welcher die rechte Hand des älteren Sohnes gestützt hat (siehe unten Teil II., und hier Dias 21; 27.A).

 

Sylvia Diebner, mit der ich damals über die beiden öffentlichen Parks auf dem Colle Oppio, den Parco di Traiano und den Parco del Colle Oppio diskutiert habe, hat mich freundlicherweise am 18. April 2006 per Email darüber informiert, dass der Plan hier Dia 48.2 ein Werk von Antonio Muñoz ist, auf den 1. August 1935 datiert werden kann, und in welchem historischen Kontext er entstanden ist. Am 14. Dezember 2021 hat mir Sylvia Diebner per Email zugestanden, aus ihrer Email vom 18. April 2006 hier wörtlich zitieren zu dürfen (siehe unten, Kapitel IV.2.6., zu Punkt 13.)).

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[1]Mein Vortrag hatte folgenden Titel: `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme), oder: . Drei Männer und zwei Schlangen - die Laokoongruppe im Vatikan".

 

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Chrystina Häuber

 

Herr Prof. T.P. Wiseman, mit dem ich schon seit 1984 meine Forschungen zu den Horti des Maecenas diskutiere, war so freundlich, mir am 16. August 2018 seine neue Studie zu diesem Thema zu schicken ("Maecenas and the Stage", 2016) (siehe unten, Kapitel III.3.4. und IV.2.8.).

 

Vom allerersten Beginn meiner diesbezüglichen Forschungen im Jahre 1981 hatte ich überdies das Glück, Herrn Prof. Filippo Coarellis Rat zu den Horti des Maecenas einholen zu können. Am 2. Oktober 2018 war Coarelli so freundlich, mir seine neuesten Forschungsergebnisse zu den Horti des Maecenas und zur Laokoongruppe zu schicken, die sich radikal von seinen früheren Auffassungen unterscheiden ("Gli horti di Mecenate e il circolo dei poeti augustei", 2019) (siehe unten, Kapitel III.3.8., vergleiche damit Kapitel III.3.3.; III.3.4.; III.3.5.; und III.3.6.), sowie Kapitel IV.2.8.

 

Ganz besonders dankbar bin ich auch einem anderen meiner Kölner Lehrer, Herrn Prof. Dr. Hugo Brandenburg. Er war so freundlich, eine frühere Fassung dieses Textes zu lesen und hat mir, auf meine Bitte hin, seine Kommentare zu der Idee geschrieben, die Laokoongruppe sei in der Antike vor den `Barbaren´ versteckt worden, wie Giovanni Sabadino degli Arienti in seinem Brief vom 31.1.1506 an Isabella d'Este gemutmaßt hat (siehe unten, Kapitel IV.3.1., und Anm. 112, 210). Prof. Brandenburg war überdies so freundlich, mir am 17. März 2019 zwei Publikationen von Frau Prof. Dr. Angelika Geyer zu schicken, die entscheidend zu meinem Verständnis vieler Problematiken `rund um die Laokoongruppe´ beigetragen haben ("Nero und Laokoon", 1975), sowie ihre Rezension des Buches von Bernard Andreae (1988), die 1991 erschienen ist.

 

Auch Prof. Wolfgang Böhme, Prof. Brunilde Sismondo Ridgway, Prof. Andrew Stewart und Prof. Eugenio La Rocca waren so freundlich, frühere Fassungen dieses Textes zu lesen und mit mir zu diskutieren. Herr Prof. Böhme hat mir überdies großzügigerweise die Erlaubnis erteilt, Abbildungen aus seiner Publikation 2015 (vergleiche hier die Dias 12; 15; 16 und 17) reproduzieren zu dürfen.

 

Herr Prof. La Rocca hat mir freundlicherweise seinerseits den folgenden Aufsatz geschickt, in dem er die Laokoongruppe, den `Kentaurenkopf´ (vergleiche hier Dia 52, rechts) und die Statuen aus dem Grottentriklinium von Sperlonga diskutiert ("Greek Sculptors in Rome: An Art for the Romans", 2019). Siehe unten, Kapitel IV.2.3.

 

Mein guter Freund, der Kunsthistoriker Herr Prof. Michael McCarthy, der Spezialist für Antikensammler- und Sammlungen des 18. Jahrhunderts gewesen ist, hatte mir gleich bei Erscheinen die Publikation von Brian F. Cook (The Townley Marbles, 1985) über die Sammlung antiker Skulpturen von Charles Townley geschenkt, die sich heute im British Museum befinden. Wie von Michael klug vorausgesehen, hat mir diese Publikation bei meinen Forschungen zum Esquilin sehr geholfen. Leider hatte ich vor deren Publikation (2014) keine Gelegenheit, die mich interessierenden Skulpturen Townleys selbst in Augenschein nehmen zu können.

