6.) Der linke Arm und die linke Hand des Hadrian/Konstantinkolosses (hier Fig. 11) sind nicht erhalten.
Vergleiche hierzu die Textpassage von Claudio Parisi Presicce (2006b, 140; s.o., in Band 3-1, 757), die bereits oben, zu Punkt 5.), diskutiert worden ist:
"Dello scettro [des Konstantinkolosses hier Fig. 11] resta l’innesto nel palmo della mano [destra]. È stato proposto che lo scettro terminasse con una croce, come nel medaglione in argento conservato a Monaco [mit Anm. 13], e che la statua coincida con quella descritta da Eusebio [mit Anm. 14], eretta dal Senato ``a Roma nel luogo più pubblico di tutti´´ [mit Anm. 15]. Sappiamo che quest’ultima recava nella mano sinistra il globo, ma del braccio sinistro del colosso marmoreo [des Konstantinkolosses hier Fig. 11] nessun frammento è conservato [Hervorhebung von mir]".
In seiner Anm. 13, schreibt Parisi Presicce: "A. ALFÖLDI, Das Kreuzszepter Konstantins des Grossen, in SchwMüBl, IV, 16, 1954, pp. 81-86". - Wie oben, zu Punkt 5.) erwähnt, hat bereits Helga von Heintze dieser Vorstellung widersprochen (dies. 1966, 252-254, s.o., in Band 3-1, 732).
In seiner Anm. 14, schreibt Parisi Presicce: "Hist. Eccl., 9, 9, 10-11 [Hervorhebung von mir].
In seiner Anm. 15, schreibt er: "Ipotesi avanzata da C. CECCHELLI, La statua di Costantino col «salutare sogno» [corr.: segno] della croce, in Actes du VIe Congrès International d’Études Byzantines (Paris 1948), t. II, Paris 1951, pp. 85-88 e ID., Il trionfo della croce, Roma 1954, pp. 17-44, figg. 31-35; ripresa da H. KÄHLER, op. cit. a nota 10 [d.h., hier H. KÄHLER 1952], p. 28 s.".
Vergleiche meinen Kommentar zu dieser Textpassage (s.o., in Band 3-1, 757):
``Although Parisi Presicce (2006b, 140) writes in the above-quoted passage that, according to Eusebius (Hist. Eccl., 9,9,10-11), the statue of Constantine, described by him, was holding a globe in its left hand (whereas of the left arm of the colossal statue of Constantine here Fig. 11 no remains are left), Parisi Presicce's own reconstruction of the statue of Constantine here Fig. 11 (cf. his Fig 48 [= here Fig. 11.1]) shows Hadrian (now Constantine) holding a globe in his left hand as well [Hervorhebung von mir]´´.
Dem können wir jetzt hinzufügen: Auch Claudio Parisi Presicces plastische Rekonstruktion des Konstantinkolosses (hier Fig. 156) zeigt Konstantin mit einem Globus auf der linken Hand.
Im Folgenden werden wir versuchen, die Frage zu beantworten: Gibt es einen Beleg dafür, dass der Konstantinkoloss (hier Fig. 11) einen Globus auf der linken Hand gehalten hat ?
Als ich den soeben zitierten Kommentar zu Parisi Presicces Feststellungen (2006b, 140; s.o., in Band 3-1, 757) geschrieben hatte, wusste ich noch nicht, was Franz Xaver Schütz und ich erst kürzlich, das heißt, bei den Recherchen zu oben, Punkt 5.), feststellen sollten:
Dass Eusebius (Hist. Eccl. 9,9,10-11) in seiner Beschreibung einer Konstantinstatue, die `auf Roms belebtestem Platz stand´, keineswegs mitteilt, dass Konstantin in diesem Portrait auf der linken Hand einen Globus gehalten habe.
Ich war oben (in Band 3-1, 757) der diesbezüglichen, aber irrtümlichen Behauptung Parisi Presicces (2006, 140) gefolgt, in dem Bewußtsein, dass das die einzige mir bekannte Schriftquelle zu sein schien, aus der hervorging, dass ein thronender römischer Kaiser den Globus, das Anzeichen seiner Herrschaft über das Imperium Romanum (siehe dazu unten), auf der linken Hand gehalten habe.
Parisi Presicces Rekonstruktionen des Konstantinkolosses im Konservatorenpalast (hier Fig. 11), zuerst 2006b seine digitale Rekonstruktion (hier Fig. 11.1), dann 2022 seine plastische Rekonstruktion (hier Fig. 156), folgen offensichtlich beide, bezüglich des linken Armes der Statue und der linken Hand mit dem Globus, Parisi Presicces soeben zitiertem Text (2006b, 140).
