Konstantin, Hadrian, Koloss, Rom, Kapitel 9



Konstantin, Hadrian, Koloss, ROMA, Rom, Rome, Karte, Photos

Post Scriptum: Zum Abschluss möchte ich noch einige eigene Hypothesen zu dem Koloss des Hadrian/Konstantin formulieren


Nehmen wir einmal an, dass die Kolossalstatue Konstantins (hier Figs. 11; 11.1; 156)

tatsächlich aus dem Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum umgewandelt worden ist


Es gibt keinerlei Informationen über das Hadrianeum, die einer derartigen Hypothese widersprechen könnten: z.B. einen Bericht, der den Fund von Resten dieses Kultbildes im Hadrianeum mitteilen würde, oder antike Inschriften, die sich auf das Kultbild des Divus Hadrianus beziehen, und die diese Hypothese ausschließen würden. Auch, was die Höhe des Kolosses betrifft (maximal 10 m; vgl. die Bildunterschrift von hier Fig. 156), könnte diese Statue problemlos in der cella des Hadrianeums aufgestellt gewesen sein; vgl. A. Vella (2015, 217) für eine Schnittzeichnung der cella des Hadrianeums mit Angabe von Höhenmaßen ("s.l.m."). Wir sollten uns auch fragen, ob, um 312 n. Chr., das Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum überhaupt `zur Verfügung stand´, um in ein Bildnis Konstantins umgearbeitet werden zu können (s.o., in Band 3-1, S. 498-499). Da habe ich folgender Hoffnung Ausdruck verliehen: Dass, falls es sich bei diesem Konstantinkoloss tatsächlich ursprünglich um das Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum gehandelt haben sollte, vielleicht in Zukunft erklärt werden kann, wie das möglich war, da das Hadrianeum ja noch in den Konstantinischen Regionenkatalogen erwähnt wird. Ich hatte aber im selben Band Klaus Fittschen mit einer Feststellung zitiert, die ich erst jetzt als die mir noch fehlende Erklärung erkannt habe, warum (theoretisch) das Kultbild des Divus Hadrianus aus dem noch existierenden Hadrianeum entfernt worden sein könnte: "Davon kann beim Constantin im Kapitol aber nicht die Rede sein. Sein Bildnis ist eben nicht aus einer damnatio memoriae, sondern aus einer Usurpation hervorgegangen [!; Hervorhebung von mir]"; vgl. Fittschen (2012b, 77, Anm. 81; s.o., in Band 3-1, 769; mit Diskussion).

Vergleiche zum Hadrianeum auch die neueste Publikation, eine Monographie von Claudio Parisi Presicce und Massimo Baldi (2024). Ich danke Claudio Parisi Presicce, der Franz Xaver Schütz und mir dieses Buch geschenkt hat; siehe außerdem unten, in diesem Band: A Study on the consequences of Domitian's assassination : Nerva is forced to adopt Trajan and Trajan creates Domitian's negative image to consolidate his own reign ... Or: The wider topographical context of the Arch of Hadrian alongside the Via Flaminia which led to the (later) Hadrianeum and to Hadrian's Temples of Diva Matidia (and of Diva Sabina ?) ...

Leider besitzen wir ebensowenig für dieses Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum Darstellungen auf Münzen; s.o., in Band 3-1, S. 1253-1259, in: Der zweite Beitrag von Angelo Geißen: Zum `Hadrianeum´ auf Münzen des Antoninus Pius; vgl. S. 1259, seine Abb. 4: Münzdarstellungen vom Tempel der Diva Faustina maior, den ebenfalls Antoninus Pius erbaut hat, mit sehr kleinen Darstellungen des Kultbildes in der cella des Tempels .