 

Meiner guten Freundin, Frau Prof. Amanda Claridge, bin ich daher sehr verbunden, dass sie zu diesem Zweck am 24. Februar 2016 für Franz Xaver Schütz und mich einen Besuch im British Museum arrangiert hat. Anläßlich dessen waren dann Amanda, sowie die Herren Dr. Dirk Booms und Dr. Thorsten Opper vom British Museum so freundlich, uns beide zu diesen Statuen zu begleiten, und sie mit uns zu diskutieren; vergleiche unten, Kapitel III.3.6., und Dia 51, zu Townleys Knöchelspielern. - Dieses Fragment einer Statuengruppe ist im hier diskutierten Zusammenhang von besonderem Interesse, weil Townley einen horrenden Preis dafür bezahlt hatte: Johann Joachim Winckelmann hatte nämlich (irrtümlich) behauptet, dass es sich bei dieser Marmorskulptur um die astragalizontes des Polyklet handele, die Plinius (nat. hist. 34,55) in Titi imperatoris atrio gesehen hatte.

 

Frau Prof. Monika Verzár war so freundlich, mir ihren Aufsatz "Il trionfo di Laocoonte" (2016) zu schicken (vergleiche hier Dia 2), in welchem sie das Gemälde des Cesare Dell'Acqua, "Il trionfo della scultura" (1880), diskutiert. Das Gemälde zeigt, wie Felice di Fredis in einem `Triumphzug´ die Laokoongruppe, über das Forum Romanum fahrend, heimholt. Auch Frau Verzár hat mir freundlicherweise erlaubt, dieses Gemälde hier reproduzieren zu dürfen.

 

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Die Laokoongruppe im Vatikan - `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme)...


 

Herr Prof. Andrew Stewart hat mir geraten, dem Text eine englische Zusammenfassung voranzustellen und hat mir angeboten, das Englisch dieses Abstracts zu korrigieren - ein Angebot, das ich sehr gerne angenommen habe.

 

Den Aufsatz von Brunilde Sismondo Ridgway ("The Ludovisi `Suicidal Gaul´ and his wife: bronze or marble original, Hellenistic or Roman?", 2018), aus dem ich das Motto für dieses Buch zitiert habe (siehe unten, Einführung, Kapitel III.3.9.; und IV.2.2.), hat Franz Xaver Schütz für mich im Internet gefunden, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Des Weiteren hat Franz den Aufsatz von Jürgen Müller ("»Cazzon da mulo« - Sprach- und Bildwitz in Caravaggios Junge von einer Eidechse gebissen", 2017) für mich im Internet entdeckt (vergleiche hier Kapitel I.1. und Dia 27.B).

 

Dasselbe Gemälde von Caravaggio, "Junge von einer Eidechse gebissen" (hier Dia 27.B) wird im Ausstellungs-Katalog Caravaggio. La luce nella pittura lombarda (2000) vorgestellt. Valerie Scott, die damalige Bibliothekarin der British School at Rome, war so freundlich, mir aus diesem Katalog die Abbildung dieses Gemäldes und den dazugehörigen Text zu scannen.

 

Besonders verbunden bin ich den Bibliothekarinnen der British School at Rome auch deshalb, weil sie mir zuliebe das Buch von Mario Citroni, Mario Labate und Gianpiero Rosati angeschafft haben (Luoghi dell'abitare, immaginazione letteraria e identità romana da Augusto ai Flavi, 2019), und dass die Bibliothekarin Francesca Deli daraus den Aufsatz von Filippo Coarelli für mich gescannt hat ("Gli horti di Mecenate e il circolo dei poeti augustei", 2019). Siehe unten, Kapitel III.3.8.; IV.2.8.

 

Franz hat außerdem das Buch von Michael Rostovtzeff für mich im Internet gefunden (A large estate in Egypt in the third century B.C. A study in Economic History, 1922), in dem vom Antikenbesitz des Maecenas in Ägypten die Rede ist (vergleiche hier Kapitel IV.2.4., IV.2.5.; IV.2.6.; IV.2.8., und zu den Dias 54.A und 54.B); sowie die Dissertation der Kunsthistorikerin Xun He (Der klassische Laokoon-Diskurs und seine Auswirkung in der zeitgenössischen Kunstproduktion bis ins 19. Jahrhundert: 1755–1872, Diss. München 2018, 2019); vergleiche hier, Teil II., Anm. 102, und Kapitel IV.2.2.). Franz hat mir überdies das Buch von Michael Franz, Wolfgang Schäffner, Bernhard Siegert und Robert Stockhammer mit dem schönen Titel (ELECTRIC LAOKOON. Zeichen und Medien, von der Lochkarte zur Grammatologie, 2007) geschenkt. In den beiden zuletzt genannten Werken werden die Erkenntnisse von Guillaume-Benjamin Duchenne (Mécanisme de la physionomie humaine ou analyse électro-physiologique de l'expression des passions applicable à la pratique des arts plastiques, 1862) diskutiert, der sich mit der Analyse der auf dem Gesicht des Laokoon angespannten Muskeln auseinandergesetzt hat; vergleiche Kapitel IV.2.2.