Da wir oben, zu Punkt 5.) feststellen konnten, dass sich diese Angabe Parisi Presicces (2006b, 140) als falsch herausgestellt hat, weil Eusebius (Hist. Eccl. 9,9,10-11) nichts dergleichen schreibt, sind nach meinem aktuellen Kenntnisstand beide Rekonstruktionen Parisi Presicces (hier Figs. 11.1; 156), was die Gestaltung von Konstantins linkem Arm und der linken Hand mit dem Globus betrifft, abzulehnen.
Es scheint mir aber angeraten zu sein, dieser Sache noch weiter auf den Grund zu gehen, was im Folgenden geschehen soll.
Im Übrigen, wie gleichfalls bereits oben zu Punkt 5.) gesagt, halte ich es ohnehin grundsätzlich für nicht zulässig, irgendeine Information, die Eusebius (Hist. Eccl. 9,9,10-11) für die von ihm beschriebene Konstantinstatue tatsächlich erwähnt, auf den Hadrian/Konstantinkoloss im Konservatorenpalast zu beziehen, weil der mit Sicherheit nicht das Portrait ist, das Eusebius beschrieben hat.
Wie wir oben, zu Punkt 5.), außerdem gesehen haben, erwähnt Adam Lowe (2022, 413), dass er und seine Kollegen einige Probleme der Ikonographie des zu rekonstruierenden Konstantinkolosses (hier Fig. 11) studiert hätten, z.B. das bezüglich von "staff and sphere", womit er die Attribute Szepter und Globus meint:
"During the reconstruction [ILL. p. 414], different parts of the Colossus became the focus of attention ... the presence or absence of a cross ... remains unresolved and the detail of the staff and sphere are still being informed by a study of coins minted at the time [Hervorhebung von mir]".
Leider macht Adam Lowe keine Angaben, an welche Münzdarstellungen er in diesem Zusammenhang denkt, und was genau er mit dieser Bemerkung meint. Falls Lowe hatte sagen wollen, dass die Einzelheiten `Szepter und Globus´ der Ikonographie des Konstantinkolosses (hier Fig. 11) auf `Münzen dieser Zeit dargestellt sind´, dann entspricht das in Wirklichkeit nicht den Tatsachen. - Zumindest nicht in der Weise, dass die entsprechenden Münzdarstellungen beweisen würden, dass dieser Konstantinkoloss, auf Grund dieser Münzdarstellungen, verlässlich mit einem Globus auf der linken Hand ergänzt werden kann.
Da Parisi Presicce (2022, 390, mit ILL. 2) aber genau das anspricht, was man bei Lowe (2022, 413) nur `zwischen den Zeilen´ lesen kann, zitiere ich im Folgenden diesen Text von Parisi Presicce.
Nachdem Parisi Presicce (2022, 389) die Ikonographien von Vespasians (drittem) und Domitians (viertem) Kultbild des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus, und (auf S. 390), die Ikonographie der Jupiterstatue der Ermitage (hier Fig. 10) besprochen hat (Textpassagen, die wir oben, zu Punkt 4.), diskutiert haben), schreibt Parisi Presicce (2022, 390), unmittelbar daran anschließend über die Jupiterstatue der Ermitage:
"The larger-than-life-size figure of the god [hier Fig. 10] was made in pieces in the acrolithic tradition founded by Phidias. Although large portions of the statue are modern restorations, in addition to the traditional largely naked torso, the sculpture has an unusual feature: the exposed knee and lower left leg. The motif is fairly uncommon, but in images of Jupiter it can be traced as far as the northern provinces of the empire [mit Anm. 5] and is known not only from a silver statuette in the British Museum, [mit Anm. 6] but also from a number of monetary depictions, particularly coins and medallions from the Constantinian period with dedications to Iuppiter Conservator [mit Anm. 7] [ILL. 2]". Diese Textpassage ist eine Wiederholung von Parisi Presicce (2006b, 144, mit Anm. 27, und Fig. 46a-b).
Ich nehme an, das Adam Lowe (2022, 413) mit seinen oben zitierten "coins minted at the time" genau die hier von Parisi Presicce erwähnten "coins and medallions from the Constantinian period" meint, von denen Parisi Presicce in seiner ILL. 2 einen aureus des Licinius aus dem Jahr 321-322 n. Chr. abbildet.