Wünschenswert wäre z.B. so eine detaillierte Darstellung wie auf dem in Rom geprägten Sesterz Hadrians (Fig. 129), auf dem erkennbar ist, dass dieses Münzbild einen bekannten Statuentyp des Kaisers wiedergibt, von dem inzwischen nahezu 30 Repliken bekannt sind. Das berühmteste dieser Portraits, die Panzerstatue aus Hierapydna auf Kreta (hier Fig. 29), befindet sich in Istanbul. Ich selbst schlage vor, dass die auf dieser Hadrianmünze (hier Fig. 129) sichtbare originale Statue zu einer stadtrömischen Ehrenstatue für Hadrian gehört hat, von der ein Fragment der Inschrift (CIL VI 974 = 40524; hier Fig. 29.1) erhalten geblieben ist. Aus ihrem Fundort und Inhalt lässt sich ablesen, dass der Senat und das Römische Volk diese Ehrenstatue für Hadrian im Tempel des Divus Vespasianus auf dem Forum Romanum, oder unmittelbar davor, aufgestellt hatten, weil Hadrian erfolgreich den Bar Kochba-Aufstand niedergeschlagen hatte (s.o., zu Punkt 4.)).

Wenn der Konstantinkoloss (hier Fig. 156) ursprünglich tatsächlich das Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum gewesen sein sollte, dann war vom Auftraggeber des Tempels, Antoninus Pius, beschlossen worden, dass als Vorbild für dieses Kultbild jener Jupitertyp dienen sollte, der seitenverkehrt ist zu dem Jupitertyp, nach dem Domitians (viertes) Kultbild des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus kopiert worden ist. Aber warum ? Persönlich kann ich mir die Wahl dieses sehr viel seltener kopierten Jupitertyps (s.o., in Band 3-1, 707) als Vorbild für die Kultstatue des Divus Hadrianus nur damit erklären, dass bereits die Wahl dieses Statuentyps die intendierte Aussage über den Divus Hadrianus unterstützt hat.


Wie Claudio Parisi Presicce sehr gut herausgearbeitet hat, hielt der thronend dargestellte Koloss des Hadrian/Konstantin bereits in seiner ersten antiken Lebensphase mit der rechten, hoch erhobenen Hand ein Szepter; vergleiche ders. (2006b, 151 mit Anm. 44 [s.o., in Band 3-1, 753]; ders. 2022, 394-395; und S. 407, mit ILL. 1, in: "46 Right hand and foot of the Colossus of Constantine 312 CE"; s.o. zu Punkt 5.)).

Des Weiteren stellt Parisi Presicce fest (2006b, 140; s.o. zu Punkt 6.)), dass vom linken Arm und der linken Hand dieses Kolosses keine Fragmente erhalten geblieben sind. Es war aber mit Sicherheit das mit der linken Hand des ursprünglichen Hadriankolosses gehaltene Attribut, das uns eine entscheidende Information über dieses Kultbild vermitteln sollte.


Als nächstes müssen wir uns also fragen, welche Aussage über Hadrian Antoninus Pius mit der Ikonographie des Kultbildes des Divus Hadrianus im Hadrianeum zum Ausdruck bringen wollte.


Da der Bauherr des Hadrianeums Kaiser Antoninus Pius war, der Adoptivsohn und Nachfolger Hadrians, schlage ich hier versuchsweise vor, die von ihm für das Kultbild des Divus Hadrianus gewählte Ikonographie habe zum Ausdruck gebracht, dass Hadrian die Dynastie der Antonine gegründet hatte.

Ich gebe gerne zu, dass ich auf meine entsprechende Idee wegen der oben, zu Punkt 6.), bereits erwähnten Münzen (hier Figs. 140; 142) gekommen bin.

Diese Münzen zeigen, wie `Kaiser Nerva Trajan den Globus der Weltherrschaft überreicht´ (hier Fig. 140), sowie, wie `Kaiser Trajan Hadrian den Globus der Weltherrschaft überreicht´ (hier Fig. 142).