 

Franz hat für mich überdies den Aufsatz von Susan M. Dixon im Internet gefunden ("Rodolfo Lanciani's revenge", 2021; siehe unten, Kapitel IV.2.6.; IV.2.7.); sowie den Band der Zeitschrift Notizie degli Scavi von 1885, in dem eine Fundnotiz von Rodolfo Lancianis abgedruckt ist, die ich mit dem kolossalen Bildnis der Livia? in Budapest identifiziere (siehe unten, Kapitel IV.2.6., und hier Dia 56). Ferner hat mir Franz noch folgende Werke aus dem Internet kopiert, in denen es um Ausgrabungsfunde aus dem Jahre 1886 geht, die im Kapitel IV.2.6. diskutiert werden: Das Bullettino Comunle Band 14 (1886); Sander Müskens Werk (Egypt beyond representation. Materials and materiality of Aegyptiaca Romana, 2017); die ersten drei Auflagen von Wolfgang Helbigs (Führer durch die öffentlichen Sammlungen Klassischer Altertümer in Rom, 1891, 1899, 1913); sowie Johann Jakob Bernoullis (Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen I, 1901).

 

Franz hat mir überdies das Werk von Mario Citroni, Mario Labate und Gianpiero Rosati geschenkt (Luoghi dell'abitare, immaginazione letteraria e identità romana da Augusto ai Flavi, 2019), in welchem der erwähnte Aufsatz von Filippo Coarelli erschienen ist ("Gli horti di Mecenate e il circolo dei poeti augustei", 2019). Siehe unten, Kapitel III.3.8.; IV.2.8; sowie die folgenden Werke für mich im Internet gefunden:

 

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Chrystina Häuber

 

Antonio Nibby (Roma nell'anno MDCCCXXXVIII, I und II, 1839 und 1841); siehe unten, Kapitel IV.2.7; sowie Rudolf Blum (Kallimachos The Alexandrian Library and the Origin of Bibliography, 1991); siehe unten, Kapitel IV.2.8. Franz hat überdies mittels Internetrecherchen festgestellt, dass das Bibliographische Institut in Leipzig die undatierte Romkarte (hier Dia 48.1), mit Veränderungen, von 1875-1943 gedruckt hat; auf dieser Romkarte ist der "pzo. [Palazzo] Field-Brancaccio" verzeichnet; siehe unten, Kapitel IV.2.6., zu Punkt 13.).

 

Franz fand außerdem Informationen über den Anarchisten Aristide Ceccarelli und seine beiden Töchter Fernanda (die zukünftige Principessa Brancaccio) und Bianca (die zukünftige Künstlerin Bianca Star); vergleiche Alessio Porcu ("L'anarchico di Ceccano e le figlie: la principessa e la soubrette", 29082021); siehe unten, Kapitel IV.2.6., zu Punkt 13.). Franz erwarb auch den Berichtsband jener Tagung der École Française im Mai 1985 in Rom, die ich glücklicherweise habe besuchen können (L'Urbs. Espace urbain et histoire Ier siècle avant J.-C.-IIIe siècle après J.-C., 1987). Emilio Rodríguez Almeida hat bei dieser Tagung in seinem Vortrag als erster die Meinung vertreten, dass die Laokoongruppe aus den Horti des Maecenas stamme, sowie, dass der mächtige Grabbau `Casa Tonda´, der dort gestanden hatte, wo sich heute die Ostseite der Piazza Vittorio Emanuele II. befindet, vielleicht mit dem Tumulus des Maecenas identifiziert werden könne, neben dem Horaz bestattet war (siehe unten, Kapitel III.1., mit Anm. 123; Kapitel IV.2.6., zu Punkt 4.); und Kapitel IV.2.8).

 

Schließlich half mir Franz bei der Beschaffung von folgender Publikation, von der ich Dank meines Benutzer-Ausweises der Bayerischen Staatsbibliothek eine digitale Kopie erhalten konnte: John Bintliff and Keith Rutter (The Archaeology of Greece and Rome. Studies in honour of Anthony Snodgrass, 2016). In dieser Festschrift ist unter anderem der Aufsatz von Nigel Spivey enthalten ("Homer and the Sculptors", 2016). Vergleiche hier Dia 36, links, und Kapitel IV.2.2.

 

Zwei Kollegen, mit denen ich schon lange verschiedene Aspekte von Neros Domus Aurea diskutiere, haben mir zur Unterstützung meiner hier vorgestellten Forschungen ihre neuesten diesbezüglichen Publikationen geschickt, die mir `wie gerufen´ kamen, und wofür ich beiden sehr dankbar bin. Der Archäologe Herr Prof. Eric M. Moorman sein neues Buch (Nerone, Roma e la Domus Aurea, 2020), in welchem er sich unter anderem zu Neros berühmter cenatio rotunda äußert, einem Speisesaal, der sich permanent gedreht hat, und der neuerdings mit ausgegrabenen architektonischen Resten innerhalb der Vigna Barberini auf dem Palatin identifiziert wird; und der Ingenieur Edoardo Gautier di Confiengo seinen im Druck befindlichen Artikel, in dem er einen wasserbetriebenen Mechanismus rekonstruiert hat, mit dem Neros cenatio rotunda in Bewegung gesetzt worden sein könnte ("La macchina della cenatio rotunda neroniana (Suet. Nero 31), ipotesi di ricostruzione", 2021); inzwischen ist diese Publikation erschienen.