Unmittelbar daran anschließend fährt Parisi Presicce (2022, 390) wie folgt fort:
"The colossal sculpture of the father of the gods housed in the Hermitage [hier Fig. 10; mit Anm. 8] shows significant similarities with the marble Colossus of Constantine [hier Figs. 11; 11.1; 156], also enthroned and an acrolith, with the naked parts carved from white marble and the drapery in a different material, probably gilded bronze. Compared with the Saint Petersburg Jupiter, the position of the arms and attributes - orb and long scepter - is reversed in the Colossus of Constantine [ILL. 3 [= hier Fig. 156]], while the drapery rests on the left shoulder in both statues, albeit arranged differently. However, the most significant feature in both is the bare knee [Hervorhebung von mir]".
In seinen Anm. 5 und 6, zitiert Parisi Presicce entsprechende Literatur.
In seiner Anm. 7, schreibt er: "Maurice 1912, p. 198, pl. VIII, 7; Roman Imperial Coins, VII, p. 607, pl. 20, no. 2".
`Maurice´ ist in Parisi Presicces Bibliographie nicht korrekt zitiert; vergleiche: J. Maurice, Numismatique Constantinienne, 3, La persécution de Maximin Daza - Dénominations des espèces monétaires de bronze - Description historique des émissions monétaires des quatre ateliers d'Orient (Paris: Ernest Leroux 1912).
In seiner Anm. 8, schreibt Parisi Presicce: "Waldhauer 1928, p. 4 ff., ill. 1, pl. I (from Castel Gandolfo); Piotrovskij - Neverov 2003, p. 201, illustration on p. 200".
Die Bildunterschrift von Parisi Presicces ILL. 2 lautet: "Aureus of Licinius II minted in Antioch in 321–322 CE with dedication to Iuppiter Conservator".
Dem Aufsatz von Parisi Presicce (2022) können wir die Argumentationskette entnehmen, die ihn dazu bewogen hat, in Auftrag zu geben, dass Konstantin, in der plastischen Rekonstruktion dieses Kolosses (hier Fig. 156), in seiner linken Hand einen Globus hält. - Wie oben erwähnt, galt das aber auch schon für Parisi Presicces digitale Rekonstruktion des Konstantinkolosses (2006b; vergleiche hier Fig. 11.1).
Wie schon gesagt, basieren diese Hypothesen von Parisi Presicce auf einer Reihe von Irrtümern, die im Folgenden nochmals wiederholt und kommentiert werden sollen:
a) Parisi Presicce (2022, 389) beschreibt das auf Bronzemünzen Vespasians der Jahre 71-79 n. Chr. wiedergegebene (dritte) Kultbild des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus. Dieses sei thronend dargestellt, mit der erhobenen linken Hand das Szepter ergreifend, und auf der rechten, ausgestreckten Hand einen, von einer Victoria bekrönten, Globus haltend. Das Gewand von Vespasians Jupiter Capitolinus falle von seiner linken Schulter, lasse den Torso unbekleidet, und umhülle den Unterkörper. Denselben Statuentypus habe Domitian für sein (viertes) Kultbild des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus gewählt;
b) Parisi Presicce (2022. 390) schreibt, dass die Jupiterstatue in der Ermitage (hier Fig. 10) demselben ikonographischen Schema folge wie Vespasians (drittes) und Domitians (viertes) Kultbild des Jupiter Capitolinus; Parisi Presicce, der diese Statue (hier Fig. 10) `flavisch´ datiert, hält sie für eine Kopie des Jupiterkultbildes des Vespasian oder des Domitian. - Ich persönlich halte die Jupiterstatue in der Ermitage statt dessen für eine Kopie von Domitians (viertem) Kultbild des Jupiter Capitolinus (s.o., zu Punkt 3.));
c) Parisi Presicce (2022, 390) bezeichnet die Jupiterstatue der Ermitage (hier Fig. 10) als Akrolith. Die Besonderheit dieser Statue bestehe in dem entblößten linken Knie und Unterschenkel des Gottes. Hierbei handele es sich um ein ungewöhnliches Motiv, das auch bei anderen plastischen Jupiterdarstellungen begegne, und besonders auf Münzen Konstantinischer Zeit mit Darstellungen des Jupiter Conservator. Hierzu bildet er einen 321-322 n. Chr. geprägten aureus des Licinius ab [seine ILL. 2], mit Darstellung des thronenden Jupiter Conservator. Interessanterweise ist nun dieser Jupiter Conservator des Licinius in genau derselben Ikonographie dargestellt, die Parisi Presicce (2022, 389) für das (dritte) und (vierte) Kultbild des Jupiter Capitolinus beschreibt (s.o., zu Punkt a)). Das heißt, der Jupiter Conservator des Licinus ergreift auf dieser Münze mit der hoch erhobenen linken Hand sein Szepter, und auf der ausgestreckten, rechten Hand hält er einen, von einer Victoriastatuette bekrönten Globus - hinzu kommt, dass, wie Parisi Presicce selbst hervorhebt, das linke Knie und der linke Unterschenkel dieses Jupiter Conservator entblößt sind;
d) Parisi Presicce (2022., 390) schreibt, dass die Jupiterstatue in der Ermitage (hier Fig. 10) große Ähnlichkeiten mit dem Konstantinkoloss (hier Figs. 11; 11.1; 156) aufweise. Auch der Konstantinkoloss sei ein Akrolith, mit den unbekleideten Körperteilen aus weißem Marmor skulptiert, und der Gewandung aus anderem Material gearbeitet, wahrscheinlich vergoldeter Bronze. Wörtlich schreibt Parisi Presicce: `Verglichen mit dem St. Petersburger Jupiter [hier Fig. 10] sind die Positionen der Arme und Attribute - Globus und langes Szepter - [im Fall des Konstantinkolosses] seitenverkehrt [ILL. 3 [= hier Fig. 156]], während bei beiden Statuen das Gewand auf der linken Schulter liegt, obwohl es verschieden gerafft ist. Das wichtigste Merkmal bei beiden Statuen ist das entblößte Knie [Hervorhebung von mir]´.