Diese Ikonographie diente also der Darstellung der tatsächlichen Adoption von Trajan durch Nerva (s.o., zu Punkt 4.)), und der (vorgeblichen ?) Adoption Hadrians durch Trajan, sowie der Darstellung der Folgen: Den Übergängen der Herrschaft der Kaiser Nerva und Trajan auf ihre Nachfolger. Diese Vorgänge waren komplex und sehr verschieden, aber Trajan (hier Fig. 140) und Hadrian (hier Fig. 142) haben sich beide dafür entschieden, mit dieser sehr gut verständlichen Ikonographie, auf diese für sie beide existenziellen Fakten hinzuweisen: Denn die, auf diesen Münzen gezeigte "consegna del globo al successore" (so M. TORELLI 1999; vgl. die Bildunterschrift von hier Fig. 140: der Übergabe des Globus, das heißt, der `Weltherrschaft´, an den Nachfolger) bedeutete die Legitimation der Herrschaft, sowohl für Trajan, als auch für Hadrian.

Vergleiche zu der Münze (hier Fig. 140) oben, in Band 3-1, S. 138; sowie S. 1284-1287: zu Der vierte Beitrag von Peter Herz: Wann wurde Trajan von Nerva adoptiert?; S. 1274-1283: zu Der dritte Beitrag von Peter Herz: Der Übergang von Trajan auf Hadrian und das erste Regierungsjahr Hadrians; sowie unten, in diesem Band, zu: A Study on the consequences of Domitian's assassination: Nerva is forced to adopt Trajan and Trajan creates Domitian's negative image to consolidate his own reign ... ; Kapitel VI.1. My 2. Conclusion: In this context it is interesting to analyse the process by which Hadrian finally became emperor; zu: The circumstances that had brought Trajan to Mogontiacum and Domitian's negative image, created by Tacitus and Pliny at the order of Trajan to legitimize his own accession; Kapitel VI.2.2. Additional information that is of importance for the discussion of Hadrian's portrait-type Delta Omikron (Δο) (cf. here Fig. 3); zu: Hadrian's adoption by Trajan, as propagated by Hadrian; sowie Kapitel VI.2.3. My own interpretation of Hadrian's portrait-type Delta Omikron (Λο) (cf. here Figs. 137; 3); zu: How adoptions could be visualized on coins: Nerva/Trajan, Trajan/Hadrian, Hadrian/Aelius Caesar, Hadrian/Antoninus Pius, Antoninus Pius/Marcus Aurelius [Hervorhebung von mir].

Hadrian hatte den späteren Antoninus Pius am 28. Februar 138 n. Chr. adoptiert, nachdem dieser zuvor seinerseits, am selben Tag und auf Wunsch Hadrians, die späteren `Marcus Aurelius´ und `Lucius Verus´ adoptiert hatte. Auch Antoninus Pius hätte also, sobald er selbst Kaiser geworden war, eine Münze prägen lassen können, auf der `Hadrian ihm den Globus der Weltherrschaft überreicht´. Das hat Antoninus Pius, wie wir alle wissen, aber nicht getan.

Für Hadrians Wahl seiner Nachfolger Antoninus Pius, Marc Aurel und Lucius Verus; s.u., in: A Study on the consequences of Domitian's assassination ...; Kapitel III. Was Hadrian himself present at the suppression of the Bar Kokhba Revolt?; zu: Ad II.; d); vgl. außerdem oben, in Band 3-1, S. 1079-1081, in: Die wichtigsten Ergebnisse dieses Buches über Domitian, mit Zusammenfassungen der Kapitel unten, in diesem Band, zu: A Study on the consequences of Domitian's assassination ...; Kapitel VI.2.2.; zu: Die Tetradrachme, die Hadrian im Jahre 137/138 in Alexandria herausgegeben hat, um an seine Adoption des Antoninus Pius zu erinnern (vergleiche hier Fig. 138); sowie Kapitel VI.2.3.; zu: Warum erscheint Hadrians Portrait-Typ Delta Omikron (Δο) auf seinen aurei des Jahres 138 n. Chr., auf deren Rückseiten seine DIVIS PARENTIBVS dargestellt sind (hier Fig. 139)? Die Antwort zeigt ein Vergleich dieser aurei mit Hadrians Tetradrachme (vergleiche hier Fig. 138), die er 137/ 138 n. Chr. in Alexandria herausgegeben hat, um an seine Adoption des zukünftigen Antoninus Pius am 25. Februar 138 n. Chr. zu erinnern.