 

Mit Eric M. Moormann konnte ich überdies meine `onlooker´- Idee besprechen, eine Gestaltungsidee, welche die aus Rhodos stammenden Künstler der Polyphemgruppe in Sperlonga und der Laokoongruppe aus der etwas früheren und zeitgenössischen römischen Wandmalerei in ihre eigenen plastischen Werke übernommen haben (siehe unten Anm. 102, und Kapitel IV.2.2.) - obendrein hat mich Eric zum Glück auch mit entsprechender Fachliteratur versorgt.

 

Schließlich hatte ich Gelegenheit, mit Eric M. Moormann die Problematik zu diskutieren, die sich dann ergibt, wenn man die domus Titi imperatoris, in der Plinius der Ältere (nat. hist. 36, 37-38) die Laokoongruppe sah, im östlichen Teil (des erhaltenen Teils) des "Esquiline Wings" der Domus Aurea lokalisiert (siehe unten, Kapitel III.3.3.). Ich bin Eric außerordentlich dankbar dafür, dass er mir daraufhin zwei Publikationen geschickt hat, die ich bis dato übersehen hatte, und die beweisen, dass bereits Domitian den Bau der heute sogenannten Trajansthermn begonnen hatte: James C. Anderson, Jr. ("The Date of the Thermae Traiani and the Topography of the Oppius Mons", 1985) und Rabun Taylor, Edward O'Neill, Katherine W. Rinne, Giovanni Isidori, Michael O'Neill und R. Benjamin Gorham ("A Recently Discovered Spring Source of the Aqua Traiana at Vicarello, Lazio", 2020; siehe unten, Kapitel III.3.6.).

 

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Die Laokoongruppe im Vatikan - `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme)...


 

Wenn man dagegen, wie ich, glaubt, dass Plinius die Laokoongruppe dort gesehen hat, wo Felice de Fredis sie am 14. Januar 1506 zufällig wiederentdecken sollte, dann befinden wir uns mit der Vigna des Felice de Fredis innerhalb jenes Teils der Horti des Maecenas, der im späten 19. Jahrhundert der Amerikanerin Mary Elizabeth Bradhurst Field aus New York City gehört hat, der Erbauerin des Palazzo Field, dem heutigen Palazzo Brancaccio (siehe unten, Kapitel IV.2.6.).

 

In den zeitgenössischen Ausgrabungsberichten im hier betrachteten Teil der Horti des Maecenas ist manchmal vom Grundbesitz der `Signora Hickson Field´ die Rede, womit die Liegenschaften der oben erwähnten Amerikanerin gemeint waren. Zum Glück konnte ich diesbezüglich meine amerikanische Freundin Frau Prof. Rose Mary Sheldon um Rat fragen, die mich über die Etikette der Zeit informiert hat (siehe unten, zu Kapitel IV.2.6.); aber auch in Bezug auf ganz andere Fragen konnte ich, wie schon so oft seit 1979, auf ihren sachverständigen Rat vertrauen (siehe unten, Anm. 64, in Kapitel I.).

 

Wenn es um den Antikenbesitz der Familie Field-Brancaccio geht, profitiere ich seit vielen Jahren von dem unendlichen diesbezüglichen Erfahrungsschatz meiner guten Freundin Gabriella Centi, die seit Jahrzehnten diese Familie, ihren Palazzo und ihren Antikenbesitz studiert, der ausschließlich aus Funden bestand, die in Ausgrabungen auf ihrem riesigen Grundbesitz auf dem Esquilin entdeckt worden sind. Die Mitglieder dieser Familie waren aber auch sehr generöse Kunstsponsoren und erwarben obendrein exquisite Kunst- und Schmucksammlungen, die Gabriella gleichermaßen erforscht.

 

Lange Jahre ist Gabriella Centi und mir allerdings ein bedeutender Teil der Antikensammlungen der Familie Field-Brancaccio unbekannt geblieben: Die antiken Gefäße und anderen Grabbeigaben aus der Nekropole des Esquilins des Duca Marcantonio Brancaccio (vergleiche hier Dia 63), die 1879 in der Baugrube des Palazzo Field/Brancaccio zu Tage gekommen waren (siehe unten, Kapitel IV.2.6.). Bei einer anderen Gelegenheit hat mir Gabriella Centi das Buch von Carmelo G. Severino geschenkt (Roma. Esquilino 1870-1911, 2019), das sich erklärtermaßen mit dem dramatischen Wandel dieses Stadtteils in der Periode `Roma Capitale´ (1870-1911) beschäftigt (siehe unten, Kapitel IV.2.6.; IV.2.7.).