Was von diesen Besonderheiten der von Parisi Presicce (2022, 389-390) beschriebenen Ikonographien der drei von ihm diskutierten Jupiterstatuen, die in Punkt a) bis d) aufgelistet sind, ist nun falsch?
Zu a). Im Unterschied zu Parisi Presicces (2022, 389) Behauptung, zeigen die Bronzemünzen Vespasians der Jahre 71-79 n. Chr., dass Vespasians (drittes) Kultbild des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus keineswegs auf der ausgestreckten Hand einen, von einer stehenden Victoriastatuette bekrönten Globus hielt, sondern, dass Jupiter mit seiner rechten, auf seinem rechten Oberschenkel ruhenden, Hand ein Blitzbündel ergriff (s.o., zu Punkt 2.), zu Punkt 4.) und hier Figs. 157a; 157b; 157f).
Ebensowenig hielt Domitians (viertes) Kultbild des Jupiter Capitolinus, wie Parisi Presicce (2022, 389) behauptet, einen, von einer stehenden Victoriastatuette bekrönten Globus auf der rechten Hand. Auch Domitians Jupiterkultbild ergriff statt dessen mit der rechten, auf dem rechten Oberschenkel liegenden Hand ein Blitzbündel (s.o., zu Punkt 2.); zu Punkt 3.), mit hier Figs. 13; 16; 17; 19; 20; 20.1; zu Punkt 4.) mit hier Fig. 83; sowie unten, zu Punkt 7.).
Zu b). Die Statue der Ermitage (hier Fig. 10) zeigt den Gott Jupiter zwar in ihrem aktuellen Zustand in der von Parisi Presicce (2022, 390) beschriebenen Ikonographie. Doch im Originalzustand hielt auch diese Jupiterstatue mit der rechten, auf dem rechten Oberschenkel abgelegten Hand, ein Blitzbündel. Vergleiche hierzu oben, zu Punkt 3.)), woraus ich den hier folgenden Kommentar zitiere: ``Dagegen hat Parisi Presicce (2006b, 144-145; s.o., in Band 3-1, 709; so auch ders. 2022, 390; s.u., zu Punkt 6.)) nicht realisiert, dass im Fall der Jupiterstatue der Ermitage (hier Fig. 10) der gesamte rechte Arm eine moderne Ergänzung ist, und dass die Ergänzungen der rechten Hand mit dem Globus und der darauf stehenden Victoriastatuette bewusst in Anlehnung an die Zeusstatue in Olympia (hier Fig. 14) vorgenommen wurden´´.
Zu c). Für Parisi Presicce (2022, 390) ist von großer Bedeutung, dass sich die Jupiterstatue in der Ermitage (hier Fig. 10) durch das entblößte Knie des Gottes auszeichnet. Die Tatsache, dass Parisi Presicce (2022, 390, als seine ILL. 2) eine Münze des Licinius mit dem Jupiter Conservator abbildet, gleichfalls mit einem entblößten Knie und Unterschenkel, sollte uns jedoch vor vorschnellen Schlüssen bewahren, wie dem von Parisi Presicce selbst präsentierten Vorschlag (2022, 390; s.u., `Zu d)´): Denn mit einem entblößen Knie und Unterschenkel wurde offensichtlich nicht nur Jupiter Capitolinus dargestellt.
