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Die Laokoongruppe, FORTVNA PAPERS Vol. 4 - Vorschau - Zusammenfassung

Chrystina Häuber

 

Zusammenfassung

 

Die wissenschaftliche Literatur über die Laokoongruppe ist überwältigend umfangreich und ich stelle keineswegs den Anspruch, sie zu überblicken.

 

Was dieser Text jedoch leistet, ist dreierlei: eine neue Bewertung der Schlangen der Gruppe, die bislang in der archäologischen Diskussion selten behandelt worden sind (vergleiche Teil I.), eine Bestätigung der Korrektheit von Filippo Magis Restaurierung der Gruppe (1960; vergleiche Teil II.), sowie eine eingehende Diskussion jenes Teils der Forschungsgeschichte zum Laokoon, der sich mit dem Fundort der Gruppe beschäftigt hat, womit immer auch der Versuch der Beantwortung der Frage einherging, für welche Art von Kontext die Gruppe geschaffen worden sei (vergleiche Teil III., Teil IV. und Teil V.).

Dank der Analyse der Schlangen der Laokoongruppe durch den Herpetologen Herrn Prof. Dr. Wolfgang Böhme (siehe Teil I.) wissen wir nun, dass die Künstler die Konzeption ihrer Gestalt in allen Einzelheiten, auf der Basis von sehr genauen Naturbeobachtungen, aber an verschiedenen Schlangenarten, als "unwahrscheinliche Kombinationsschlangen" (W. BÖHME), entwickelt haben. Im Gegensatz dazu stellt jedoch das geschilderte Verhalten dieser Schlangen eine völlig freie Erfindung der Künstler dar. Während die Länge dieser Schlangen von Riesenschlangen übernommen ist, stand für ihre schlanke Gestalt, ihre Beweglichkeit und Geschmeidigkeit, sowie ihre eleganten Bewegungen und ihre `Wicklungsfähigkeit´ eine andere Schlangenart Pate: Die sehr viel kürzere, und für den Menschen nicht nur völlig ungefährliche, sondern außerdem überaus freundliche, Vierstreifennatter (Elaphe quatuorlineata, siehe unten, Anm. 35), die Altertumswissenschaftlern wie mir als `Schlange des Asklepios´ von zahllosen griechischen und römischen Darstellungen bekannt ist.

Das wahre Größenverhältnis der Vierstreifennatter zu Männern ungefähr desselben Alters wie jenen der Laokoongruppe sehen wir auf einem klassischen (attischen?) griechischen Weihrelief in Kopenhagen (siehe unten, zu Dia 13 und Anm. 39). Auf diesem Relief erfleht ein auf einer Bahre liegender Kranker die Hilfe der in einem Heiligtum lebenden Schlange - einer Vierstreifennatter (die offenbar mit dem dort verehrten Heilgott identifiziert worden ist). Wie das Weihrelief, das dieser Mann im Anschluß an seine Heilung stiftete, bezeugt, hat er diese Hilfe auch erfahren.

Teil II. ist der neuen Rekonstruktion der Laokoongruppe in der Berliner Laokoonausstellung von 2016-2018 gewidmet (vergleiche S. MUTH 2017a). Die Autoren dieses Begleitbuchs der Berliner Ausstellung glauben nachgewiesen zu haben, dass Filippo Magis (1960) Restaurierung der Laokoongruppe falsch sei, und schlagen ihrerseits eine, wie sie meinen bessere, und von ihnen selbst entwickelte, (digitale) Rekonstruktion der Gruppe vor. Ich selbst lehne die Berliner Rekonstruktion der Laokoongruppe ab, da sie auf falschen Prämissen beruht, und glaube beweisen zu können, dass die Restaurierung der Gruppe durch Filippo Magi (1960) korrekt ist.

In Teil III. werden die Vorschläge zu den verschiedenen Fundorten und Aufstellungszusammenhängen der Laokoongruppe diskutiert, die von den Autoren der Berliner Laokoonausstellung von 2016-2018 unterbreitet worden sind (vergleiche S. MUTH 2017a). Diese Autoren übernehmen Hypothesen zu beiden Themenkomplexen aus der Forschungsliteratur, ohne selbst nachzuprüfen, auf welchen Prämissen diese Meinungen jeweils basieren, und ohne diese Prämissen dann selbst anschließend zu validieren.

Teil IV. enthält eine Zusammenfassung meiner eigenen Forschungen (2014) zum Fundort und zum Aufstellungszusammenhang der Laokoongruppe. Was diese Hypothesen betrifft, so sind sie im hier vorliegenden Text wesentlich vertieft worden.

Kapitel IV.2.6. stellt die Skulpturen vor, die in der augusteischen domus 55.a-d innerhalb der Horti des Maecenas ausgegraben worden sind, wobei ich ja vorschlage, dass Felice de Fredis die Laokoongruppe ebenfalls in dieser domus entdeckt hatte (siehe unten, Kapitel III.5.).

Kapitel IV.2.7. ist der Beantwortung der Frage gewidmet, warum auf Lancianis Kartenwerk Forma Urbis Romae (FUR, fols, 23; 30) der Verlauf der Servianischen Stadtmauer in diesem Teil der Horti des Maecenas, wo die Laokoongruppe zu Tage kam, falsch dargestellt worden ist.

 

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Die Laokoongruppe im Vatikan - `Ich weiß gar nicht, warum die sich so aufregen´ (Wolfgang Böhme)...


 

Kapitel IV.2.8. Nach weiteren Hypothesen zur Rekonstruktion dieses Teils der Horti des Maecenas werden die Skulpturen, die in der augusteischen domus 55.a-d entdeckt wurden, in ihrer möglichen Beziehung zu Maecenas analysiert, weshalb ich vorschlage, dass Maecenas die Laokoongruppe in Auftrag gegeben hat. Außerdem werden die Hypothesen von T.P. Wiseman (2016) und F. Coarelli (2019) diskutiert, denen zufolge Maecenas ein Theater in seinen Horti hatte.

In Teil III. und Teil IV. versuche ich außerdem, den Forschungsmeinungen zu den Themen `Fundort und möglicher Aufstellungsort der Laokoongruppe´, die von den Autoren der Berliner Laokoonausstellung von 2016-2018 diskutiert worden sind, auf den Grund zu gehen, indem ich die Prämissen und `Argumentationsketten´, auf denen diese Meinungen basieren, analysiere, und anschließend zu bewerten versuche. Des Weiteren betrachte ich alle diese Forschungsmeinungen aus einer `topographischen Perspektive´.

Teil V. ist ein Nachtrag zum möglichen Fundort und gleichzeitig ursprünglichen Auftellungskontext der Laokoongruppe innerhalb der augusteischen domus 55a-d in den Horti des Maecenas und in der Vigna des Felice de Fredis, der sich aus meiner Korrespondenz mit Herrn Manuel Zahn ergeben hat.

Teil VI. enthält Nachträge zur Literatur, die in den Teilen I.-V. des Textes nicht berücksichtigt worden ist.

Im Ergebnis bleibe ich bei meinen in meiner Publikation von 2014 erzielten Schlussfolgerungen. Wie bereits von Emilio Rodríguez Almeida erstmals 1985 vorgetragen, und dann auch von Eugenio La Rocca 1995 vorgetragen und 1998 in gedruckter Form postuliert, war die Laokoongruppe nicht nur in den Horti des Maecenas aufgestellt, sondern, wie La Rocca des Weiteren vorgeschlagen hat, ist sie von dem Ort, für den sie geschaffen worden war, auch niemals wegbewegt worden.

 

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