 

Gabriella Centi hat mir überdies vor Jahren drei weitere Bücher geschenkt, die mir jetzt, für Kapitel IV.2.6., zu Punkt 13.), `wie gerufen´ kamen. Es handelt sich um zwei Bücher der älteren Schwester der Principessa Fernanda Ceccarelli Brancaccio, Bianca Ceccarelli: Eins über ihren Vater, den berühmten Anarchisten, Aristide Ceccarelli (Mio padre, l'anarchico, 1984). Das andere Buch hat Bianca Ceccarelli (mit Künstlernamen: Bianca Star) über ihre Karriere als Sängerin, Stummfilm- und Variétéstar geschrieben: Bianca Star (I miei Anni Venti, 1981). Im dritten Buch sind die Bühnenerfolge von Roland Brancaccio verzeichnet: Roland Brancaccio (Roland Brancaccio. La carriera artistica di Roland Brancaccio attraverso i giudizi della critica, 1976). Am 17. September 2021 hat mir Gabriella Centi freundlicherweise noch weitere Informationen über Don Rolando mitgeteilt (siehe unten, Kapitel IV.2.6., zu Punkt 13.).

 

Meiner Meinung nach kommt das bereits erwähnte kolossale Bildnis der Livia? im Museum der Bildenden Künste in Budapest (vergleiche hier Dia 56) vom selben Fundort wie die Laokoongruppe. Wenn meine Identifizierung dieses Portraits mit einer von Rodolfo Lanciani (in den NSc 1885, 423) publizierten Ausgrabungsnotiz korrekt ist, dann gehörte dieses Bildnis einst zum Antikenbesitz der soeben erwähnten Mrs. Field, und hat sich dann bis zu seinem Verkauf nach Budapest im Palazzo "Field-Brancaccio in Rom" (so A. HEKLER 1929) befunden.

 

Ein anderer Kollege, Hans Rupprecht Goette, mit dem ich mich seit vielen Jahren über dieses Portrait der Livia? (hier Dia 56) austausche, hat mich freundlicherweise über seine neuen Forschungsergebnisse informiert, die er zusammen mit Árpad M. Nagy zu diesem Bildnis erzielt hat. Die Frage der beiden Herren nach dem Fundort dieses Livia?-Portraits in Budapest, den ich in meiner Dissertation ermittelt hatte, habe ich nun zum Anlass genommen, die Gründe für diese Identifizierung einmal in der gebotenen Ausführlichkeit darzulegen (siehe unten, Kapitel IV.2.6., und Anm. 199). - Bezüglich des Eudoxoxreliefs in Budapest (vergleiche hier Dia 60.A) war Hans Rupprecht Goette überdies so freundlich mir zu schreiben, wann dieses Relief nach Budapest gelangt war, außerdem hat er mir eine Kopie des Katalogeintrags zu diesem Relief von Anton Hekler (1929, 60-61, Kat. Nr. 49) geschickt (siehe unten, Kapitel IV.2.6.).

 

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Chrystina Häuber

 

Auch das zu diesem Ensemble gehörige `3. Philosophenrelief´ (vergleiche hier Dia 60.B), das angeblich verschollen ist, sich in Wirklichkeit aber in den Musei Capitolini befindet, konnte ich mit Hans diskutieren (siehe unten, Kapitel IV.2.6., zu Punkt 4.)). Schließlich hat Hans mich noch darüber informiert, was Paul Zanker und Petra Cain im Katalog von Klaus Fittschen, Paul Zanker und Petra Cain (2010, 4-5 Nr. 2, Taf. 3-4) über das Hermenporträt eines Unbekannten schreiben, das beim `Auditorium des Maecenas´ ausgegraben worden ist. Besonders dankbar bin ich Hans dafür, dass ich mit ihm meine Idee diskutieren konnte, den in diesem Hermenportrait dargestellten Mann mit dem griechischen Gelehrten und Dichter Kallimachos zu identifizieren (vergleiche hier Dia 68 und unten, Kapitel IV.2.8.).

 

Im Zusammenhang von Überlegungen zu den auch hier wieder diskutierten Statuen der `Esquiline Group´ in Kopenhagen, hatte mich Hans Rupprecht Goette freundlicherweise bereits am 19. Juli 2020 auf eine Publikation von Donato Attanasio, Matthias Bruno, Walter Prochaska und A.B. Yavuz hingewiesen ("Reevalution of the Marble Provenance of the Esquiline Group Sculptures (Ny Carlsberg, Glyptotek), 2015) (siehe unten, Kapitel IV.2.6., und hier Dias 62.A; 62.B).

 

Das Bildnis der Livia? in Budapest (hier Dia 56) ist 1885 auf der Trasse der zukünftigen Via Buonarroti (heute: Via Angelo Poliziano) entdeckt worden, innerhalb der augusteischen domus 55a-d in den Horti des Maecenas, wo 1886 zahlreiche weitere Statuenfunde, unter anderem Fragmente des berühmten `Torello Brancaccio´ (hier Dias 54.B; 54.C) zu Tage kommen sollten. In ihrer Gesamtheit - immer vorausgesetzt, dass auch die Laokoongruppe tatsächlich bei ihrer Entdeckung in dieser domus 55a-d stand, wie ich vorschlage - handelt es sich bei diesem gesamten Ensemble von Skulpturen um einen der interessantesten Statuenkomplexe vom Esquilin, wie ich jetzt, auf Grund dieser neuen Recherchen, zu meiner eigenen Überraschung feststellen konnte.