Zu d). Mit seinem Vergleich der Jupiterstatue der Ermitage (hier Fig. 10) mit dem Konstantinkoloss, ergänzt durch die Abbildung seiner Rekonstruktion des Kolosses [seine ILL. 3 [= hier Fig. 156]], vermittelt Parisi Presicce (2022, 390) den (irreführenden) Eindruck, dass für den Konstantinkoloss die Attribute Szepter und ein mit der linken Hand gehaltener Globus bereits gesichert seien.
Warum er dieser (irrtümlichen) Ansicht ist, werden wir expressis verbis erst später von Parisi Presicce (2022, 395, 396) erfahren: Weil er glaubt, dass der Konstantinkoloss (hier Figs. 11; 11.1; 156) aus Domitians (viertem) Kultbild des Jupiter Capitolinus umgearbeitet wurde; auf S. 395 wiederholt dann Parisi Presicce ein zweites Mal (auch dieses Mal ohne Begründung), dass zur Ikonographie des Konstantinkolosses `Szepter und Globus´ gehören (siehe dazu unten, zu Punkt 7.). Aber offensichtlich schon an dieser Stelle, auf S. 390, geht Parisi Presicce von dieser Annahme aus. Parisi Presicces diesbezügliche Hypothese basiert offenbar auf seiner Überzeugung, dass die Jupiterstatue der Ermitage (hier Fig. 10) eine Kopie des (dritten) oder (vierten) Kultbildes des Jupiter Capitolinus sei (s.o., zu Punkt b)); was darin begründet ist, dass er (irrtümlich) annimmt, dass diese Jupiterstatue bereits in ihrem originalen Zustand einen, von einer Victoriastatuette bekrönten Globus auf der rechten Hand gehalten habe; gleichzeitig geht Parisi Presicce (ebenfalls irrtümlich) davon aus, dass auch Vespasians (drittes) und Domitians (viertes) Kultbild des Jupiter Capitolinus auf der rechten Hand einen, von einer Victoriastatuette bekrönten, Globus hielt (s.o., zu Punkt a)).
Nur, wenn man Parisi Presicce alle diese Prämissen unterstellt, die ich hier soeben aufgezählt habe, wird verständlich, warum er (2022, 390) an dieser Stelle (gleichfalls irrtümlich) behauptet, dass der Konstantinkoloss (hier Fig. 156) derselben Ikonographie (Szepter, Globus und entblößtes Knie) folge wie die Jupiterstatue der Ermitage (hier Fig. 10) - lediglich seitenverkehrt.
Nach der Erörterung der von Claudio Parisi Presicce (2022, 389-390) zu diesem Themenkomplex publizierten Textpassagen, können wir nun die am Anfang in diesem Punkt 6.) gestellte Frage beantworten. Diese lautete, ob es einen Beleg dafür gibt, dass der Konstantinkoloss (hier Fig. 11) auf seiner linken Hand einen Globus gehalten habe. Die Antwort ist ein klares `nein´.
Vergleiche für die oben erwähnte Bedeutung des Globus als Hinweis auf die Herrschaft über das Imperium Romanum:
s.u., in A Study on the consequences of Domitian's assassination ...; in Kapitel VI.2.3. My own interpretation of Hadrian's portrait-type Delta Omikron (Λο) (cf. here Figs. 137; 3); in: How adoptions could be visualized on coins: Nerva/Trajan, Trajan/Hadrian, Hadrian/Aelius Caesar, Hadrian/Antoninus Pius, Antoninus Pius/Marcus Aurelius.
Darin wird die Münze (hier Fig. 140) diskutiert, auf der Nerva den `Globus der Weltherrschaft´ dem Trajan überreicht, sowie die Münze (hier Fig. 142), auf der Trajan diesen Globus dem Hadrian überreicht.
In dieser Ikonographie wurden also jeweils zwei Alleinherrscher dargestellt: Der aktuelle Kaiser und sein Nachfolger. Da Konstantin, zum Zeitpunkt, als der Koloss (hier Fig. 11) vermutlich entstanden ist (kurz nach 312 n. Chr.; s.o., in Band 3-1, 758), noch nicht Alleinherrscher war (das sollte er erst ab 324 n. Chr. sein; s.o., in Band 3-1, 746, 862), müssen wir uns fragen, ob es vorstellbar ist, dass Konstantin bereits kurz nach 312 n. Chr. mit einem `Globus der Weltherrschaft´ in der Hand dargestellt worden sein könnte; vergleiche dazu auch unten, zu Punkt 7.).
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