Wie die Münzen (hier Figs. 140; 142) zeigen, hatten offenbar nur jene Kaiser, die adoptiert worden waren, wie z.B. Trajan und Hadrian, diese symbolische `Consegna del globo´ ihrer Vorgänger an sie auf ihren Münzen darstellen lassen (wie der Bildunterschrift von hier Fig. 140 entnommen werden kann, war diese Ikonographie bis in die Spätantike erfolgreich, wobei aber Trajan der erste Kaiser gewesen ist, der sich so hat darstellen lassen. Dagegen ist umstritten, ob Hadrian tatsächlich von Trajan adoptiert worden ist).

Und weil überdies die Ikonographie der `Consegna del globo´ den Vorgang darstellt, wie der regierende Kaiser den von ihm in der Hand gehaltenen Globus seinem Nachfolger überreicht, frage ich mich deshalb, ob Antoninus Pius seine Künstler angewiesen haben könnte, dem Kultbild seines Adoptivvaters und Vorgängers Divus Hadrianus einen derartigen Globus in dessen linke Hand zu geben.

Falls das den Tatsachen entsprochen haben sollte, dann hätte dieser, vom Kultbild des Divus Hadrianus in der linken Hand gehaltene, Globus, zum Ausdruck gebracht, dass Hadrian, zu Lebzeiten (dank der drei, am 28. Februar 138 n. Chr. erfolgten, Adoptionen), diesen `Globus der Weltherrschaft seinen Nachfolgern Antoninus Pius, Marcus Aurelius und Lucius Verus überreicht hatte´. Mit diesem Globus, und der damit angedeuteten `Consegna del globo´ wäre im Übrigen darauf hingewiesen worden, dass Hadrian die Herrschaft von Antoninus Pius, Marcus Aurelius und Lucius Verus legitimiert, und auf diese Weise die Antoninische Dynastie gegründet hatte.


Weitere Überlegungen zum Entstehungsdatum des Hadrianeums und zu Aktivitäten des Antoninus Pius (und des Marc Aurel !) im fraglichen Zeitraum, scheinen die hier vorgetragene Hypothese zu unterstützen, dass Antoninus Pius, mit der Ikonographie des Kultbildes des Divus Hadrianus im Hadrianeum, darauf hingewiesen haben könnte, dass Hadrian die Antoninische Dynastie gegründet hatte:


a) Wir können nicht mehr davon ausgehen - was früher für wahr gehalten worden ist - dass Antoninus Pius das Hadrianeum bereits im Jahre 145 n. Chr. geweiht hat, weshalb (theoretisch) auch ein späteres Datum für diese Weihung in Frage kommt;

b) Antoninus Pius hat (mit Marc Aurel !), und äußerst loyal gegenüber Hadrian, zielstrebig daran gearbeitet, Hadrians Gründung der Antoninischen Dynastie `in die Tat umzusetzen´. Diesbezüglich hat Antoninus Pius (mit Marc Aurel !) in den Jahren 144/145 und 147 n. Chr. große Ziele erreicht und in Münzeditionen dokumentiert. Weshalb Antoninus Pius zu diesem Zeitpunkt den Plan entwickelt haben könnte, Hadrian in gebührender Form für die Gründung der inzwischen sehr erfolgreichen Antoninischen Dynastie zu danken;

c) Neuerdings wird von einigen Gelehrten diskutiert, dass Antoninus Pius erst im Jahre 150/151 n. Chr. das Hadrianeum geweiht haben soll.