 

Dieser Statuenkomplex kam auf einem Grundstück zu Tage, das die bereits genannte Mrs. Field im Jahre 1883 an die Società dell'Esquilino hatte verkaufen müssen, die hier im Auftrag der Stadt Rom die zukünftige Via Buonarraoti (später: Via Leonardo da Vinci, heute: Via Angelo Poliziano) erbaut hat. Unmittelbar nördlich von diesem Grundstück der Mrs. Field hatten die Suore di S. Giuseppe di Cluny ebenfalls 1883 das Grundstück erworben, auf dem sie dann die vier neuen Gebäude ihres Klosters errichten sollten. Ihr 5. Klostergebäude, mit `zickzackförmigem´ Grundriss, hatten die Nonnen zu einem unbekannten Zeitpunkt bereits früher erworben. Diese Architektur war in eine antike Struktur integriert worden, weshalb ihr Grundriss auf meinen Karten als einziger der 5 Klostergebäude rot angelegt ist; nach meiner Nomenklatur der in den Horti des Maecenas entdeckten antiken Strukturen handelt es sich um das Gebäude "54 I." (siehe unten, Kapitel III.4.; vergleiche Dia 48, Beschriftung: 54 I.-V. Convent S. Giuseppe). Beim Bau dieser 4 neuen Architekturen kamen ebenfalls zahlreiche antike Skulpturen in `Statuenmauern´, wie wir sie heute nennen, zum Vorschein, was bedeutet, dass es hier antike Strukturen gegeben hatte, die allerdings vor dem Beginn dieser Bauarbeiten überirdisch nicht sichtbar gewesen waren.

 

Als bedeutendster Fund aus dem Kloster (heute: Istituto) der Suore di S. Giuseppe di Cluny ist der überwiegende Teil der Fragmente einer ursprünglich mindestens 18 überlebensgroße Idealstatuen umfassenden `Esquiline Group´ zu nennen, aus denen 5 mehr oder weniger komplette Statuen zusammengesetzt werden konnten, die sich heute in der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen befinden (vergleiche Dias 62.A; 62.B). Siehe unten Kapitel IV.2.6.

 

Da die eben genannten Liegenschaften des 19. Jahrhunderts (das Grundstück ehemals im Besitz der Mrs. Field und das Grundstück des Klosters der Suore di S. Giuseppe di Cluny) unmittelbar aneinandergrenzten, verwundert es nicht, dass die beiden oben genannten Fundkomplexe in der Antike in Wirklichkeit ein einziger Komplex gewesen sind: Was bereits daran erkennbar wird, dass auch in der

 

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Die Laokoongruppe im Vatikan - `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme)...


 

`Statuenmauer´ der domus 55a-d (auf dem ehemaligen Grundstück der Mrs. Field) unter anderem 3 Plinthen entdeckt worden sind, die zur `Esquiline Group´ gehören (vergleiche Dias 62.A; 62.B). Beide Grundstücke des 19. Jahrhunderts hatten nicht nur zur Vigna des Felice de Fredis gehört, sondern in der Antike auch zu den Horti des Maecenas. Auf dem Gelände des Klosters der Suore di S. Giuseppe di Cluny wurden 1886, zusammen mit den Fragmenten der `Esquiline Group´ und weiteren Skulpturen, überdies `eine Anzahl von weiteren Armen, Beinen und Büsten´ von Marmorstatuen entdeckt.

 

Der Architekt der 4 neuen Gebäude des Klosters der Suore di S. Giuseppe di Cluny, Luca Carimini, hatte später die von ihm im Zuge der Baumaßnahmen entdeckten und sorgfältig aufbewahrten Fragmente der `Esquiline Group´ von den Nonnen geschenkt bekommen, die dann unter Cariminis Ägide zu 5 Statuen zusammengesetzt (vergleiche hier Dias 62.A; 62.B), und verkauft werden sollten. Ich schlage deshalb vor, dass Carimini auch diese `überzähligen´ Glieder von Marmorstatuen verkauft hat. Franz Xaver Schütz, dem ich diese Hypothese erzählte, hatte dann eine sehr gute Idee, wofür ich ihm außerordentlich dankbar bin. Franz erinnerte mich an die zeitgenössische Parallele eines derartigen Vorgangs: Er nannte mir nämlich jenen scalpellino, bei dem Ludwig Pollak im Jahre 1903 den fehlenden rechten Arm des Laokoon (hier Dias 5; 6; 18) finden sollte. Ich halte es deshalb mit Franz (theoretisch) für möglich, dass der `Pollaksche rechte Arm des Laokoon´, den Pollak bei diesem scalpellino fand, ursprünglich aus dem im Kloster der Suore di S. Giuseppe di Cluny entdeckten Fundkomplex stammte (siehe unten, Kapitel I.1., Anm. 67, sowie Kapitel IV.2.6. - Darauf werde ich unten noch einmal zurückkommen.