Zu den Punkten a) und c) hat sich Angelo Geissen geäußert; s.o., in Band 3-1, S. 1255-1256, in: The second Contribution by Angelo Geißen: Zum `Hadrianeum´ auf Münzen des Antoninus Pius:


"Zum Datum der Inauguration des Tempels finden sich keine Angaben in der Vita des Antoninus Pius (HA Pius 8,2). Auch das bisher in der Diskussion angeführte Zeugnis der Vita des Lucius Verus (HA Ver. 3,1ff., Annahme der toga virilis) für das Jahr 145 entfällt, da sprachliche und historische Probleme dem entgegenstehen. Die jüngere Forschung ist an diesem Punkt zurückhaltender. So schreibt Michels z.B. ``dass Annahme der toga virilis und Einweihung des Tempels zwei voneinander getrennte Ereignisse waren, die hier als Ergebnis einer unachtsamen [Seite 1256] Verkürzung zusammengefügt wurden. Diese berechtigten Einwände haben sich überraschenderweise in der Forschung nicht durchgesetzt´´. Mit Strack sei anzunehmen, dass die Münze mit PIETAS aus dem Jahre 151 ``der Fertigstellung des vielleicht Hadrian und Sabina geweihten Tempels gedachte´´. Es ``wäre das Hadrianeum in aller Stille und vermutlich nach langer Bauzeit eingeweiht worden, nachdem sich die Wut auf Hadrian gelegt hätte´´ (Michels 57f.; vgl. Börner 127f.; zum Streit um Hadrians Divinisierung: Michels 48-54)).

Einen stichhaltigen Beweis dafür, dass es sich bei dem auf den Sesterzen [des Jahres 150/151] abgebildetem Tempel mit oktastyler Front um das in der HA Pius 8,2 genannte Hadrianeum handelt, gibt es jedoch trotz aller feinsinnigen Überlegungen nicht: es fehlt in der Legende der Rückseite eine entsprechende Formulierung wie z.B. TEMPLVM DIVI HADR AVG".

Vergleiche für die von Angelo Geißen in diesem Text zitierte Literatur oben, in Band 3-1, S. 1256.


Zu Punkt b) zitiere ich meinen eigenen Text aus oben, Band 3-1, S. 1124, die Bildunterschrift von:


<<Fig. 144. Coins issued by the Emperor Antoninus Pius in AD 144/ 145 AD to commemorate the marriage of his daughter Faustina minor with (the future) Marcus Aurelius.

See the discussion of those coins by Angelo Geissen (2010, 213, with n. 10, quoted verbatim in C. HÄUBER 2014a, 728-729 with n. 6): "This marriage: ``[diente] doch vorzüglich dazu, die römische Herrscherideologie zu propagieren, die den Fortbestand der Dynastie und damit die Fürsorge und den Schutz der Bevölkerung auf ihre Fahnen geschrieben hatte´´". In the following, I anticipate a text passage from volume 3-2, A Study on the consequences of Domitian's assassination ...; Chapter VI.2.3.; at Section: How adoptions could be visualized on coins: Nerva/Trajan, Trajan/Hadrian, Hadrian/Aelius Caesar, Hadrian/ Antoninus Pius, Antoninus Pius/Marcus Aurelius:

`Antoninus Pius issued on this occasion [in AD 144/145] coins showing on the obverse a portrait of himself, and on the reverse a portrait of (the future) Marcus Aurelius, his adoptive son, whom Antoninus Pius had adopted at Hadrian's wishes. As Angelo Geißen (2010, 214-216 with ns. 15-18, Taf. 64, 8-11), by analysing Antoninus Pius's coin editions, is able to show, Antoninus Pius declared (the future) Marcus Aurelius as "Thronfolger" (Caesar) not already at the moment of Marcus's adoption on 25th February AD 138 (as had been intended by Hadrian), but only, on the reverses of his coins since 141/ 142. Later, Antoninus Pius declared (the future) Marcus Aurelius as his "Koregent" (co-regent, co-emperor), but not already on the occasion of Marcus's marriage with his daughter Faustina minor in AD 145, but only after Faustina minor had given birth to their first child in AD 147 (!)´ [Hervorhebung von mir]>>.