 

Da Lanciani, der den Fund dieses Livia?-Portraits aus der domus 55a-d (vergleiche hier Dia 56) in einer Notiz in den Notizie degli Scavi angezeigt hat, gleichzeitig für die Städtische und für die Staatliche Bodendenkmalpflegebehörde in Rom tätig war, bin ich in diesem Kapitel IV.2.6. auch auf die Arbeit dieser beiden Behörden eingegangen. Und daraus hat sich wiederum ein weiteres Kapitel entwickelt, aus dem hervorgeht, warum auf Lancianis berühmtem Kartenwerk Forma Urbis Romae (FUR, fols. 23; 30) nun ausgerechnet der Verlauf der Servianischen Stadtmauer in diesem Teil der Horti des Maecenas, wo die Laokoongruppe zu Tage kam, falsch dargestellt worden ist (siehe unten, Kapitel IV.2.7.)

 

Wie schon der Name `Torello Brancaccio´ sagt, handelt es sich auch bei dieser ptolemäischen oder römischen Statue eines Apisstiers (vergleiche hier Dias 54.B; 54.C) um eine Antike aus dem ehemaligen Besitz der Familie Field-Brancaccio. Mein herzlicher Dank gilt zwei italienischen Kolleginnen, die uns dieses bedeutende Kunstwerk auf sehr ungewöhnliche Weise näher gebracht haben. Und das kam so. Am 3. März 2014 hat die Ägyptologin Frau Dott.ssa Loredana Sist unseren Kooperationspartnern, den Ägyptologen Dr. Rafed El-Sayed und Dr. Konstantin Lakomy, sowie Franz Xaver Schütz und mir bei einem Treffen in Rom ganz nebenbei eröffnet, dass sie im Museo Barracco ein neues Fragment des `Torello Brancaccio´ (vergleiche hier Dias 54.B; 54.C) entdeckt habe, was uns in nicht geringes Staunen versetzt hat.

 

Am 5. März 2014 hat uns dann freundlicherweise die Klassische Archäologin Frau Dott.ssa Maddalena Cima (die damals dort tätig war) dieses Fragment des `Torello Brancaccio´ im Museo Barracco zugänglich gemacht. Wir vier (Dr. Rafed El-Sayed und Dr. Konstantin Lakomy, sowie Franz Xaver Schütz und ich) waren am 3. März, unmittelbar nach unserem Gespräch mit Loredana Sist, in den Palazzo Altemps gewandert, um den `Torello Brancaccio´ zu studieren, weshalb wir bei unserem Lokaltermin am 5. März im Museo Barracco bestätigen konnten, dass Loredana Sist mit ihrer Entdeckung vollkommen Recht hat. Genau wie Magda Cima - wie wir sie nannten, als ich von 1981-1986 in den Capitolinischen Museen sehr eng mit ihr und Eugenio La Rocca für die Ausstellung über die Horti Lamiani zusammengearbeitet habe - konnten auch wir vier es kaum fassen, dass es Loredana Sist gelungen war, diese Entdeckung zu machen.

 

Magda Cima führte uns nämlich in den Sitzungssaal des Museo Barracco, wo das `herumgedrehte´ Fragment des `Torello Brancaccio´ auf einem Möbel lag, und aus dieser Perspektive zunächst einmal überhaupt nicht an den `Torello Brancaccio´ denken ließ. Magda erzählte uns dann mit dem ihr eigenen Humor, dass dieses Fragment dort lange Zeit (und deutlich erkennbar) als Aschenbecher gedient hatte. Magda Cima und ich waren uns spontan einig, dass das die skurrilste Geschichte sei, die wir beide jemals über die `Neufunde vom Esquilin nach 1870´ gehört hatten.

 

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Chrystina Häuber

 

Wenn man das Fragment `richtig´ herumdreht, und den `Torello Brancaccio´ kennt, der an dieser Stelle in Gips ergänzt ist (vergleiche hier Dia 54.C), wird erkennbar, dass dieses hochpolierte Statuenfragment zu seinem Hinterteil gehört, was man, außer an dem einzigartigen Material, aus dem der `Torello´ skulptiert ist, an der Form des Fragments und dem Ansatz seines senkrecht herabhängenden Schwanzes sieht (vergleiche Kapitel IV.2.6.; IV.2.8., und hier Dias 54.B; 54.C).

 

Meine Frage, ob daran gedacht sei, dem armen `Torello Brancaccio´ sein echtes Hinterteilfragment wieder einzufügen, quittierte Madga Cima mit einem Lächeln und wies darauf hin, dass das allein schon deshalb unmöglich sei, weil das Museo Barracco ein Städtisches Museum ist, während der Palazzo Altemps/ das Thermenmuseum ein Staatliches Museum sei. In meinem Tageskalender zum 5. März 2014 steht: "zu Magda Cima, Museo Barracco - Magda ist wie immer wunderbar". Damals konnte ich nicht ahnen, dass das leider unser letztes gemeinsames Gespräch über die `Neufunde vom Esquilin nach 1870´ gewesen ist (!).