Meine hier vorgetragene Hypothese ist ein erster Vorschlag, für den ich keinerlei antike Zeugnisse beibringen kann: Diese Hypothese lautet, dass Antoninus Pius, mit der Wahl der Ikonographie des Kultbildes des Divus Hadrianus im Hadrianeum, zum Ausdruck gebracht haben könnte, dass Hadrian die Antoninische Dynastie gegründet hatte; wobei ich vorschlage, dass dies mittels eines Globus geschehen sein könnte, den das Kultbild des Divus Hadrianus in der linken Hand hielt.

Des Weiteren schlage ich vor, dass später aus diesem Kultbild des Divus Hadrianus das Konstantinportrait (hier Fig. 11) umgearbeitet worden ist.

Falls all das der Fall gewesen sein sollte, dann könnte theoretisch das Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum ähnlich ausgesehen haben wie Claudio Parisi Presicces (2022) plastische Rekonstruktion dieses Konstantinkolosses (hier Fig. 156), in der Konstantin auf der linken Hand einen Globus hält (!).


Gibt es bezüglich des Hadrian/Konstantinkolosses (hier Figs. 11; 11.1; 156) noch Wünsche für die Zukunft?


Ich denke ja. Erstens eine Fortsetzung der wissenschaftlichen Diskussion zu diesem Thema, die zweifellos dank dieser neuen, plastischen Rekonstruktion (hier Fig. 156) eine neue Dimension erfahren wird.

Und weil ich persönlich finde, dass das Team der Firma Factum mit dieser Rekonstruktion (hier Fig. 156) eine ganz hervorragende Leistung vollbracht hat, möchte ich meine Addenda et Corrigenda zu diesem Thema mit einer weiteren Bemerkung von Adam Lowe (2022, 413) zu dieser Rekonstruktion schließen:

"A team with very different skills and areas of expertise worked together to reconstruct this statue, but looking in the studio at Constantine’s rematerialized head, there is the sense that we have only just begun. Could we identify the chisel marks and re-imagine the figure of Jupiter from which Constantine was carved? Or remake that figure in any meaningful sense? [Hervorhebung von mir]".

Falls, wie hier behauptet wird, der Konstantinkoloss nicht aus Domitians (viertem) Kultbild des Iuppiter Optimus Maximus Capitolinus umgearbeitet wurde, wie Claudio Parisi Presicce vorschlägt (2022, 395, 396; s.o., in diesem Punkt 7.)) - worauf Adam Lowe (2022, 413) hier anspielt - sondern aus einem Portrait Hadrians, wie bereits Cécile Evers (1991; s.o., zu Punkt 1.)) gesehen hat, würde ich mir Folgendes wünschen:

Dass das Team der Firma Factum nicht die (mutmaßliche) originale "figure of Jupiter" rekonstruiert, wie Adam Lowe (2022, 413) selbst vorschlägt, sondern statt dessen den Hadriankoloss, der dem Konstantinkoloss (hier Fig. 11) tatsächlich zu Grunde lag. Wobei dieses Hadrianportrait vielleicht wirklich ursprünglich als Kultbild des Divus Hadrianus im Hadrianeum geschaffen worden war.

Ich habe oben, zu Punkt 1.), die Vorschläge von Klaus Fittschen (2012b), Hans Rupprecht Goette (s.o., in Band 3-1, 1266-1267) und von mir selbst erwähnt, warum, und vor allem wie das originale Hadrianportrait dieses Kolosses (hier Figs. 11; 11.1; 156) in das Bildnis Konstantins umgearbeitet worden sein kann. Diese Vorschläge basieren allesamt auf den diesbezüglichen Erkenntnissen von Cécile Evers (1991).