 

Am 13. Oktober 2021 erhielt ich die Museumsphotos des erwähnten attischen Relieffragments in den Capitolinischen Museen, Palazzo Nuovo (vergleiche hier Dia 60.B). Dieses Relief stellt einen unbekannten Philosophen dar, das nach seiner Auffindung (vermutlich 1886) auf dem Esquilin, wo es offenbar zusammen mit dem Relief des Anaximandros (hier Dia 59) und dem Relief des Eudoxos (vergleiche hier Dia 60.A) in der domus 55a-d in den Horti des Maecenas entdeckt wurde, zunächst im Antiquarium auf dem Caelius ausgestellt war. Während Horst Blanck (1999, 49) das Relief (Abb. 60.B) irrtümlich als verschollen erklärt hat, konnte ich es vor vielen Jahren im Magazzino delle Sculture im Palazzo Nuovo der Musei Capitolini studieren und beschreiben, eine Notiz, die jetzt zufällig wieder zum Vorschein gekommen ist (vergleiche Kapitel IV.2.6., zu Punkt 4.)). Ich bin Frau Dott.ssa Laura Suozzo von den Musei Capitolini und dem Direktor dieser Museen, Herrn Prof. Dr. Claudio Parisi Presicce, außerordentlich dankbar für die Übersendung dieser Photos, sowie für die Erlaubnis, sie hier publizieren zu dürfen.

 

Am 23. November 2021 war Amanda Claridge so freundlich, mir Thorsten Oppers Ausstellungskatalog zu schicken (Nero the man behind the myth, 2021); vergleiche Kapitel III.3.1.

 

Am 14. Dezember 2021 hat mich Sylvia Diebner informiert, dass Orietta Rossini und sie eine Edition der von Ludwig Pollak an Christian Eduard Ludwig Wilhelm Froehner (17.8.1834 - 22.5.1925) gerichteten Briefe vorbereiten. - Mit Pollak und dem von ihm entdeckten rechten Arm des Laokoon (dem berühmten `Pollakschen Arm´) werden wir uns im Folgenden ausführlich beschäftigen (vergleiche Kapitel I.1.; und Kapitel IV.2.6., zu Punkt 4.); Woher stammte der rechte Arm des Laokoon, den Ludwig Pollak im Jahre 1903 bei einem scalpellino in dieser Gegend entdeckt hat?).

Giandomenico Spinola hat mir am 16. Dezember 2021 einen Aufsatz geschickt, in dem er eine interessante Mitteilung macht ("Clemente XIV e la nascita del Museo Clementino in Vaticano", 2021, 123). Im 16. Jahrhundert, als hier die Laokoongruppe aufgestellt wurde, hat man, bei der Konzeption des Cortile del Belvedere als Antikengalerie, an dessen Eingangsportal eine Inschrift angebracht, die sich bewußt an dem Vergilzitat (Aeneis VI, 258: Bleibt fern, Unheilige, fliehet!) orientiert: "Procul este prophani [state lontani, o profani]". - Nichts kann besser zeigen, wie sehr sich auch in den Vatikanischen Museen die Zeiten seither geändert haben; vergleiche Kapitel I.1.; Die Konzeption des Cortile delle Statue, wo die Laokoongruppe aufgestellt worden ist.

 

Am 26. April 2021 hat mich eine Email von Herrn Manuel Zahn erreicht, der mich zum Fundort der Laokoongruppe befragt hat. Die Korrespondenz mit Herrn Zahn hat mich auf eine neue Idee gebracht, wie womöglich einige Nachrichten zur Auffindung der Gruppe interpretiert werden könnten; siehe unten, Teil V. dieses Textes.

 

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Die Laokoongruppe im Vatikan - `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme)...


 

Seit Franz Xaver Schütz und ich im Mai 2002 zum ersten Mal Herrn Prof. Böhme im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn aufgesucht hatten, fand ich, zugegebenermaßen, die beiden Schlangen der Laokoongruppe plötzlich wesentlich interessanter als die drei Männer. Am 26. Mai 2021 war Prof. Böhme dann so freundlich, mich bezüglich seiner neuen Forschungen zu Schlangen zu informieren, wobei er im Zusammenhang dieser neuen Publikation auch die Laokoongruppe zu erwähnen gedenkt; vergleiche jetzt Wolfgang Böhme und Thore Koppetsch ("Snake names in the Greek-Roman antiquity: old characterizations, identity in current zoology, and change of their original meaning in post-Linnean herpetology", 2021).

 

Herrn Böhmes Email vom vergangenen Mai habe ich dann zum Anlass genommen, den hier publizierten ehemaligen Vortragstext, den ich seit März 2019 beiseite gelegt hatte, nun endlich fertig zu stellen und daraus ein Buch zu machen. - Für diesen `Impuls´ bin ich Herrn Böhme von Herzen dankbar.

 

 

 

München, 20. Dezember 2021

Chrystina Häuber

 

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