Bei der hier angeregten neuen Operation ist gleichsam der `umgekehrte´ Prozess gefragt: Wie lässt sich aus dem aktuell vorhandenen Konstantinkopf (hier Fig. 11) der originale Kopf Hadrians `zurückgewinnen´?

Der Wunsch, eine plastische Rekonstruktion des, dem Konstantinkoloss zu Grunde liegenden, Hadrianbildnisses anzufertigen, ist nun tatsächlich meine Idee, aber zeichnerisch hat das bereits Klaus Fittschen vorgemacht; vergleiche ders. (2012b, 75-77, mit Taf. 24,8.9; wörtlich zitiert oben, in Band 3-1, S. 766-767).

Das hier angedachte Projekt ist deshalb möglich, weil Cécile Evers (1991, 794-799, Figs. 6, 8) erkannt hat, dass das Konstantinbildnis aus einem Hadrianportrait seines `Rollockentypus´ umgearbeitet worden ist, wobei an beiden Schläfen des Konstantinkopfes, aber besonders auf der rechten Kopfseite, noch Reste von Hadrians originalen `Rollocken´ erhalten geblieben sind. Vergleiche für diesen Nachweis Cécile Evers' (1991, Figs. 5-8) Photodokumentation, in der sie den Konstantinkopf (hier Fig. 11) mit der Replik des Hadrianportraits vom Typ `Rollockenfrisur´ im Palazzo Braschi vergleicht.

Weil ein Photo des Hadrianportraits vom `Rollockentypus´ in Sevilla im Internet verfügbar ist - im Unterschied zu der von Cécile Evers (op.cit.) gewählten Replik dieses Typs - haben Franz Xaver Schütz und ich für unseren eigenen Vergleich mit den `Rollocken´ Hadrians an der rechten Schläfe des Konstantinkopfes (hier Fig. 11) statt dessen dieses Portrait Hadrians gewählt; vgl. Max Wegner, Hadrian, Plotina, Marciana, Sabina (Berlin 1956, 13): "Sevilla, Museo Arqueologico Provincial, Sala VIIIa", Taf. 11, rechts. Siehe:
<https://fortvna-research.org/photos/Fragmente_Kolossalstatue_Konstantin_ehemals_Hadrian.html>


Bibliograpie zum Thema:

Ich diskutiere oben, in Band 3-1, außerdem die neueste Literatur zum hier präsentierten Thema, die Claudio Parisi Presicce zum grossen Teil übersehen hat: Während Parisi Presicce selbst (2005, 146 mit Anm. 39; ders. 2006b, 149, 150 mit Anm. 42; s.o., in Band 3-1, 746, 753, 727) Cécile Evers' (1991) Beobachtungen an diesem Konstantinportrait (hier Fig. 11), z.B. die Reste von Hadrians "Rollockenfrisur", als nicht "accertabile" (`ermittelbar´) bezeichnet; und der auch in seinem hier diskutierten Aufsatz (ders. 2022, 394 mit Anm. 28) Evers' (1991) Beobachtungen als nicht "verifiable" (`nachweisbar´) bezeichnet; sind andere Forscher Evers (1991) gefolgt: Zuerst Amanda Claridge (1998, 382; dies. 2010, 465, die Evers in diesen Publikationen zwar nicht zitiert, die diesen Aufsatz aber sogleich nach Erscheinen im Jahre 1991 mit mir in Rom besprochen hatte; s.o., in Band 3-1, 33, 759), sowie Brigitte Ruck (2007, 242-243), Klaus Fittschen (2010b, 1103; ders. 2012b, 75 mit Anm. 68; s.o., in Band 3-1, 736, 763-769), sowie Hans Rupprecht Goette (s.o., in Band 3-1, 1266-1267).





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